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Titel:Ein Neuanfang.
Droge:DHM
Autor:Phenurb
Datum:10.01.2018 07:58
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Bericht::

Angefangen hat das alles im Herbst 2015. Mehr oder weniger per Zufall entdeckte ich, dass es das Diphenhydramid im Hustensaft war, das mich am Abend (zusammen mit Alkohol) so gut "entspannen" liess.

Später bin ich dann ganz auf Tabletten umgestiegen und steigerte meinen Konsum auf 500 mg zusammen mit ca. 3 Liter Bier und dies ca. 3 bis 5 mal die Woche bei einem Gewicht von 90 kg.



Damals war ich mit mir, meinem Job und meinem Leben so wie es war ganz und gar nicht zufrieden. Da kam mir die dämpfende, manchmal euphorisierende Wirkung von DPH gerade gelegen.



Ich erinnere mich daran, wie ich auf dem Sofa lag und sich dieses wohlige Gefühl innerlich breit machte und mir alles andere unwichtig wurde. Wie ich von weitem auf dem Küchentisch eine Katze halluzinierte, die mich fast zu Tode erschreckte - dabei war es eine Papiertüte. Aber diese Tüte erschreckte mich an diesem Abend mehrmals und immer war es dieselbe Katze.

Ich erinnerte mich auch wie ich einmal schon auf dem Weg nach Hause die Pillen einwarf und mir einen Jux daraus machte, den Weg nach Hause zu finden. Dabei kam es mal dazu, dass ich immer wieder am selben Gebäude mit denselben Schriftzügen vorbei lief, das normalerweise nicht auf dem Heimweg lag. Dies bewog mich dazu, unzählige Male die Strassenseite zu wechseln und umzukehren. Später fand ich heraus, dass es tatsächlich dieselbe Firma war, die dort zwei sich gegenüberstehenden Gebäude mit denselben Logos unterhielt - eine Falle für DPH-Trippende?

Am nächsten Tag fühlte ich mich total zittrig und hatte das Gefühl ein Zombie zu sein. Auch war ich an den Folgetagen sehr gereizt und unvermittelt jähzornig. Manchmal fand ich äusserst peinliche Einträge von mir auf sozialen Medien oder Nachrichten von Freunden, die sich wunderten was ich für unleserliches Gebrabbel ihnen persönlich geschrieben hatte. Soziales, Familiäres wurde mir immer weniger wichtig und irgendwann zog ich es vor, an den Wochenenden zu Hause high zu werden anstatt Leute zu treffen. Selbst Einladungen von Familienangehörigen sagte ich kurzfristig ab mit der Begründung ich sein Müde und hätte eine sehr stressige Woche gehabt. Von gewissen Menschen habe ich mich soweit distanziert, dass ich keine Ahnung hätte, wie ich den Kontakt wiederherstellen sollte.

Einerseits wirkt DPH lähmend auf Gedankengänge und man neigt dazu, seine Freizeit einfacher zu gestalten, andererseits wird man nach der anfänglich sedierenden Phase des Trips aufgeregt/euphorisch und man interessiert sich für alles Mögliche. Das ist nicht die Art, wie persönliche Interessen sich entwickelt und erklärt wieso ich mich manchmal so depersonalisiert fühlte. Ich erkannte mich kaum wieder, weil ich immer mehr ein Zombie wurde mit ganz sonderbaren Interessen à la "Salad Fingers". Es gab nur noch den asozialen selbstsüchtigen Modus auf Drogen und der depressive und agressive Modus während dem Entzug.



Irgendwie habe ich aber vor etwa einem Monat angefangen, dies als Chance zum Neuanfang zu sehen. Mag sein, dass mich die Droge verändert hat, aber ich möchte lieber wieder ein Mensch mit seinen alltäglichen Problemen sein als ein gefühlskalter Zombie, der sich nicht wieder erkennt. Die Entzugserscheinungen beinhalten auch starke allergische Symptome, da DPH ein Antihistaminikum ist (Jucken, Niesen, geschwollenen Lippen). Meine Hoffnung ist nun, dass der Schaden reversibel ist, aber auch wenn nicht, will ich mit dem arbeiten, was ich nun habe und bin. Bewusst und nicht Zombie-like. Das ist mein Neuanfang.