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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.01.12 23:54
zuletzt geändert: 09.04.12 19:15 durch Friedenspfeife (insgesamt 1 mal geändert)
Hallo LdT!

Ich leide, wie vermutlich manch einer hier im Forum, an manischen Depressionen bzw. einer bipolaren Störung.
Bis vor kurzem hab ich dagegen Medikamente genommen (Seroquel und Lithium) diese jedoch aufgrund unangenehmer Nebenwirkungen abgesetzt.
Soweit komm ich eigentlich auch ganz gut klar, nur hin und wieder merke ich eben ganz deutlich, dass ein depressiver oder manischer Schub kommt.
Manische Schübe finde ich eigentlich ziemlich angenehm, nur kommen die meistens zeitlich ziemlich unpassend, z.B. dann wenn man grade versucht zu schlafen, weil man am nächsten Tag ne wichtige Klausur o.Ä.
Warum ich depressive Phasen steuern bzw. verkürzen will, muss ich wohl nicht erleutern.

Nun meine Frage, gibt es vielleicht andere hier im Forum, die darunter leiden, und ohne Medikamente diese Phasen zumindest zum Teil steuern können
Ich hab schon meine Therapeutin gefragt, aber die konnte mir keine hilfreichen Tipps geben...


Es ist gelogen, dass Videogames Kids beeinflussen, hätte PacMan das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören.
Ex-Träumer
  Geschrieben: 18.01.12 21:48
warum hast du die depris? Gibts daiwelche tieferen gründe die du dir klar machen musst?
ALLES ist kopfsache oder?(ernstgemeinte frage^^)

 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 18.01.12 23:14
Bei manisch Depressiven ist es ja so, das sie in ihren Phasen z.B. fast gar nicht mehr Schlafen und dann wieder 15 Stunden am Tag. So etwas kann keine Kopfsache sein, das ist nur über eine Art Erkrankung des Nervensystems zu erklären.


 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.01.12 16:41
@ masi:
Versteh mich nicht falsch, ich will sicher nicht, dass das LdT mich therapiert.
Ich denke einfach nur, dass es hier sicherlich genug Leute gibt die auch darunter leiden und vielleicht Möglichkeiten gefunden haben, wie man in bestimmten Situationen besser damit klarkommt.

Hauptsächlich frage ich, weil es mal eine Umfrage gab bezüglich psyischer Erkrankungen, und ich meine da gesehen zu haben, dass bipolare Störung recht weit oben mit dabei war...
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 19.01.12 16:51
Ich könnte mir vorstellen, dass autogenes Training die Manie ein _wenig_ unterdrücken kann und das Gedankenrasen verlangsamt. Allerdings muss man dafür tatsächlich einiges an Selbstkontrolle besitzen, an der es in manischen Zuständen ja oft mangelt :-)
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.01.12 17:14
Genau sowas hab ich gemeint, danke maulbear :-)
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.01.12 21:23
Kann dir zwar leider nicht helfen, hab aber einige Fragen dazu.
Wie genau äußern sich die manischen Schübe ?
Hat das ganze langsam angefangen, also in welchem Alter kam das und ist es am Anfang schwächer und seltener und wird stärker ?
Dr. Gonzo :"Ich sag’s Dir: der hat uns belogen! Das konnte ich an seinen Augen sehen!" - Raoul Duke :"Augen?"
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 20.01.12 00:23
Ihm geht es ja eher um die Steuerung depressiver Phasen.

Bei mir ist es so, dass auf eine Depression oft eine leichte kurze Manie kommt und dann die Normalität. Die Manie nach der Depression ist nicht das Problem (über die bin ich froh, ein bißchen Entschädigung habe ich mir dann ja verdient)

Das Problem ist, dass es immer wieder zu depressiven Phasen kommt. Wenn ich da drinstecke, kann ich das nicht steuern. Die Antriebslosigkeit und die gedrückte Stimmung und die Erschöpfung ist schlimm. Es wird auch nicht besser, wenn ich mir einen Ruck gebe und etwas anfange, das Weitermachen ist eine Quälerei, das lasse ich dann schnell wieder bleiben....

Aber ich kann verhindern, dass es zu solchen Phasen kommt. Da muß ich sehr auf mich achten, genug Tageslicht, genug Bewegung, mich nicht überfordern aber trotzdem aktiv sein, Pause machen wenn ich Pause brauche.

Wenn es zu einer depressiven Phase gekommen ist, hilft bei mir nur aussitzen, da habe ich schon so viel versucht, die Depression zu verscheuchen und immer war nur die Geduld erfolgreich... also darauf achten, dass es nicht zur Depression kommt. Leichter gesagt als getan
 
Abwesender Träumer

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ICQ
  Geschrieben: 20.01.12 15:03
ich finde wawa hat das schon ganz gut erkannt bei mir ist es auch ähnlich mit Manie habe ich eigentlich keine Probleme, bin eher froh über aktivere Phasen.
Bei Depressionen hat man meist das "Glück" das man ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist man kann sie zumindest etwas runter kämpfen ich habe bei mir das Gefühl allein da durch das ich entschieden habe zu kämpfen geht es mir besser. Auf sich achten ist hier das Stichwort Sonnenlicht/frische luft hilf bei mir aber auch Dinge wie joggen, ablenkung durch Gesellschaft, arbeit, kochen, gut unterhaltende filme oder musik, vorsichtig wäre ich wenn es darum geht die depris mit irgendeinem Stoff eindämmen bzw. bekämpfen zu wollen das hilft meist nur kurz. Danach ist es dann eher noch schlimmer und obwohl bei einigen in diesem Forum Antidepressiva nicht den besten Ruf haben möchte ich anmerken das sie mir und vielen anderen Menschen zumindest ein Stück weit geholfen haben. Aus diesem Grund halte ich nichts von pauschalen Verteufelungen dieser Medikamente.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.01.12 15:27
Nochmal meine Fragen, sind nicht nur an Steller gerichtet !

Wie genau äußern sich die manischen Schübe, wie würdet ihr sie grob beschreiben ?
Hat das ganze langsam angefangen ? also in welchem Alter kam das ? und ist es am Anfang schwächer und seltener und wird dann mit der zeit stärker ?
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 21.01.12 17:22

serotonin mangel schrieb:
@Frede
Hey,du sagst also das du zb schlafen gehn willst,und dann kommt ein manischer schub und du kannst nicht einschlafen?
Da bin ich mir sicher das is nur einbildung ;) Meines wissens nach kommt so eine Phase nich von jetzt auf gleich sondern bahnt sich langsam an....das du einschlaf schwierigkeiten hast ist jedoch wieder normal....
Ein tipp von mir...Hört sich komisch an...Aber flüchte einfach in deine welt x)



Nein, es ist eher so, dass manische Phasen bei mir (und ich glaube bei den meisten Anderen auch) fast immer abends beginnen und natürlich dann nicht nur 1-2 Stunden gehen.
Also nicht, dass ich depressiv bin, mich abends ins Bett lege und plötzlich hellwach und gut gelaunt bin ;)
Und anbahnen tut sich sowas nicht unbedingt.
Kann auch eine winzige Sache sein, die es auslöst, oder auch vollkommen unbegründet.
Was du mit in "meine Welt" flüchten meinst, verstehe ich nicht.

@HisDudeness
Klingt vielleicht komisch, aber ich denke mit gutem Speed und einer Prise MDMA würde man einen ansatzweise ähnlichen Zustand erreichen.
Gut gelaunt, ausgelassen, sehr aktiv, man fängt Sachen an die man lange vor sich hergeschoben hat (hab vor kurzem um halb 4 mein Zimmer aufgeräumt...ca. 3 Stunden bevor ich in die Schule musste), man ist seeehr kommunikativ(und fängt schnell an Leute zu nerven, wenn die grade nicht unbedingt von z.T. sinnlosem Zeug zugelabert werden wollen).
Also wie gesagt, oft kann ich diese Phasen geniesen, aber manchmal ist das Timing einfach beschissen.

Schwer zu sagen, wann es angefangen hat, ich denke mit der Pubertät und dann immer stärker werdend, wobei es bei mir noch verhältnissmäsig schwach ausgeprägt ist(denke ich zumindest, ich weiß ja nicht genau wie es bei anderen ist).

@wawa

Ja, Tageslich ist für mich auch sehr wichtig, grade jetzt im Winter ziemlich problematisch.
Was mir oft ein wenig aus depressiven Phasen hilft oder zumindest irgendwie ablenkt, sind Filme, und zwar am besten ganz typische 0815 Hollywood-Happy-End-Filme.
Nerd rettet die Welt und bekommt am Ende das Mädchen von nebenan, so nach dem Motto.
Normalerweise hasse ich solche Filme, vor allem weil sie so vorhersehbar sind, aber in einer depressiven Phase mag ich sie irgendwie...
Aber du sagst sehr richtig, das einzig wirklich wirksame Mittel ist Geduld bzw. Zeit, muss man sich auch immer wieder klar machen.

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Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 24.01.12 20:40
zuletzt geändert: 26.01.12 02:16 durch wawa (insgesamt 3 mal geändert)
@HisDudeness

Bei mir gehen Manien von 2 Tagen bis zu 2 Wochen ungefähr.

Es ist einfach geil, ich kann sauschnell denken, sauschnell reden, habe fünf Ideen auf einmal, mit gelockerten Assoziationen. Ich renne durch die Gegend und bin während solcher Phasen beim Tischtennis saugut, wegen der schnellen Reaktion.

Meine Kommolitonen haben an so einem Tag dazu gesagt, wir wussten noch garnicht, dass Du kiffen & koksen tust....

Keine Ahnung, ich kenne die Wirkung von Kokain nicht. Aber vom Kiffen schon, besonders auf sativa-Gras kommen da ja schon Gedankenrasen mit gelockerten Assoziationen und Lachflash vor.

Also ich kann mir vorstellen, dass man mit kiffen + koksen (und evtl. etwas Alkohol für Lachflash und Enthemmung) so einen Zustand herstellen könnte.


Ich habe auch manisch-depressiv gemischte Phasen, die sind weniger angenehm. Da wechselt sich der oben beschriebene Zustand im 3-Stunden-Takt mit Angstzuständen ab, und der Inhalt der schnellen Gedanken ist manchmal auch eher unangenehm und angstbeladen. Und die ganze Zeit bin ich total unruhig, und 10 km Radfahren hilft auch nur für die nächsten 20 min. Einmal habe ich während einer solchen Phase auch Ornamente an der Tapete gesehen und Blitze über die Decke (Ich habe dann die Sicherung rausgemacht, aber die Blitze waren immer noch da, aber haben mir keine Angst mehr gemacht, ich konnte ja dann realen Kurzschluss ausschließen)
Ich habe mich dann nach 2 Tagen am Abend mit einem Benzo abgeschossen, gegen die Angst und um schlafen zu können, am nächsten Tag wars dann vorbei und ich war wieder normal, nur ein bißchen erschöpft.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.02.12 13:39
Interessant, also jetzt wär noch das wichtigere wie es bei euch eben angefangen hat, von einem tag auf den andere, habt ihr das schon von Kindheit ca auf gleichem Intensitätslevel oder kam es erst sehr schwach und hat sich dann mehr ausgeprägt ?
Dr. Gonzo :"Ich sag’s Dir: der hat uns belogen! Das konnte ich an seinen Augen sehen!" - Raoul Duke :"Augen?"
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 21.02.12 03:01
ich war schon immer hyperaktiv, wirklich depressiv wurd ich so mit 12 jahren. durch ne übertriebene upper-zeit wurd ich manisch. wünsche das niemand!
experience is the best teacher
Ex-Träumer
  Geschrieben: 08.04.12 17:40
zuletzt geändert: 08.04.12 18:58 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 5 mal geändert)
Ok, das ist wohl mein Thread... Hab ihn erst jetzt erspäht.
Ich kann dir sehr viel berichten. Wo fang ich bloß an?
Zunächst mal bin ich manisch-depressiv, bipolare Störung. Klassifiziert als Stufe 1 (von 3).
Also glücklicherweise noch die leichteste Form, hab auch keine manischen Phasen, sondern sogenannte hypomane Phasen.

Ich wurde zunächst mal schwer depressiv mit 17. Von Manie noch keine Spur. ADs bekommen. Allerlei Drogen dazu noch. Keinerlei Verständnis. Falsche medizinische Behandlung und auch Therapieform falsch eingeordnet worden.
Letztendlich haben die ADs über ein 1/2 Jahr hinweg zum ersten mal eine manische Phase losgetreten, wodurch dann der Ausschlag gegeben wurde.
Und endlich die richtigen Schritte bekannt wurden, und auch gemacht wurden (trotz Motivationslosigkeit und Unverständnis, was dies und das bringen soll, habs aber mit dem Rücken zur Wand stehend schließlich gemacht).
Professionelle Hilfe war unausweichlich. Psychiater und Psychotherapie eben.

Und wegen "Kopfsache"... Absoluter Irrtum aufgrund mangelnder Informationsbeschaffung, aber vor allem weil Nichtbetroffene derartige Zustände einfach nicht kennen, selbst erleben und somit niemals verstehen können.
Müssen sie auch nicht, ich wünschs keinem.
Jedenfalls ist es genetisch veranlagt, latent verborgen in meinem Fall, dann kams durch gewisse schwerwiegende Umstände zum Ausbruch. Es ist eine chronische psychische Erkrankung.
Ein Medikament zu nehmen ist da nur normal. Wenn man Diabetes hat, nimmt man ja auch selbstverständlich Insulin ein, nicht wahr? Seh da nichts falsches mehr dran.
Es laufen dann numal gewisse Prozesse im Gehirn anders ab als bei nicht-Erkrankten. Das ist so, und bleibt so.

Zunächst mal ist deine Medikamention nicht gerade ideal wie ich finde. Lithium ist veraltet und hat zu viele nachteilige Effekte.
Seroquel ist allenfalls bei dringendem Bedarf, um manische Phasen einzudämmen und schlafen zu können anzuraten. Sicherlich nicht täglich.....
Es gibt jedoch ein Präparat, welches absolut keine Neben- oder Wechselwirkungen (mit Drogen) hat und glücklicherweise zu den "Antiepileptika" zählt, somit kein Psychopharmaka ist, welches grundlegend in die Persönlichkeit eingreift und vieles ... negativ beeinflussen kann. Wenn ich nur an die AD-Zeit zurückdenke wird mir speiübel. Der zweite Anwendungsbereich für bipolare Störungen wurde dann iwann entdeckt bei diesem Medikament.
Das Präparat heißt "Lamictal", der Wirkstoff "Lamotrigin". Es schmeckt witzigerweise sogar noch wie Traubenzucker. Ich spür davon nichts, also kein Missbrauchspotential oder sonst irgendeinen spürbaren Effekt merkt man direkt. Ich bin seitdem komplett normalisiert, stabilisert, trotz Drogenkonsum jetzt wieder. Alles kein Problem mehr. Seitdem ich das einnehme sind meine Wogen zu 90% geglättet, sehr zügig wirksam geworden, und bei mir kommen seit nunmehr 2 Jahren keine Phasen GRUNDLOS mehr auf.

Auf deine anfängliche Frage hin: Ja, man kann beide Phasen frühzeitig erkennen, steuern, beenden, und sogar wenn man möchte gewünscht hervorrufen/triggern (Manie natürlich nur, wer will schon ne Depression herbeiführen?!).
Depressive Phasen hab ich keine einzige mehr gehabt... Zumindest ansatzweise hat sich 1x eine angebahnt, habs sofort verspürt. Der Trigger: schwere seelische Belastungssituation entstanden. Ich hab diese aus der Welt geschafft und dann wars beendet. Das Gute am Medikament zeigte sich hier auf wundersame Weise. Wo ich früher noch eine mittelschwere Depression verspürte, als Skala -100%, fall ich nun selbst bei solchen depressiven Phasen auf maximal -50% und nicht tiefer. Das Medikament schafft ein gewisses Schutzschild, wie mir scheint, und lässt mich nicht tiefer fallen. Ist schon erstaunlich. Man muss aber natürlich frühzeitig gegensteuern, was man für sich selbst mit gewissen Strategien hinbekommt (zwingen muss dann eben Mal kurz sein).
Ne Verhaltenstherapie hab ich übrigens 1 Jahr gemacht... Man lernt mit der Erkankung umzugehen, sie zu akzeptieren, oder sie sogar gänzlich in sein Wesen zu integrieren.
Sie ist für immer ein Teil von mir, und das ist auch in Ordnung so.

Weil:
manische Phasen - wie bereits mehrfach erwähnt - sinnvoll genutzt werden können und mein Leben auf vielerlei Weise positiv bereichern. Man kann schließlich alles ohne Ängste, Zweifel und mit absoluter Gewissheit tun. Keine Probleme sind nicht lösbar, oder werden gar nicht mehr als solche eingestuft. Die gesteigerte Motivation überdeckt meine ursprünglich innewohnende Lethargie und Lustlosigkeit. Es gibt keine Barrieren oder Sorgen. Somit nimmt man am besten all seine vorhergeschobenen, unliebsamen Dinge in Angriff... Kein Problem - selbst das macht dann Spaß. Und das Urteilsvermögen ist nicht getrübt wie viele immer behaupten... Hab das mehrach überprüft. Bei meinen hypomanen Phasen zumindest kann ich alles komplett steuern und kontrollieren, bewusst. Aber zugegeben, ich koste sie schon eine Weile bewusst aus, aber ich beende sie dann auch bevor es einen gewissen Punkt erreicht. Hyperaktiv physisch gesehen werd ich nicht, muss ich dazu sagen. Gedanklich spielen sich aber wundersame Dinge ab. Naja, zurück zum Wesentlichen:
wenn man sie beenden möchte und wirklich schlafen möchte, im Notfall Seroquel. Muss sein. Das Eindämmen sollte auch sofort sein und nicht erst nach Tag 2 oder 3... Benzos wie Diazepam sind ungeeignet in diesem Fall...

Hm was noch? Triggern kann ich meine Hypomanie durch Upperkonsum, welcher Schlaflosigkeit selbstverständlich beinhaltet... Beim Comedown bin ich maximal eine Stunde leicht beeinträchtigt von Nebenwirkungen, dann setzt der manische Teil ein und schützt mich vor allem Negativen. Mir geht es dann witzigerweise gut anstatt schlecht. ABER es ist nicht immer der Fall, aber meistens. Hier zum Schlafen aber Diazepam und Bier, kein Seroquel...

Manie geht mit gesteigertem Redebedürfnis einher, ja. Man muss lernen es etwas zu zügeln, weil man dazu neigt selbst wenn man die anderen mal sprechen lässt, gar nicht ernsthaft zuzuhören, sondern den eigenen ununterbrochen weiterfließenden und neue Formen annehmenden zigfach gleichzetig ablaufenden Gedanken nachzuhängen. Ist schwierig, aber machbar. Ins Wort fallen muss man sich auch abgewöhnen :)
Man muss sich auch bändigen, nicht gereizt zu reagieren, wenn andere einem mit diesem übersteigerten Verhalten konfrontieren (falls sie es überhaupt bemerken).
Man möchte es halt meist nicht, weil Manie sich halt generell durchweg positiv anfühlt und bemerkbar macht. Es ist mit keiner Droge direkt zu vergleichen, weil es keine verballernde Druffinote hat... Aber wohl ansatzweise Pep oder dergleichen. Upperartig eben.
Ne depressive Phase würde ich sofort erkennen an diesem abgrundtief lebensverneinenden, alles niederschmetternden, beklemmendem Brustgefühl. Hoffnungslos verloren. Seelischer Schmerz fühlt sich einfach nur grausam an. Kann man ja sofort von nem physischen differenzieren. Man wird in seinem gesamten Wesen grundlegend erschüttert...
Jedenfalls muss man schnell handeln, z.B. Sport. Egal was, aber aktiv werden. Auch wenn man keine Lust hat und es erstmal nicht einsehen oder verstehen will. Einfach machen.
Lieber eine stunde durchhalten und dann die restliche Zeit gut fühlen, oder? Die Rechnung machte für mich doch iwann Sinn und wurde umgesetzt.
Für mich war das in etwa das Grundrezept, weil ich ständig nur nachdachte und das auf einfachem Weg lösen wollte, was einfach nicht geht.
Aktivität, so banal sich das anhört, war einer der Hauptgründe. Sonnenlicht kann ich persönlich nicht nennen, bin lieber nachtaktiv :)
Es gibt halt leider keine Abkürzungen bei psychischen Problemen, ist ein Lernprozess, der eben Zeit braucht.

Wie ich Manie erkenne? Hm. An der gehobenen Stimmungslage einerseits (zu gut quasi), egal was, alles ist wundervoll. Selbst unliebsame Dinge. Da kann dann ja was nicht stimmen, was einem zu denken geben sollte.
Unruhe verspüre ich wie gesagt keine. Das wäre wahrscheinlich auch eindeutig ein Zeichen. Schlaflosigkeit? Hm, die manische Phase setzt bei mir meist nachmittags ein wenn ich durchgemacht hab usw.
Das unterbinde ich dann spätestens wenn ich eben schlafen möchte mit medikamenteller Unterstützung.
Meine Therapeutin meinte zudem einst, dass je öfter man die manische Phase quasi zu sehr ausreizt und diese zum Ausbruch kommt, die Erkankung sich angeblich mit den Jahren verschlimmern würde.
Das kann ich nicht beurteilen, aber in dem Fall lass ichs drauf ankommen. Ist das selbst Spielchen wie mit den Drogen. Auch diese lasse ich mir nicht absprechen.
Es gibt keine absoluten Wahrheiten, was das betrifft. Jeder ist anders strukturiert, reagiert anders auf dies und das.
Solche Aussagen nehme ich zur Kenntnis, aber die wenigsten berücksichtigen eben nicht den individuellen Standpunkt des Betroffenen, sondern bewerten eben nach "Statistiken".

Ich bin jetzt 24 geworden, lebe also schon en Weilchen damit und bin endlich wirklich glücklich, seit ca 2 Jahren. Es war ein verdammt beschissener abgefuckter Leidensweg, der mich sehr oft an den Rand der Verzweiflung und des Wahnsinns getrieben hat. Aber nun bin ich endlich eins mit meiner gesamten Persönlichkeit und weiß über das meiste Bescheid. Ich sehe die Erkrankung auch nicht mehr nur als eine Belastung an.
Durch die bestandene Prüfung und das Überwinden von unliebsamen Dingen bin ich einfach auch unglaublich gereift und habe verborgene Fähigkeiten, Talente und Stärken geweckt, von denen ich nichtmal ahnte, dass ich sie hätte.
Ist ja ein bekanntes Phänomen, dass man nur aus Fehler und schlechten Zeiten wirklich dazulernt, wenn man diese gemeistert und überwunden hat. Dafür bekommt man hinterher quasi auch eine Art Belohnung.
Ich nenns mal ausgleichende Gerechtigkeit....
Jedenfalls lässt es sich mit dem auferlegten Kreuz in jedem Fall auch sehr gut leben...... Hoffentlich bleib ich auf diesem optimistischen Weg, gibt aber keinen Anlass, daran zu zweifeln :)
 

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