Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | Zaghafter Einstieg in die Welt der Psychedelika |
Drogen: | Mischkonsum von Psilocybinhaltige Pilze und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt) |
Autor: | Garfeesp |
Datum: | 13.03.2023 21:54 |
Set: | Erwartungsvoll, aufgeregt und neugierieg. Gute Allgemeinverfassung, da das Leben derzeit gut läuft. |
Setting: | In einer Wohnung mit einem sehr langjährigen, engen und guten Freund. |
Nützlichkeit: | 6,89 von 10 möglichen (9 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
Schon als Jugendliche hatten wir ein großes Interesse an Drogen. Wir haben vorher bereits gemeinsam wie auch unabhängig voneinander verschiedene Substanzen konsumiert (bei mir: MDMA, Amphetamin, Kokain, Tramadol, Codein, Kratom, Lorazepam, Zopiclon, Methylphenidat, Cannabis, Lachgas; bei ihm: Cannabis, MDMA, Kratom und Zopiclon). Vor Psychedelika hatten wir jedoch immer Respekt, sodass wir damit warteten.
Die passende Gelegenheit ergab sich jedoch, als ich mich für längere Zeit in den Niederlanden aufhielt und mein Freund G mich dort für ein verlängertes Wochenende besuchte. Ich kaufte am Mittwoch in einem Amsterdamer Smartshop zwei Packungen Atlantis-Trüffel, die jeweils 15 Gramm enthielten und verstaute diese im Kühlschrank. Wir hatten uns beide frei genommen, sodass er an einem Donnerstagabend anreiste und wir bis zum Sonntagnachmittag Zeit hatten. Wir befanden uns beide in einer Situation, in der wir im Großen und Ganzen sehr glücklich mit unserem Leben waren und uns somit einem Pilztrip psychisch gewachsen fühlten.
G kam mit dem Zug am Donnerstagabend gegen 23 Uhr an und wir dampften mit dem Vaporizer ein wenig Cannabis (etwa 0,5 Gramm zu zweit) und gingen gegen halb eins schlafen.
Wir wachten am Freitagmorgen sehr früh auf und fühlten uns wie früher vor einer Klausur oder einem Vortrag in der Uni, sehr aufgeregt. Um etwa acht Uhr gingen wir in den nahegelegenen Supermarkt und kauften noch Lebensmittel für den Tag selbst und das Wochenende ein. Nachdem wir die Einkäufe verstaut hatten, zögerten wir nicht lange und teilten nach Augenmaß den Inhalt einer Trüffelpackung in drei Teile, sodass jeder von uns inital fünf Gramm aß. Wir kauten gut, und während G den Geschmack angenehm fand, ekelte mich der säuerliche Nachgeschmack leicht und mir wurde flau im Magen. Wir schauten auf die Uhr, es war exakt 09:15 Uhr.
Wir setzten uns auf's Sofa und warteten auf den Wirkungseintritt. Dabei entschieden wir uns, eine Netflix-Naturdoku einzuschalten. Wir folgten dieser aber kaum, sondern unterhielten uns und merkten, dass wir uns sukzessive anders fühlten. Das Körpergefühl war leicht verändert und uns durchströmte eine ungekannte Art Energie. Wir lachten viel, fühlten uns aber insgesamt vergleichsweise nüchtern.
Deshalb legten wir um 10:10 Uhr jeweils 2,5 Gramm der Trüffel nach. Nach etwa weiteren fünfzehn Minuten sagte ich zu G, dass es sich anfühle wie bei einem Manager-Seminar, bei dem es nicht voran geht und wir deshalb noch ein bisschen Cannabis dampfen sollten. Wir dampften um etwa 10:30 Uhr jeweils etwa 7-10 Züge. Ich hatte zuerst gedampft, und während ich zusah, wie G nun in der Balkontür stand und dampfte, wurde er plötzlich zu einem Hologramm. Der Hintergrund wurde plötzlich grell und seine schwarze Pulloverjacke sah aus, als wäre sie von einem Blitzlicht angestrahlt. Die Wand, in der die Balkontür verankert war, stand plötzlich auch nicht mehr in einem 90-Grad-Winkel auf dem Boden, sondern nur noch in einem 70-Grad-Winkel, sie ,,fiel" also gewissermaßen in den Raum. G bemerkte nun ebenfalls eine deutliche Wirkung.
Wir setzten uns wieder, und plötzlich musste ich lachen und sagte zu G, wie kindisch es sei, Drogen zu nehmen. Die Logik, etwas zu sich zu nehmen, um eine Wirkung zu erzeugen, kam mir sehr lächerlich vor. G verstand das gar nicht und blieb sehr ernst, was in mir das Gefühl erzeugte, dass er eine Art Babysitter oder Dompteur war. Wir saßen dann einige Zeit auf dem Sofa und genossen mit geschlossenen Augen die CEVs. Ich sah rote Christbaumkugeln, die von Lichtern angestrahlt wurden. Tausende Kugeln, die wie der Auslage eines Kaufhauses aussahen. Als ich die Augen öffnete, sah ich regenbogenfarbene, aber durchsichtige Gebilde an der Wand, die sich langsam in Pilze formten. Der Abstand zur Wand, der in der Realität etwa vier Meter beträgt, schien mir plötzlich wie 50 Centimeter. Wir aßen ein paar Donuts, als plötzlich G ganz begeistert meinte, dass der Donut nun Teil seiner Hand sei. Er hätte gefühlt, wie der Donut mit ihr verschmolzen war. Wir lachten dann und tauschten einige grotesk-witzige Gedanken aus. Auch meinte G, dass der Teppich wabern würde und er Muster in ihm sähe.
Vor dem Trip hatte ich einen großen Spiegel im Flur mit einem Bettlaken verdeckt und einen kleinen Spiegel im Bad abgehängt, weil ich gelesen hatte, dass der Blick in den Spiegel Angst erzeugen könne. Nun hatten wir aber nur leichte optische Veränderungen und ich wollte gern in den Spiegel schauen, sodass wir ins Schlafzimmer gingen, wo ein Spiegelschrank stand. Ich musste lachen, weil ich sehr klein aussah. G lehnte sich gegen den Spiegel und meinte, er spüre, wie er in ihm versänke. Wir lösten uns vom Spiegel und gingen wieder in die Küche. Dort kam ich auf die dumme Idee, Essen zu kochen, obwohl niemand Hunger hatte. Ich bereitete eine Hackfleischsoße zu, was mir jedoch schwer fiel. G sah plötzlich seltsam comichaft aus. Die Soße war fertig, als uns auffiel, dass wir gar keine Nudeln dazu gekocht haben und auch gar keinen Hunger haben.
Die Proportionen seines Gesichts schienen verändert, und seine Augenbrauen verliehen seinem Gesicht etwas Hämisches oder Bedrohliches. Gleichzeitig erzählte er plötzlich, er fühle sich schuldig und schamhaft. Nun schlug die Stimmung langsam um. Wir setzten uns an den Tisch, doch plötzlich erschien alles sehr fahl und trist. Wir fragten uns, was eigentlich der Nutzen von Scham wäre. Man konnte körperlich spüren, wie belastend die negative Stimmung war. Wir wussten jedoch nicht, was der Auslöser dieser Stimmung war. Da wir aber permanent miteinander sprachen, zogen wir uns immer gegenseitig aus diesen Gedanken heraus, bevor sie sich manifestieren und den Trip in eine schlechte Richtung lenken konnten.
Die Gespräche waren jedoch nicht wirklich zielführend. Wir teilten uns abwechselnd mit, was mit uns passiert. Der Trip verlief in Episoden, und immer redete einer lange und der andere hörte zu. Ich fühlte mich wie in X-Factor, und G war Jonathan Frakes, der die Szenen anschließend zusammenfasste. Dabei wechselten jedoch die Rollen immer. Mal war ich ,,überlegen", mal er. Zwischendurch war es, als sei er mein Lehrer, dann war es, als sei er ein Staatsanwalt und ich säße auf der Anklagebank. Immer wieder wähnten wir uns zwischenzeitlich nüchtern, bemerkten dann aber, dass der Trip in einer neuen Welle zurückkehrte. Einmal sah ich, dass G plötzlich vier statt zwei Augen hatte. Ein anderes Mal schien das Sofa, auf dem er saß, mitten im Gespräch samt ihm im Boden zu versinken. Es war mittlerweile etwa 12:30 Uhr mittags und die Episoden wurden immer kürzer und die klaren Momente länger. Wir spürten, dass der Trip im Begriff war, abzuklingen.
Wir sprachen darüber, dass wir nicht wissen, ob wir jemals wieder Drogen nehmen. Es war aber entspannt, die Stimmung war ruhig und gelassen. Dennoch waren wir froh, dass der Peak vorüber war. Um etwa 15 Uhr war dann der Trip weitgehend vorbei. Wir dampften noch einmal Cannabis und fuhren mit dem Zug in die Stadt, und durch das THC schien der Trip auf niedrigem Niveau noch einmal für zwei Stunden sehr leicht zurückzukehren. Diese letzten Wirkungen klangen dann gegen etwa 17 Uhr aus.
Im Nachhinein fehlen in diesem Tripbericht natürlich viele Eindrücke, auch kommt die Seite von G nicht zur Geltung. Zwischendurch hatten wir oft das Gefühl, eine Person zu sein. Manchmal waren wir nicht sicher, ob wir wirklich gesprochen haben oder ob das Gespräch in unserem Kopf war. Auch hatten wir während des Trips oft das Gefühl, dass sich Szenen wiederholen oder der jeweils andere Dinge schon gesagt hat. Das hätte bei anderer Grundstimmung zu einem negativen Tripverlauf führen können.
Insgesamt waren diese mittelstarke Trüffelsorte, die geringe Dosierung und das Setting perfekt für die erste Erfahrung. Dennoch wissen wir noch nicht, ob wir eine solche Erfahrung wiederholen werden. Sollten wir dies tun, werden wir wahrscheinlich das Cannabis weglassen und eine stärkere Sorte sowie eine höhere Dosierung wählen.