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Titel:Hydromorphon - Hydal
Drogen:Opium
Autor:Mehlspeisenmann
Datum:25.02.2011 12:44
Set:Nach einer Operation mit Vollnarkos, sollte eigentlich angespannt sein - war aber äußerst glücklich.
Setting:Krankenhaus - Intensivstation
Nützlichkeit:6,86 von 10 möglichen   (43 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Dies ist kein Tripbericht über Opium, sondern ein Bericht über  http://de.wikipedia.org/wiki/Hydromorphon Hydromorphon, einem stark wirksamen Opioid, welches mit Morphium strukturverwandt ist.



Nach einem Unfall musste ich operiert werden (Wirbelbruch) - natürlich unter Vollnarkose.



Verschwommenes Erwachen auf der Intensiv. Ich konnte mich noch erinnern, Narkosegas im OP durch eine Maske geschnüffelt zu haben und wie ich mich beim siebten Mal einatmen fragte, ob das Zeug überhaupt wirken würde ;-) - das war um 11 Uhr.



Zwei Leute schienen mich leicht aufzuheben und fragten, ob ich Schmerzen hätte. Ich so "es brennt, es brennt" - ich lag auf dem Rücken und war mir allem bewusst, was geschehen war und ich wusste wo ich war. Mein Blick fiel auf die Uhr an der Wand links oben. Es war etwa 14:45, ich war wieder alleine in einem Zimmer - angeschlossen an piepsenden Apperaten. Irgendwie nickte ich wieder weg und gegen 17 Uhr erwachte ich wieder, denn eine Schwester fragte mich, wie es mir im Moment gehen würde.



Ich antwortete: "Ich erkunde gerade neue Regionen"

Schweser: "Bist du so high, oder wie?" und lachte dabei.

Ich: "Nein um das geht’s mir nicht! Ich erkunde neue Regionen von Schmerzen".

Schwester: "Ja du bekommst hier laufend eine Doppelinfusion mit Schmerzmittel und Isoton. Aber melde dich wenn du es nicht aushältst."



Und ich hatte wirklich saubere Schmerzen. Einen unbeschreiblichen Flächenschmerz am Rücken aus brennen und extremster Verspannung - aber irgendwie sah ich es nicht eng. Nur ich traute der mir etwas unsymphatischen Schwester nicht ganz. Bekam ich wirklich Schmerzmittel???



Sprung zurück: Vier Tage zuvor, in der Ambulanz: unter starken Schmerzen, teils heftiger Atemhemmung, nicht Wissen ob Stehen oder Sitzen oder Liegen musste ich mehrmals darum bitten, um endlich untersucht zu werden. Die Ambulanz war voll mit leichten Verletzungen von Skifahrern, niemand hier war so bleich und am röcheln wie ich. Meine rechte Hand und mein rechter Fuß waren einfach eingschlafen - ich befürchtete immer Schlimmeres - zu diesem Zeitpunkt wusste keiner wie knapp der Wirbelbruch mein Rückenmark verschonte und ich schleppte mich endlich zum Röntgen, röchelte dass sich der Röntgenarzt richtig sorgte.

Dann bekam ich einen Becher Wasser mit etwas weißen Pulver - "Hier, das ist Schmerzmittel", sagte ein Zivi. Ich dachte mir so "aha, Schmerzmittel? scheiß placebo könnt ihr euch behalten." Kurze Wartezeit und ein zweites Mal beim Röntgenarzt um noch eine weitere Aufnahme zu machen fragte er mich, wofür der Becher sei. Ich versuchte zu grinsen und sagte "Schmerzmittel" - er roch daran, verzog das Gesicht und blickte seine Assistentin an, die schnell einwar: ja, das ist Schmerzmittel. Sein Grinsen hat mir endgültig verraten, dass ich hier ein wenig verarscht wurde, was mir später ein Turnusarzt bestätigte. Daher mein Misstrauen, dass sich nach der OP besonders hervorhob.



Aber diesmal bekam ich scheinbar wirklich "guten Stoff" - Hydromorphon intravenös. Von Zeit zu Zeit wachte ich aus den allerwildesten Traumgeschichten auf: ich sah GTA IV als Oper (das Gefühl kann ich nicht beschreiben), sah einen schwarzen zusammengenähten Zombie mit der Fratze von Dieters Naddel uvm.



Ich läutete die Schwesterglocke. "Ich habe Schmerzen - und was habe ich da jetzt in der Nase" - "Du bekommst bereits Infusionen und die Schmerzmittel flachen deine Atmung so ab, dass du zusätzlichen Sauerstoff benötigst."



Nun gut dachte ich mir... ich habe Halsweh, dieser sch**** kalte Sauerstoff besorgt mir eine Erkältung (Niesen und Husten ist das letzte, das man mit gebrochenem Wirbel brauchen kann^^) Dämmerschlaf - etwa 18:30 meine Eltern und später meine Schwester kamen. Ich spürte sofort ein große Gefühl von Freude und Sicherheit und laberte alle voll und erzählte meiner Schwester von GTA IV als Oper. Ich klagte bei meiner Mutter, dass ich von dem verdammt kalten Sauerstoff starkes Halsweh hätte (eigentlich aber vom Intubieren...) und sie versuchte mich nur zu beruhigen.



Meine Eltern waren weg, eine neue Schwester, die Nachtschwester stellte sich vor - sie fragte mich sofort ob ich Schmerzen hätte. Das hatte ich noch immer sehr. Sie setzte eine Nadel an und drückte mir durch den Infusionskanal eine Spritze hinein. TSCHAK - es floss durch meinen Körper, eine warmes Ziehen im Nacken, alles begann sich wunderweich zu entspannen, die Schwester wünschte mir, das es helfen möge, trug etwas am Rechner ein und bäm ich war weg. Ich erwachte bald wieder, so, als ob mich jemand extremst Schrecken würde, weil ich mir den Sauerstoff aus der Nase getan hatte und meine Atmung so abflachte, dass die Maschinen die Schwester in mein Zimmer holte - poah krass dachte ich mir. Ich hatte von nun an etwas Angst einzunicken und versuchte wach zu bleiben. Als meine Sättigung konstant auf 100 war (ich konnte auf den Bildschirm sehen) bildete ich mir ein, der Rechner sei hängen geblieben - nein ich wusste es. Ich sah keine Herzfrequenz, und alle Zahlen blieben konstant (es war nicht so).



Die ganze Nacht läutete ich etwa im 1-2 h Takt die Schwester herbei, da ich von Schmerzen geplagt wurde und sie drückte mir jedes Mal eine Spritze - die entspannte mich und ich war in 5 Minuten einfach weg. Dafür empfand ich solch eine "Liebe" zur Schwester und ich dankte ihr jedes Mal so überschwänglich für jede einzelne Infusionen - wunderschöne und zufriedene Schmerzfreiheit, Lockerung und flache Atmung (die mich manchmal so richtig extrem schreckhaft wachriss) waren die Folgen - keine Träumerein mehr.



Am nächsten Morgen hat ein Arzt gelesen: hydal hydal hydal hydal hydal .... dass muss eine schmerzhafte Nacht gewesen sein.



Die Tage auf der normalen Station waren erfüllt von hydal Infusionen zwischendurch und morgens und abends die Kapseln (im Moment bin ich am Ausklingen lassen.) Ich hatte die Tage trotz teils übelster Schmerzen und nur im Bett liegen immer Gefühle von tiefer Verbundenheit mit meiner Familie und Freunden, selbst zu Krankenschwestern, zu Zimmernachbarn und zum Leben allgemein - vermutlich war es auch die Freude, dass alles glatt ging. Vor allem schien mir aber das Hydal Schuld an meinem Geisteszustand.



Der erste Tag zu Hause: vorsichtig und voll Spannung einen kleinen Joint geraucht. Die Wirkung nach der Pause war natürlich wieder feinstens, im Wechselspiel mit dem Opiatpräperat Hydal aber eine recht Couchdrückende und einschläfernde Angelegenheit - das High spielte sich nicht so sehr im Kopf ab. Mittlerweile zeigen die Tabletten keine Auswirkungen mehr bei mir, bin stark herunterdosiert und alles scheint wieder recht normal. Vielleicht behalte ich mir ein paar Kapseln zurück, um ein wenig in höhere Dosis zu experimentieren - jedoch erscheint im Moment die Toleranz und das Risiko durch Atemhemmung in zu hoher Dosierung etwas groß.