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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 28.03.23 18:55
zuletzt geändert: 28.03.23 19:33 durch Jodo (insgesamt 1 mal geändert)
Es soll in diesem Thread um die beiden Ideen gehen, die im Titel stehen - um psychedelischen Sozialismus und Mark Fishers Acid Communism. Die Regeln habe ich natürlich gelesen, weshalb das hier auch keine Werbung für, sondern Information und hoffentlich Diskussion über eine Ideologie ist.
Wobei Ideologie nicht das richtige Wort ist - genau genommen sind beides eher vage gehaltene Strategien, um eine Ideologie umzusetzen. Mit dem Sozialismus und Kommunismus kann sich auch in einem überdurchschnittlich "linken" Forum wie dem LdT sicher nicht jeder Mensch anfreunden, weshalb wir - auch wenn die beiden Strategien recht spezifisch auf einen Sozialismus abzielen - die eventuelle Diskussion generell auf eine egalitäre und freie Gesellschaft und Lebensweise ausweiten können.

Aber um was geht es nun eigentlich? Deutlich einfacher zu beschreiben ist der psychedelische Sozialismus von Nick Powers. Nach seinen teilweise psychedelischen Erfahrungen bei der Occupy Wallstreet Bewegung erkannte er das transformative Potenzial von Psychedelika, das über die befreienden aber letztlich eher planlosen Ansätze der Hippie-Kultur hinausgeht.
Psychedelika halfen ihm, auf Trips viel bewusster und klarer zu erkennen, dass er und alle anderen Menschen nicht abgetrennt vom Rest leben - dass wir alle von Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Ideen beeinflusst werden, die teilweise Tausende von Jahren zurückreichen (einige hier im LdT sind bspw. beeinflusst von buddhistischer und sonstiger östlicher Philosophie, haben mal den Satz des Pythagoras gelernt oder finden ganz einfach Demokratie besser als Totalitarismus). Genauso nehmen wir wiederum Einfluss auf die Welt, indem diese Ideen, die zunächst "in uns hineinflossen", auch wieder "aus uns herausfließen". Vielleicht werden sie dazwischen in uns verändert - leicht abgewandelt oder mit anderen vermischt - , vielleicht bleiben sie auch dieselben, aber auf die eine oder andere Weise werden wir von Ideen, Sozialisierung, Lebensumständen etc. beeinflusst und beeinflussen unsererseits wieder unsere Umwelt, sozialisieren andere Menschen oder verbreiten, wenn auch im kleinen Kreis, unsere eigenen Ideen oder die Ideen Anderer. So konnte Powers auch negative Einflüsse erkennen; Prägungen durch die Gesellschaft über Medien o.Ä., die seine Hautfarbe betreffen oder bestimmte Vorstellungen, die ihm die bürgerliche Gesellschaft mitgab. Er nennt hier u.A. die unbewusste Ansicht, als Schwarzer müsse er sich auf bestimmte Weisen verhalten, bestimmte Dinge kaufen, aber auch die Angst, die in ihm aufkam, als er das vermeintlich revolutionäre Potenzial der Occupy-Bewegung sah.
Sozialistisch bzw. generell gesellschaftlich transformativ hin zu Freiheit und Gleichheit können psychedelisch Erfahrungen werden, wenn sie von vielen Menschen erlebt werden. Menschen sehen, dass sie keine vom Rest abgeschnittenen Individuen sind und beginnen zu erkennen, wie sie von der Gesellschaft beeinflusst sind und einige Ideen durch neue, "eigene" Ideen zu ersetzen. Nicht mehr auf die Werbung zu hören, die sagt, wir sollen uns das neue iPhone holen, um etwas wert zu sein oder Ware X kaufen, um endlich glücklich zu werden. Auch nicht mehr um jeden Preis anderen gefallen zu wollen und "erfolgreich" zu sein, was auch immer das heißen soll, sondern zu erkennen, was man selber wirklich möchte, fühlt und denkt. Das alles kommt zu dem von sich aus schon Ego-reduzierenden Effekt von Psychedelika hinzu, durch den sich viele Menschen mit ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt enger verbunden fühlen. Und auch wenn nicht alle diese Wirkung auf Trips haben, würde eine größere psychedelische Kultur dafür sorgen, dass diese Gefühle in der Gesellschaft insgesamt eine größere Rolle spielen.

Mark Fisher erkannte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der psychedelischen Kultur und dem Kommunismus, ihm ging es aber nicht nur darum, dass Menschen erkennen, wie sie von der Welt beeinflusst werden und diese wiederum beeinflussen. Nach ihm leben wir heute im "Capitalist Realism" - ebenfalls ein von ihm erdachtes Konzept -, der beschrieben werden kann als die Tatsache, dass nicht mehr die Möglichkeit besteht, an eine Alternative zum Kapitalismus zu glauben. Selbst viele Linke sind zwar antikapitalistisch eingestellt und arbeiten gegen den Kapitalismus, sind aber nicht wirklich überzeugt, dass er überwunden werden kann. Das kommt u.a. von der Einschätzung, dass die meisten anderen Menschen nicht an eine Alternative glauben oder sie gar nicht wollen. Unser ganzes Denken ist meist bestimmt von Arbeit, Geld, Besitz und in vielen Berufen wird durch Evaluation und Micro Management eine ständige Angst vor Fehlern erzeugt. Während er in früheren Werken sehr pessimistisch ist, was die Überwindung des Kapitalismus angeht, entwickelte er später den Acid Communism, brachte sich aber um bevor er das gleichnamige Buch fertigstellen konnte.
Grundsätzlich geht es dabei um die Wiedererstellung unserer Fähigkeit, uns eine nicht-kapitalistische Welt vorzustellen, wie es zur Zeit der Hippies noch möglich war. Für ihn war der Neoliberalismus (also die stärkere Ausrichtung der Politik nach den Bedürfnissen der Konzerne statt nach denen der BürgerInnen) nicht nur eine Antwort auf den aufkommenden libertär-demokratischen Sozialismus in Chile unter Allende (weshalb Chile zum Versuchslabor des Neoliberalismus wurde, nachdem das CIA einen rechten Putsch gegen Allende unterstützte und einen Diktatoren installierte) und Europa, sondern auch auf die Hippie-Bewegung mit ihrer dem Establishment entgegengesetzten Lebens- und Denkweise. Menschen begannen, ihre Lebensumstände und gesellschaftliche Normen zu hinterfragen, so natürlich auch den Kapitalismus. Dinge wurden nicht mehr einfach hingenommen oder für in Stein gemeißelt und unveränderlich gehalten, was natürlich eine große Gefahr für alle darstellte, für die der damalige Status Quo von Vorteil war.
Der Acid Communism soll nun diese Offenheit, das Hinterfragen und die Erkenntnis, dass viele Dinge nicht fix und starr, sondern veränderlich sind, in den Menschen wiederbeleben. Fisher sah Psychedelika nicht als zwingend notwendig an. Verschhiedenstee kulturelle Mittel können genau so gut als Katalysatoren für eine utopistische und radikale (im Sinne von tiefgreifende Veränderungen anstrebend) Gegenkultur dienen. Acid Communism sieht den Einsatz von Psychedelika nicht als das einzige Mittel für eine radikale politische und soziale Transformation, sondern als ein möglicher Ausgangspunkt für die Entstehung einer neuen politischen und kulturellen Vision. Neben dem Einsatz von Psychedelika als Mittel zur Bewusstseinserweiterung und zum Nachdenken über alternative Formen des Zusammenlebens schlägt Fisher auch die Rückkehr zur kollektiven Kultur und Kunst als ein Mittel vor, um die herrschende Logik des Kapitalismus zu untergraben und alternative Zukunftsvisionen zu fördern. Fisher forderte auch eine breitere politische und soziale Bewegung, die sich für eine Umverteilung von Ressourcen, die Abschaffung von Privilegien und die Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft einsetzt. Acid KommunistInnen sehen in der Kunst und Kultur ein Mittel, um kollektive Visionen und Ideen zu entwickeln, die eine Alternative zur herrschenden kapitalistischen Realität darstellen können. Diese Kunst- und Kulturformen können kollektiv produziert werden und alternative Zukunftsbilder fördern, die eine radikale Veränderung der Gesellschaft unterstützen. Eine Veränderung der Gesellschaft erfordert auch eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins der Menschen. Dazu kann eine Bildung und Bewusstseinsbildung beitragen, die sich auf die Werte des Gemeinwohls, der sozialen Gerechtigkeit und der ökologischen Nachhaltigkeit konzentriert.
Um die Kultur des Acid Communism aufzubauen, ist "Exorbitant Sufficiency" (außergewöhnliche Genüge) - ein weiteres Konzept von Fisher - nötig. Er verwendete den Begriff, um einen Moment zu beschreiben, der durch eine Passage aus Danny Bakers Autobiographie illustriert wird. In dieser Passage beschreibt Baker einen Moment der Glückseligkeit während eines Familienurlaubs. Fisher betont die allgemeinen Voraussetzungen dieses besonders persönlichen Moments - im Wesentlichen den Höhepunkt einer Nachkriegssozialdemokratie - um die Kritik abzuwehren, dass es sich nur um eine nostalgische Reflexion von Baker handelt. Es ist ein Moment des Glücks und der Erfüllung, der durch die sozialen und politischen Bedingungen der Zeit ermöglicht wurde. Fisher betont die Bedeutung dieser Bedingungen für das Erleben solcher Momente. Wir entkommen der Alltagsdenken des Capitalist Realism mit all seinen Sorgen um Beruf, Geld und Besitz und sind dadurch kurzzeitig wieder in der Lage, uns eine Alternative zum Kapitalismus vorzustellen. Diese Momente sind wichtige Bestandteile des Acid Communism, da sie das Denken außerhalb des Communist Realism ermöglichen.
Acid und Communism sind dabei eher metaphorisch gemeint: Acid einerseits als LSD: Symbol für die Gegenkultur und offenere Denkweise. Andererseits als Säure: Löst Dinge auf, in diesem Fall die konservativen Ansichten der Gesellschaft. Communism ist nicht auch aber nicht nur im Sinne von tatsächlichem Kommunismus gemeint, sondern allgemein als eine nicht-kapitalistische Gesellschaft, die mehr als Solidarität und Gemeinswohl basiert als auf Profitmaximierung und Expansion.

Beispiele für praktizierten AC wären Theorien wie die von Marx und Engels und sonstigen GeisteswissenschaftlerInnen, die die Gesellschaft analysieren und damit die Voraussetzung dafür schaffen, dass Strukturen, die der Allgemeinheit schaden, abgebaut werden. Aber auch Medien und Kunst wie Filme, Musik und Literatur sind dazu geeignet, den Status Quo - nicht auf den Kapitalismus begrenzt - zu hinterfragen.
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Traumländer



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  Geschrieben: 28.03.23 22:07
TL;Dr

Aber klingt ganz nett.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 29.03.23 16:53
hier die pdf zu acid communism
nochmal dange duo :3
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  Geschrieben: 31.03.23 02:32
Kann ich leider gerade nicht lesen, zu lang und Lesebrille und und.
Klingt aber interessant.
Einwenig abgedreht finde ich.
Werde es aber bei Zeiten lesen. :)
 
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  Geschrieben: 31.03.23 11:59
Habe mir das mal durchgelesen: sehe aber keine neuen Ideen. Mit Psychedelika den Horizont erweitern und dabei Kommunismus einführen? Gutes Gelingen!
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 31.03.23 16:01
nein, es geht im acid communism ausdrücklich nicht zwingend um kommunismus und auch nicht zwingend um psychedelika.
es geht darum, die fähigkeit wiederzuerlangen, sich ernsthaft vorstellen zu können, dass überhaupt alternativen zum kapitalismus möglich sind, was aber nicht kommunismus sein muss. und das soll in erster linie über kunst kultur etc erreicht werden, ist aber auch über psychedelika möglich.
aber wo hast du denn schonmal ideen wie psychedelischen sozialismus gehört? für mich war das relativ neu, kannte nur aus der hippie-zeit die idee, lsd könne zu weltfrieden führen, was aber ja nur auf "wenne druff bist, willste frieden" basierte.
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  Geschrieben: 31.03.23 16:27
Also die Hippie Bewegung war schon was legendäres. Schade dass es nur so kurz war aber hat bestimmt auch die Zukunft in eine bessere Richtung gerückt (oder gezeigt wie man besser miteinader leben kann. Aber wie gesagt war leider viel zu kurz.
Zitat:
When the Summer of Love finally ended, thousands of hippies left San Francisco, a large minority of them heading "back to the land". These hippies created the largest number of intentional communities or communes in the history of the United States, forming alternative, egalitarian farms and homesteads in Northern California, Colorado, New Mexico, New York, Tennessee and other states. According to Timothy Miller, communes were organized in many different ways, some along religious, political, and even sexual orientation. Poet and writer Judson Jerome, who studied the American commune movement, estimates that by the early 1970s, about 750,000 people lived in more than ten thousand communes across the United States
Es hat auf jeden Fall etwas verändert. Sehr interessant finde ich.
Ob jetzt das LSD der Auslöser war - keine Ahnung aber ich denke da stecken mehrere Faktoren zusammen. Auf jeden Fall eine schöne Bewegung :)

Burning Man ist sowas wie ein Überbleibsel was ich faszinierend finde. Schon krass dass man dort fast vollständig auf Geld verzichten kann (Ticket und Anreise ausgenommen). Jeder sollte etwas freiwillg beisteuern und hat auch die Möglichkeit ohne direkte Gegenleistung Wasser, Essen und alles Mögliche zu bekommen. Sowas finde ich echt toll und man sieht ja, dass die Leute dort sehr freundlich und glücklich sind.

Everything will be ok at the end. If it's not ok, it is not the end.
Traumländer



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  Geschrieben: 31.03.23 18:14
Xeroxiv schrieb:
Ob jetzt das LSD der Auslöser war - keine Ahnung aber ich denke da stecken mehrere Faktoren zusammen. Auf jeden Fall eine schöne Bewegung :)

Wenn ich so zurückdenke - und das geht bis 1967 zurück, da war Acid noch zwei Jahre lang völlig legal - muss ich feststellen, dass Acid schon mitgerüttelt hat an den Grundfesten des Establishments. Recht viele Acidheads von damals sind später gefragte Wissenschafter oder Manager etc geworden. Und die haben entsprechend Einfluss. Einige werden sich heute noch gelegentlich ein Acid gönnen. Davon kann man wohl ausgehen.
Berühmte Leute aus der Zeit kenne ich nicht, wohl aber ganz normale Opas, Acid Heads der ersten Stunde, die auch heute noch ihre Blotter im Kühlschrank haben. Die werden natürlich auch konsumiert. Solche Menschen bewirken aber auch etwas - erstaunlich viele von ihnen führen ein ganz tolles Familienleben. Die Vorbildwirkung ist aber nahe null. Viele Leute können ja mit Harmonie gar nichts anfangen. Das muss man so lassen, so akzeptieren.

Xeroxiv schrieb:
Burning Man ... und man sieht ja, dass die Leute dort sehr freundlich und glücklich sind.

Dort soll sich aber eine Vielzahl an psychisch Kranken aller Arten tummeln. Die sind vielleicht freundlich, aber glücklich sind sie wohl nicht. Meine ganz persönliche Einschätzung.

Grüsse
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 31.03.23 19:44
@xero naja, burning man ist, so weit ich weiß, schon ziemlicher kommerz geworden. was aber ja nicht bedeutet, dass die erfahrungen, die leute dort machen, nicht trotzdem positiven einfluss haben können.
und klar, acid wird nicht das einzige sein, was die hippie-bewegung und ihre positiven einflüsse auf die gesellschaft ausgelöst hat, aber ohne psychedelika wäre sie definitiv anders gewesen. auch das silicon valley ist ja zu nem großteil aus ehemaligen hippies entstanden, auch wenn natürlich fraglich ist, ob das silicon valley so ne tolle sache ist. aber verändert wurde schon einiges.

@k i interessante sache. bspw die entdeckung der dna fand ja, falls das mehr als nur ne legende ist, auch durch nen lsd trip statt. und ich würd mal behaupten, das hat irre viel beeinflusst in der wissenschaft und medizin und dadurch in den leben von den meisten menschen.
was meinst du mit vorbildfunktion? und was damit, dass manche leute (die acidheads oder andere?) wenig harmoniebedürfnis haben? dass diese leute einfach keinen bock auf ne bessere welt haben?
zuletzt noch was zu psychisch kranken beim burning man: wer kann schon von sich behaupten, wirklich psychisch "gesund" zu sein? ich bin überzeugt, dass in den westlichen und den vom westen beeinflussten gesellschaften (also quasi allen außer ner handvoll naturvölker, die noch in ruhe gelassen werden) kaum jemand wirklich glücklich ist. ich sage nicht niemand. mit sicherheit gibt es nen geringen anteil von leuten, die wirklich annähernd dauerhaft glücklich und zufrieden sind. aber die regel ist in meinen augen eher, dass menschen psychische probleme aller art haben, egal ob beim burning man oder sonstwo.
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  Geschrieben: 04.04.23 16:53
Jodo schrieb:
nein, es geht im acid communism ausdrücklich nicht zwingend um kommunismus und auch nicht zwingend um psychedelika.
es geht darum, die fähigkeit wiederzuerlangen, sich ernsthaft vorstellen zu können, dass überhaupt alternativen zum kapitalismus möglich sind, was aber nicht kommunismus sein muss. und das soll in erster linie über kunst kultur etc erreicht werden, ist aber auch über psychedelika möglich.
aber wo hast du denn schonmal ideen wie psychedelischen sozialismus gehört? für mich war das relativ neu, kannte nur aus der hippie-zeit die idee, lsd könne zu weltfrieden führen, was aber ja nur auf "wenne druff bist, willste frieden" basierte.


Habe ich ja angeschnitten mit "Horizont erweitern" - außerdem kann ich mir ernsthaft vorstellen wie die Alternative "Kommunismus/Sozialismus" aussehen würde, Beispiele gibt es genug und ich bezweifle dass da Psychedelika was ändern würden. Und die Idee ist doch einfach die Konsequenz aus der Feststellung: "bin ich druff will ich kuscheln nicht kriegen" die die Hippie-Bewegung ja erst geprägt hat. Von daher, wie gesagt, sehe ich prinzipiell keine neuen Ideen.

Warten wir noch 10-20 Jahre und du kannst wahrscheinlich die Menschheit als Simulation auf deinem Rechner laufen lassen - da kannst du es ja mal ausprobieren. Interessieren würde mich es schon aber es geht schon los mit der Frage ob die Einnahme der Psychedelika (und welche eigentlich?) freiwillig oder beispielsweise gesetzlich vorgeschrieben (erinnert mich an den Film mit Christian Bale.. wie hieß der gleich nochmal... ah, "Equilibrium" falls den jmd kennt... hat ein paar nette Actionszenen und 'ne Droge die alle täglich nehmen müssen [wobei die Idee ja eh noch älter ist] . kann ich empfehlen für nen Abend ohne große Ansprüche an die Unterhaltung. Erfüllt die Erwartung dann... ja, puh abgeschwiffen, aber richtig. Sorry, dass ich es nicht so genau gelesen habe, aber ich höre sowas immer lieber von demjenigen der die Idee vorstellt um zu sehen wie der/die dazu steht (und ob er/sie es auch wirklich selbst gelesen haben... ;-)

Aber eins habe ich von den Hippies gelernt: "Wer 2x mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment!" ^^
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 04.04.23 23:21
zuletzt geändert: 05.04.23 01:05 durch Jodo (insgesamt 1 mal geändert)
wie gesagt, geht es auch nicht zwingend um psychedelika.
und es geht weniger darum, sich alternativen vorzustellen, das habe ich vlt missverständlich ausgedrückt.
es geht eher darum, ob wir in der lage sind, es für realistisch zu halten, dass der kapitalismus wirklich überwunden werden kann.
es geht nicht um die theoretische vorstellung eines systems ohne ausbeutung und wachstum, sondern daran, ob wir es für möglich halten, dass sich unsere gesellschaft mal dahin entwickelt.
wir persönlich können uns schon alternativen vorstellen, aber in öffentlichen diskursen geht es nicht um sie. selbst linke parteien fordern selten die überwindung, sondern eher eine abschwächung.
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  Geschrieben: 05.04.23 07:29
Jodo schrieb:
ob wir in der lage sind, es für realistisch zu halten, dass der kapitalismus wirklich überwunden werden kann.


Wir werden uns früher oder später zwangsläufig zu einer Zivilisation entwickeln müssen, welche den Kapitalismus von sich abstreift wie ein Insekt seine alte Haut. Der Häutungsprozess ist für die Assel ein enormer physischer Aufwand und so wird es uns kleinen Kriechtieren, den Menschen, wohl oder übel auch ergehen, wenn es soweit ist. Ressourcen sind erschöpflich und ewiges Wachstum daher ohnehin illusionär.

Wie genau so ein neues System aussehen wird? Jedenfalls werden wir nicht alle beisammen am Lagerfeuer sitzen, unser letztes Acid gleichmäßig untereinander aufteilen und friedlich Pink Floyd trillern. Vielleicht kommt das irgendwann mal, Äonen später. Aber erstmal wird es viel eher zu brutalen Machtkämpfen aller Art kommen. Das ist nur so mein Gefühl. lol

Klingt darüberhinaus aber nicht unrealistisch, dass die Möglichkeit besteht, dass Psychedelika dabei helfen könnten, eine natürliche Ordnung herzustellen, ganz ähnlich wie es in vielen kleinen Völkern und Stämmen des Schamanismus weltweit noch heute passiert.

Wie wärs denn erstmal mit noch mehr Gold-, Silber- und Diamantenminen, am besten auf dem Mond und dem Mars, um den Stichtag wenigstens um ein paar Jahrzehnte aufzuschieben?
Elooon!
The Best Way To Hide In The Deep Sea:
https://www.youtube.com/watch?v=ih2_KqBrY8s
Traumländer



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  Geschrieben: 05.04.23 07:37
Was genau ist an Kapitalismus 'nun so schlimm ?

Kapitalismus ist ja wohl die größte Form der Freiheit welche wir in 2023 noch haben, Kapitalismus lässt den einen vom anderen Unterscheiden und verhindert so das wir alle zu einer eklig klebrigen Masse zusammen geformt werden.
Kapitalismus ist der Traum eines jeden Menschen der nicht abhängig von dritten seien möchte und sein Leben nach seinen Vorstellungen lebt.
Kapitalismus kann sogar euren inneren 'Gutmenschen' befriedigen, noch nie war es einfacher eine bestimmte Summe zu verdienen und sie innerhalb von Sekunden auf die andere Seite der Welt zu schicken.

Zeigt mir doch mal bitte ein "sozialistisches" Land, was nicht von Korruption zerfressen ist ;d
Aber bitte ohne dabei größenwahnsinnig zu sein und zu behaupten "wir würden es ja alles besser machen"
stole ya secret sauce and i'm still on the scene;
turn your whole company into a fuckin meme
Traumländer



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  Geschrieben: 05.04.23 15:27
Das Problem @ckomi ist in beiden Fällen bzw. Allen Fällen die menschliche Gier und Egoismus.

Ohne könnte der Kapitalismus ebenso ein sehr soziales System sein. Ist halt schwieriger, da der Kapitalismus Gier und Egoismus fördert, fordert und belohnt.

Was du ansprichst ist übrigens nicht unbedingt Kapitalismus sondern Individualismus. Hat seine vor und Nachteile. Gibt Kulturen (Stichwort Ubuntu aus Afrika), wo die Menschen Individualismus eher negativ bewerten. Ob da wirklich alle gleichgeschaltet sind bezweifle ich.

Ist es wirklich ein inniger Teil deiner selbst entscheiden zu können, ob du Es Hardy, H&M oder Prada trägst (wobei hier schon sehr deutlich wird, dass nicht jeder im Kapitalismus so super frei ist... Ich könnte mir kein Prada leisten)? Zumal ich ja nicht individuell bin, wenn ich ne Klamotte trage, die 1mio andere Fragen.

Sind Menschen weniger frei, die ihre Individualität zb. Nicht über sowas ausdrücken können? Bezweifle ich irgendwie.

Bin ich wirklich frei, weil ich mich entscheiden kann, welches Nestlé -Produkt ich kaufe?
Das ist doch die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Zu guter Letzt:
Individualismus führt schnell dazu, dass man anderen damit schadet. Damit es genug Auswahl für die wenigen Menschen im Westen gibt, sich unterschiedlich zu kleiden, leiden ganze Länder, Kinderarbeit und co. Yay. Wenn wir weniger Individualismus und Auswahl hätten, dann wären die Sachen alle wesentlich teurer und Menschen hätten wieder weniger Wahl wegen Geld. Irgendwie klingt das nicht sehr frei.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
Traumländer



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  Geschrieben: 05.04.23 16:03
Individualismus durch Kapitalismus

Essen und anziehsachen sind mMn. aber nicht das ausschlaggebende um individuell in dieser Gesellschaft zu sein, sondern eher die Möglichkeit durch harte Arbeit, sich alles zu ermöglichen was man möchte (und ja das kann so ziemlich jeder hier im Westen) sei es ein kleines Flugzeug, Haus im Ausland am Strand, ein Boot oder sonstiges.
Genau das ist in Kommunistischen/Sozialistischen Ländern ein Vielfaches schwieriger wenn nicht sogar komplett unmöglich.

Freiheit heißt auch sich selbst in der einen Richtung zu begrenzen um die andere doppelt so weit gehen zu können, daß die breite Masse der Menschen eine Richtung einschlägt mit der sie später wieder unzufrieden sind, ist nicht Schuld des Kapitalismus, sondern weil Menschen an sich eher dumm sind.

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