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Titel:Vom Hölzchen auf’s Stöckchen :(
Droge:Speed
Autor:knochenjack
Datum:21.01.2007 19:10
Nützlichkeit:7,03 von 10 möglichen   (37 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Mein erster Bericht hier im LdT, und gleich ein LZ. Vergebt mir, wenn ich manchmal den Zusammenhang etwas verpeile oder abschweife ;).



Wo fange ich am Besten mal an. Hm. Erst einmal einige Hintergrund-Infos zu meiner Person. Ich bin 19 Jahre alt, wohne bei meinen Eltern, habe einen Bruder, der aber inzwischen ausgezogen ist. Da ich bereits mit 12 oder 13 Jahren verstärkt nachdenklich, unzufrieden und depressiv war, was wohl auch mit meinem großen Übergewicht zusammenhing, fing ich mit dem Kiffen an. Es war nicht nur Urlaub, also dass meine Probleme und Selbstzweifel wie weggeblasen waren, nein, ich hatte auch etwas gefunden, was meine Neugier befriedigte.



So kiffte ich in der Zeit nur am Wochenende, und auch längst nicht jedes, da ich auch nicht viele und gute Connections hatte. Mit der Zeit wurde es aber immer mehr, und schließlich rauchte ich mit 15 oder 16 jeden Tag. Dies ging dann auch so bis 18 ungefähr. Schulisch hat es mich auch nicht gerade gefördert. Ich war auf einem Gymnasium mit einem wirklich krassen Leistungsanspruch, wobei ich mich dennoch meißt unterfordert fühlte. Bekifft interessierte mich der Lernstoff mehr, auch wenn das Lernen schwer viel, oder mangels Motivation gar nicht erst stattfand. Das Kiffen war mein Leben. So musste ich nicht nur ein Jahr wiederholen, sondern hatte auch mit meinem Klassenlehrer die Abmachung, dass er sich dafür einsetzt, dass ich den Abschluss nach der 10 bekomme, dafür aber von der Schule gehen musste. Dies kam vorallem dadurch zustande, dass ich extreme Fehlzeiten anhäufte, und dadurch in vielen Fächern normalerweise nicht bewertbar gewesen wäre. So suchte ich dann eine Ausbildung, fand aber nirgends etwas. Dadurch, dass ich spät eingeschult wurde und eine Klasse wiederholte wurde ich dann aber im Oktober 18 und konnte dann Im November meinen Zivildienst beginnen.



Irgendwann kam es eines Abends dazu, dass ich nirgends etwas auftreiben konnte. So fuhr ich in einen Park, wo öfters Junkies rumhingen. Ich fragte sie, ob sie mir weiterhelfen könnten, worauf sie mir sagten, dass sie nur Pep klarmachen könnten. Ich hatte zuvor schon einiges hier im LdT darüber gelesen, und da ich hauptsache breit sein wollte, ging ich mit einem dieser Kerle einen Tenner holen. Ich machte dann, als wir wieder im Park waren 2 Nasen fertig, da ich mich natürlich fürs Holen revangieren wollte. Also habe ich meine Ration gezogen, und dann die zweite dem Kollegen gegeben. Ich hatte zuvor schon einmal XTC probiert, und wartete nun auf den sog. Flash, der jedoch ausblieb. Etwas enttäuscht fuhr ich dann mit dem Fahrrad in Richtung Innenstadt. Dabei merkte ich dann, dass ich noch schneller, als ich sowieso schon fahre, fahren konnte. Daher wohl auch der Name, dachte ich mir. Ich überlegte dann wo ich hin könnte, weil ich etwas Paranoia hatte Nachhause zu fahren. So stattete ich einem Freund einen spontanen Besuch ab. Wir chillten uns in den Garten, rauchten gemütlich ein paar Flöppchen und laberten. Im Nachhinein weiß ich natürlich, woher mein Rededrang kam und warum mir die Zigaretten so besonders gut schmeckten. Ich fuhr dann irgendwann wieder nachhause, wollte schlafen gehen, konnte dies aber natürlich nicht. So beschäftigte ich mich irgendwie, was genau ich dann noch gemacht habe ist ja auch irrelevant. Es verging dann einige Zeit, in der ich zwar munter weiter kiffte, jedoch kein Schnelles mehr gekauft hatte. Ich empfand es einfach nicht als sonderlich toll.



Mit der Zeit wurde aber die Toleranz beim Kiffen immer höher und es stellte mich nicht mehr zufrieden, und so kaufte ich immer öfter Pep. Dies wurde sicherlich auch dadurch möglich, da ich in dieser Zeit meinen Zivildienst machte, und dadurch immer gut Cash hatte. Irgendwann zog ich dann täglich, die Depressionen beim Runterkommen oder wenn mal nichts klarging wurden immer schlimmer. Ich rutschte also immer tiefer in die Sucht, wobei man sagen muss, dass ich damals, als ich begann abzunehmen (von 140kg auf nun 85kg, jedoch ohne Amphe) die Fresssucht auf das Kiffen verlagerte, und dann die Weedsucht auf das Pep verlagerte. Daher auch der Titel meines Berichts. Anfang Winter letzten Jahres ging es mir dann so schlecht, dass ich vermehrt Suizidgedanken hatte, und ich beschloss mich selbst in die Landesklinik einweisen zu lassen. Dort verbrachte ich dann 5 Tage, in denen ich mich erstaunlich schnell stabilisiert hatte. Medikamente bekam ich dort nicht, was ich auch nicht wollte. So entließ ich mich nach diesen besagten 5 Tagen selber. Seitdem mache ich eine Therapie bei einem Psychologen bezüglich meiner jahrelangen Depressionen. Eine spezifische Suchtbehandlung wird wahrscheinlich ebenfalls noch kommen. Momentan geht es mir sehr gut. Ich bekomme keine Medikamente, aber ich lerne mit meinem geringen Serotoninspiegel umzugehen. Ich weiß mich wieder zu beschäftigen, gehe regelmäßig ins Fitness-Studio und verbringe wieder mehr Zeit mit meinen Eltern, welche verständlicherweise sehr stark unter meinem Verhalten und der Sucht gelitten haben. Ich denke, dass ich ihnen etwas davon zurückgeben muss, was sie für mich taten und tun, und sie wachsen mir immer mehr ans Herz.



Ich bin nun seit gut 3 Wochen clean. Habe auch keinen großen Suchtdruck, und halte mich von meinem Drogen-Freundeskreis fern, wobei ich nun auch schon mehrmals Einladungen zum Kiffen oder Ziehen dankend abgelehnt habe. Ich kann also abschließend sagen, dass man Drogen nie nehmen sollte, wenn man psychisch labil ist. Die ganze Sache wird dadurch nur noch schlimmer, und gerade das Vertrauen in einen selbst leidet enorm.





Danke fürs Lesen und ich würde mich über Bewertungen sehr freuen.



Liebe Grüße,



Jonas