Tripbericht lesen

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Titel:Die Erleuchtung und der Sinn des Lebens
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:Inceptisol
Datum:15.11.2009 11:21
Set:gerade mit riesen Berg lästiger Arbeit fertig geworden, endlich Zeit für was Beknacktes
Setting:leeres Haus aufm Land
Nützlichkeit:8,33 von 10 möglichen   (52 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Tag



Mir ist vor kurzem was ziemlich komisches passiert. Über mich ist nämlich neulich die Erleuchtung gekommen. Und weil die anderen Typen, denen das passiert ist (Buddha, Laotse und so weiter) dieses Ereignis in ihren Schriften der Nachwelt hinterlassen haben, dacht ich mir, das mach ich doch glatt genauso. Bisschen lang geworden, aber aufs Detail kommts an.



Folgendermaßen hat sich das zugetragen:



Ich hatte ein kleines Häufchen unauffälliger, harmloser, langweiliger Argyreia-Samen beieinander, und Ende Oktober hatte ich Gelegenheit, mich übers Wochenende in dem Haus von meinen nicht anwesenden Eltern am Rand von nem Dorf einzunisten. Ich hatte schon diese und jene Sorte von Samenkörnern ausprobiert, was einmal sogar zu nem ganz anständigen Trip geführt hat. Dieses mal wollte ich rausfinden, wie weit sich das denn noch steigern ließ.



Zwischen 20:45 und 21:20 habe ich etwa fünf Schnapsgläser einer übelschmeckenden Mischung aus Zitronensaft und Vodka (~1:1) getrunken, die deshalb übelschmeckend war, weil darin die Inhaltsstoffe aus 14 Argyreia-Samen gelöst waren. Bis auf einen kurzen Moment nach dem dritten Schnapsglas, wo ich gedacht hab, ich kotz es gleich wieder aus, hat das Ganze zu keinerlei Übelkeit geführt, und zwar die ganze Nacht nicht. Ich hatte dann später auch andere Probleme.



Ich hatte vor, nen nächtlichn Ausflug zu machen, drum hab ich mich dick angezogen, mit Gummistiefeln und gut gefütterter Jacke, damit ich mich später, wenn ich Lust dazu hätte, trotz Regen und Kälte auch mal ein bisschen ins Gras legen konnte. Ich hab mich aufs Rad geschwungen, und bin etwa 200 Meter weit gefahren, aber dann war ich schon ziemlich erschöpft. Es war schon dunkel, und ich hab mich in eine Wiese gesetzt und die Lichter und Geräusche genossen, die aus dem Dorf kamen. Irgendjemand hat laut schlagerhafte Stimmungsmusik gehört, was ich ziemlich schlimm fand. Ich hab deswegen mein Rad in einen Strauch geworfen und bin wieder heim gelaufen.



Es war dann schon nach zehn Uhr und mein Kopf war mittlerweile schon ganz gewaltig in Unordnung geraten. Ein nicht enden wollendes Gebrösel aus verknäulten Gedanken ist mir durchs Hirn geföhnt, das mich so dramatisch aus dem Konzept gebracht hat, dass die, ja und so ne, äh was? Ich bin dann zu der Erkenntniss gekommen, dass das Innere von meinem Kopf im Moment wegen Durcheinandergeratenheit nichts taugt und ich mich besser auf die äußere Wahrnehmung konzentrieren sollte. Also hab ich den alten Schallplattenspieler angeworfen und das wunderbare klassische Stück Atom Heart Mother aufgelegt, weil das gerade so schön zu meiner Stimmung gepasst hat.

Wie das bei LSA so ist, hat sich die akustische Wahrnehmung so intensiviert, dass mir die Musik viel detaillierter, viel aussagekräftiger erschien, und einen größeren Teil des Bewusstseins einnahm. Ich hörte also und dachte an was und hörte und dachte nach und dachte nach und so weiter und so fort, bis... Stop! Hä? Ich habe auf einmal bemerkt, dass ich eigentlich Musik hörte, was an sich ziemlich naheliegend ist, wenn man in einem Zimmer sitzt und ne Schallplatte laufen lässt. Aber irgendwie ist mir das im Laufe des Stücks (23 min) total entgangen. Ich hab irgendeinen Gedankenfaden verfolgt, der in nem Knäul geendet hat, keine Ahnung um was es ging, aber es hat mich so vereinnahmt, dass ich alles um mich rum vergessen hab, bis ich plötzlich gemerkt hab, wo ich bin und was ich mir grad anhör.

Da ist mir die Musikalität vergangen, und nach einer Zeit fand ich die Luft in diesem Haus so stickig, dass ich wieder aufs Feld raus spaziert bin, mein Fahrrad aus dem Gebüsch gezogen habe, und durch den Wald in einen 1 km entfernten Vorort gefahren bin. Ich wollte eigentlich ein bisschen durch die Wohnsiedlung fahren, das Licht der Straßenlaternen in der Dunkelhait genießen, und vielleicht bis zu einer Anhöhe rüberfahren, von wo man das ganze Regnitztal überblicken konnte, bis nach Erlangen rüber. Als ich früher manchmal besoffen mit dem Rad heimgefahren bin, hab ich diesen Ausblick nachts oft genossen, und irgendein Nostalgiegefühl hat mich wohl dazu angetrieben, diesen etwa anderthalb Kilometer weit entfernten Ort anzusteuern. Aber so weit bin ich gar nicht gekommen.

Mit dem finsteren Waldweg hatte ich kein Problem, aber als ich dann zwischen den Wohnhäusern rumgefahren bin, hab ich mich auf einmal ganz unangenehm bedroht gefühlt. Mir war als ob mich die Leute aus den Fenstern beobachten. An einer größeren Wiese bei nem Wohngebiet, leicht abseits, habe ich angehalten. Auf einmal war alles von Mustern durchzogen, regelmäßig angeordnete Ringe und Punkte, die mir wie ein Vorhang im Sichtfeld hingen. Der Himmel, die Straße, alles voller geometrischer Ornamente. Ich war total überrollt und wollte mich erstmal nur noch hinlegen, was ich auch gemacht hab, aber da fühlte ich dass die Leute aus den Fenstern starrten, also bin ich wohl oder übel wieder aufs Rad gestiegen und wieder dahin von wo ich gekommen bin. Das Radfahren ist mir zunehmend schwer gefallen. Vollrausch konnte man das zu dem Zeitpunkt schon nennen. Ich dacht mir, heimfahren wär das Klügste, (obwohl der Ort wo ich hin wollte eigentlich nur noch 300 m weit weg war). Um den Stress noch komplett zu machen, hab ich mich entschieden, nicht den stillen und friedlichen Waldweg heim zu nehmen, den ich gekommen war, sondern die Straße, weil ich da keinen Berg rauf musste (Faulheit).

Ich war nur so neben der Kappe, dass mich das Geradeausfahren schon überfordert hat, und hatte plötzlich gewaltig Angst vor a) bösen Menschen und der Polizisten die was gegen erweiterte Pupillen haben b) streunenden Hunden mit überdurchschnittlicher Gewaltbereitschaft c) wilden Tieren und mysteriösen Ungeheuern aus dem Wald. Alles Scheiße und total schlimm. Und geregnet hats auch noch. Die Straße war zum Glück völlig leer, nur auf den letzten hundert Metern ist mir ein Auto entgegengekommen. Wegen fehlendem Dynamo und Gleichgewichtssinn hab ich mich rechtzeitig von der Straße gemacht und gewartet dass es vorbei fährt, aber es hätte mich trotzudem fast umgehauen: Die Scheinwerfer waren so extrem hell, ich hab nur noch eine mosaikartige Fläche aus großen, gleißend hellen unregelmäßigen Dreiecken gesehen, die von zwei Zentren ausgingen.

Als das Auto vorbei war, führ ich zu der Wiese, wo ich vorhin schon gewesen bin, und setzte mich da hin, um mir endlich mal in aller Ausführlichkeit die grün-blauen Strukturen anzusehen, die mir bei geschlossenen Augen erschienen. Aber ich war immer noch draußen und fühlte mich immer noch ein bisschen bedroht, also bin ich dann doch ins Haus. Hätte nie gedacht, dass einen das so krass überrollen kann. Die Kombination aus Vodka und Zitronensaft eignet sich offenbar sehr gut, um LSA in Lösung zu bringen.



Ich bin in die sichere Wohnung rein, war wahnsinnig erleichtert, dass ich die Tür hinter dieser feindlichen Welt verschließen konnte, und dann wurde es erstmal richtig kompliziert. Ich hab ab da nur noch unzusammenhängende Erinnerungen, der krasseste Teil von dem Trip ist mir durch so ne Art Filmriss großteils verlorengegangen. Ich hatte in dieser Nacht so unwahrscheinlich verspulte, völlig irre, absolut unvorstellbare Vorstellungen, so einen Wahnsinn habe ich noch nie erlebt. Wenn ich im Nachhinein daran zurückdenke, kommt mir die Nacht total unheimlich vor.



Ich bin dann am nächsten Tag um die Mittagszeit reichlich verwirrt aus dem Bett gestiegen, nachdem ich den ganzen Vormittag mit einer Mischung aus Schlafen und äußerst angestrengtem Nachdenken verbracht habe. Kaum zu glauben, aber diese zwei Sachen lassen sich mischen. Ich bin in den Flur gegangen, und habe dabei gesehen, dass vor der Badezimmertür der CD-Player stand. Die Badewanne war voll mit Wasser und Handtüchern. Im Flur lagen Klamotten verstreut. Ich ging weiter ins Esszimmer, wo der Boden mit Papieren bedeckt war, die Wanduhr lag dazwischen, irgendwo auch meine Armbanduhr, überall standen Schüsseln voll Wasser, und ein riesiges Knäuel von total dreckigen Klamotten, bestehend aus Jacke, Hose, Stiefeln, Pullover und Socken, die ich auf eine Art und Weise ausgezogen habe, dass sie völlig verknotet waren, dass die Hosenbeine und Ärmel umgekrämpelt waren und die Socken irgendwo in dem Bündel drin. Von den Stiefen waren große Erdklumpen abgebröckelt, die überall auf dem Boden herumlagen. Die Küche war teilweise überschwemmt, es lagen offene Plastikwasserflaschen auf dem Boden, die hauptsächliche Sauerei bestand aber aus grasgrünem Mate-Tee, der die ehemals weiße Einbauküche ein bisschen weniger spießig erscheinen ließ. Das Wohnzimmer ging eigentlich noch, da lagen nur ein paar CDs verstreut, der Sessel war umgefallen und alle Elektrogeräte (Videorekorder, Schallplattenspieler usw.) hatten Pflaster über ihren Displays und LEDs.



Diese Spuren des schieren Wahnsinns haben mir immerhin geholfen, trotz Filmriss zu rekonstruieren, was da überhaupt alles vor sich gegangen ist.

Das mit den Pflastern über den LEDs war zum Beispiel ganz logisch: Ich hab Musik aufgelegt, wurde aber beim Hören ständig von Dingen abgelenkt, die ich gesehen hab, zum Beispiel einer Topfpflanze mit lauter Blättern. Also hab ich das Licht ausgemacht, woraufhin mir aber die LEDs an den Elektrogeräten unerträglich hell erschienen sind. Deswegen hab ich sie verpflastert. Danach konnte ich ungestört Musik hören. Eine Zeit lang jedenfalls.

Dass die ganze Wohnung voller Klamotten war, lag daran, dass ich mich mehrmals umgezogen hatte, aus Gründen die mir entfallen sind. Nur das verknotete Knäuel im Esszimmer ist dadurch entstanden, dass ich beim Betreten der Wohnung versucht habe, mich mit äußerster Gewalt die viel zu warmen Winterklamotten auszuziehen. Schnürsenkel und Knöpfe aufmachen war mir zuwider.

Ich habe mich dann lange vor den Kachelofen gesetzt, die Ofentür aufgemacht und das Feuer betrachtet. Hin und wieder habe ich Holz nachgelegt. Es war wunderschön, die Glut und die Flammen zu sehen, und das Knistern zu hören. Zum Vergleich, später habe ich mal das Experiment gemacht, Fernsehn zu schauen, aber das war so absolut scheiße, so ein Dreck, mit so einem Müll lassen sich die Leute berieseln, das war mir unerträglich. Werbung, Gameshows, Unterhaltungssendungen, Talkshows bei denen es um Sachen geht, die gleichzeitig brotdumm und total öde sind, also ne, Fernsehn ist mit Abstand das Schlimmste was man mit seiner Lebenszeit machen kann.

Ich kann mich auch erinnern, ein Buch gelesen zu haben. Ich habs jedenfalls versucht, aber da waren lauter gleiche Buchstaben drin. Nur lauter I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I. Ein Wort konnte ich bei genauerem Hinschauen lesen („Nebensächlichkeiten“ oder so), aber es war mir nicht möglich, die Stelle auf der Seite wieder zu finden wo das stand. Dafür war das regenbogenfarbene Schimmern mancher Absätze recht interessant und auch die Strukturen, in denen sich die Wörter und Buchstaben anordneten (nicht das die irgendwie rumgepurzelt wären, die haben sich nicht bewegt, aber ich erkannte Muster in der Art und Weise der Verteilung von Wörtern, Buchstaben und Leerzeilen; der ganze Blocksatz folgte einer hochkomplexen Geometrie).

Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich schon seit ein paar Minuten nicht mehr geatmet hatte, und auch nicht das körperliche Bedürfnis hatte, es irgendwann mal wieder zu tun. Ich habe daraus geschlussfolgert, dass ich mich offensichtlich stark überdosiert hatte und möglicherweise durch Atemstilltand sterben würde, oder nach langandauernder Dauerstoffunterversorgung des Gehirns am nächsten Tag blöd im Kopf wär. Das wäre nur zu verhindern gewesen wenn es mir gelänge, für den Rest der Nacht meine Atmung bewusst zu steuern und alle fünf bis zehn Sekunden einmal zu atmen. Ich nahm also die Uhr von der Wand, legte sie vor mich hin, und atmete alle fünf Sekunden einmal. Das war verflucht nervig, und ich glaubte nicht, dass ich das für die nächsten fünf oder zehn Stunden hinkriegen würde. Ích hatte deswegen keine Angst, ich fand es eigentlich ganz normal, dass manche Leute eben Mist bauen und früh sterben, und nahm die Sache locker: Tja, das wars jetzt halt, aber egal, wenn ich tot bin ist es mir hinterher auch egal. Ausgesprochen logischer Gedankengang. Die ganze Problematik hat sich aber nach ein paar Minuten sowieso erübrigt, als ich bemerkte, dass ich in Wirklichkeit gar nicht das Atmen vergaß, sondern dass die Zeit so langsam verging, dass mir die Zeit zwischen den Atemzügen endlos lang erschien. Fünf Sekunden haben sich länger als eine halbe Minute angefühlt. Mein Herzschlag hat sich währenddessen völlig normal angefühlt, aber wenn die Zeit für mich langsamer verging als normalerweise, dann würde das bedeuten, dass mein sich normal anfühlender Herzschlag in Wahrheit raste. Aber so genau wusste ich das auch nicht, und es war mir dann auch zuwider, darüber noch länger nachzudenken, also habe ich die Wanduhr in die Ecke geschmissen. Meine Armanduhr hatte ich schon lange vorher weggeworfen, weil das Ticken war mir viel zu laut.



Dann kam so ziemlich das Einzige, an das ich mich im Nachhinein noch bis ins Detail erinnern kann. Ich hab mich hingelegt, aufs Sofa, und habe das menschliche Dasein auf der Welt an sich überdacht. Es ging ins transzendente Spären, aber sowas von:

Ich habe mir überlegt, wie das Leben wohl so für meine Mitmenschen sei, und ob es überhaupt möglich wäre, sich in andere reinzuversetzen. Schließlich sind die Bewusstseine unvereinbar in verschiedenen Körpern eingeschlossen und können nur durch unzureichende Mittel wie Sprache oder Mimik miteinander kommunizieren. Wie kann man diese Barriere überwinden, und alle Menschen zusammenführen? Ich habe lange überlegt, und ich habe es herausgefunden. Ich habe erkannt, was ein Mensch wissen muss um sein Leben richtig zu führen. Ich habe alles erkannt was zu wissen war. Es war alles richtig. Ich hatte es geschafft, ALLES zu begreifen. So wie ich in der Lage war, ALLES zu begreifen, war ich in der Lage, das Ausmaß dieses Begreifens zu erfassen. Es war die größte geistige Leistung die ich jemals erbracht hatte, die ich mir wenige Stunden zuvor nicht einmal hätte vorstellen können. Es waren die größten Gedanken die ich jemals gehabt hatte. Ich hatte nie daran gedacht, wie es sein würde, AM ENDE VON ALLEN GEDANKEN zu stehen. Es waren die wunderbarsten Gedanken die ich jemals gehabt hatte. Es war ein endloser Moment, denn die Zeit funktionierte nicht mehr richtig. Ich kann nicht sagen wie lange, und es gibt auch keine Wörter dafür wie viel, denn es war weitaus extremer als alles was ich kannte. Ich war so von Euphorie und Freude über meine Erkenntnis durchdrungen, dass ich wollte, dass es aufhört, weil es zu viel war. Ich hatte schon seelische Schmerzen vor Freude. Ich war so froh, dass ich gar nicht mehr damit klar am. Ich wand mich nur noch vor lauter Freude, so wie sich schwer verletzte Unfallopfer vor Schmerzen winden. Es nahm kein Ende, und ES WAR WIRKLICH ALLES WAHR, es war nicht nur Wahn, sondern der Gedanke war richtig. Ich hatte ALLES verstanden: ICH WUSSTE ALLES IN DER WELT UND DARÜBER HINAUS! Und es änderte sich nichts daran! Es war kein Fehler in dieser Erkenntnis! Es stimmte!

Die schillernden Netze, und die dröhnenden Klänge, die mich umgaben, habe ich gar nicht mehr wahrgenommen, denn sie interessierten mich nicht mehr. Später hab ich gesehen, dass auf dem Fenstergbrett neben über dem Sofa ein Bonsai-Feigenbaum stand.



Irgendwann, vielleicht um drei oder vier Uhr, als sich mein Bewusstsein aus dem Erleuchtungstzustand wieder in Richtung normaler Verwirrung zurückverschob, nahm ich ein Bad. Die Handtücher im Wasser dienten dazu, den harten Badewannenboden schön weich auszupolstern. Der CD-Player vorm Badezimmer hatte den Zweck, sich dauernd im Kreis drehende Gedanken mit Hilfe von Musik zu unterbrechen. Das hat auch funktioniert, nur irgendwann später habe ich festgestellt, dass die CD schon seit geraumer Zeit durchgelaufen war und ich wohl schon ziemlich lange im mittlerweile schon fast kalten Badewasser gehockt war und angestrengt über irgendwas nachgedacht habe. Ich habe in dieser Nacht bis in den frühen Morgen so extrem viel nachgedacht, hab so viele Gedanken fixiert und bin sie wieder und wieder durchgegangen, hab so dermaßen viel im Kreis gedacht, über mein Leben, meine Zukunft, meine Vergangenheit, die Welt, über andere Menschen und deren Bewusstsein, ich weis nicht was alles. Jetzt im Nachhinein kann ich mich kaum mehr an was Konkretes erinnern. Alles verschwommen und zerbröselt. Die ganze Denkarbeit umsonst.



Ich dachte eigentlich immer, LSA wäre nur so ein ganz spielerischer Zeitvertreib, nur ein ganz schwächlicher Abklatsch von Pilzen, ganz harmlos und unproblematisch. Aber diese Nacht war eindeutig viel viel viel zu wahnsinnig. Die „Erleuchtung“ erfahren zu haben, war was unglaublich Gigantisches, was ich niemals mehr vergessen werde. Noch ein, zwei Wochen danach hab ich manchmal daran zurückgedacht, wie ich „den Sinn und das Ziel des Lebens“ entdeckt hatte, und eine Spur von der Euphorie ist wieder aufgestiegen. Aber das alles war ein völlig kranker Wahnsinn. Die Erinnerung daran ist mir jetzt im Nachinein total unheimlich. Ich war in dieser Nacht dem schieren Irrsin verfallen. Auch ne Erfahrung, aber ich werde die Dosis ganz sicher nie mehr steigern. Mit sowas bin ich erstmal für lange bedient. Das war Obergrenze, und ich empfehle niemandem, mehr als acht oder neun Samenkörner zu verspeisen. Außerdem hab ich den Verdacht, dass es in hoher Dosis leichte allergische Reaktionen erzeugt, weil ich auf LSA gegen Ende des Rauschs und am nächsten Tag immer ziemlich verrotzt war.



Eine ausgesprochen verstörende Erfahrung. Weis nicht was ich davon halten soll.



Ach ja, ich hab vergessen zu schreiben was genau der Sinn und das Ziel des menschlichen Daseins auf Erden ist. Aber der Text ist schon ziemlich lang, und ich hab jetzt auch keine Lust mehr, noch mehr zu schreiben.



Schönen Tag noch.