Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Diethylether - Fear and Loathing in Las Vegas
Drogen:Ether
Autor:Cain
Datum:13.06.2012 11:29
Set:Neugierig, gespannt, vorfreudig
Setting:Indoor, bei Freunden, mit Musik und Bier
Nützlichkeit:5,55 von 10 möglichen   (22 Stimmen abgegeben)

Bericht:

"Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Meskalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, einen Salzstreuer halbvoll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Upper, Downer, Heuler, Lacher … sowie ein Liter Tequila, eine Flasche Rum, eine Kiste Bier, einen halben Liter unverdünnten Äther und zwei Dutzend Poppers. Nicht, dass wir das ganze Zeug für den Trip wirklich
brauchten, aber wenn man sich einmal darauf einlässt, eine ernsthafte Drogen-Sammlung anzulegen, neigt man eben dazu, extrem zu werden.“

(Fear an Loathing in Las Vegas)



Ja, damit hat wohl alles angefangen. Fear and Loathing in Las Vegas. Ich vermute, das ist die Begründung für viele, die zumindest einmal Diethylether ausgetestet haben.

Den Film gesehen, ein wenig recherchiert, umgesetzt.

Das hier soll eine Reihe von Berichten werden über ein paar einzigartige Abende im Ether-Rausch.



Der Beginn

Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Drogen.
So kann man sich denken, dass die Idee ursprünglich nicht von mir kam. Eine Freundin wollte das Zeug einmal ausprobieren. Ein Kumpel war sofort dabei, andere hatten Bedenken. Spontan gab ich der Neugierde nach und willigte ebenfalls ein.

Wo also besorgen?
Bestellen fiel weg – es schien uns schwierig unseren Eltern, bei denen wir nun mal alle noch wohnen, diese Lieferung zu erklären.
Also nächste Möglichkeit: Apotheke.
Ich sollte versuchen, das Zeug zu bekommen. Zu mehreren in Apotheken zu laufen und nach etwas wie Diethylether zu fragen schien zu auffällig. Außerdem kam es mir nun zu Gute, dass ich mit ein wenig Veränderung meines Äußeren vollkommen harmlos aussehen und ganz passabel schauspielern kann.
Die anderen Beiden versuchten es auch einmal, wurden aber nach kurzer Musterung wieder weggeschickt. Normalerweise eine unsinnige Aktion, da Ether legal ist und für vieles Verwendung findet (Zusatz zu Treibstoff von Modelleisenbahnen, Reinigungsmittel, beim Aufbau eines Ammoniak-Brunnen,...) aber so manch ein erfahrener, älterer Apotheker stellt dann eben doch auf Sturr, wenn er einen Chemikalien-Missbrauch vermutet. Und da wir jeglichen Ärger vermeiden wollten, beharrten wir dann nicht unbedingt auf unserem Recht.

Wir klapperten viele, viele Apotheken ab. Gibt’s nicht, nicht mehr bestellbar, weil es niemand mehr gebraucht und bla bla bla. Dann endlich hatte ich Glück. Mit Herzklopfen bin ich hinein, zog meinen vorgefertigten Zettel raus und las davon zweifelnd das Wort ‚Ether‘ ab, als hätte ich es noch nie vorher gehört. Die Dame schaute mich skeptisch an und frage, wozu ich das brauchen würde. Ich tat unwissend: „Mein Dad hat mich geschickt das zu besorgen. Er hat gesagt in der Apotheke. Muss irgendetwas im Auto reinigen oder so… ich weiß nicht mehr, nur dass ich das kaufen soll…“etc.
Letztlich gab die Tussi nach und bestellte das Zeug. Leider nur 50ml, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht die geringste Ahnung hatte, wie viel wir brauchen würden.

Zwei Tage, dann konnten wir es abholen.


Der Rausch

Wir saßen an diesem Abend zu mehreren in der Wohnung eines Freundes herum und wollten es sofort austesten. Ein Tuch genommen, befeuchtet und nacheinander gegen Mund und Nase gepresst. Die anderen Beiden atmeten es wohl größtenteils über die Nase sein, ich eher durch den Mund. Die ersten Züge waren stechend – der intensive Geruch ging in den Hals, erzeugte ein kratzendes Gefühl und brachte uns zum Husten. Es war nicht unbedingt ekelhaft, nur sehr stark.

Bei den ersten Zügen passierte erst mal nichts, außer dass wir dachten, das Zeug ätzt uns die Schleimhäute weg. Nach 3-4 Zügen hatten wir uns daran gewöhnt, entspannten uns wieder.

Dann begann es zu wirken.

Bei mir weniger stark als bei den andern. Zuerst ein Kribbeln. Die Fingerspitzen, dann die Hand hoch. Verdammt unangenehm. Ich versuchte sie zu schütteln, zu bewegen, aber das Gefühl blieb.
Und ich habe wohl geplappert. Anfangs noch ‚Fühlt sich das bei dir auch so komisch an?‘ Irgendwann nur noch ‚Ahh das hört nicht auf, meine Finger werden taub!‘
Der Herzschlag wurde laut - jedenfalls kam es uns so vor, als würde er in jeder unserer Zellen pochen.
Nach und nach wurde alles schwer. Keine Müdigkeit, im Kopf blieben wir komplett klar. Aber die Arme und Beine wollten einfach nicht mehr. Lagen da so rum und es schien mir viel zu anstrengend, sie zu bewegen. Wir lachten nur darüber und brabbelten irgendwelches unsinniges Zeug, an das ich ich mich nicht mehr erinnern kann.

Der Kumpel fuchtelte eine ganze Weile unkontrolliert in der Gegend herum, schrie ‚Hey, das wirkt ja gar nicht!‘
Dann wollte er aufstehen – und knickte prompt ein. Da lag er mitten auf dem Boden und rief ‚Meine Beine! Ich hab keine Beine mehr!‘ Ich vergrub mich in meinen Sessel und betrachtete lachend meine Umgebung weiter, fasziniert von allem was ich sah und von dem Hochgefühl, welches ich verspürte, während meine Freundin aufstehen und ihm hochhelfen wollte – stattdessen aber ebenfalls beim ersten Schritt wegsackte und auf ihn drauf fiel.
Unsere Motorik war ziemlich geschädigt, aber Angst hat uns das absolut keine gemacht. Wir haben ja alles noch mitbekommen.

Schließlich begann die Wirkung aber schon wieder nachzulassen. Bei mir zuerst, da auch bei mir die Wirkung nicht so stark gewesen war. Die Freundin versuchte noch einige Zeit, aus der bereits vollkommen leeren Flasche noch Reste herauszubekommen, aber natürlich hatte sich von den 50 ml bereits alles in Luft aufgelöst.

Nicht mal 20 Minuten hatte dieser Trip angedauert.

Wir waren vor allem erleichtert und überrascht, wie gut es uns danach ging. Keine Müdigkeit, keine Übelkeit, kein Katergefühl, nichts. Es wurde einfach schwächer und schwächer und irgendwann waren wir wieder normal. Wir nahmen uns vor, das ganze unbedingt bald zu wiederholen. Mit etwas mehr von dem Zeug, damit es sich nicht schneller verflüchtigen kann, als wir ziehen.

Aber das war auch bloß der erste Versuch.