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Titel:Benzodiazepine
Droge:Benzodiazepine
Autor:zarteElfe
Datum:27.05.2007 10:58
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Bericht::

Benzodiazepine



Das Unterschätzen bzw. falsch Einschätzen dieser Substanz von manchen Leuten veranlasste mich dazu, eine kleine Abhandlung darüber zu schreiben. Als erstes möchte ich klar machen, daß es sich hierbei um einen interessanten Stoff handelt, der keineswegs nur zum Schlafen geeignet ist. Wer das denkt, tut den Benzodiazepinen unrecht und hat sich bislang etwas blind verhalten. Der erste Schritt zu diesen Pillen wird möglicherweise Schlaflosigkeit sein, vermutlich gepaart mit diversen Arten von Ängsten. Benzos killen diese Ängste und bringen den ersehnten Schlaf. Was fällt noch auf, wenn man sich diesen Tabletten bedient?



Bei mir selbst kam der Verdacht zustande, daß nicht nur die obigen Wirkungen zum Tragen kommen, sondern auch die Träume weniger werden. Entweder zerstören sie (terporär) die Fähigkeit zum Träumen oder aber, der Schlafende erinnert sich nach dem Aufwachen nicht mehr daran. Jedenfalls träumte ich nach der Einnahme von Benzos sehr wenig bis nichts oder wußte nichts mehr davon. Mein Verdacht verhärtete sich, als ich die Pillen wieder absetzte. Erstmal schlief ich natürlich sehr schlecht. Hatte ich es dann aber geschafft einzuschlafen, merkte ich, daß ich ungewöhnlich viel und sehr intensiv träumte. Ich konnte mich auch sehr detailliert an die Träume erinnern. Sollte es also unter den Lesern welche geben, die an Träumen sehr interessiert sind, dann wären Benzos eine Möglichkeit dieses Ziel, zumindest zeitweise, zu erreichen. Für angstgeplagte Personen ist dies insbesondere insofern aufschlußreich, weil, durch die substandinduizierte Verminderung der Angst, eine plötzliche Klarlegung der Ängste durch das Wiederabsetzen der Schlaftabletten zustande kommt. Der Schlafende träumt oft von den Dingen oder Situationen wovon er Angst oder Panik hat. Die passiert oft in einer Deutlichkeit, die mehr Informationen über die Ängste verspricht. Das könnte nutzbringend sein.



Weiter stellte ich fest, daß ich, nahm ich abends eine der Tabletten der Benzodiazepingruppe ein, kurze Zeit nach der Pilleneinnahme Hunger bekam. Ich möchte an dieser Stelle davor warnen während der Abendstunden, besonders kurz vor dem Schlafengehen viel zu essen, da es wahrscheinlich zu Gewichtszunahmen kommen kann und es sich morgens nicht sehr angenehm anfühlt mit einem solchen Bauchgefühl aufzuwachen. Nachdem mir regelmäßig nach der Tabletteneinnahme Hunger bzw. Appetit sowie Durst auffiel, machte ich mir viele Gedanken darüber. Vielleicht „möchte“ der Körper die Substanz so schnell wie möglich wieder loswerden und bedient sich dabei dem Mittel einen Hunger- bzw. Durstanreiz zu bewirken, um das „Gift“ auszuschwemmen bzw. durch Nahrung rasch aus dem Körper zu schleusen. Viele Anhaltspunkte weisen auf diese Theorie hin. Zum anderen waren meine Riech- und Schmeckfähigkeiten stärker ausgeprägt. Das Essen schmeckte viel intensiver als ich es sonst gewohnt war. Das macht sicher noch mehr Appetit. Ob das unter die selbe Kathekorie von Mittel des Körpers zur Entgiftung fällt, ist m.E. möglich und sehr wahrscheinlich. Diese sog. Nebenwirkung der Benzodiazepine ist vielleicht für Leute, die beruflich mit riechen und schmecken zu tun haben, möglicherweise nicht uninteressant. Auf jeden Fall macht es den Vorgang des essens vergnüglicher, was beim Restaurantbesuch Spaß machen kann.



Nun kommt eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Die Benzos berauben einen des Kurzzeitgedächtnisses. Das gilt natürlich für die Zeit nach der Pilleneinnahme am Abend und kann auch noch für den nächsten Tag (Hangover) wichtig sein. Man wird nicht umhin kommen, manches aufzunotieren, da es leicht passieren kann, abends ausgemachtes am nächsten Tag nicht mehr zu wissen. Sehr unangenehm kann sich das bemerkbar machen, wenn man beispielsweise abends Liebesschwüre von sich gibt oder angenommene erwiedert (vorsicht mit Alkokol: Enthemmung möglich) und am nächsten Tag nichts mehr von alledem weiß. Hier sollte man sehr auf sich achten und genau auf die Menschen schauen, mit denen man nach der Pilleneinnahme zusammen ist. Man kann leichter zu Dingen verleitet werden, die man ohne Benzos nicht getan hätte.

Das waren die negativen Seiten des Problems. Doch es gibt auch positive Effekte. Durch die verminderte bzw. stark herabgesetzte Kurzgedächtnisleistung wird dem gestressten Kopf die Chance gegeben tief zu entspannen. Berufstätige, die auf ihr gutes Gedächtnis angewiesen sind, sind hier natürlich nicht angesprochen, es sei denn sie machen Urlaub. Hat das Gedächtnis also über einen größeren Zeitraum hinweg gründlich entspannt, ist die Möglichkeit gegeben, sich an längst verschütt gegangenes zu erinnern. Was paradox klingt, wird logischer, wenn man es mathematisch betrachtet. Wo man was wegnimmt, wird es anderswo mehr. Im Klartext wird das Langzeitgedächtnis aktiviert und belebt. Hier gibt es viele individuelle Wege sich das zu Nutze zu machen. Vielleicht hat jemand ein Kindheitserlebnis, welches ihn in seiner Lebensqualität einschränkt? Oftmals ist es sehr erstaunlich welche Gedächtnisleistungen ein solches Gehirn vollbringen kann. Durch Benzos konnte ich mich beispielsweise an meine früheste Babyzeit erinnern. Das ist nicht nur interessant, sondern auch aufschlußreich.



Weil all dies, wovon oben die Rede war, nicht in dieser Deutlichkeit und Verständlichkeit im Beipackzettel jedes Benzodiazepins steht, sah ich mich dazu gedrängt, Wirkungen und Nebenwirkungen in geraffter Form klar und übersichtlich darzustellen.