Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Erleuchtung, Erlösung und ein Absturz
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:inrainbows
Datum:18.06.2012 01:20
Set:freudig, entspannt und leicht euphorisch
Setting:zuhause in meinem Zimmer
Nützlichkeit:8,65 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Huhu,

der folgende Trip auf LSA ist zwar schon ca. 1,5 Jahre her, aber trotzdem hab ich das Gefühl, ich muss darüber schreiben und meine Gedanken und Notizen von damals irgendwie mit anderen teilen...

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich hauptsächlich Erfahrung mit DXM, DPH und ein paar anderen, legalen und relativ harmlosen Sachen.


Zum Trip:
(der Großteil ist live mitgeschrieben; andere Bemerkungen sind kursiv..)

19.10
1 ½ Samen hab ich schon drinnen. Schmecken gar nicht soo schlecht.
Hab nur Probleme mit dem Schälen… das geht irgendwie nicht…? Also hab ich’s jetzt mal so versucht. 5 sollen es eigtl. werden, aber da ich nen halben vorher verloren hab, werdens nun entweder 4 ½ oder 5 ½ ^^ (ich wieg ca. 60 kg)

19.20
So, 4 ½ Woodrose Samen befinden sich nun auf dem Weg in meinen Magen.
Hab sie übrigens mit Zitronensaft konsumiert, hilft ja bekanntlich gegen die Übelkeit, wie ich bei DXM auch schon festgestellt hab.

19.25
Ok, es wurden doch 5 ½.
Irgendwie wird mir grad schon leicht schlecht. Echt oder Placebo?
Naja, aber ich rechne sowieso mit starker Übelkeit. Und wenn’s sein muss, geht’s halt kotzen. Bin ich drauf vorbereitet.

19.30

Puuh, äh. Nein, es ist kein Placebo.
Schwitzen, Druck im Bauch, Übelkeit. Bäh.

19.55
Hm, die Übelkeit hält sich jetzt wieder in Grenzen, ist aber noch gut präsent. Also so richtig genießen ist noch nicht drin.
Hab grad das Bedürfnis nach ruhiger, warmer, weicher Musik, am besten Instrumental… hab also ein paar Film-Soundtracks angemacht.
Oh man, fühl ich mich wohl damit.

Vom Körpergefühl her... im Kopf ist es warm, auch sonst… dieses unangenehme Drücken im unteren Bauch… leichtes „in Watte gepackt“-Gefühl… wollig weich… und leicht zittrig…

20.00
Oh Gott, fühl ich mich erleuchtet mit dieser Musik. Ich höre zwar körperlich nicht intensiver, aber ich nehme es geistig total intensiv wahr.
Wow, wie krass. Ich bin so in der Musik… mir kommen grad Tränen in die Augen… und Schauer laufen mir über den Rücken… Gefühlsschauer, Gefühlstränen…
Ich fühle eine tiefe Traurigkeit. Aber keine verzweifelte Traurigkeit. Einfach ganz echte, nackte Traurigkeit, ich hab das Gefühl, ich könnte alle Traurigkeit dieser Welt erkennen und in mir aufnehmen. Aber sie ist nicht bedrückend, überhaupt nicht. Sie ist nicht aggressiv, nicht einmal böse… sie existiert einfach. Wie ein weicher, dünner Schleier, der über allem liegt. Er ist es nicht wert, dass man über ihn weint, denn er wird nicht verschwinden. Er ist Teil der Welt und der Realität.
Man muss die Traurigkeit als Teil des Lebens betrachten, sie ist nicht bedrohlich, sie tut uns nichts. Sie ist wie ein Kind, dem alles geraubt wurde, außer seiner nackten Existenz. Ein hilfloses Kind, das einfach existieren möchte.
Ich beschließe, dass ich das Kind lieben will. Ich will es bei mir sein lassen. Ein Kind muss leben, also darf es leben.
Die Traurigkeit darf leben.

20.20
Die Übelkeit ist fast verschwunden, nur dieses Drücken im Bauch ist noch da… aber es stört mich nicht.
Ich kann echt nicht in Worte fassen, wie mir grade zumute ist. Ich fühl mich so verbunden mit der Musik, als wäre es meine Musik, die Musik der Welt, die Musik des Lebens, meines Lebens und von allem Leben. Als würde in ihr die ganze Wahrheit stecken. In all ihrer Grausamkeit und Schönheit.

Ich schwebe, ich fliege geistig, getragen vom Wind und den Wellen des Lebens.
Ein tiefes Glücksgefühl. Und schon wieder Tränen.
Ich weiß, dass das alles kitschig klingt, aber es sind einfach so viele Gefühle. Es ist krass. Nicht mit Worten zu beschreiben. Wie Erleuchtung. Wie das Begreifen der ganzen Welt und des ganzen Lebens. Ohne, dass man dafür Worte braucht. Ich kann es nicht ausdrücken, es ist einfach ganz tief in mir drin.

20.35
Ich stehe am offenen Fenster. Beobachte Schneeflocken fallen. Ein Schneesturm.
Ich schau auf den Boden, betrachte den Schnee.
Die Welt sieht komplett anders aus. Man kann es sich schlecht vorstellen, ich kann’s auch nicht besser erklären, aber die Welt wirkt gänzlich verändert.
Sie hat einen Hauch von Lächerlichkeit. Materiellem. Die Welt, wie sie aussieht, ist nichts wert. Nichts als ein Spiel aus Millionen und Abermillionen von chemischen Verbindungen.
Das was wir sehen, ist nicht das Wirkliche. Es steckt so viel mehr dahinter. Die Welt ist nur die Hülle um etwas viel Bedeutenderes.
Diese Erkenntnis bringt mich zum Zittern. Da ist eine so große Macht, irgendetwas, das mich ganz tief schaudern lässt. Ich bin nicht fähig, es zu begreifen, aber es ist da… etwas, was sich nicht fassen lässt, was über alles hinausgeht, was wir kennen und kennen können.

20.50
Ich hab grad zum Spiegel geschaut, meine Pupillen sind relativ groß, aber ich hab’s auch schon wesentlich schlimmer erlebt.
Mal zum Körperlichen… die Übelkeit ist komplett verschwunden und auch das Drücken im Bauch ist fast weg. Ich fühle mich einfach angenehm leicht und schwebend. Mein Körper ist dumpf und taub, gleichzeitig aber ganz wach und präsent.

Es ist wie in völligem Nebel stehen. Man sieht nichts und dadurch sieht man alles.
Durch die körperliche Blindheit begreift man, dass es da noch viel, viel mehr gibt.
Es ist nicht wichtig, dass ich meine Hand sehe, oder meine Schreibtischlampe. Das alles bedeutet nichts. Es geht um viel mehr. Und das kann ich nur sehen, wenn ich alles andere ausschalte. Wenn alles andere bedeutungslos wird, alles, was mich auf dieser materiellen Welt hält.

Man sollte öfters einfach die Augen schließen.

Dieser Absatz und v.a. der unterstriche Satz beschreiben alles eigtl. sehr, sehr gut... ich hab mich gefühlt, als könnte ich die Welt endlich halbwegs verstehen... als wäre ich in einer höheren Sphäre, von der aus man etwas erkennen kann, was sonst nicht sichtbar ist... als könnte ich etwas sehen, was man in normalem Zustand nicht sehen kann... etwas wirklich wichtiges, grundlegendes... etwas so "mächtiges", was man nicht in Worte fassen kann, weil es der menschliche Verstand nicht begreifen kann...


21.00
Ich steh wieder am Fenster, genieße die kalte Nachtluft und beobachte mit offenem Mund das Schneegestöber.
Ich hab mich selten so friedlich gefühlt.
Ich halte meinen Kopf in den kalten Wind und es kommt mir vor, als würde alles Schwere, alles, was sich da die letzten Wochen und Monate so verkrampft festgeklammert hat, einfach weggeweht werden.
Mein Kopf hat mich verrückt gemacht in letzter Zeit. Er ist wie eine Maschine, die ununterbrochen arbeitet und funktioniert, die sich keine Pause gönnt, die ihre verrosteten Zahnräder niemals ruhen lässt. Selbst im Schlaf scheint sie immer weiter Leistung bringen zu wollen.
Jetzt grade kann ich sie zum ersten Mal ausschalten, wenigstens mal für ein paar Sekunden.

Dazu muss ich sagen, ich war grade mitten in einer Klausurenzeit, konnte null abschalten und stand dauernd unter Strom... da war dieser Moment wirklich wie eine Erlösung... als würde klares Wasser durch meinen Kopf fließen, alles rausspülen und es wieder rein machen... ja, so kann mans beschreiben..^^


21.15
Hab grad komische Zuckungen im Unterarm… fühlt sich seltsam an.
Und allgemein mein Körper fühlt sich grad komisch an. Wieder leichtes Unwohlsein in der Brust.
Aber egal, was jetzt noch kommt, das war es wert.

21.30
Ich mach mal das Zimmer dunkler. Hab grad das Bedürfnis. Bis jetzt war’s hell.
Ach ja, Körper grad wieder ok.
Hach. Ich mag meine Salzleuchte. Und Kerzen, im dunklen Zimmer.

An dieser Stelle hab ich den Text etwas gekürzt, würde sonst den Rahmen sprengen. Ich denke, man kann meinen Zustand auch so gut nachvollziehen..^^

22.10
Fuck, jetzt reicht’s aber mal mit philosophieren, oder? oO
Das liest sich ja kein Mensch durch.
Puh.
Hab vorhin kurz mit meinem Dad geredet. Sprechen fällt mir leicht schwer, aber es geht. Und vor allem fällt es schwer, meine Euphorie vor ihm zu verstecken. Und dass ich mich grade in einer höheren Welt befinde.
Es ist echt krass. Hätte ich nie so erwartet. Ich fand es immer ganz seltsam, wenn irgendwer auf Drogen solche komischen Gedanken und Philosophien von sich gegeben hat. Ich dachte immer, die bilden sich das doch ein. Die bilden sich diese Erleuchtung nur ein. Placebo. Keine Ahnung.
Aber so ist es nicht. Es kommt einfach… ich tu nichts, ich bemühe mich nicht, es fließt nur so aus mir, wie aus einer unerschöpflichen Quelle, die zwar immer in mir war, aber für die ich nie den Wasserhahn zum Aufdrehen gefunden hab.

Kranke Scheiße.

22.15
Hm, ich hab Hunger. Ich hätte so Bock auf ne Semmel mit Lachsschinken, schon die ganze Zeit oO

Aber zwischendurch wird mir dann doch immer wieder kurz schlecht und ich bin froh, dass ich nichts gegessen hab.

Ich merk grad außerdem ziemlich krass die körperlichen Aspekte. Mein Empfinden ist ganz komisch. Wenn ich etwas anfasse. Wirkt alles total anders. Und völlig neu, als hätte ich noch nie in meinem Leben einen Schreibtisch oder einen Gymnastikball angefasst. Oder einen Pullover. War der schon immer so weich?

22.25
Wau, heftig.
Hab mich grade hingelegt und dann kam was, das hat sich angefühlt, wie eine Explosion in meinem Kopf, die mich voll in die Matratze gedrückt hat. Ich konnte sie auch hören. Wie ein Luftballon mit Wasser drin, der explodiert. Komisch, aber irgendwie angenehm.
Und davon kam dann grad ne ganze Reihe. Immer wieder diese Explosionen, irgendwo zwischen Brust und Kopf. Wie ganz viele kleine Orgasmen in den Knochen und Nerven oO

Das Körpergefühl ist so unbeschreiblich strange. Irgendwie beängstigend, aber auch geil.

22.30
Blitze durchzucken meinen Körper. Feuerwerke.

22.45
Hmm… ich ess jetzt doch ne Semmel. Hmm, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lecker so eine einfache Semmel mit Salami sein kann.
Kriegs zwar etwas schwer runter, aber es tut gut.

22.55
Kau gerade noch auf der 2. Hälfte der Semmel rum und auch die schmeckt einfach nur genial, obwohl nichts drauf ist.
Ich werd langsam aber sicher müde.
Bin immer noch extrem überrascht, wie gut und reibungslos der Trip abgelaufen ist. Ich hätte mir zwar mehr körperliche Wirkung erwartet, und auch vielleicht ein paar schöne Optics… aber dafür war die geistige, gedankliche und gefühlsmäßige Wirkung unerwartet krass und einfach nur überwältigend.

Tja, das war wohl zu schnelles Lob... -.- ... ab jetzt gehts steil bergab...

23.10
Ach, wie schade, das Ende hätte sich so gut angehört. Aber nein, alles hat zwei Seiten. Und so durfte ich jetzt auch die negative noch kennenlernen, wie anfangs ja auch erwartet. Jaa, yummi, ich hab gekotzt, ganz viel, ganz toll aus meinem Fenster. Ich hätte nichts essen sollen -.- … dabei hat es so gut geschmeckt.
Naja. Whatever.
Ich liebe und hasse kotzen. Es ist eklig, ohne Frage, aber ich fühl mich danach auch immer gereinigt und befreit.

23.15
Fuck, warum kommt jetzt so krasse Wirkung?

23.25
Fuck. Gar nicht gut.

_______

Ab hier hab ich nicht mehr mitgeschrieben, weil es einfach nur noch schlimm wurde...
Nach dem ersten Kotzen hat sich die Wirkung irgendwie nochmal sehr verstärkt... vorallem das Körperliche, ich hab überall nur noch bunte Fetzen und Dunkelheit gesehen, und v.a. diese "Blitze" in meinem Körper wurde immer heftiger und schmerzhafter (das Wort trifft es nicht ganz, aber so ähnlich).

Ich hing also entweder über der Kloschüssel oder lag zusammengekrümmt auf meiner Couch... mein ganzer Körper hat nur gezuckt, mein Hirn war unter Starkstorm, Psyche war nicht mehr vorhanden... es war wirklich das schlimmste Gefühl, das ich je hatte. Wie ein jämmerliches Insekt, das Insektengift erwischt hat und jetzt qualvoll stirbt.

Irgendwann war ich nur noch verzweifelt, weil ichs einfach nicht mehr ausgehalten hab... ich hab irgendwie hilflos, warum auch immer, nach der Fernbedienung gegriffen und den Fernseher angemacht... der Ton war schrecklich, aber auf lautlos wars dann ok und hat mich wenigstens etwas abgelenkt.

Als es wieder einigermaßen ertragbar wurde, hab ich mich nochmal ins Bad geschleppt, in der Hoffnung, dass Kotzen ein bisschen hilft. Aber mein Magen war absolut leer, kam nix mehr, trotzdem musste ich dauernd würgen... also Wasser getrunken, Wasser gekotzt, Wasser getrunken, Wasser gekotzt, usw. ...

... bis es irgendwann endlich besser wurde... die Explosionen in meinen Nerven und Synapsen wurden langsam leichter... und ich war einfach nur fertig...
Gefühlt hab ich komischerweise bei der ganzen Sache sogut wie nichts... ich hab irgendwie gehandelt wie mechanisch, als hätte ich einen strikten Krisenplan, den ich einhalten muss... war alles ganz rational... ich glaub, mir war irgendwie klar, dass ich das Ganze nicht ausgehalten hätte, wenn auch noch irgendwelche Gefühle da gewesen wären...

Naja.. als die Scheiße also endlich vorbei war (das Negative hat ca. ne Stunde gedauert.. aber gefühlt ne Ewigkeit), hab ich mich ins Bett gelegt und gehofft, einfach nur noch einzuschlafen, um nichts mehr zu spüren... mit geschlossenen Augen hatte ich noch einige CEVs (bunte Formen und Muster), die wohl ganz angenehm gewesen wären, wär ich nicht absolut am Ende gewesen... zum Glück bin ich dann recht bald eingeschlafen...


In der Nacht hab ich mir eigentlich fest geschworen, nie wieder Drogen anzurühren... aber natürlich hat das nicht lang gehalten.. ;)
Naja, außerdem hatte der Trip trotz allen Qualen ja auch etwas sehr, sehr Schönes an sich... ich hatte anfangs wirklich krass intensive Gefühle und Gedanken... und es war auch ne sehr besondere Erfahrung für mich.

Trotzdem... ich hab jetzt definitiv mehr Respekt vor der lieben Holzrose..^^ hätte ich nicht schon einige (auch heftige) Erfahrungen mit DXM/DPH gemacht, wäre ich wohl nicht so "cool" geblieben in der Situation... hätte wirklich auch schlimmer enden können.


Nunja, tut mir leid, für die etwas ausufernde Länge des Berichts, aber ich war nunmal sehr philosophisch und gesprächig und wollte euch meine erleuchtenden Gedanken nicht vorenthalten.. ;)


LG, in rainbows.