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Titel:Kratom to the fullest (über ein Jahr)
Droge:Kratom
Autor:anonym
Datum:06.02.2008 11:32
Nützlichkeit:8,32 von 10 möglichen   (69 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo erstmal. Bin neu hier, weil das df dicht ist.



Ich wollte mal ein wenig über meine Erfahrungen mit Kratom berichten. Vorab will ich deutlich herausstellen, dass ich selbst für alles, was passiert ist, verantwortlich bin - umgekehrt heißt das: Wie jeder, der sich mit der Materie auskennt, weiß, sind nicht Drogen an unserem Schicksal schuld, sondern immer der, der sie nimmt.



Noch bis ungefähr vor einem Jahr beschränkten sich meine Erfahrungen mit Kratom auf Gelegenheitskonsum - nettes Kraut, gut wirksam. Meine damaligen Probleme waren v.a. Alk und Pep - ein genereller Drang, sich 1-2 Mal die Woche richtig gut abzudichten. Deswegen habe ich heute vor einem Jahr, am Aschermittwoch, eine Alk-Sperre für die Fastenzeit eingelegt.



Es kam, wie es kommen musste: Ich fing an, mehr oder weniger jeden Tag Kratom zu konsumieren - die Warnungen, die ich jetzt nach ein wenig Recherche im Netz gefunden habe, täglichen Konsum unbedingt zu vermeiden, kannte ich damals noch nicht. Ich hätte es mir trotzdem denken können, aber zu der Zeit kannte ich mein Suchtverhalten nicht annähernd so gut wie heute. Wie dem auch sei: Es blieb nicht bei einmaligem täglichen Konsum, sondern mehrmals täglich wurde Kraut runtergespült. Das "Problem" dabei war immer nur, so lange zu warten, bis nach dem "leider notwendigen" Essen der Magen wieder einigermaßen nüchtern war. So kam es in den besten Zeiten zu 2-4 Einnahmen am Tag; zur Not und mit Nachlegen auch mehr.



Mir hätte damals schon auffallen müssen - nein, mir ist damals natürlich auch schon aufgefallen, dass da was nicht stimmt. Ich kann im Nachhinein nicht sagen, warum ich trotzdem weitergemacht habe, denn so schlimm wie heute war meine Sucht bis dahin sicher noch nicht.



Dann kam eine "interessante Wendung" durch Mutter Natur: Der Mohn, den ich in der Gegend verteilt hatte, wurde in diesem Jahr früher reif. So verlagerte ich mein Vergnügen kurzerhand auf dieses sehr viel wirksamere und preiswertere Gewächs - natürlich ohne nach einer gewissen Anlaufzeit vom täglichen Konsum abzusehen. Innerlich wusste ich schon während der vorherigen Kratom-Zeit, dass die Mohn-Phase für mich dieses Jahr sehr hart werden würde. Das wurde sie dann auch: Mitte Juni, nach ca. "nur" 6 Wochen starken Konsums, habe ich dann zum ersten Mal im Leben entzogen. Tja, da war ich nun, jetzt wusste ich endlich, was so alles passieren kann. Trotz der Härte dieser Erfahrung habe ich sie zu schätzen gelernt, weil ich dachte, jetzt hätte ich endlich was gelernt...



War dann auch ca. 2 Wochen ziemlich clean, was ich mir mit einer Dosis Kratom zu belohnen gedachte. "Nur nicht wieder so hardcore wie früher", dachte ich mir "bloß auf keinen Fall wieder täglich oder gar mehrmals täglich!" Pustekuchen. Weiß nicht mehr genau, wie lange es gedauert hat, bis ich wieder auf dem alten Level war. Jedenfalls hats nicht allzu lange gedauert. Ungefähr im August gings jedenfalls wieder gut zur Sache. Da die Toleranz astronomische Höhen erreicht hatte, wurde das ganze natürlich auch ziemlich teuer. Ich zitiere diesbezüglich einen erowid-user, dessen Bericht mich vorgestern sehr erschreckt hat: "The amount of money I was spending on this plant was totally ridiculous." (Der User lässt sich jetzt mit Buprenorphin aka Subutex substituieren www.erowid.org/experiences/exp.php?ID=50555 - so weit möchte ich es auf keinen Fall bringen!)



Dass ich ein echtes Problem hatte, wurde mir erst klar, als ich wirklich aufhören wollte - davor war es mir wegen der Unschädlichkeit der Droge und wegen ihrer netten Nebenwirkung, das Verlangen nach Alkohol vollkommen wegzublasen, ziemlich egal. Anfang Januar wollte ich dann aber nicht mehr. Aber das gelang mir nicht. Einige von Euch kennen das ja: "Alles, bloß nicht nüchtern!" Dafür eignet sich Kratom wegen seiner Alltagstauglichkeit sehr gut. Deswegen wollte ich zwar einerseits damit aufhören (rational), aber nüchtern sein, war und ist für mich z.z. einfach nur schwer auszuhalten. Der Zustand auf Kratom entspricht so ziemlich genau meiner Wunschvorstellung von nüchternem Zustand - von "verballert" oder "dicht", wie hier und an anderer Stelle manchmal gesprochen wird, kann bei mir bzgl. Kratom keine Rede sein. Das ist schon ziemlich bitter, wenn man sich erst mit einer Drogen "angenehm nüchtern" fühlt. Aber ich habe ein Idee, was ich dagegen tun kann...



Ja, und so weit bin ich jetzt. Habe die letzten zwei Tage mal "ohne" verbracht, weil ich absichtlich etwas später als sonst bestellt habe, um es ausprobieren zu "müssen" - es war echt ätzend. Depri-Stimmung (nicht zu verwechseln mit echter Depression), Null Motivation, Gefühl von Sinnlosigkeit und Leere, obwohl mein Leben nach außen hin fast nicht perfekter sein könnte...

Dazu kamen auch leichte körperliche Entzugserscheinungen, die aber zu vernachlässigen sind, sowie eine sehr nervige, wenn auch nur relativ leichte Schlaflosigkeit (hallo benzo!).



Wie gesagt liegt das alles an und in mir selbst - Kratom dafür auch nur eine Teilschuld zu geben, wäre ziemlich unangebracht. Trotzdem muss ich feststellen, dass seine Suchtwirkung IN MEINEM FALL erheblich ist. Die gut gemeinte und in jedem Fall einzuhaltende (!) GRUNDREGEL, Kratom nicht täglich zu benutzen, habe ich einfach nicht geschafft einzuhalten, obwohl ichs beim "zweiten Anlauf" nach meinem Mohntotalzusammenbruch echt versucht habe. Für Leute, die sich mit meinem Suchtverhalten irgendwie identifizieren können, soll das hier eine Warnung sein!



Ich schreibe Euch das hier auch nur, weil ich bisher den Eindruck habe, dass die Infos über Kratom im Internet (vor allem deutschsprachigen) noch nicht ganz vollständig sind. Ich möchte mich aber der Warnung anschließen, die ein User auf kratomblog.com gegeben hat: Wenn man weiterhin möchte, dass Kratom legal bleibt, darf man weder die Suchtwirkung überbetonen, noch sollte man es in allzu engen Zusammenhang mit anderen (härteren) Drogen stellen. Das Kraut ist wirklich ein sehr wertvolles und verdient Achtung! Keinesfalls darf es verboten werden! Kratom ist nicht annähernd mit der Suchtwirkung anderer Drogen zu vergleichen!

Wie bei allen Drogen ist es immer der Benutzer, der daraus ein Gift macht.



Ich empfehle als "weiterführende Lektüre" die Seite kratomblog.com; vor allem die beiden Artikel: www.kratomblog.com/2007/09/on-kratom-list-following-question-was.html

 http:// www.kratomblog.com/2007/09/controlling-kratom-usage.html