Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | Vom Zerbrechen, der Wiedergeburt und der Resignation (Mexikaner) |
Drogen: | Psilocybinhaltige Pilze |
Autor: | foobar0815 |
Datum: | 09.06.2008 01:36 |
Set: | Meine Wohnung, alleine, tagsüber |
Setting: | Ausgeschlafen, gut gelaunt |
Nützlichkeit: | 8,63 von 10 möglichen (35 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
//edit: hm, leider hat’s die Formatierung etwas zerhauen, sorry :(
//edit2: Endlich mal die ganzen Rechtschreibfehler korrigiert :)
Hallo liebe Mitträumer,
nachdem ich es immernoch nicht geschafft habe meine anderen Triperfahrungen niederzuschreiben, mach’ ich mich jetzt frisch an’s Werk und versuche euch von meiner ersten Erfahrung mit Mexikanern zu berichten - nicht zuletzt, da diese noch recht frisch ist (gestern).
Bisher hatte ich immer Philosopher’s Stones, die mir viel Spaß und Erfahrung gebracht haben. Diesesmal wollte ich etwas neues ausprobieren und habe mir vor ca. 2 1/2 Wochen getrocknete Mexikaner bei sha. bestellt. Freunde und andere Tripberichte warnten mich schon vor, dass die Mexikaner um einiges heftiger wirken als die Philosophen. Aber wie es nunmal so häufig vorkommt: Man geht zu naiv und leichtfertig mit solchen Warnungen um. Ihr werdet schon noch lesen, was ich meine.
Vorgeplänkel
Nachdem die Pilze zwei Wochen in meinem Kühlschrank verharren mussten, wollte ich dieses Wochenende endlich meinen Trip in Angriff nehmen. Am Freitag kam ich relativ spät (21:00) von der Arbeit und versuchte mich auf dem Rückweg schon gedanklich auf meinen Trip vorzubereiten, der eigentlich am Abend stattfinden sollte. Zuhause angekommen habe ich dann ausgiebig und schön warm geduscht, gemütliche Sachen angezogen und bin zum Rewe gelaufen, um Schokolade, Trinken und Kippen zu kaufen. Wieder zuhause habe ich Musik angemacht von der ich weiß, dass sie mich fröhlich stimmt (Fünf Sterne, Beginner, etc.), alles aufgeräumt und letztendlich festgestellt, dass ich viel zu k.o. bin, um mich jetzt noch auf eine Reise zu begeben. Halb so wild, dachte ich mir, denn die Vorbereitungen würden auch am nächsten Tag noch vorhanden sein. Also um 1:00 inne Koje und schön lange ausgepennt. Die Nacht war geruhsam und der Tag begann trotz grauem Wetter gut gelaunt so gegen 14:00. Also wieder warm geduscht und die gemütlichsten Sachen angezogen.
Der Anfang
Dies war der erste Trip, den ich komplett alleine in Angriff genommen habe. Die vorherigen Male habe ich entweder mit einem Freund zusammen getrippt oder zumindest zum Raufkommen (die ersten zwei/drei Stunden in etwa) einen nüchternen Freund dabei gehabt. Nichtsdestotrotz war ich mir sicher, dass ich mich auch im schlimmsten Falle der Panik entziehen und das Übel alleine überstehen könnte - das zumindest war auch der Fall. Netterweise hab ich meinen Tripkollegen über ICQ zugespamt, von daher werf ich hier ab und an Chatzitate ein, die mir auch geholfen haben den Trip in eine chronologische Reihenfolge zu bekommen, denn alles in allem war es sehr wirr. Gegen 15:00 hab ich die Pilze kleingehackt und gewogen. Die Billigwaage aus China ist allerdings zu nichts zu gebrauchen, von daher konnte ich die Menge nur schätzen. Also erstmal ca. 0,7g gegessen. Einfach rein in den Mund und lange gekaut. Geschmacklich wäre mir Zuckerwatte zwar lieber gewesen, aber es war schon ok. Also in’s Zimmer, Fenster zu, leicht gedimmtes Licht an und Psytrance angemacht (1200 micrograms).
15:08 hey
15:09 hab mir gerad die pilze gegeben. erst vor 5 minuten. kannst ja rumkommen, wenn du bock hast
15:51 kollege: nee kien tied
15:51 kollege: sorry
15:59 kein ding :D
15:59 hab eh spaß :)
Die erste Wirkung
Mittlerweile war eine Stunde vergangen und außer dem typischen Bauchdrücken und leichter Verwirrung war nicht viel zu spüren. Also noch etwas gewartet und nach etwa 1:15 nochmal nachgelegt, die Menge zu schätzen erwies sich mittlerweile schon als verdammt schwierig. Irgendwas zwischen 1,2 und 1,5 Gramm waren jetzt in mir drin. Um 16:30 etwa ging’s dann los. Erste Lachflashs, gute Laune und ganz leichte Optiken. Auf der Wand haben sich bei längerem Hinsehen Muster gebildet, die an die Wandmalereien und die Kunst der Azteken oder Maja erinnern. Muster die sich kreisförmig anordnen und an ein altes Dorf von oben betrachtet erinnern. Nett, aber leichte Optiken kannte ich auch schon von den Philosophen. Also die Laune und die intensiveren Farben genossen. Dass erst 15 Minuten nach dem Nachlegen schon eine Wirkung eintrat, ließ mich überlegen, ob ich nicht etwas länger hätte warten sollen - aber für schlechte oder beunruhigende Gedanken hatte ich jetzt keine Zeit mehr und an der Situation würde es eh nichts ändern. Also war Genießen angesagt.
17:25 hahaha
17:25 das ist so ein irrer pilze :D
17:25 aber auf jeden fall hätt ich lust mir den auch auf nem festival zu geben
17:25 voll der partypilz!
17:25 ich hab gerade bunteste party in meinem zimmer :D
17:26 hä
17:26 in meinem zimmer?
17:26 alter ich war gerad nich in meinem zimmer :D
17:26 ka wo ich war, aber nich in meinem zimmer
17:26 aber die machen gute parties da :D
Fast 2 1/2 Stunden nach der ersten Einnahme und gut eine Stunde nach dem Nachlegen war ich schon gut dabei. Mittlerweile war alles ziemlich bunt, Das Licht war nicht mehr so gelblich wie vorher sondern brach sich als würden mehrer bunte Lichter mein Zimmer beleuchten. Die Wand war nun auch deutlicher mit einem Muster belegt. Ich stand eine ganze Zeit lang mitten im Zimmer und hab zu der immer besser klingenden Musik getanzt. Ich war mir sicher, dass es ein wunderbarer Trip werden würde.
Hervorragende Optik
17:33 hahahahha
17:34 meine asche ist weggeflogen!
17:34 ich klopf die ab und eigentlich fällt die dann
17:34 aber ein aschepartikel hat sich auf den weg gemacht
17:34 hatte wohl was besseres vor :D
Nur zehn Minuten später waren die Optiken und Einbildungen deutlich. Ich saß die meiste Zeit auf meinem Bett, schrieb wie auch vorher schon ab und an im LdT-Chat und entschuldigte mich wohl dutzende Male nachträglich für etwaigen Gedankenmüll. Zwischendurch waren die Optiken einfach atemberaubend. Ich hatte einen Riesenspaß an meiner - normalerweise - nackten Wand. Die Muster waren jetzt keine Muster mehr, es war ein lebendiges Wesen geworden. Mal gewann dieses Wesen an Tiefe und es schien aus der Wand herauszuwachsen, mal schien es mir als wären hunderte leicht transparente Muster übereinander gelegt. Jedenfalls sah es nicht mehr nur wie eine Beamerprojektion aus, wie es vorher noch der Fall war. Wenn ich an die Decke starrte, schien diese endlos. Da wo die Decke sich eigentlich hätte befinden müssen war nun ein leicht transparentes Tuch gespannt, dass auch ein lebendes Muster auf sich trug. Hinter dem Tuch ging es scheinbar kilometerweit weiter nach oben. "Oben? Was bedeutet oben? Woher weiß ich, dass da oben ist?" - die Verwirrung war groß. Mittlerweile war alles noch viel bunter geworden und der gesamte Raum hatte an Leben gewonnen. Wenn ich nicht genau hinschaute, wanderte meine Gitarre ein wenig umher. Ha, denkt sie doch tatsächlich ich würde das nicht bemerken! Alles wobberte, morphte und atmete. Ein wirklich irres Erlebnis. Ich sprang auf, um in’s andere Zimmer zu gehen. Leider lebte es nicht, es war eher ziemlich tot und kühl. Ich schaute aus dem Fenster auf die Straße und die Menschen taten mir tierisch leid. Alle gefangen in ihrem verbitterten Alltag und ihren unerreichbaren Träumen hinterherrennend. Naja, jetzt konnte ich da sowieso nicht dran ändern.
"Huch, irgendwas drückt?" - ich musste auf’s Klo! Mein Klo ist ein ziemlich schlechter Ort für Pilztrips. Die letzten Male war es immer ein notweniges Übel. Zum besseren Verständnis: Das Zimmer hat eine Größe von maximal 2m², ist dafür aber drei bis vier Meter hoch. Als würde das nicht reichen, hängt über dem Spülkasten noch ein Spiegel. Also erstmal das Geschäft verrichtet. Für einen Augenblick wirkte alles normal, dann sah ich wie sich der Boden langsam zu verfärben begann. Vielmehr noch: Es sah aus als würde ein farbiger Schleier - vermutlich aus meinem Zimmer - um die Ecke kommen und langsam in den Raum fließen, um die Wände emporzuklettern. Ein wahnsinnig schöner Moment. Ehrlich gesagt hatte ich noch sie viel Freude beim Pinkeln :) Gegenüber vom Klo sieht man die Haustür, das Holzmaserung auf ihr fing an sich zu bewegen und in nicht erfassbarer aber definitiv organischer Art und Weise ein Eigenleben zu führen. Nach dem Geschäft, wollte ich mich unbedingt im Spiegel begutachten. Die letzten Male hatte ich Angst davor, dieses Mal bereitete es mir viel Freude. "Wow! Riesen Pupillen schon". Während ich das noch dachte schien sich meine eine Pupille in der Größe verändert zu haben. "hm?" - bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass sich beide Pupillen im Wechselspiel zueinander vergrößerten und verkleinerten. Wieder ein faszinierender Anblick. Aber genug vom Klo und von mir. Wieder zurück in’s bunteste aller Zimmer: In meins!
17:55 hahaha, die sind so schickig ich kanns gar nich in worte fassen :D
17:55 waaah .. erst 20 minuten her?
17:55 leck mich doch! :D
Es wurde immer heftiger und die Zeit bestätigte mir, dass der Peak erst noch kommen sollte. Mittlerweile waberte die Wand in unvorstellbarem Ausmaß und das Leben schien mein Zimmer - ach, alles - in Beschlag genommen zu haben.
18:09 puh alter
18:09 mach dir keine sorgen, ich komm klar erstmal!
18:09 aber was für ein krasser trip
18:10 gerad sind überall kleine sachen gewachsen
18:10 dann wurd meine ganze matratze dazu
18:10 dann wurd ich teil von dem ganzen
18:10 dann die wand
18:10 alles
18:10 voll HEFTIG :D
18:10 jedes mal dieser gedanke: "warst du NAIV vorher!"
18:10 wiedermal NAIV :D
18:11 aber krasser als philos wie alles morpht und sich veärndert :D
18:11 und wie bunt alles ist :D
Tja, wie gesagt saß ich auf der Matratze meines Bettes. Der schenkte ich bisher keine große Beachtung - warum auch? Als ich dann irgendwann doch hinblickte War alles voll kleiner, bunter Neonkrümel. Voller Interesse beobachtete ich diese und meinen Bettbezug. Letzterer war plötzlich anders. Irgendwas hatte sich verändert, ich konnte nur noch nicht sagen was. Nach weiterer Betrachtung, gab sich das Muster meiner Wand im Bezug zu erkennen. Ich versuchte genauer hinzuschauen und konnte sogar die Fasern und Poren des Stoffes sehen. Alles waberte und der Stoff wirkte wie Nährboden aus der Petrischale. Und als wäre der Gedanke der Auslöser fingen die Krümel an zu wachsen. Es kamen kleine bunte Pflanzen hervor, die allerdings auch gleich wieder verschwanden, um an anderer Stelle wieder erneut zu wachsen. Dieser Vorgang, von der Geburt bis zum Tod, dauerte vielleicht 2 Sekunden, so dass in wilden Tempo meine ganze Matratze am Feiern war. Ich hatte einen Heidenspaß bei dem Versuch die kleinen Pflanzen schnell zu fangen bzw. zu pflücken bevor sie wieder verschwanden, bis mir der Gedanke kam, dass das eigentlich ziemlich gemein ist einfach so ein kleines Lebewesen zu zerdrücken. Also hab ich’s lieber wieder sein lassen. Zwischendurch schaute ich immer mal wieder im LdT-Chat vorbei oder hab zwischendurch die Augen zugemacht und seltsame Visionen genossen, die aber noch sehr verschwommen und nicht wirklich fassbar waren, als würde ein dicker Nebel über allem liegen. Es lief die ganze Zeit Psytrance und ich genoß das Tempo und die Melodien.
Horror ohne Horror
19:20 das war richtig krass gerade! aber nötig! es hat mir soviel gezeigt
19:20 jetzt ists wieder happy
Ich kann nicht genau sagen was wann passiert ist, aber dass ich über eine Stunde nicht in der Lage war in mein "Logbuch" zu schreiben, spricht für sich. Wie vorher auch schon wurden die Optiken immer heftiger und heftiger. Zu der wabernden Wand und dem sich mittlerweile stark verzerrenden Zimmer kam plötzlich das Gefühl, dass etwas in mir ist. Etwas was in mir lebt und raus will. Ich bekam ein ungutes Gefühl. Obwohl mein Kopf immer noch sehr verzückt war über diese Welt, die zu leben angefangen hatte, merkte ich wie in mir etwas bedrohliches heranwuchs. Innerhalb von gefühlten Sekunden bekam ich eine Art Tunnelblick und das Ding in mir hatte meinen Körper übernommen. Unendliche Müdigkeit überkam mich. Schlafen, Augen zumachen, hinlegen. Ich wusste, dass ich nicht müde sein konnte, aber der Zwang in mir war zu stark. Mittlerweile sah ich alles nur noch verschwommen, das wabern war so stark, dass es aussah als würde meine Wand meterhohe Wellen schlagen. Dazu kam ein Ziehen nach hinten. Ich konnte nicht mehr und ich wusste, dass ich mich jetzt mit dem Ding in mir auseinandersetzen musste. Nervosität machte sich breit, dazu ein wenig Angst. Aber es war mir klar, dass ich da jetzt durch musste, also hab ich mich dieser "Macht" hingegeben und zurückziehen lassen. Schnell noch irgendwie nach der Decke gegriffen und mich so gut es ging zugedeckt, denn es wurde eiskalt.
"Wo bin ich? Was passiert gerade?". Im Hintergrund kam eine dunkle Stimme aus der Musik, wie sie in einigen Tracks vorkommt: "The trick is you got to realize that you’re dreaming in the first place. You gotta be able to recognize it, you gotta ask yourself: Hey man, is this a dream?" (1200 Micrograms - Acid For Nothing). Jedenfalls ein gutes Timing. Ich war gefangen in einer absolut fremdartigen Welt. Soweit ich mich erinnere war es ein organisch und irgendwie rund geformter, riesiger Raum. Die Farbe ging gen silber und alles war am Leben. Wie Quecksilber, das die Wände überspannte und hin- und herfloß. Ich spürte, dass ich Teil dieses Raumes war. Ich hatte keine Arme und Beine, nur noch einen Kopf und einen Torso, der nahtlos in die Flüssigkeit überging. Zudem war noch etwas anderes in diesem Raum. Ihr kennt vielleicht von Albträumen dieses Gefühl, dass die ganze Zeit etwas hinter euch ist. Man kann sich umdrehen solange man will, es ist nicht sichtbar und immer hinter einem. So fühlte es sich an, auch wenn ich nur in den Raum schauen konnte und hinter mir die Existenz aufhörte.
Ich spürte zwischenzeitlich wie mein Herz mit einem wahnwitzigen Tempo am Hämmern war, meine Atmung war flach und ich glaube ich hyperventilierte. Zumindest habe ich flach und in irrem Tempo ein- und ausgeatmet. Ich erinnerte mich an die dunkle Stimme und war dankbar, dass sie mich daran erinnerte, dass der Pilz durchaus eine existente Form annehmen kann. Also dachte ich: "Hallo? es tut mir Leid, dass ich so leichtfertig damit umgegangen bin, aber ich bin bereit, also komme was wolle". Ich weiß wie irre pathetisch sich das jetzt liest, aber in dem Augenblick spürte ich einfach die Existenz eines anderen Wesens :) Direkt danach merkte ich wie etwas versuchte meinen Körper zu sprengen. Vermutlich hat sich mein ganzer Körper verkrampft, gespürt hingegen habe ich ein unglaubliches Ziehen im ganzen Körper, das mich Knacken wollte. Ich kam mir vor wie eine Walnuß, die auseinandergebrochen wird. Mein ganze Körper war hart und steif wie ein Brett, dabei zog sich mein Kiefer nach oben links, während meine Beine nach unten rechts gezogen wurden. Ich dachte jeden Moment in tausend kleine Stücke zu zerbersten und danach nicht mehr zu existieren. Während dieses ganzen Erlebnisses hatte ich viele Gedanken über mich und meine Existenz, wer ich bin, was ich mache, wie es weitergehen soll. Leider kann ich mich an keine konkreten Gedanken erinnern. Was ich noch weiß ist, dass es einige Gedanken gab, die ich nicht zulassen wollte. Es war als hätte ich Regeln aufgestellt. Ich dachte so etwas wie: "Dies ist deine Welt, ich bin hier Gast, aber diesen Weg gehen wir nicht!". Dann habe ich die Gedanken in eine andere Richtung gelenkt, was auch funktionierte. Irgendwann hörte dieses Ziehen auf, die Welt begann zu verblassen und ich machte die Augen auf. Ich lag auf dem Bett, meine Beine und mein Kopf schmerzten, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Ich war schweißgebadet und einfach k.o., aber mir war sofort klar, dass es das nicht gewesen sein konnte. Ich bin ohne Ergebnis zurückgekommen und jeden Augenblick würde es von vorne beginnen. Also schnell so viel getrunken wie konnte, als dann auch wieder diese Müdigkeit und das Ziehen wie vorhin anfing. Schnell den Eistee zugeschraubt, wieder in die Decke gewickelt und dann ging es weiter.
Insgesamt hatte ich das Eintauchen in diese Welt, die irgendwie in mir und irgendwie woanders war wohl fünfmal. Es spielte sich eigentlich immer gleich ab, nur die Gedanken waren andere. zudem wurde dieses Gefühl des Zerberstens, obwohl es mir beim ersten mal schon vorkam als könnte ich dem nicht mehr standhalten, jedes Mal stärker. Wenn ich zurückkam, war ich in meinem Zimmer, aber mein Zimmer war in meinem Kopf. Ich war zeitgleich der, der das Zimmer im Kopf hat, der der im Zimmer sitzt, der der _dieses_ Zimmer im Kopf hat, der der dann wiederum in _diesem_ Zimmer sitzt und so weiter. Beim letzten Eintauchen konnte ich dann nicht mehr. Ich hatte keine Kraft mehr und dachte wohl etwas wie "wennn es das ist was du willst, dann soll es wohl geschehen". Ich zebrach - allerdings nicht in tausend umherschwirrende Teile wie vorher gedacht. Es gab einen lauten Knack und einen Riß in meinem Körper, aus dem etwas leuchtendes Aufstieg. Ich konnte nichts erkennen, die Welt verblasste wieder, aber mir war vollkommen klar, dass ich soeben neugeboren wurde. Wieder wachte ich schweißgebadet auf, die Welt war noch bunt und am Leben, aber der Schleier war fort. Ich hatte enormen Muskelkater in den Beinen, konnte aber aufstehen. Ich musste in den Spiegel sehen und schauen, ob ich noch der Selbe war. Also aufgesprungen, in’s Bad geflitzt und in den Spiegel geschaut. Ich weiß wie albern es klingt und ich bin mir jetzt - gottseidank - wieder im Klaren, dass es nicht der Fall ist, aber: Ich war jemand anderes. Ich war schon noch der gleiche Mensch, die gleiche Person, aber eine neue Instanz von mir. Diese neue Instanz gefiel mir. Ich war glücklich. Immer noch etwas geschafft von diesem anstrengenden Erlebnis, aber erleichtert es gemeistert zu haben.
Das ist auch der Grund, warum ich nicht wirklich von einem Horrortrip sprechen möchte. Es war angsteinflößend und absolut substanzantastend, aber ich blicke irgendwie dennoch positiv auf das Erlebte zurück und habe auch im Nachhinein das Gefühl, dass ich Mitspracherecht hatte. Das ganze funktionierte nach fremdbestimmten Regeln, aber ich konnte ein wenig lenken. Aber weiter im Text:
Alles wieder bunt
19:20 es wachsen immer noch überall sachen :D
19:21 ne
19:21 die wachsen nur auf der matratze
19:21 die hat den nährstoff!!
19:21 die wand ist nur übel, das kann man nich beschreiben :D
19:21 auf mir wachsen nur haare
19:21 schade, da könnt ruhig mehr wachsen :)
(wie man sehen kann, hatte ich schnell wieder gute Laune :)
Ich war glücklich, der Trip hatte wieder eine bunte und fröhliche Form angenommen. Ich will jetzt nicht wieder sätzelang über mein buntes Zimmer schreiben, nur so viel zum Chatzitat: Es wuchsen wie gesagt viele kleine, bunte Pflänzchen auf meiner Matratze. Ich war neugierig, ob die nicht auch woanders wachsen könnten. Also starrte ich kurz mein Knie an. Dieses fing plötzlich zu wabern an und ich konnte das Blut sehen, dass durch meinen Körper strömt. Ich schaute meine Arme an und ich konnte sehen wie sich plötzlich Haare steilgerade aus den Poren schoben. Absolut gerade, wie eine Stange, bis sie die richtige Länge hatten. Dann hörte es auf und das Haar kippte zu Seite um, um sich zu den anderen zu gesellen. Dabei waren es aber dutzende Haare zeitgleich, die versetzt zueinander wuchsen. Wie mit den Pflänzchen, nur dass die Haare scheinbar dablieben.
19:24 hahaha, ich les gerad was ich vor zweistunden geschrieben habe
19:24 PARTY PILZ hahahahaha
19:24 ja, party in mir!
19:24 aber auf ner party besser nich :D
19:25 ich glaub die würden komisch gucken wenn ich einem sage "hui, auf ihnen wachsen ja schöne sachen, auf mir leider nur haare"
Zwischendurch kam mir der Gedanke, dass ich mein Erlebnis auf Video festhalten könnte. Also aufgesprungen, in’s Zimmer meines Mitbewohners, der nicht da war, gestürmt und seine Digicam geholt. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich Batterien hatte und die Kamera dann auch tatsächlich ansprang. Ich filmte die nackte Wand und lachte mich dabei schrott. Ein anderes Video dokumentiert, wie ich wie ein Irrer auf der leeren Matratze rumdrücke, um die Pflänzchen zu erwischen. Zwischendurch ein von hysterischem Lachen durzogener Kommentar: "hahaha, ich seh sogar durch das LCD, wie die Pflanzen wachsen". Insgesamt ein Video, dass ich gut verstauen und der Öffentlichkeit niemals präsentieren werde :)
Ende Gelände
19:38 ich glaub mit mädchen1 wird nichts
19:38 die ist süß auf jeden fall
19:38 die wird aber nieeemals verstehen wie ich ticke
19:38 verständnis haben schon, aber nieeee verstehen
19:38 mädchen2 hab ich echt gerne und lieb... aber mehr so absolut lieb haben aber nicht so als partnerin
19:38 schwer zu beschreiben
19:39 aber mädchen2 versteht mich, das ist so wertvoll
19:39 hab ich schon mehrfach auf dieser reise drüber nachgedacht
Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin. Aber es stimmte mich schwermütig. Ich war voller Resignation, dass die Frau, die ich klasse finde und mit der auch ein bisschen was läuft, mich nicht verstehen wird. Eine kurze Episode des Nachdenkens über diverse Frauen in meinem Leben und dann die Erkenntnis, dass ich ein Egoist sein musste. Mir schien es so, als würde ich mich nur mit mir selbst befassen und meinen Freunden nichts zurückgeben. Das sehe ich jetzt nicht mehr so krass, aber in dem Augenblick war es einfach real. Und: Es musste dringend raus, ich musste meinem Freund beichten:
19:39 wie läppisch ich mit einigen umgegangen bin.
19:39 alter ich öffne dir jetzt mal echt mein herz ...
19:40 bin viel zu läppisch mit einigen leuten und mit freunden umgegangen
19:40 auch mit dir
19:40 weisste, ich hab irgendwie meinen weg gefunden in letzter zeit, was schön ist, aber vor selbstliebe euch vergessen
19:40 tut mir echt leid
(...)
19:42 ohje, ich muss da echt was ändern. im augenblick kann ich da nichts machen, macht ja auch nichts, aber ich darf nicht vergessen, dass freunde und menschen die man gern hat auch gedanken und gefühle haben
19:42 und nicht son egofilm schieben
19:43 puh ... is echt hart gerade - also gut, aber hart.
Die Gedanken gingen dann aber noch weiter. Im LdT-Chat wurde von einer Beerdigung erzählt. Angeblich wurde jemand totgeschlagen. Möchte ich hier nicht weiter ausführen, nichtzuletzt, da ich mir nicht sicher bin, ob ich mir das nicht nur eingebildet habe. Jedenfalls hat es mir in dem Augenblick die Erkenntnis gegeben, dass die Menschheit schlecht ist. Ich musste aussortieren: "Wenn die Menschheit so schlecht ist, wer gehört dann noch zu den guten?" - Mir fielen eine handvoll meiner Freunde ein. Nein, die gehörten zu den Guten. Und ich? Bin ich ein schlechter Mensch? Nein, ich glaube nicht. Ich bin zwar ein Egoist, aber kein durchweg schlechter Mensch". Ich ging zum Fenster und schaute auf die Straße. Draußen gingen nur ausgelaugte und vom Leben gezeichnete Menschen entlang. Jeder ging seiner Wege, keiner kümmerte sich einen Dreck um den anderen. Mein Blick fiel auf eine Plakatwerbung: "Live your style". Das war es also. Die Menschen werden manipuliert und infiltiert, der menschliche Geist ist tot und ferngesteuert. Darüber Werbung für Portugal. Leere Träume werden diesen wandelnden Hüllen vermittelt. Ich war traurig, dass diese Menschheit so schlecht ist.
Mittlerweile war ich am Runterkommen. Die Optiken waren nur noch schwach. Ich rief den Kollegen an, den ich über ICQ so zugespamt hatte. Reden ging wieder gut, Gedanken ließen sich festhalten und entschwirrten nicht mehr alle paar Sekunden. Daraufhin machte ich mich auf den Weg zu ihm. Ich ging raus, an all diesen leeren Menschen vorbei. Alles war grau. Nur die paar Farben die da waren leuchteten noch mit enormer Kraft. Ich ging runter in die U-Bahn und fühlte mich leer und ausgelaugt. Als ich in der Bahn saß schaute ich mich um. Auch hier wieder nur leere, verbitterte Menschen. Plötzlich kam mir ein Gedanke: "Was ist das für ein Zug? Warum sitze ich hier mit all diesen schrecklichen Menschen in einem Zug und wo soll er uns hinbringen?". Für ein paar Sekunden dachte ich, dass das der Zug sei, der das Ende des Lebens darstellt. Der letzte Weg, den ein Mensch betritt. Dann kam die Durchsage und mir war wieder klar, dass ich nur in der Straßenbahn saß. Alles klar, okay, Restverwirrung war also auch noch da. Mittlerweile war ich ziemlich runter, nur ab und an noch ein paar wirre Gedanken und insgesamt alles verdammt grau. Als ich beim Kollegen ankam, war ich wieder glücklich, dass es auch so schöne und freundliche Menschen gibt, wie ihn, seine Mitbewohner und unsere Freunde.
Fazit
Tja, das war so ziemlich das Ende. Ich saß noch bei ihm auf dem Balkon rum und hab und zu haben sich noch auf den Dachziegeln gegenüber ein paar Muster gebildet, aber mehr auch nicht. Den Abend über fühlte ich mich ziemlich leer und ausgelaugt, aber dennoch wieder gut. Auch wenn sich dieser Bericht recht negativ lesen mag, war es alles in allem eine positive Erfahrung. Etwas verstörend war nur das runterkommen. Ich war mir den ganzen Weg zu meinem Kollegen über nicht im Klaren darüber noch am Resttrippen zu sein.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass es sehr hilfreich war, mich den Ängsten zu stellen. Das hatte ich auch bei einem anderen Trip schon erfahren. Es ist durchaus ok, auch mal Angst zu haben, aber verfallt nicht in Panik, sondern stellt euch dem Unausweichlichen. Letztenendes ist es so, dass es einem etwas zeigen möchte. Das ist nicht immer schön, aber manchmal unumgänglich. Zudem habe ich während meines krampfhaften Daliegens und Eintauchens in diese andere Welt gemerkt, dass man vorwärts kommen muss. Die Nervosität wurde immer größer je länger ich mich mit einem Gedanken aufhielt. Sobald ich den richtigen Gedanken hatte, der mich weiterführte, war es dann wieder okay. Letztenendes geht es darum zu einem Ergebnis zu kommen. Ich bin solange wieder eingetaucht, bis ich mit einem Ergebnis aus diesem Erlebnis wiederkam.
Ist jetzt doch länger geworden als gedacht. Aber wenn ihr das hier lest, habt ihr’s überstanden :) Ich hoffe, dass es für den einen oder anderen hilfreich ist. Wer noch keine Erfahrung mit Pilzen hat, sich dieser aber stellen möchte, dem würde ich eher zu Philosopher’s in geringer Menge raten und auf jeden Fall mit Tripsitter! Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, kann sich einfach nicht vorstellen was ihn erwartet. Ich selbst bin auch jedes mal aufs Neue überrascht, erinner mich dann nur an die vorherigen Trips. Geht nicht zu leichtfertig damit um, ich denke, dass ich einfach ne gute Portion Glück hatte die richtigen Gedanken und Entscheidungen getroffen zu haben
so long!