Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Meine eigene Hölle - Konfrontation mit dem Tod
Drogen:Mischkonsum von Alkohol, Cannabis und DXM (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Halluzinogen
Datum:01.01.2011 13:22
Set:depressive Stimmung, Gleichgültigkeit, neugierig
Setting:Alleine, Draussen und Zuhause im Keller
Nützlichkeit:8,40 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich möchte vorab etwas klarstellen. Ich wusste definitiv nicht auf was ich mich mit dieser Dosis DXM eingelassen hatte und war sehr naiv, aber habe auch viel dafür bezahlt. Eines ist mir nun klar, DXM ist definitiv kein Spass, sondern extrem anstrengende Erfahrung für Körper und Psyche. Ich war der Droge total ausgeliefert und hatte absolut keine Kontrolle mehr über mich selbst. Ausserdem bereute ich dann später, dass ich keinen Tripsitter hatte, der mir hätte helfen können.



Mit Halluzinogenen habe ich schon einige Male experimentiert, darunter LSA, LSD, Pilze, Salvia und auch Engelstrompete.



Ich weiss nicht, was es mit diesem Tag auf sich hat und es sollte Zufall sein, dass ich genau ein Jahr zuvor, einen Tag vor Silvester einen meiner heftigsten und schrecklichsten Alkoholexzesse durchmachte. Doch für diesen Abend war nichts dergleichen geplant. Ich sass bei einem Kollegen, wir schauten fern, rauchten ein paar Joints und tranken nicht wenig Bier. Dennoch hatte ich noch einen Plan B. Nämlich die 14 Bexine Tabletten, laut Rechner bei einem Körpergewicht von 60 kg ausreichend für das dritte Plateau. Ich hatte schon ca. 3-4 Trips auf DXM, aber bloss mit niedrigen Dosen. Alle samt waren eigentlich eine Enttäuschung. Ich wollte also das wahre Potential von DXM erfahren.



Ich verabreichte mir die 14 Tabletten, ca 450 mg Dextromethorphan um 22:30. Ich sagte meinem Kollegen nichts, weil ich wusste, dass er es nicht nachvollziehen konnte und nicht gerade viel dafür übrig hat. Nach weiteren drei Viertelstunden vor der Glotze machte ich mich auf den Weg nachhause. Ich spürte bereits wie das DXM an flutete. Die Intensität der Wirkung, die sich bereits aufbaute, schüchterte mich ein wenig ein.



Ich war noch nicht einmal Zuhause, als sich Motorik, Denkvermögen und Artikulation schon sehr verändert hatten und eine Kommunikation mit einem Menschen schien mir gar unmöglich. Meine Bewegungen waren so unkoordiniert, dass ich niemals den Konsum von Drogen hätte abstreiten können. Als ich gerade vor der Haustür stand, sah ich, dass meine Mutter noch wach war. Eigentlich kein Problem, denn sie weiss, dass ich gelegentlich zu Drogen greife, wir haben da ein sehr offenes Verhältnis. Aber es machte mir Angst, sie zu treffen. Was wäre wenn sie mir eine Frage stellt?, Meinem Mund hätte nicht mehr als ein murmelndes Gestammel entweichen können. Wie würde sie darauf reagieren, mich in diesem Zustand zu treffen? Ich war Überfordert und lief einfach weiter.



Ich lief aber nicht lange, es war verdammt kalt und meine Converse erwiesen sich nicht als gute Winterschuhe. Es brauchte eine so grosse Überwindung ins Haus zu gehen. Ich stand vor der Tür und machte mich bereit, auf schnellstem Wege in „sicheres Gebiet“ zu kommen. Und wie es auch kommen musste stand meine Mutter an der Treppe und fragte mich irgendwas. Ich antwortete , scheinbar etwas Zufriedenstellendes, denn sie sprach mich nicht weiter an. Im Keller legte ich mich auf die Couch und von nun an begann der Horror. Totaler Kontrollverlust, ich wusste nicht mehr wo ich war, wer ich war und hatte die ganze Zeit das Gefühl jemand würde mich in diesem jämmerlichen Zustand beobachten. Ich fiel auf den kühlen, nassen Betonboden und konnte nicht mehr aufstehen, drehte mich herum, schrie, schnitt mir die Hand mit einer Glasscherbe auf und Blut floss. Mein Körper zitterte ununterbrochen und ich hatte schreckliche Muskelkrämpfe und Hitzewallungen. Ich musste erbrechen, doch das war keine Erlösung. Ich wusste in diesem Zustand nicht mehr was geschah, denn ich konnte nichts mehr zuordnen, geschweige denn logische Schlüsse ziehen. Ich lag immer noch am Boden, meine Hosen und mein Shirt waren voller Blut und Erbrochenem.



Dann war plötzlich alles Weg. Raum und Zeit waren verschwunden. Ich fragte mich, ob ich nun kurz vor dem Tod stehe. Ich weiss noch wie ich kämpfen musste nicht das Bewusstsein zu verlieren. In diesem Zustand war es, als würde die schreckliche Hand des Todes mich festhalten, und meinen leblosen Körper wie eine Marionette bewegen wie auch immer er es wollte. Ich sehe das Bild immer noch vor mir und es ist schwer zu beschreiben. Ich litt, hatte noch nie solche Einsamkeit und Verwirrung erlebt und war kurz davor zu kapitulieren, aufzugeben, vielleicht würde ich ja in der Intensiv, oder gar nicht mehr aufwachen. Ja ich spielte mit diesem Gedanken und ich hatte wirklich Angst zu sterben. Ich sagte mir immer, dass die Dosis gar nicht tödlich sein konnte, ich wusste es auch, aber dennoch hatte ich Angst.



Nach mehreren Stunden in diesem schrecklichen Zustand, konnte ich erstmals wieder Aufblicken, ohne von der Intensität aller Reize um mich herum direkt wieder umgeworfen zu werden. Es war sehr seltsam, denn so lange die Wirkung doch anhielt, klang sie dennoch recht schnell wieder ab. Ich kann die Zeit nicht so gut einschätzen, doch ich war sehr schnell wieder aufnahmefähig. Die Wirkung war noch lange nicht vorbei, aber ich konnte endlich wieder aufstehen und gehen. Meine Motorik war zwar noch deutlich unkoordiniert und Robotermässig, aber sie war mehr oder weniger kontrollierbar.



Als ich es endlich schaffte, die Türe des Kellers zu öffnen, überschwemmte mich Erleichterung. Nun war mir klar, dass ich in diesem Keller gefangen gewesen war. Der Keller hatte sich zu meiner eigenen Hölle entwickelt, unmöglich daraus zu flüchten. Ich war scheinbar halb nackt, als ich hinaufging. Es waren nicht viele Stunden vergangen und meine Mutter war immer noch wach und beobachtete mich wie ich mich hinauf in mein Zimmer begab. Ich hatte wohl mein Shirt ausgezogen, dass mit Blut befleckt war. Als ich dann schliesslich in meinem Bett war, dachte ich noch sehr lange darüber nach, was passierte. Es war eine sehr harte Unterweisung, die mir das DXM gab. Ich hatte die Substanz unterschätzt.



Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht verstehen kann wie Leute sich regelmässig hohe Dosen DXM geben können. Ich empfand diesen Rausch als ein Kampf, ein Kampf mit mir selber und meiner Psyche und ich kann von Glück reden, dass ich nicht in einer Psychose gelandet bin. In all meinen Trips, sei es mit LSD oder Pilzen, hatte ich immer eine Euphorie und einen gewissen Halt empfunden. Doch dieser DXM Trip machte mich eher zu einem Krüppel, als mein Bewusstsein zu erweitern. Ich kam mir vor wie degeneriert und fühlte mich wie ein Schizophrener. Glücklicherweise hat mich niemand in diesem Zustand gesehen. Wenn mich meine Mutter so gesehen hätte, hätte sie garantiert den Notruf alarmiert, denn ich war unfähig zu kommunizieren, hätte nicht einmal sagen können was ich genommen habe.



Ich will diese Substanz nicht verteufeln, nur aufgrund meiner schlechten Erfahrung. Ich denke nämlich der viele Alkohol und das Kiffen hatten auch noch einen Einfluss. Aber eines bin ich mir sicher, nämlich dass ich nie mehr in meinem Leben dieses Zeugs nehmen werde. Ich habe aus dem Trip etwas über mich selbst gelernt, aber der Preis war zu hoch. DXM hat potential, für mich war es wie ein schizophrener Zustand. Oder zumindest so, wie ich mir eine Schizophrenie vorstellen würde und ich habe bereits in einer Psychiatrie gearbeitet und ein Bild davon bekommen, was in diesen Menschen vorgeht. Daher ist es für einen selbst schon hilfreich, einmal diese Perspektive des Lebens zu sehen. Aber ich kann mir nun beim besten Willen nicht vorstellen, wie man an dieser Substanz Spass haben kann.