LdT-Forum

Seite 1 (Beiträge 1 bis 6 von 6)

AutorBeitrag
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

dabei seit 2021
60 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 05.07.22 13:37
Naja...ich weiß das Forum ist voll von diesen Themen und trotzdem finde ich nicht so richtig eine Antwort auf meine Frage. Eigentlich handelt es sich nicht Mal richtig um eine Frage, ich würde mich gerne einfach nur Mal austauschen mit Menschen die schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Seit ein paar Monaten trinke ich jetzt in etwa 2 Liter Bier am Abend oder halt eine Flasche Wein vielleicht auch Mal 2...das heißt ein wirklich krasse Alkoholiker bin ich noch nicht, wobei ich auch nicht abstreiten will dass ich definitiv einer bin. Nun ja jetzt hatte ich Corona war in Quarantäne konnte auch nicht so richtig einkaufen gehen und zu trinken war nichts mehr da, ich bin dann das Wochenende auf Valium umgestiegen und hab mir in den letzten 3 Tagen ohne Toleranz so ungefähr 100mg eingeschmissen. An manchen Wochenenden chille ich dann auch auf Tildidin, Tramadol etc. An viel vom Wochenende erinnere ich mich nicht, es hat aber jedenfalls geholfen meine depris zu überstehen. Ich bin jetzt den ersten Tag nüchtern und merke jetzt erst wie verklatscht ich bin, vermutlich wirkt zum Teil auch noch das Valium nach,sprich lange HWZ... Normal wäre ich jetzt schon längst auf dem Weg zum Rewe gewesen und hätte mir meine Flasche Wein gekauft und gut ist...ich habe aber ein bisschen Respekt davor mir jetzt die Flasche Wein zu geben so ganz ohne Erfahrung und Toleranz, weil ganz so egal ist mir mein Leben ( noch ) nicht.
Naja ich bin mir jetzt irgendwie erst bewusst geworden, dass sich das wo drinnen ich mich gerade befinde eine ziemliche Abwärtsspirale ist...ich habe weder den Antrieb noch den Willen etwas zu ändern, andererseits habe ich auch kein Bock mein Leben mit gerade Mal 20 komplett gegen die Wand zu fahren...ich fange in einem Monat meine Ausbildung an und habe keinen blassen schimmer wie ich das schaffen soll,wenn ich so weiter mache. Zum Reden habe ich eigentlich Niemanden, meine Eltern merken von dem ganzen zum Glück noch nichts, ich möchte Ihnen das auch nicht antun, die haben genug Probleme mit der Schizophrenie meines Bruders, da kann nicht auch noch der 2. Sohn daneben gehen.

Naja genug von meiner Seite bis dahin...

Vielleicht hat Jemand von euch ja ähnliche Probleme und Erfahrungen gemacht und es da raus geschafft und selbst wenn nicht, woran denkt ihr hat es bei euch gelegen und was hättet Ihr damals gerne anders gemacht bevor es " zu spät " war. Zu spät in Anführungszeichen, denn zu spät für einen ist es meiner Meinung nie, man muss nur die Kraft finden etwas zu ändern



 
Traumländer



dabei seit 2017
117 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.07.22 12:35
Grüß dich, kann mich in dir gut wiederfinden, vom Alter her und der Art des Konsums. Habe meine gesamte Ausbildung über täglich getrunken und bin kratomabhängig.
Mein Problem war, dass ich, wenn ich einen gesamten Tag frei hatte, Samstag z.B., einfach nichts mit mir anzufangen wusste. Hab iwie bis 16 Uhr die Zeit totgeschlagen und mich dann betrunken.
Für mich war das wichtigste, Dinge zu finden, die mir wirklich Freude bereiten.
Ins Fitnessstudio gehen beispielsweise,und ich versuche, sooft es geht an den See zum Schwimmen zu gehen. Wieder lesen, solche Dinge. Ich weiß nicht, ob du früher glücklicher warst, aber ich versuche oft an meine frühe Kindheit zu denken und die Dinge, die ich damals gemacht habe, und das dann wiederaufleben zu lassen.
Ich habe auch mit keinen Freunden mehr Kontakt, mit denen ich früher konsumiert habe. Das ist einerseits sehr einsam, hilft jedoch beim Runterfahren des Konsums.
 
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

dabei seit 2021
60 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 06.07.22 16:58
zuletzt geändert: 06.07.22 17:12 durch Pokerace (insgesamt 1 mal geändert)
Hey Till, danke dass du dir die Zeit genommen hast mir zu antworten.
Ich kann die Dinge die du schreibst sehr gut nachvollziehen, vor allem die Langeweile die
einen zum Konsum verleitet. Meine Kindheit war eigentlich glücklich und ich hatte genug Freunde und Hobbys, damals war auch noch alles in Ordnung, die Welt war heile.
In meiner Jugend hat sich dies geändert, mein Bruder wurde krank, hatte 7 Psychosen in 5 Jahren und ich habe Dinge miterlebt, die man mit 14 nicht erleben sollte, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, es soll ja keine Lebensgeschichte von mir werden. Ab da an musste ich meine ganzen Gefühle unterdrücken um zu funktionieren, Mental und in der Schule. Diese Eigenschaft habe ich beibehalten und ich bekomme sie auch nicht mehr einfach so abgelegt. Die Folge sind phasenweise Panikattacken in Kombination mit Sucht, selbstverletzenden Verhalten und Depressionen. Damals in der Schule hatte ich immer einen Ausgleich, ich hatte Freunde und eine Ablenkung, deshalb habe ich nicht so viel konsumiert und mir ging es vergleichsweise gut.
Seitdem die Schule aber vorbei ist habe ich nicht mehr so viele Freunde, eigentlich nur noch 2 von denen der eine ebenfalls konsumiert und der andere wegen seiner Arbeit kaum Zeit hat. Mein bester Freund aus der frühen Kindheit ist weggezogen wegen seiner Arbeit beim Bund...so ist nun Mal das Leben, Wege trennen sich. Ich hätte gerne Dinge die mir Spaß machen, vernünftige Hobbys oder einen kontaktfreudigen Charakter der es mir leichter macht neue Freunde zu finden, so bin ich aber leider nicht, ich bin schüchtern und misstrauisch gegenüber neuem. Ich bin viel alleine Zuhause und Versuche irgendwie die Zeit tot zuschlagen, wie du schon sagtest, man hängt bis 16 Uhr nur rum.
Ich wünschte ich hätte mehr Freude am Leben, etwas was mir Spaß macht, oder zumindest Ziele für die Zukunft, oder eine Freundin die ich liebe, aber wer will schon Jemanden als Freund der abhängig ist und dazu noch Probleme hat auf Menschen zuzugehen, so findet man ja nie Jemanden ...momentan bin ich aber einfach nur desillusioniert.
Ich bin noch kein Fall für die geschlossene oder den Entzug, zumindest noch nicht, aber ich bin realistisch genug zu sehen, dass daraus einer werden kann, wenn ich nicht anfange mir hilfe zu suchen.

Naja das zu schreiben Tat schon Mal gut, es war schon fast befreiend...
Wie gesagt, wenn sich andere darin wieder finden und das Bedürfnis haben etwas zu schreiben, dann könnt Ihr das sehr Gerne hier machen, schreiben/reden und selbstreflektieren ist besser als schweigen und konsumieren.



 
Abwesender Träumer

dabei seit 2017
22 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.07.22 22:19
Auf jeden Fall ist das schon mal ein grosser Schritt, dass du erkannt hast, dass du ein Problem mit Substanzen hast.
Von Opioiden wird man schnell abhängig und kommt nur schwer davon los, aber das weisst du ja bestimmt.

Pokerace schrieb:
Ich bin noch kein Fall für die geschlossene oder den Entzug, zumindest noch nicht, aber ich bin realistisch genug zu sehen, dass daraus einer werden kann, wenn ich nicht anfange mir hilfe zu suchen.


Die gechlossene muss es ja nicht sein, aber vielleicht kann es doch helfen, professionelle Hilfe zu suchen, bevor es soweit kommt.
Normalerweise sind die Erfolgsaussichten umso besser, je früher sich jemand Hilfe holt.
Das kann auch nur mal ein Gespräch beim Hausarzt sein.

Wenn du das nicht willst, vielleicht kannst du versuchen Sport zu treiben. Oder dich für gemeinnützige Organisationen engagieren. Das ist etwas schwierig aus der Ferne einen Rat zu geben.

 
Traumländer



dabei seit 2012
2.474 Forenbeiträge
5 Tripberichte
1 Galerie-Bilder

  Geschrieben: 09.07.22 00:27
Professionelle Hilfe sagt einem meist nur, was man eh schon weiß.
Manchmal nützt es aber die Bestätigung von außen zu bekommen.

Ein "gutes Leben" ist in der Theorie nicht schwer und mehr kann dir jemand anders auch nicht Vermitteln.

Überleg halt aus welchen Gründen du trinkst, welche Probleme du hast usw.
Das passiert ja schon. Jetzt halt "nur" noch die Ursachen angehen.
Du hast Langeweile? Such dir n Hobby, welches kann dir kein Arzt sagen
Du kannst nicht mit Gefühlen umgehen? Mach Sport, n Hobby entwickle gesunde Coping Mechanismen.
Du hast Probleme mit Einsamkeit: erkenne das Alkohol und Drogen das nicht besser machen (eher schlechter) und .... Entwickle gesunde Coping Mechanismen (zb. Mit dir selber glücklich werden... Wie? Keine Ahnung das macht jeder anders. Führ dich selbst zum Essen aus, geh alleine auf Konzerte).

Ist alles kein Hexenwerk. In der Theorie. trotzdem Sack schwer. Blöder Individualismus und Subjektivität. Aber der Weg aus der scheiße führt durch die Scheiße.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
Ex-Träumer
  Geschrieben: 10.07.22 17:01
Hallo pokerace,
Wenn du dich austauschen willst, kann es auch hilfreich sein in eine Selbsthilfegruppe zu gehen.
Weiß ja nicht wo du wohnst, aber die anonymen Alkoholiker oder die anonymen Narcoticer , also AA oder NA, gibt es überall.
In einigen Ländern wie dem Iran beispielsweise sind Selbsthilfegruppen die einzige Hilfe, denn da wo es keine Therapie Angebote gibt oder wenn Kosten die viel Geld, ist es eine gute Alternative.
Mir hat es mal geholfen.
Gerade weil man anfangs nichts mit sich anfangen kann.

Das gute an den anonymen Gruppen ist, dass man kommen und gehen kann wenn man will und auch nicht trocken und clean sein muss, wenn man dort hingeht.
Man muss nur trocken und clean werden wollen.

Viel Kraft und alles gute für deine Ausbildung und für deinen Wunsch dein Leben in den Griff zu kriegen.


 

Seite 1 (Beiträge 1 bis 6 von 6)