Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Muskatnuss - und mehr Glück als Verstand
Drogen:Muskatnuss
Autor:kittster
Datum:08.05.2010 23:23
Set:Gewillt, mich irgendwie zu berauschen, Grundstimmung ziemlich neutral
Setting:Ein Theaterstück, das wir von der Schule aus besuchten
Nützlichkeit:7,35 von 10 möglichen   (66 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort:

Das in diesem Bericht Geschilderte ist hochgradig unvernünftig und durch jugendliche Torheit bedingt. Auch wenn das absolut verantwortungslose Verhalten dadurch nicht gerechtfertigt werden kann, will ich hier ausdrücklich betonen, dass ich mir bewusst bin, dass man sowas eigentlich nicht macht. Also, wie heißt es so schön: „Kinder, bitte nicht zu Hause nachmachen!“

Wir schreiben das Jahr 2000 und ich hatte zu dem Zeitpunkt, schon ein paar Alkoholexzesse hinter mir, ansonsten hatte ich noch keine Drogenerfahrungen gemacht, was aber nur an Mangel an Gelegenheiten lag. Da ich der Thematik nicht abgelehnt war, habe ich mich halt mal umgehört - und gelesen, welche leicht erhältlichen Substanzen eine Rauschwirkung haben könnten und so stieß ich auf die Muskatnuss, welche sich problemlos aus Muttis Küche entwenden ließ.

The first fatal Mistake
Voller Übereifer hielt ich es nicht für nötig, mich eingehend über die Substanz, die ich zu konsumieren gedachte, zu informieren, schließlich geht probieren ja über studieren. Also entwendete ich eines langweiligen Samstagnachmittags die Muskatnüsse aus dem Gewürzschränkchen, irgendwie muss man ja schließlich seine Nachmittage totschlagen, wenn man schon am Abend von der Schule in ein Theater gehen muss. Und falls ich wirklich high werden sollte kann ich meinen Eltern eh sagen, ich sei krank, da kann ich daheim bleiben. Also warf ich 5 Esslöffel geriebene Muskatnuss in einen Becher mit Kakao, welch „köstliches“ Getränk.

The second fatal Mistake
Die Stunden vergingen und bis auf leichte Übelkeit, die ich auf die eher mäßige Bekömmlichkeit des Gebräus schob, war keinerlei Wirkung zu erkennen. Da ich keine Ahnung hatte, was eigentlich nach welcher Zeit mit mir passieren sollte, ging ich irgendwann gegen 18:00 davon aus, dass Muskatnuss wohl doch nicht wirkt, tja, blöd gelaufen, aber Bananenschalen rauchen bringt ja auch nichts. Also machte ich mich um kurz vor 19:00 auf, um mit meiner Schulklasse ein Theaterstück, das im städtischen Krankenhaus stattfinden sollte, zu besuchen.

Um ca. 19:45 saß ich also da drin, das Stück war erwartungsgemäß nicht sonderlich spannend, und ziemlich plötzlich wurde mir extrem schwindlig und als zusätzlich auch noch mein Herz zu rasen anfing und meine Sicht zunehmend verschwommener wurde, dämmerte mir, dass die Muskatnuss wohl doch wirken würde. Nicht gut. Weder hier noch jetzt, zumal mir schon klar war, dass das erst der Anfang sein würde und alles was noch kommen würde für mich völlig neu sein würde. Aber raus konnte ich nicht. Sind ja alle da. Mitschüler, Lehrer, sogar ein paar Eltern. Trapped. Langsam kroch Panik in mir hoch.

Mehr und mehr begann sich die Realität mit der Handlung auf der Bühne vorne zu vermischen, und das war gar nicht gut, da es in diesem Stück einen Bösewicht mit roten Haaren gab, der seine Rolle als solcher wohl ziemlich überzeugend spielte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze und je öfter ich ihn ansah, desto mehr Angst hatte ich vor ihm. Herzrasen. Zittern. Ich wollte raus. Einfach nur raus. Zu meinem Glück war kurz darauf Pause, ich wankte hinaus, Richtung Damentoillette, und das sogar, ohne mich dabei auf die Fresse zu legen, surprise, surprise.

Am Klo tauchte das nächste Problem auf: meine Klassenkameradinnen waren durch mein doch ziemlich fertiges Aussehen etwas irritiert, und so wurde ich zu Kommunikation mit Leuten gezwungen, die nichts von meinem Zustand wissen sollten. Etwas, womit ich heute noch nicht klar komme und vor 10 Jahren noch viel weniger. „Was ist los mit dir, geht’s dir gut?“ - „Mhm...“ - „Wieso hast du so rote Augen, alles klar bei dir?“ - „Hmmm...was reingefalln...“. Ein Blick in den Spiegel bewies, dass ich wirklich schrecklich aussah. Scheiße. Nicht in den Spiegel gucken. Alles verschwimmt. Ich hielt mich am Waschbecken fest. Das Theaterstück ging weiter. Out from the frying pan into the fire.

Wieder drinnen wurde es immer schlimmer, ich bekam vom Geschehen rund um mich herum nichts mehr mit, das einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war, nicht vom Sessel zu kippen. Ich spürte meinen Körper nicht mehr. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen, so dass ich sie geschlossen hielt. Alles verschwamm um mich herum, auch wenn ich nicht guckte. Dazu fühlte ich mich vergiftet, sehr vergiftet. In einem klaren Moment versuchte ich mich zu beruhigen, in dem ich mir sagte, dass ich eh schon in einem Krankenhaus war, also eigentlich nicht viel passieren könne. Die Zeit verging nicht. Ich saß da, konnte nicht weg, keine Ahnung, wie lange das gedauert hat. Irgendwann war das Theaterstück zu Ende, ich konnte raus, was mein Befinden ziemlich verbesserte.

Also habe ich mich schnell verabschiedet, bin zu meinem Dad ins Auto gestiegen, in der Hoffnung, er würde nichts merken. Und tatsächlich, er kaufte mir ab, dass ich einfach sehr müde sei, so dass ich daheim schnell in mein Zimmer konnte.
Als ich dann im Bett lag war ich vollkommen erschöpft, aber zu unruhig um gleich zu schlafen. Bis in die Morgenstunden lag ich im Dämmerschlaf im Bett, immer wieder Hochschreckend, in der Angst, dass irgendwas schlimmes passiert. Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen und auch den gesamten nächsten Tag habe ich im Bett verbracht, da es mir ziemlich bescheiden ging.

Epilog:

Manchmal im Leben hat man wohl mehr Glück als Verstand, und eben diesem Glück habe ich es zu verdanken, dass ich heil und ohne Ärger zu bekommen aus der Sache raus gekommen bin. Es hätte auch blöd ausgehen können.

Bis zum nächsten Konsum halluzinogen wirkender Substanzen sollte es mehr als ein halbes Jahrzehnt und einen damit verbundenen Zugewinn an Vernunft dauern und ich denke, dass die Muskatnusssache auch mindestens bis dahin Zeit gehabt hätte. Oder, aus meiner Sicht, gar nicht nötig gewesen wäre, da die Positiv – Negativ Bilanz für mich einfach nicht zufriedenstellend ist.

Und da ich ja ein höflicher, freundlicher Mensch bin: Danke fürs Lesen, und für konstruktive Kritik bin ich natürlich jederzeit offen.