Langzeit-Berichte lesen

Übersicht:

Titel:Mit DXM (und LSD) der Öde entfliehen (Update)
Droge:DXM
Autor:GoodMemory
Datum:10.12.2022 21:00
Nützlichkeit:8,25 von 10 möglichen   (8 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Vorwort

Einleitend muss gesagt werden, dass dieser "Langzeitbericht" vielmehr eine Zusammenstellung von einzelnen, eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedachten "Berichten" ist, zu welchen eher der Ausdruck "Betrachtungen" passt, weil sie oftmals eine aphoristische Form aufweisen. Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass die DXM-Erfahrungen stets von einem Cannabis-Konsum begleitet waren, was die starke Wirkung trotz niedriger DXM-Dosis erklärt (Dosen stehen jeweils neben der Datum-Angabe). Weiterhin möchte ich noch vorweg sagen, dass in diesem Langzeitbericht auch ein paar Aufzeichnungen über Erfahrungen enthalten sind, in denen ich Weed ohne Einnahme von DXM rauchte, sowie stellenweise ausformulierte Gedanken festgehalten sind, die ich mir im "normalen Alltag" zu den Erfahrungen machte. Zuletzt gibt es noch die Besonderheit, dass zwei "fehlgeschlagene" Einnahmen von der Hawaiianischen Holzrose im Text vorkommen (wie das gemeint ist, wird beim Lesen ersichtlich), und dass zwei Träume und diesbezüglichen Reflexionen geschildert werden.

Ich hoffe, die vielen Hinweise haben jetzt keinen abgeschreckt, den Langzeitbericht lesen zu wollen. Sie sollten nur garantieren, dass keiner von dem Aufbau und der Machart irritiert ist.

Nun wünsche ich viel Freude beim Lesen!



[Zusatz-Info: Körpergewicht ca. 55 kg]





23.10.21 – 24.10.21: 180 mg DXM HBr + etwas THC

Dieser spontane Nacht-Trip lässt mich denken an Träume, in denen ich ebenfalls des Abends bzw. des Nachts mich recht plötzlich dazu entschließe, etwas zu nehmen, wobei ich kurzzeitig zögere und der Umsetzung des Vorhabens entgegenhalte, dass zu wenig Zeit zur Erholung zur Verfügung stehe und dass überhaupt die Gesundheit durch die Einnahme eines solchen Mittels in nicht klar einzuschätzendem Maße geschädigt werde. – Aber der Wunsch nach besonderen Erfahrungen des Schönen und Erhabenen war stärker als die Wirkung jener Vernunftgründe, und so nahm das Erlebnis seinen Anfang. – Warum mir normale Erfahrungen derart nicht genügen, wie ich eine solche sogar sehr eindringlich am Nachmittag des selben Tages während des Spazierengehens machte, als ich staunend in der Betrachtung eines vom wundervollen gelben Schein der schon leicht untergehenden Sonne erleuchteten Feldes für ein paar Sekunden versank, ist mir ein wenig unklar. Irgendwie ist derzeit eine mich teilweise äußerst bekümmernde leere Stelle in meinem Leben spürbar, die anscheinend nur mit solchen besonderen Erfahrungen gefüllt werden kann – jedoch auch immer nur temporär, wenngleich sie, die eine mehr, die andere weniger, der Zeit danach einen schwachen beschwingenden Glanz verleiht oder aber, so scheint es mir diesmal direkt nach dem Aufwachen, ihr einen Schleier umwirft, der mich vorübergehend taumeln lässt...

Ein paar Worte zur Erfahrung selbst: Sie war überraschend intensiv, ich hätte nicht gedacht, dass die gleichzeitige Einnahme von etwas THC und den in ihrer Wirkung vom Tag zuvor bereits bekannten Kapseln eine solche Intensivierung verursachen würde, vom Körpergefühl und der Wahrnehmungsvielfalt her erinnernd an einen mittelstarken LSD-Trip. Die optischen Erscheinungen waren zwar nicht so deutlich und scharf zu erkennen, aber trotzdem, besonders bei geschlossenen Augen, sehr lebhaft und mitreißend, sodass jene geistigen Bilder nicht nur gesehen, sondern wirklich erlebt wurden. Häufig handelte es sich dabei um alte, teilweise längst vergessene Erinnerungen an bestimmte Ereignisse, andere Male war es nichts direkt auf das persönliche Leben Bezogenes, sondern ein intensives Erleben eines imaginierten Geschehens wie etwa des kraftvollen Strömens eines blau-grünen Meeres oder des Fliegens durch den nur stellenweise weiß erleuchteten Weltraum. –

Die Wirkung hielt in ihrer Stärke ungehemmt recht lange an: ca. 3-4 Stunden. Etwas negativ bzw. kritisch zu sehen ist die partielle Kopflosigkeit oder auch mangelnde Klarheit während dieser Erfahrung; denn zuweilen verlor ich mich derart in einer Empfindung, dass ich im Nachhinein nur den Kopf darüber schütteln kann. – Noch nennenswert ist das verhältnismäßig (in Anbetracht der eher geringen Dosis) starke dissoziative Empfinden, das Gefühl, geistig außerhalb der Körpers zu sein, oder anders ausgedrückt: das bewusste Entgleiten des Bewusstseins – dies hatte ich bisher in dieser deutlichen Form unter dem Einfluss von DXM noch nicht erlebt. Außerdem fühlte ich während der Erfahrung durchweg ein tiefere innere Zufriedenheit, wenngleich sie, wie schon angemerkt, u. a. auf eine etwas zu starke Kopflosigkeit gründete.





29.10.21 – 30.10.21: erst 7 und später noch 2 Silomat (insg. 270 mg DXM HBr) + mehrere J's (ca. 0,8 g)

Viele Wochenenden-Reisen liegen hinter mir, es wird Zeit, eine längere Pause damit zu machen. –

Wie war der Flug denn diesmal? Ein wenig unkontrolliert, aber reich an interessanten Wahrnehmungen und Gedanken. In den Bann gezogen wurde das geistige Auge diesmal besonders von der Musik: Stimmen, einzelne Instrumente traten auf eine neue, schärfere Weise hervor, machten einen weitaus tieferen Eindruck, ließen einen eintauchen in eine Klangwelt, in der Töne Geschichten erzählen, Räume sich öffnen, kristallene Berge zusammenstürzen, orange-lilane Ströme fließen, Gebilde verschiedener Art sich formen und wieder verflüchtigen. – Wie fühlte ich mich dabei? Entspannt, etwas müde (u. a. wegen dem frühen Aufstehen am Freitagmorgen), aber gleichzeitig von Kraft erfüllt. – Interessant waren vor allem kurze Erfahrungsmomente, in denen ich – so waren meine Assoziationen in dem Moment – Erfahrungen jenseits dieses Lebens in Ansätzen zu machen glaubte, oder in denen ich bestimmte unverrückbare Naturgesetze visuell auf neue Weise erfassen konnte, insbesondere das Naturgesetz, dass Leben immer von Leben lebt. –





31.10.21 – 01.11.21: 90 mg DXM HBr + W. d. B. (ca. 0,6 g) + später 3, 2 „HBWR-Seeds“

Am Nachmittag, 0,3 g Weed durch Bong geraucht: Alles Wahrgenommene wirkt kräftiger, lebhafter, reicher an Bedeutung; ein elektrisierendes Körpergefühl lässt mich Tanzen; im Leben Passiertes oder derzeit Präsentes wird positiver betrachtet (zu Recht?); Zeit zerrinnt schnell.

Am Abend: Den Entschluss gefasst, die restlichen Kapseln um ~ 23 Uhr zu nehmen und gegen 0:30 Uhr das restliche W. zu rauchen; getrieben von einem aus alter Zeit bekannten Verlangen, dessen Erfüllung die eine unerfüllte Sehnsucht zu ersetzen versucht; ein Teil in mir freut sich darüber, dass endlich mal wieder ein mit starker Leidenschaft verbundenes Wollen am Walten ist; dem sonstigen Wollen, welches ich im Alltag bei gewissen Dingen spüre, fehlte mir schon seit Längerem die Inbrunst – das vom Sinn der Tätigkeit innigst überzeugte Tun; nun fühle ich mich ein Stück weit wiederbelebt, obschon mir klar ist, dass diese Art von Glück-Erleben, auf längere Zeit gesehen, meinem Lebensglück abträglich ist.

Während des Trips die eine Lust „bis zum Ekel ausgekostet“; um 2:20 Uhr 3 und um 5:00 Uhr 2 Samen leicht zerkaut genommen: zeigten kaum Wirkung (wahrscheinlich weil sie zu kurz gekaut wurden); dennoch genoss ich die bewussten Stunden der Ruhe und des Träumens; am Morgen nach dem Aufstehen fühlte ich mich sehr ausgeglichen, gleichzeitig geistig gealtert; ich lasse Bestimmtes hinter mir, akzeptiere sie als Teil meines Lebens, gebe den Kampf gegen sie auf, blicke nicht mehr mit brennendem Begehren oder Hass auf sie, sondern atme sie ein und wieder aus, im Vertrauen darauf, dass der Wind sie von mir fortweht.





*03.11.21 – 04.11.21:

Eindrucksvoller Traum, in dem ich in einem schätzungsweise 30-40 m tiefen Gewässer zusammen mit einer nicht direkt bekannten, aber im Traum vertraut wirkenden weiblichen Person (ungefähr gleichen Alters) tauchte und dort den aus vielen Klippen bestehenden Unterwasserraum erkundete. Besonders einprägsam war der Moment, als ich nahe des Grundes leicht nach oben schaute und die ganze Größe, Tiefe des mit grünlich schimmernden Wasser gefüllten Raumes staunend erblickte.

Einige Auszüge aus einem Artikel zur Traumdeutung des Traumsymbols tauchen, die in gewissen Teilen auf meine aktuelle Lebenslage zutreffen:

„Das Traumsymbol 'tauchen' steht in der Traumdeutung für das Eindringen in emotionale Tiefen. Das Wasser verkörpert die Gefühlswelt, in welcher der Träumende sich tummelt und in der er möglicherweise bisher unbekannte Emotionen an sich entdeckt.“

„Das Unterbewusstsein fordert mit dem Traumsymbol den Träumenden auf, sich mutig auf das Risiko der Selbsterkenntnis einzulassen. Andererseits kann tauchen in der Traumdeutung auch ein Hinweis auf den Freiheitsdrang des Träumenden sein.“

„Tauchen heißt in der Traumdeutung, etwas zu riskieren. Auf der spirituellen Ebene deutet das Traumsymbol darauf hin, dass der Träumende bereit ist, auf seinem Weg geistiger Entwicklung auch gewisse Risiken einzugehen.“

(Quelle: traum-deutung.de)





05.11.21 – 06.11.21: zuerst (gegen 20:15) Einnahme von einem Auszug aus 5 Samen; 5 Std. danach weitere Einnahme von 6 Samen (diesmal länger gekaut) + 4-5 Bong-Köpfe (ca. 0,8 g)

Trotz ausbleibender LSA-Wirkung – ich vermute aufgrund des andersartigen Aussehens und Geruchs, dass ich diesmal keine echten hawaiianischen Holzrosen-Samen erhalten habe – war die Erfahrung dank der mehreren Cannabis-Einnahmen per Bong und gleichzeitiger Koffein-Einnahme eine recht interessante und in gewissem Sinne auch lehrreiche: Erneut habe ich deutlich erfahren, was mein Ich, mein abwägender, das Ganze überschauender Teil will, und was mein blinder, rein impulsiv agierender Teil will, dessen Befriedigung zwar nicht mehr auf direkte Ablehnung seitens des Ichs stößt (eben weil es in gemäßigter Form als natürlicher Teil des Lebens zu akzeptieren ist), aber immer noch im Widerspruch zu manchen persönlichen moralischen Prinzipien von jenem steht.

Gedanke, der mir gegen Ende kam: „Es ist langsam genug; nicht mehr will ich mich Woche für Woche geistig so sehr mit diesen Erfahrungen beschäftigen; meine anderen Leidenschaften blieben lange genug auf der Strecke bzw. wurden in letzter Zeit nur noch halbherzig gepflegt – ihnen will ich wieder mit ganzem Herzen nachgehen. Zuvor ist da allerdings noch die eine Erfahrung ...





06.11.21 – 07.11.21: 270 mg DXM HBr + W. d. B. (ca. 0,6 g)

Die genommene Dosis war, im Nachhinein gesehen, doch ein wenig zu hoch (6-7 Kapseln zusammen mit einer kleinen Menge Weed scheint mir optimal zu sein). Ich komme zu dem Schluss, weil ich, jetzt am Morgen danach, zwar noch weiß, dass ich erstaunliche Momente voller tiefer komplexer sensueller Eindrücke erlebte, sie aber zum einen nur noch sehr bruchstückhaft in Erinnerung vorliegen habe und sie zum anderen so „ausufernd“ waren (besser weiß ich sie nicht zu beschreiben), dass ich Mühe habe, sie in Worte zu fassen. Im Grunde bestand das Erlebte aus fiktiven? Geschehen, in die ich körperlich wie geistig hineingerissen wurde und in welchen ich jeweils die Hauptrolle einnahm. Diese spielte ich eine Weile und wurde dann wieder herausgeschleudert, zurückgeworfen in mein gewöhnliches Ich, welches, als es sich des Persönlichkeitswechsels gewahr wurde, verdutzt darüber nachsann, was gerade geschehen war.

Eine Notiz vom Abend (etwa 2 Stunden nach Einnahme) lautet: „Gefühl, eine Metamorphose durchzumachen, als wenn ich in zwei Teile gespalten würde.“ Und genauso fühlte es sich an: wie ständige Verwandlungen, wie ein stetes Wechseln zwischen verschiedenen Seins-Formen, ein Hingerissensein von magischen Kräften.





07.11.21 (~ 18.50 – 20:50 Hauptwirkung): 0,15 – 0,2 g Weed d. B.

- Starkes Druck-, Stechgefühl im Brustkorbbereich; dazu schwerfällige Atmung; äußerst unangenehmes körperliches Empfinden; Akzeptanz des schon bald eintretenden Todes; die bisher stärkste „Sterben-Erfahrung“

- Im Nachhinein betrachtet, war die Hauptursache dieser negativen Erfahrung sehr wahrscheinlich nur ein übermäßig starkes Empfinden des Unwohlseins in der Magengegend (hervorgerufen durch Übersäuerung), so wie es in früherer Zeit schon öfters eine solche Panik-Attacke auslöste.

- Was mir die Erfahrung vor allem verdeutlicht hat, ist, dass ein Teil in mir sich nach dem Tod sehnt; denn mitunter spürte ich Freude, Erleichterung ob des nahen Todes.





*Am Dienstag, 09.11, angestellte Betrachtung hinsichtlich meiner „Reisen“:

Intensiv Leben, Ausbrechen aus dem Gewohnten, sich in neuen Wahrnehmungs-Feldern ergehen, sich selbst tief fühlen, Ergriffensein von etwas Erhabenem, das suche ich, das erlebe ich derzeit, wenngleich gelegentlich unterbrochen von Schauer- oder Verwirrungszuständen, am Wochenende: da kehre ich, in lichten Momenten neben den dunklen, ein in einen Ort, der mir Heimat scheint: da sehe, höre, fühle ich einen gleißenden Ozean des Lebens, ein glanzvolles Fluten der Seele, alle Öde wegschwemmend.





10.11.21 – 11.11.21: 210 mg DXM HBr + W. d. B. (ca. 0,4 g)

Eine Stunde nach Einnahme setzte mehr und mehr ein dissoziatives Empfinden ein: der Geist schien nicht nur den eigenen Körper, sondern auch Stellen des äußeren Raumes zu füllen. Begleitet wurde dies Körpergefühl von einer intensivierten akustischen Wahrnehmung, welche die Musik schöner, kräftiger klingen ließ, sowie dem mit Freude einhergehenden Drang, Teile des Oberkörpers zum Rhythmus der Musik zu bewegen.

Später, während des Peaks, kam die bekannte Panik bzw. Angst, in dem Moment wegen einer zu starken körperlichen Beanspruchung sterben zu müssen, auf – die jedoch recht schnell abgemildert werden konnte durch die Akzeptanz des möglichen Sterbens.

Nach Überwindung dieser Angst wurde der Trip weitaus angenehmer. Von tiefer Zufriedenheit erfüllte durchlebte ich die vor dem Hintergrund der Musik sich abspielenden Szenen aus dem Dextroversum, ähnlich wie beim ersten Kombi-Trip – alles schien liebenswert, ewig und luftig.

Am Tag danach waren diesmal die Nachwirkungen deutlicher zu spüren (sehr wahrscheinlich aufgrund des kurzen Abstands zur letzten Reise); sie bestanden daraus, dass ich zwar ein angenehmes, „verdextes“ Körpergefühl hatte, zugleich aber sehr erschöpft war und mitunter noch leichte optische Veränderungen erlebte. Irgendwann gegen Abend dachte ich mir dann, dass ich keine Lust mehr auf solche Zustände habe – dass sie kaum mehr neue förderliche geistige Sichtweisen hervorbringen, sondern zunehmend zu schädlichen Wiederholungen werden.





*Am Freitag, 12.11, auf der Arbeit über ein Zitat nachsinnend, das derzeit zu meiner Seinsweise passt:

„Ich liebe Den, der freien Geistes und freien Herzens ist: so ist sein Kopf nur das Eingeweide seines Herzens, sein Herz aber treibt ihn zum Untergang.“





12.11.21 – 13.11.21: 180 mg DXM HBr + W. d. B. (ca. 0,4 g)

Verlauf, Empfindungen ähnelten denen der letzten Erfahrung. Wieder wurde jene Angst mit der Überwindung der Angst zu sterben besiegt. Wieder setzte danach tiefe Entspannung, Zufriedenheit ein. Wieder wurde vieles viel positiver betrachtet, weniger mit Besorgnis. Und wieder wurde mehrere Male Frieden im Loslassen, im reinen nicht bewertenden, weder ablehnenden noch anhängenden Erleben gefunden.





--mind. 4 Wochenenden hintereinander DXM genommen; Zeit verging in letzter Zeit sehr schnell--





19.11.21: 0,15 – 0,2 g Weed d. B.

- sehr ähnliche Erfahrung wie am 07.11: hoher Puls, starkes Unwohlsein im Brust-/Bauchbereich, Atemprobleme, Zittern, Gefühl, jederzeit bewusstlos zu werden





*10.12.21 – 11.12.21:

Äffchen im Traum umarmt = Frieden geschlossen mit dem irrationalen, impulsgesteuerten Teil, dem ich lange Zeit die Schuld für eine bestimmte elendige Zeit gab und darum mitunter verachtet habe?







---- Update ab hier ----





So, da es im folgenden Jahr entgegen dem Vorhaben 2021 mit DXM aufzuhören doch noch zu einigen Trips mit DXM und zusätzlich dazu auch mit 1V-LSD kam, folgt jetzt die Fortsetzung.





14.04.22 ~ 200 mcg

Reflexionen am Tag danach:

Hader nicht mit dem unglücklich verlaufenen Geschehen von Gestern; nehme kurz zur Kenntnis, an welcher Stelle und in welcher Weise das gestrige Erlebnis seine Schärfe verlor und damit entgleiste, wo sich trotz der vielen Unklarheiten auch einige heilsame Einsichten aufgetan haben, und konzentriere dich, unbeirrt vom Vergangenen, auf die Wiederaufrichtung deiner Würde und auf die Kultivierung geistiger Klarheit und Tiefe im bestmöglichen Nutzen der jetzigen Möglichkeiten.



Reflexionen am 19.04 über die Erfahrung in Umrissen:

Der Trip geriet ab dem Punkt außer Kontrolle (Verlust des Realitätsbezugs), als ich nach scheinbarem Erfahren des Sterbens der Täuschung unterlag, tatsächlich gestorben und nun in einer anderen Welt zu sein. Dies hatte mehrere weitere Täuschungen zur Folge wie etwa die, dass ich erst noch ein volles Mitglied dieser „neuen Welt“ werden muss, was ich u. a. dadurch zu erreichen versuchte, dass ich jeglichen Widerstand gegen bestimmte äußere (und innere) Geschehnisse aufgab. Vollkommen in diesem Wahn gefangen, der kein kritisches Denken zuließ, das die genannten trügerischen Überzeugungen ernsthaft in Frage gestellt und mich ein Stück weit in die Realität gebracht hätte, nahm ich also alles, was um mich herum geschah, als Teil der Initiation in die neue Welt hin. Erst mit Abklingen der Hauptwirkung erkannte ich zunehmend, wie irregeleitet ich über mehrere Stunden war. Unabhängig von diesem Wahn erlebte ich aber auch mitunter Momente tiefer Zufriedenheit und liebevoller Annahme der Probleme des Lebens.





23.04.22 ~ 150 mcg

Vor und während des T. regelmäßig kontemplierte Leitlinien mit nachträglichen Ergänzungen in Klammern:

- Verfalle nicht in Anhaftung an einzelne Gedanken; "gehe" immer weiter, bis letztlich "Leere" einkehrt (bis ein Zustand des befriedeten Wollens einritt, in dem alle Eindrücke ohne jegliche Anhaftung oder Ablehnung in den Raum des Bewusstsein hinein- und wieder heraustreten können – ein Sein allein aus nüchterner Freude am Sein)

- Bringe keinen Widerstand gegen bestimmte Empfindungen oder Gedanken auf, sowohl geistig (z. B. durch Nicht-Hinsehen oder Verdrängen) als auch körperlich (z. B. durch Anspannen oder übermäßiges Bewegen einzelner Körperpartien)

- Mache dir klar, dass leidvolle Zustände i. d. R. schnell vergehen, wenn du sie zunächst akzeptierst und ihnen sonst (sofern es nur oberflächliche Verstrickungen sind) keine weitere Beachtung schenkst



Stichpunkte bezüglich der Erfahrung:

- Trotz sich zahlreich bietender Verirrungen, die jeweils auf Ablehnung einer bestimmten Empfindung und draus resultierender Verstrickung beruhen, war die Erfahrung im Wesentlichen geprägt von einer offenen Geradlinigkeit, die mich davor bewahrte, in eine ablehnende Anhaftung zu verfallen. Schmerzvollem wurde genug freien Raum gegeben, um sich ohne dramatische Komplikationen (z. B. in Form von ausufernden Gedanken oder übermäßigen Körperanstrengungen) entfalten und wieder auflösen zu können.

- Den Zuständen der Ruhe schien ein immer wieder aufziehender Sturm vorauszugehen, in welchem u. a. das eigenartige Geräusch eines klapprigen Beatmungsgeräts zu hören war (gleiches akustisches Phänomen wie in der vorigen).

- Beziehungswahn (Tendenz, zufällige äußere Ereignisse so zu deuten, als hätten sie eine tiefere Bedeutung und einen direkten Bezug auf einen selbst) weitaus schwächer ausgeprägt als beim letzten Mal

- Oftmaliges Erleben von Made-in-Abyss-Assoziationen, einhergehend mit einem besseren Verstehen von Jäger-und-Sammler-Völkern. Außerdem: scheinbares? Nachahmen von einzelnen Riten alter Urvölker in Gestalt eigentümlicher, religiös anmutender Körperhaltungen bzw. -bewegungen





26.05.22 ~ 112,5 mcg

Gleich einem Kind-Sein, herumtollend an einem warm erleuchteten Meeresstrand, war das Empfinden der ersten eineinhalb Stunden. Die unbesorgte Heiterkeit ging jedoch schnell in eine mitunter schmerzvolle Betrachtung der derzeitigen persönlichen Sinnperspektiven über: Ich erkannte, dass die letzten Monate zu sehr von dem Bestreben geprägt waren, den Tod in der Tiefe anzunehmen, und ich dadurch indirekt davon ausging, ja es mir gewissermaßen wünschte, er werde mit Sicherheit bald eintreten. Weil er dies aber nicht tat, obwohl ich mich ernsthaft bereit zum Sterben fühlte und ich mich nach der letztlichen Erfüllung jenes Sinns sehnte, griffen zunehmend Gefühle der Nichtigkeit in mir Platz.

Den Tod, das Enden des bekannten Lebens zu akzeptieren und zu lernen, frei von Angst mit der Gewissheit des jederzeit möglichen Sterbens zu leben, ist und bleibt mir einer der zentralsten Sinne des Lebens, jedoch wirkt die übermäßige Fokussierung darauf hemmend, wenn es um die Erfüllung anderer, dem Leben mehr zugewandter Sinne geht. Darum sollte ich mich ein Stück weit von dieser Perspektive distanzieren, wenngleich sie im Hintergrund natürlich bestehen bleiben soll, damit ich später dann (wann auch immer es sein wird), ohne Anhaftung/Ablehnung tatsächlich sterben kann.

Bis dahin gilt es, sich dem am meisten zu widmen, das tiefe innere Freude bringt und einen leben wollen lässt.

*Lied, das während der Erfahrung häufig im Geist erklang: Frederic Chopin- Nocturne 15 op. 55 no. 1 in F Minor





05.07.22 ~ 112,5 mcg

Anschließend an die gewöhnlich verlaufene Anfangsphase, in welcher das Körpergefühl und die Sinneswahrnehmung sukzessiv an Kraft und Vielfalt zunehmen und alles zu „atmen“ anfängt, setzte eine äußerst turbulente Hauptwirkphase ein, die in ihren Grundzügen stark an die Erfahrung mit 200 mcg erinnerte. Erneut überkam mich, primär angestoßen durch schmerzhafte Engegefühle in der Brust (oder nicht doch vom Magen ausgehend?) und eine plötzliche Pulserhöhung, der Wahn, jetzt in diesem Moment zu sterben, was mir gefühlsmäßig auch wirklich so vorkam: Neben dem hohen Puls und dem Gefühl, von einer Last erdrückt zu werden, wurde, während ich mal draußen saß, mal im Bett lag, der Blick immer trüber und die Atmung immer schwerer.

In dieser scheinbaren Übergangsphase zwischen Todeskampf und tatsächlichem Tod drängten sich zudem die gleichen eng miteinander verwobenen Gedanken bzw. Perspektiven wie beim anderen Mal auf, welche ich in dem Moment nur mit viel Mühe und Geduld als reine Gedanken und nicht als Tatsache aufzufassen imstande war: Zum einen die Überzeugung, dass das, was ich jetzt gerade erlebe, verhindert, wieder ins normale Leben zurückzukehren (weil anscheinend ein derart tiefer Blick in das Sein getan wurde, der das gewöhnliche Leben unlebbar macht); zum anderen jene, dass das Leben in Wahrheit nie endet, sondern immer wieder, sobald das Ende einzutreten droht, in Art einer Fiktions-Bildung von neuem weitergetrieben werden muss.

Zum Glück gelang es mir diesmal, den Charakter des Scheinbaren dieser Gedanken zu erkennen, ruhig liegen zu bleiben und einfach darauf zu warten, bis diese extreme Phase vorübergezogen ist, anstatt wie beim andern Mal verzweifelt zu versuchen, die negativen Empfindungen in wahnhafter Manier durch bestimmte Handlungen zu vertreiben. Nach diesem zutiefst grausigen Sturm, dessen Schrecken man sich im Nachhinein kaum recht ausmalen kann, konnte ich dann endlich ohne Beklemmungsgefühle und übersteigerte verkrampfte Ideen mich den wundervollen Klängen der Musik hingeben und in eine kühle klare Trip-Atmosphäre eintauchen, die stellenweises reines Wahrnehmen erlaubte.

Folgendes wurde für den weiteren Lebensweg als etwas verstärkt zu Berücksichtigendes eingestuft:

- Soziale Kontakte mehr pflegen (für ein glückliches Leben unabdingbar)

- Eine einmal getroffene Entscheidung, vor allem bezogen auf die allgemeine Alltagsgestaltung, nicht so häufig modifizieren oder widerrufen (damit eine Stabilität und Identität fördernde Struktur erhalten bleibt)





*Extra: Stellen aus Büchern, die gewisse Parallelen zu den Erfahrungen aufweisen und manches erhellen

1.

Als eine passende Analogie für das, was den Kern einer psychedelischen Reise ausmacht (die schmerzhaft-klare Selbsterkennung), kann das Fegefeuer im Sinne der Interpretation Eugen Drewermanns herangezogen werden, die in der Gegenüberstellung mit einer rein äußerlich-rechnerischen Betrachtungsweise aufzeigt, was das Erfahren der Gerechtigkeit Gottes eigentlich bedeutet:

„Die […] Lehre nämlich lautet, die 'armen Seelen' fänden sich im 'Fegefeuer' in einem Zustand vor, in dem sie sicher wüßten, daß der Himmel auf sie warte, sie müßten lediglich die Zeitstrafen für ihre Sünden noch verbüßen. In dieser Form ist allerdings noch immer alles äußerlich gedacht: die göttliche Gerechtigkeit verhängt die allfälligen Strafen, das 'Fegefeuer' ist so etwas wie eine überirdische Justizvollzugsanstalt, und was da Buße heißt, besteht in einem Quantum Qual, exakt gleichgroß dem Schaden und dem Schmerz, der schuldhaft anderen im Leben zugefügt ward. Wie aber stellt der gleiche Sachverhalt sich dar, liest man ihn innerlich? – Die 'armen Seelen' wissen, daß sie in den 'Himmel' kommen? Dann wissen sie vor allem um die Liebe Gottes; sie wissen auch, was eigentlich ihre Bestimmung und ihr Auftrag war; und um so mehr tut es ihnen jetzt leid, zu sehen, wie oft und in welch einem Umfang sie unterhalb ihres Niveaus geblieben sind. Jetzt schämen sie sich für die Angst und für den Kleinmut, die sie hinderten, zu tun, was sie längst als wahr erkannt hatten. Entscheidend aber ist, was wohl für alle echte Reue gilt: Sie trägt den Wunsch in sich, es wäre, was geschehen, nie geschehen; sie drängt dahin, von dem, was war, wie´s war, endgültig wegzukommen; sie ist in sich Teil eines Reifungsvorgangs, der die Mängel, Fehleinstellungen und unheimlichen Züge der Persönlichkeit von einst ergänzen, korrigieren und zusammenwachsen läßt. Einzig die Pein, vom Stand der eigenen Entwicklung heute rückblickend anschauen zu müssen, wie kleinlich und wie eng man damals war, mag sich als die 'gerechte Strafe' ausnehmen für das, was an Verkehrtem und an Falschem sich ereignet hat; doch diese Pein ist heilsam, ja, sie wird fühlbar überhaupt nur als ein Wachstumsschmerz der Seele. – So einzig ist die Art, in welcher Gott uns 'straft': er läutert uns durch seine Liebe.“

(Wendepunkte - oder Was eigentlich besagt das Christentum? S. 380 f.).



2.

Als Erklärung für das während mancher Erfahrung wahnhafte Überzeugtsein davon, das Rätsel des Seins gelöst zu haben, mag Nietzsches Kritik an das sokratische Denken dienen, welches das dominante unserer heutigen, wissenschaftlich geprägten Zeit ist.

„Nun steht freilich neben dieser vereinzelten Erkenntnis [dass es der Wissenschaft mehr am Suchen als am Finden der Wahrheit gelegen ist], als einem Exzeß der Ehrlichkeit, wenn nicht des Übermutes, eine tiefsinnige Wahnvorstellung, welche zuerst in der Person des Sokrates zur Welt kam, – jener unerschütterliche Glaube, daß das Denken, an dem Leitfaden der Kausalität, bis in die tiefsten Abgründe des Seins reiche, und daß das Denken das Sein nicht nur zu erkennen, sondern sogar zu korrigieren imstande sei. Dieser erhabene metaphysische Wahn ist als Instinkt der Wissenschaft beigegeben und führt sie immer und immer wieder zu ihren Grenzen, an denen sie in Kunst umschlagen muß: auf welche es eigentlich, bei diesem Mechanismus, abgesehen ist.“

(Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik , Kapitel 15)





03.09.22 unbestimmte Menge Alkohol (nicht allzuviel) + ~ 37,5 mcg

Den Weg genommen ins dornige Dickicht, aus Angst vor den möglichen Angriffen des schemenhaften Mannes vor mir, erleide ich weitaus größere Martern, als sie mir bei der Konfrontation mit ihm widerfahren wären. So durchschreite ich des Dornenwerks Tiefe, lasse mich durchbohren von Geist vergiftenden Spitzen, falle in eine Grube, verbleibe längere Zeit im Dunkeln, bis sich im Innern ein Licht auftut, das mir meine eigenen Selbsttäuschungen schmerzhaft deutlich aufzeigt, den festen Willen aufkommen lässt, künftig der scheinbaren Gefahr zu trotzen und mutig jenen Weg zu gehen, der auf offene helle Wiesen führt.





04.10.22 ~ 75 mcg

Aus Armut an Lebenskraft in der Hoffnung, wieder neue zu gewinnen, wurde die Reise unternommen. Und siehe da, der Glaube daran, mir werde mehr Zuversicht und ein positiverer Blick auf manches Geplante oder mir Bevorstehende zuteil, bewahrheitete sich, zumindest stellenweise. Der Trübsinn verschwand mit Eintauchen in die künstlerische lichtvolle Sphäre, doch schon bald überkam mich wieder der Schrecken: das erdrückende Gefühl zu sterben, zwar nur für etwa 1-2 Minuten, jedoch immer wiederkehrend. Es ist ein ständiger Begleiter jeglicher Erfahrungen dieser Art und kommt nicht von irgendwoher, sondern ist mit Sicherheit eine verdichtete Repräsentation der mein Leben niederdrückenden Ängste. Sie in dieser Form zu erleben und zu ertragen lernen, kann dabei helfen, auch die anderen mit mehr Leichtigkeit zu nehmen, aber mir scheint, dass die Milderung (zumindest bezogen auf mein Leben) sehr gering ausfällt, wahrscheinlich deshalb, weil ich in der Zeit danach zu wenig Eigeninitiative aufbringe. – Solche Erfahrungen geben einen nur einen Schubs und bringen Licht ins Dunkel der Persönlichkeit, aber die treibende Kraft muss von einem selbst kommen. Das ist mir schon lange klar, dennoch hoffte ich, dass das Erfahren von Momenten sublimster Selbsterkenntnis und unendlicher Weite auch darüber hinaus etwas bewirken könnte. Und so falsch lag ich damit auch nicht: Jedes Mal danach war mir das Leben wieder äußerst kostbar, heilig und voll von Möglichkeiten tiefer Freude. Aber so kann das Leben auch ohne diese wirken, eben mit entsprechender Eigeninitiative, mit dem festen Wollen, nicht stehen zu bleiben und das eigene Leben nach und nach so einzurichten, dass ich letztlich mit Überzeugung sagen kann: ich bin zufrieden und froh am Leben zu sein. Drum Lebt wohl, Psychedelika, ihr von außen zugeführten Seelenoffenbarer.





15.10.22: 180 mg DXM HBr + etwas THC

Sehnsucht trieb mich hin zu diesem Erleben; noch ein letztes? Mal sollten die sich unter dem Einfluss von DXM und THC sich öffnenden Erfahrungsräume erkundet werden. Was ich fand, war u. a. eine träumerische Abfolge von Sequenzen: ein Flug über grau-bräunliche Landschaften mit ungewöhnlichen, aber doch künstlerisch wirkenden Bauten aus Metall, ein Fortgerissenwerden von einem kraftvollen in vertikalen Kurven verlaufenden Fluss, dessen Wasser keinem natürlichen Graben folgte, sondern sich frei in der Luft bewegte, ähnlich einem auf- und absinkenden Vogel, und noch weitere Szenen, die entweder eine Zusammensetzung aus verschiedenen dreidimensionalen Strukturen, häufig Gebäuden, und nicht genau bestimmbaren korallenartigen Tierchen waren, oder Dialoge, Gespräche zwischen Personen, welche ich entweder wirklich erlebt hatte oder in Art eines Traums aus unterschiedlichen Erinnerungsfetzen bestanden.

Neben diesem recht interessanten und angenehmen visuellen Part gesellten sich allerdings mitunter sehr unangenehme körperliche Wirkungen wie etwa starke Übelkeit (bis hin zum Erbrechen), Herzrasen und leichte Verkrampfungen verschiedener Teile des Körpers, die ähnlich wie das Glücksempfinden bei dieser Erfahrung phasenweise zu- und wieder abnahmen. Eine sehr eigenartige Komponente, welche mir so bisher bei dieser Kombi nicht bekannt war. Normalerweise ist ab Beginn der Hauptwirkung das Glücksempfinden für etwa 2-3 Stunden auf einem konstanten Level, und Übelkeit, Herzrasen oder Verrenkungen des Körpers treten nur in bestimmten Phasen des Trips auf. Nun gut, diesmal war es so, und insgesamt gesehen, weiß ich nicht, ob mir die Erfahrung wirklich gefallen hat. – Sie war jedenfalls sehr vielschichtig und abwechslungsreich, um es positiv auszudrücken. Gelegentlich erlebte ich eine tiefe innere Ruhe und schwebte zu im Hintergrund laufender atmosphärischer Musik mit dem Geist leicht über dem Körper oder rechts oder links davon, während sich vor meinen geschlossenen Augen verschiedene schimmernde Gebilde und Landschaften formten; in anderen Momenten hingegen lag ich verkrampft mit Übelkeit und Herzrasen im Bett herum und sah nur schwarzen Dunst.

Insbesondere am Tag danach bereute ich das Unternehmen dieser Reise, vor allem, weil sie mich körperlich sehr ausgelaugt hatte und weil ich bis dahin nicht recht einschätzen konnte, worin ihr positiver Effekt auf mein weiteres Leben besteht. Jetzt am zweiten Tag danach sehe ich die Erfahrung immer noch zwiegespalten: Die starke körperliche Belastung und die Phasen des Unwohlseins schrecken mich ein wenig davor zurück, jene als etwas Positives einzustufen. Andrerseits war ihr auch etwas sehr Befreiendes zu eigen: Bestimmte verhärtete Emotionen scheinen sich durch unterschiedliche körperliche Reaktionen spürbar gelöst zu haben, weswegen ich mich nun geistig freier fühle.





21.10.22: 180 mg DXM HBr + etwas THC

Weitaus stabiler, gleichmäßiger verlief diese Reise. Es war kein ständiges Auf und Ab wie bei der vorhergehenden, sondern eine mit klarem Verlauf: beginnend mit dem allmählichen Gefühl, als würde der Geist versuchen dem Körper zu entsteigen, wobei er allerdings noch scheiterte und nicht die Anziehung zu jenem zu überwinden vermochte, folgend von dem Erreichen eines Gipfels, auf welchem der Geist frei umher schweben konnte und sich in weiß-gräulich strahlenden Räumen wieder fand oder Betrachter eines Naturschauspiels war, bei dem sich riesige Landmassen verschoben und ein bläulich-lilaner glänzender Graben sich zeigte, dessen Größe das eigene Innere plötzlich füllte, endend mit einer spürbaren Landung, Rückkehr in die Schranken des Gewöhnlichen, jedoch noch immer vom Glanz und der angenehmen Leere der verlassenen Sphäre umgeben.

Daneben wurden einige sehr interessante psychologische Betrachtungen angestellt, wie etwa die deutliche Erkennung der eigenen Potenziale, deren Verwirklichung die Erfüllung des Lebens zum großen Teil ausmacht, und das Sehen der noch vielen bevorstehenden Möglichkeiten, in denen neue Erfahrungen gemacht und vor allem auch neue Personen kennengelernt werden können, die ebenfalls einen bedeutenden Teil zum Lebensglück beitragen.





28.10.22: 300 mg DXM HBr + etwas THC

Eine weitaus höhere Dosis wurde versucht, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Dimensionen, die DXM-Wirkung annehmen kann. Es zeigte sich, dass die Dissoziation bei solchen Dosierungen noch deutlich stärker, „realistischer“ ist als bei niedrigeren: Es fühlte sich stellenweise wirklich so an, als wäre ich an einem anderen Ort oder in einem anderen Körper, oder als würde ich aus meinen Körper herausfallen und immer tiefer sinken, bis mir das Fallen nicht mehr wie Fallen, sondern wie Schweben vorkam. Als negative Begleiterscheinung allerdings war eine zunehmende Verwirrung festzustellen oder vielleicht treffender ausgedrückt: Es fiel zunehmend schwerer, die Klarheit, die Bewusstheit aufrechtzuerhalten und nicht in einen Dämmerzustand zu verfallen, in welchem man zwar noch alles erfährt, aber nicht so, dass man sich im Nachhinein noch daran erinnern kann. Dazu kommt noch das Problem, dass der Magen sich sehr gereizt anfühlte und der Puls teilweise unangenehmen hoch war. Natürlich ist es möglich, diese negativen Komponenten durch Konzentration auf andere Teile des Erlebens kaum bis gar nicht mehr wahrzunehmen, teilweise gelang es mir auch, jedoch drängten sie sich immer wieder dazwischen, was das Ganze insgesamt etwas unangenehm machte. Zu den eindrücklichsten Momenten gehört zum einen das Erlebnis, nicht mehr Teil meines eigenen Körpers, sondern eines anderen „Wesens“ oder „Dings“ zu sein, dessen Atmung ich für recht lange Zeit übernahm: Ich sah, wie „es“ sich bewegte und spürte dabei mein Atem als sein Atmen; zum anderen die immer wiederkehrenden Momente, in denen ich sehr deutlich das Gefühl hatte, ich würde fallen oder mit hoher Geschwindigkeit fliegen, wobei der Raum um mich herum etappenweise, nach kurzem Ausbleiben des Lichts, strahlend weiß aufleuchtete, wodurch das Empfinden der Fortbewegung, des Überquerens von verschiedenen in der Luft liegenden Haltestellen verstärkt wurde.





29.10.22: 300 mg DXM HBr + etwas THC

Dadurch, dass der Wirkstoff vom vorigen Tag noch nicht vollständig abgebaut war und mein Geist aufgrund des Schlafmangels sich ohnehin schon in einen träumerischen Zustand befand, entsprach diese Erfahrung einer am oberen Ende des 2ten Plateaus (eventuell auch Anfang des 3ten). Es war ein spontaner Entschluss, gleichwohl schon länger der Wunsch vorhanden war, eine derart, komplett vom bekannten Körper losgelöste zu machen. Wie unzureichend werden meine Worte das wieder geben, was ich erlebte. Erhabene Gefühle, insbesondere Zustände völliger Leere sind eigentlich nicht in Worte zu kleiden, aber trotzdem möchte ich es versuchen, wiederzugeben, was ich spürte und sah, in dieser Tiefe und Höhe meines Inneren. – Ich war Atman, mein innerstes Selbst, die grundlegende Kraft in mir, frei von anderen Einflüssen; ich spürte nur die Kraft des Lebens, nichts weiter; das ist Atman, das ist auch Brahman, die Urkraft des Weltganzen. – Nachdem ich von tosenden Wellen überrollt worden war und meine zweiten Augenlider sich geschlossen hatten, gab es nur noch ein kraftvolles strahlendes Leuchten und Luft zum Atmen. In diesem Zustand konnte ich längere Zeit verweilen, ich konnte allerdings auch aus ihn heraustreten, indem ich meine Augen öffnete und mich bewegte. Immer wieder kehrte ich aber an einen Ort zurück, der nicht mein Körper war und auch nicht der eines anderen Wesens, ich fand mich vielmehr wieder an dem Grundquell allen Lebens: Es gab keine Körper mehr, sondern nur Leben und Licht. Es war, wenn man so will, eine Vereinigung mit Gott, eine zutiefst mystische Erfahrung, das Erleben von Nirwana: Leere, reines Gewahrsein. Zwischendurch geschah es auch das, dass ich glaubte zu sehen, wie meine Seele früher gelebt hatte und wie ein Übergang von dem einen zum anderen Leben erfolgt. Ob es sich wirklich so verhält, kann ich nicht sagen, aber dieses Erlebnis hat mir deutlich gezeigt, dass in uns Kräfte sind, die auf alle Fälle auch unabhängig von dem uns bekannten Körper weiter existieren.





04.11.22: 480 mg DXM HBr + etwas THC

& 05.11.22: 180 mg DXM HBr + etwas THC

Vier Wochenenden hintereinander DXM... und meine Erfahrungen sowie Gedanken könnten ambivalenter nicht sein. Es ist eine sehr eigenartige Substanz, die jedes Mal und vor allem mit Erhöhung der Dosis ein wenig anders wirkt, aber nicht unbedingt stärker oder besser.

Zunächst zur ersten: Der Blick, den ich letztes Mal auf die höher gelegenen DXM-Landschaften erhaschen konnte, hat mich außerordentlich fasziniert und den Willen aufkommen lassen, beim nächsten Mal direkt eine Dosis zu nehmen, die auf das 3 Plateau führt. Nach der Rückkehr muss ich jedoch sagen, dass ich unfassbar enttäuscht bin. Die andere Welt, jene DXM-Welt, die ich bei dieser Einnahme erlebte, war leblos und auf unangenehme Weise leer. Der Flug, das Aufgehen in den Formen dort, war von einer unerträglichen Gleichgültigkeit und Blässe geprägt, sodass mir sogar das Hören von Musik missfiel. Ich flog, fühlte mich hin- und hergerissen von Luftströmen, aber sonst war da nichts. Kaum Gefühle, keine Liebe, kein Glanz, nur ein gleichgültiger zirkulierender Luftstrom, dessen Dunst mich schlummern ließ.

Auch die Erfahrung am Tag danach war nur stellenweise von mehr Tiefe und Glanz geprägt. Als die DXM-Wirkung in Verbindung mit dem verbliebenen Restwirkstoff vom Vortag und dem THC ihren Höhepunkt erreichte, empfand ich den Zustand zunächst himmlisch: Die Musik klang um einiges schöner und facettenreicher, das Liegen auf dem Bett fühlte sich an wie ein langsames Einsinken in eine wattige Wolke hoch oben am kühlen Abendhimmel, und in meinem Sichtfeld zeigten sich wundersame Gebilde, versehen mit einem Schimmer wie von einem Diamanten. Nicht lange dauerte es aber, bis auch dieser Erfahrungsstrom mich schlummern ließ, bis der Glanz in den Visionen und die Erhabenheit in den Tönen erstarb, und dumpfe Leere sich Bahn brach.

„Was war das?“ dachte ich mir beim Erwachen am nächsten Morgen. „Alles nur ein kurzes Geblendetsein von einem hellen Schein, gefolgt von dem Gewahren der dahinter gähnenden Leere? Oder war es nur eine Projektion meiner schal gewordenen Begeisterung für die DXM-Wirkung? Habe ich den Sinn für deren Schönheit verloren?“

Notiz für nächstes Mal:

Besser Dosis auf einmal nehmen, nicht in kleinere unterteilen und auf nüchternem Magen; zudem: auf THC verzichten, um insgesamt klarer und weniger schläfrig zu sein.





08.11.22: 360 mg DXM HBr (am Tag danach etwas THC)

Ein nahezu makelloser Trip: Die drei Stadien, das langsame Anfluten, das Einsetzen der Hauptwirkung, das sukzessive Abklingen der Wirkung, verliefen, abgesehen von einem kurzen Panikmoment kurz nach der THC-Einnahme am Tag danach, ohne starke verhärtete Emotionen oder Gedanken, die den Fluss der Erfahrung unterbrochen und seine Klarheit für längere Zeit getrübt hätten.

Die erste nennenswerte Veränderung war, dass sich mein Körper wie ein Pudding anfühlte, der von den Schallwellen der Musik ein Stück weit in die eine und dann wieder in die andere Richtung bewegt wurde – der zwar als Ganzes seine Form behielt, aber dessen einzelne Teile sich intermittierend verschoben. Weiter ging es damit, dass ich auf der Oberfläche eines Meeres zu schwimmen glaubte, dessen Wellen meinen Körper in regelmäßigen Abständen in die Höhe hoben und wieder sanft nach unten trugen. Auf dem Gipfel dann trat ein deutlicher Lift-Effekt ein: das Empfinden, als würde ich von einer mächtigen Kraft nach oben gezogen werden, bis ich mich letztlich nicht mehr in den klaren festen Grenzen meines Körpers befand, sondern verteilt, ausgedehnt in der Weite des Raumes. In diesem Zustand vergingen die Stunden, während ich ruhig die heilige Kraft des Lebens ein- und ausatmete, bläuliche Wellen durch mein Sichtfeld flossen und im Hintergrund eine mitreißende Musikwelt dem Erleben Substanz gab.

Am Tag danach lag ich zunächst eine gute Weile im Bett und lauschte den noch immer viel eindrucksvoller als sonst klingenden Klängen der Musik. Irgendwann gegen Mittag nach dem Essen erfolgte zur Anhebung der Wirkung eine THC-Einnahme, welche aufgrund der kaum vorhandenen Toleranz und der noch deutlich vorhandenen Restwirkung vom DXM einen außergewöhnlich starken Effekt zur Folge hatte. Insbesondere das körperliche Empfinden, dass sich einzelne Organe oder Gliedmaßen stark zu dehnen schienen, löste kurzzeitig ein Gefühl von Panik aus. Ich schaffte es jedoch, mich recht schnell wieder zu beruhigen und den restlichen Tag mit möglichst angenehmen Gefühlen und Gedanken sowie gelegentlichen Tanzeinlagen zu verbringen.





11.11.22: 600 mg DXM HBr (am Tag danach etwas THC)

Ich gebe es auf, höhere DXM-Dosierungen zu probieren. Die positive Gestimmtheit und Angstbefreitheit, die i. d. R. bei Erfahrungen auf dem zweiten und ersten Plateau willkommene Begleiter sind, fallen ab dem dritten Plateau bei mir vollkommen weg.

Aber von Anfang an: Nach ca. einer Stunde setzten die ersten bereits gut bekannten Wirkungen ein, die ich von den sonstigen Malen gewohnt war: Geräusche wurden lauter und bekamen einen Hall-Effekt, die Umgebung glich zunehmend einem Meer mit starkem Wellengang, was ich körperlich auch deutlich spürte, und in meinem Geist erschienen in immer schärferen Zügen traumartige Sequenzen. Besonders Letztere, die traumartigen Sequenzen, Wiederholungen von mehr oder weniger fiktiven Geschehnissen waren es, die den ersten Teil der Hauptwirkung bestimmten. Zu Beginn empfand ich es noch ganz lustig, als ich bemerkte, dass ich scheinbar? aufwachte, mich in einer surreal wirkenden Umgebung befand, kurz aufstand, mich dann aber wieder schnell hinlegte, weil ich mich nur schwer auf den Beinen halten konnte, und dann wieder weg döste. Das wiederholte sich etwa 4-5 Mal, bis ich irgendwann diese Wiederholung bemerkte und mich selbst fragte, was ich hier eigentlich mache und warum ich mich körperlich so unwohl fühle. Eigentlich empfinde ich das Körpergefühl auf DXM sehr interessant und meistens angenehm, es fühlt sich an wie Fliegen oder leichtes Fallen, jedoch in diesem Fall war es anders: Es fühlte sich mehr so an, als würde ich gewaltsam aus meinem Körper gerissen werden, gegen eine Wand fallen, auf dieser ein paar Minuten liegen bleiben und dann wieder zurück in den Körper fallen, nur um gleich wieder herauszustürzen und das Ganze noch mal zu erleben. Das war die erste Phase der Hauptwirkung und hielt vielleicht so eine Stunde an, die zweite, die dann kommen sollte, war noch ein wenig zermürbender...

Ich war nun nicht mehr gefangen in Sequenzen und stürzte aus meinem Körper, sondern nahm meinen Körper, genauer gesagt einzelne Teile davon überdeutlich wahr; besonders mein Herz, das sich so anfühlte, als würde es zerquetscht werden. Aufgrund dieses Empfindens dachte ich natürlich, ich sterbe nun an einem Herzinfarkt, was im Nachhinein gesehen natürlich nicht der Fall war, jedoch konnte ich in dem Zustand nicht mehr klar denken und wurde einfach vollkommen von den negativen Empfindungen beherrscht, die sich so anfühlten wie das Sterben an einem Herzinfarkt, auch wenn ich selbst noch nie tatsächlich einen erlebt habe. Ja und das war nun, was ich die nächsten 5-6 Stunden erlebte: Starke Druck- und Stechgefühle in der Brust, schwere Atmung, Kälte und Taubheit... Es muss allerdings dazu noch gesagt werden, dass es nicht direkt eine Panikattacke war, ich spürte in dem Moment zwar schon Angst, aber keine übertrieben starke, vielmehr eine natürliche aufgrund der beschriebenen körperlichen Empfindungen; im Grunde nahm ich einfach hin, was geschah. Irgendwann war zum Glück dieser Extremzustand vorbei und ich war erstaunt, dass ich noch lebe. Den Tag danach fühlte ich mich einfach gerädert und hab nun weitestgehend das Verlangen danach verloren, noch mal DXM zu nehmen. Trotz dessen bin ich aber dankbar für die anderen schönen und äußerst befreienden Momente, welche ich mit dieser Subtanz erlebt habe und auch ein Stück weit für diese. Sie hat mir jedenfalls deutlich gezeigt, dass, egal wie schrecklich man sich fühlt, Empfindungen vorübergehen und es auch möglich ist, angesichts großer Leiden in sich selbst zu ruhen und darauf zu warten, bis das Leiden aufhört und sich wieder allmählich Glück einstellt.





26.11.22: 300 mg DXM HBr (+ etwas THC)

Mal wieder flog ich über ländliche Gegenden, sah Häuser nahe eines Flusses, bestaunte schwer in Worte zu fassende künstlerische Gebilde und Ornamente, und mehr will ich nicht dazu schreiben, ich wiederhole mich nur ...

Warum erneut die Erfahrung suchen, die schon so oft gemacht wurde – die, sowohl in vollen Zügen genossen, als auch unter Todesängsten erlebt, mich jedes Mal danach mit Dankbarkeit, aber auch Wehmut zurücklässt? Genug, der Ozean der Sterne, das Glühen und Funkeln ätherischer Formen wird, da schon so oft geschaut, nicht mehr mein Inneres verlassen; ich brauche es nicht mehr sehen, es ist Teil von mir. Nun liegt es an mir, was ich mit diesen Kräften mache. Werde ich mir selbst Freund sein und Kunstvolles schaffen oder den Tag untätig, gleichwohl in Ruhe verbringen? Muss ich täglich etwas schaffen, kreieren oder wie man es sonst nennen mag, um glücklich zu sein? – Das richtige Maß einhalten, das wird die Lösung sein, ganz sicher. Das Schaffen und das Ruhen müssen sich die Waage halten. – So fließ und fließ ich zufrieden dem Ozean der Sterne entgegen und werde am Ende lächelnd nichts mehr sagen, denn Worte sind nur Bläschen auf dessen Oberfläche; der Grund, den ich erreiche, ist form-, raum-, zeitlos und doch nicht nichts. Es ist. Es wird – ewig –.

(inspiriert vom folgenden Lied: Sid Acharya - An Ocean of Stars / Reworked)



Nachwort

Jetzt, zwei Wochen nach dem letzten Trip – mittlerweile sollte der Großteil des angesammelten DXMs in meinem Körper abgebaut sein, obwohl ich noch teilweise merkwürdige leichte "Stromstöße" im Bereich meines Rückens spüre (eine Entzugserscheinung, die ich auch nach der letzten DXM-Phase hatte; möglicherweise daher rührend, dass sich mein Nervensystem wieder neu regulieren muss) –, stelle ich mehr und mehr fest, dass ich in vielen der "Mini-Berichte" oder zumindest in Teilen davon jeweils die Erfahrung in unterschiedlichen Graden verklärt habe. „Ach echt?“ mag der eine oder andere etwas zynisch fragen. – Es wundert mich auch kein Stück; schon lange versuche ich verzweifelt meinem Leben mehr Bedeutung zu geben, unter anderem dadurch, dass ich manches Erlebte, Unternommene in der Rückschau erhabener, tiefgründiger erscheinen lasse, als es tatsächlich war. – „Wie, ich dachte, du hast, so wie es aus mehreren Stellen hervorgeht, deutlich erkannt, wie du ein erfülltes zufriedenes Leben führst, wozu diese Prätention?“ Ich antworte, auch wenn es vielleicht feige ist, zunächst mit einer Gegenfrage: „Weiß nicht eigentlich jeder, wie für ihn ein erfülltes Leben aussieht und was jeweils zu tun/nicht zu tun ist, damit es so ist?“ – Emotionen im Zusammenspiel mit bestimmten Umständen, Geschehnissen erschweren es und möglicherweise wird man nie das erreichen, was man in der Tiefe möchte, aber versuchen sollte man es allemal. – Ich wünsche jedenfalls jedem, dass er oder sie es schafft, gemäß seinem innersten Wesen zu leben. „Schon wieder so ein pathetischer Ausdruck, innerstes Wesen?“ Ja, denn der Mensch ist zwar ein Tier, im Grunde getrieben von denselben Begehren, aber durch das Denken, durch das Erkennen dessen, was er oder sie sein kann, auch mehr. Er kann entgegen äußerer Umstände, entgegen bestimmter innerer Regungen so handeln, wie er selbst zu sein wünscht, damit er endlich zu sich selber findet, zu dem, was ihn wirklich nachhaltig glücklich macht: die Verwirklichung seiner schöpferischen, Frieden und Harmonie schaffenden Potenziale, kurz, seines innersten Selbst.