Tripbericht lesen

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Titel:Ziviparanoia goes Horror goes Krankenwagen
Drogen:Mischkonsum von Speed, Cannabis und Ecstasy (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:15.08.2013 02:20
Set:Total happy zu total Horror
Setting:NatureOne Festivalgelände, dann Campinggelände
Nützlichkeit:7,22 von 10 möglichen   (23 Stimmen abgegeben)

Bericht:

In diesem Tripbericht schildere ich meine diesjährigen Erlebnisse am Sonntag auf der NatureOne.
Der Tripbericht ist ziemlich ausführlich, denn er ist nicht nur für euch, sondern auch für mich selber.

Zu meiner Person
19 Jahre, weiblich
1,68 m und 43 kg

Zum Konsum
im direkten Zusammenhang mit dem Beschriebenen, steht wohl nur Speed, dennoch wollte ich die anderen nicht außer Acht lassen.


Es ist Sonntag, 6 oder 7 Uhr morgens. Gerade legt mein Favorit auf, meine vier Freunde und ich zusammengewürfelt aus unterschiedlichen Freundeskreisen (untereinander kannte sich nicht jeder) geben nochmal alles. Wir rasten beim tanzen total aus. Ich bin unheimlich glücklich. Über die Musik und darüber dass auch die anderen nochmal jede letzte Energie aus sich herausholen.

Irgendwann fühlt sich alles plötzlich stark Dejavu-artig an.
Ich merke wie sich ein paar merkwürdige Gestalten um uns herum versammeln. Das Dejavu Erlebnis wird immer stärker. Ich denke die ganze Zeit schon einmal dort gewesen zu sein. ( War ich aber noch nicht :D )
Es gibt Momente in denen ich glaube bei uns in der Nähe auf einer Art Fest/Kirmes zu sein.
Ich fange an zu verstehen, die Zivis kreisen uns ein. Wir haben uns mit unserem auffälligen Tanzen, unserer übermäßigen Energie verraten.

Ich schaue zwischen durch meinen Kumpel V. an. V. Macht sich sonst auch immer Sorgen wegen der Bullen und er war in meinem Dejavu Erlebnis auch dabei. Damit meine ich, dass ich glaube mit ihm schon einmal dort gewesen zu sein.
Ich tanze also etwas weniger auffällig, trinke zwischendurch und beim tanzen, drehe ich kleine Runden, sodass die Zivis uns nicht einkreisen können. Denke V. weiß genauso Bescheid wie ich.
Meine Runden werden immer größer. Ich tanze durch den ganzen Century Circus. ( Dancefloor auf dem wir uns befanden, wie ein riesiges Zirkuszelt vom Aufbau und Aussehen)

Aber es werden immer mehr. Ich denke darüber nach, was wir beim letzten Mal getan haben. BMG (DJs) wird davon mitbekommen, dass die Zivis uns hochnehmen und uns ein Signal geben, wann wir abhauen sollen.
Als BMG also fertig aufgelegt hat, verlassen wir den Century Circus (Dancefloor).
Beim rausgehen aus dem Zirkuszeltartigen Floor bilde ich mir kurz ein, dass eine Glaskuppel herunter gefahren wird um uns einzusperren. Ich stelle aber glücklicherweise irritiert fest, dass es Einbildung war.

Eine Gruppe Jugendliche ruft uns etwas zu. Ich glaube zu hören, dass sie uns warnen wollen.
Ich versuche cool zu bleiben, über gewöhnliche Dinge zu reden und unauffällig den drei nichts ahnenden (V. Wusste ja Bescheid) zu zu flüstern, dass wir kurz davor sind gecasht zu werden.

Jetzt gilt besondere Vorsicht, da die Zivis uns erst außerhalb des Festivalgeländes hochnehmen wollen. Die Situation spitzt sich in meinem Kopf zu. Eine Polizistin mit Drogenhund läuft an uns vorbei.
Mir steht der Angstschweiß auf der Stirn. Mein Herz pocht wie wild.
Alles klar, die Zivis haben per Funkkontakt weitere Bullen eingeweiht. Wir gehen den Weg zum Campinggelände zurück. Ein Fremder läuft zurück in Richtung Festivalgelände und bittet meinen Freund T. Hartnäckig mit ihm zu kommen um etwas verlorenes zu suchen. Ich bringe T. Ebenso hartnäckig davon ab, denn es scheint ein weiterer Zivi zu sein, der ihn von unserer Gruppe trennen will.


Als wir dann das Campinggelände erreichen und es nun gilt, sich zu trennen, da wir vier unterschiedliche Campingstandorte hatten, gebe ich den anderen unauffällig den Tipp, dass uns die Zivis verfolgen.
Meinen Kollege V. Kann ich davon überzeugen nicht direkt zu unserem Camp zurück zu gehen.
Wir würden schließlich unsere Freunde auch noch verraten und sie direkt zu dem führen, was sie wollen.
Ich behaupte dauernd, nicht zu wissen wo unser Camp sei und langsam ist mein Freund V. Genervt.

Ich kann nicht mit ihm absprechen, was das klügste ist, denn der Campingplatz besteht fast nur noch aus Zivis.
Sie laufen an uns vorbei, versuchen uns abzuhören.
Überall sehe ich verwanzte Zivis.
An den Wasserstellen waschen wir uns ab. Ich halte das für klug, vielleicht funktionieren die blöden Schweißwischtests der Bullen dann nicht.

Irgendwann kommen wir dann doch im Camp an. Einer meiner Kollegen kommt von irgendwo anders zurück, er redet kein Wort. Scheiße, er wurde bereits verhört, denke ich.
Alles unsere Schuld. Als ich zu unserem Zelt gehe, sitzen zwei andere Freunde darin. Immerhin wissen die anderen schon Bescheid. Ich verstehe, sie wollen mich decken. Damit mein Zelt nicht durchsucht wird, indem noch ca. 3 g Speed liegen.
Außerdem sind zwei unbekannte Personen in unserem Lager. Eine weitere Bestätigung, die Zivis mischten sich schon unter uns. Ich will für die Leute aus meinem Camp so wenig Schaden wie möglich, schließlich glaubte ich, daran Schuld zu sein. Also überredete ich V. Wasser kaufen zu gehen. Nach dem Wasserkauf wieder das selbe Spiel, ich lief dauernd von unserem Camp davon. V. war das dann doch zu doof. Er murmelte noch etwas von „ mir glauben sie es eh nicht, ich bin ein anständiger Junge“.

Ich denke also, ich soll mich stellen. Die Schuld auf mich nehmen.
Verabschiede mich von ihm und laufe weiter planlos über das riesige Campinggelände. Dauernd gehen Zivis an mir vorbei. Es wimmelt nur vor ihnen. Teilweise haben sie Headsets im Ohr. Da ich keine Ahnung habe, wo ich sie hinführen soll, setze ich mich irgendwann an den Wegrand.

Es kommen einige Autos an mir vorbei. Die Fahrer pfeiffen, versuchen mir irgendwelche Zeichen zu geben. Ich denke also, sie haben mit den bereits Verhörten ausgemacht, dass wenn ich mich stelle, die Strafe vermindert wird oder so. Ich laufe ein Stück weiter, in Fahrtrichtung der Autos.

Ein Van steht da, zwei Zelte und ein Planschbecken gehören zur Ausrüstung dieser Truppe, so wie es sich sehen lässt. Ein etwa 24 Jähriger hält mich auf. Er sagt ich soll mich doch zu ihnen setzen. Ich frage ihn wieso? Warte darauf, das er mir nun unauffällig um die anderen Feiernden nicht zu erschrecken, erklärt, dass er Polizist ist und ich hier auf ein richtiges Verhör, Durchsuchung oder ähnliches warten soll. Doch er gibt keine richtige Antwort.

Ich setze mich also zu ihm und seinem Freund. Die beiden passen äußerlich zum Aussehen eines Zivis. Zuerst fragt er mich einige normale Dinge, Name, Alter, Wohnort.. dann im Gespräch fängt er an Dinge über mich zu erzählen, als hätten sie mich eben beschattet, er wusste beispielsweise, dass ich im Century Circus getanzt hatte und noch weiteres und dann fragte er mich wegen der Drogen.

Über ihre Anlage dröhnt die typische Mainstream Tomorrowland Musik, ein weiteres Indiez dafür, dass sie Bullen sind. Als ich frage, ob sie nicht was anderes anmachen können, ist auf dem kompletten Ipod nur ein Album von Tomorrowland, vielleicht 10 Lieder. Also eindeutig die Musik nur zur Tarnung. Sie kommen in keinerweise wie richtige NatureOne Besucher rüber. Im Gespräch frage ich immer mal wieder Sachen wie: „Was soll ich jetzt hier?“ „Kann ich jetzt wieder gehen“ „Was passiert denn jetzt?“


Aber ich bekomme nie eine richtige Antwort. In meinem Kopf schon das totale Chaos, noch total auf Speed fliegen die Gedanken ja nur so.
Mit der Angst, gleich von den Bullen gefickt zu werden, meinen wütenden Freunden, die nur wegen mir hochgenommen wurden, alles zu erklären,
den enttäuschten Blick meiner Mutter zu sehen, wenn sie mich bei den Bullen holen muss, möglicherweise wieder in die Klapse zu kommen, eventuelle Anzeige, BtmG Eintrag und und und...
Ich frage wieder „ Was soll ich denn hier, kann ich gehen?“
Der Kerl meint „ Hast du das immernoch nicht verstanden?“


Wieder die Bestätigung. Er will zum wiederholten mal, dass ich mit ins Zelt komme.
Ich willige nun ein, denke ich soll dort ein bisschen runterkommen, bis der Rest meiner Freunde gecasht ist und die richtigen Bullen das Ganze übernehmen.
Wir gehen also ins Zelt. Ich wundere mich schon, warum er mitkommt. Plötzlich kommt er mir sehr nah, er fasst mich an. Ich stoße ihn ein wenig weg, aber er fasst mich weiter an. In mir kocht schon die Panik hoch, aber ich stoße ihn weg er macht immernoch weiter aber als ich ihn heftig beleidige gibt er wiederwillig auf.

Zum Glück.
Er verlässt das Zelt, gesellt sich wieder zu seinen Leuten, die inzwischen etwas mehr geworden sind.

Ich sitze in dem Zelt. Stundenlang. Verängstigt.

Ich habe Angst das Zelt zu verlassen, denn die Kerle beobachten mich dauernd.
Ich schaue auf der anderen Seite des Zelts durchs „Fenster“ und aus einem anderen Zelt schaut ebenfalls eine Person. Ein weiterer gecashter wohl. Ich warte darauf, dass die Bullen endlich kommen.

Immer wieder fliegen mir diese Ängste durch den Kopf.
Ich denke das Schlimmste vom Schlimmsten, denke ich habe mein Leben zerstört. Denke dauernd ich muss in die Klapse oder in den Jugendknast. Ich denke, dass alle mich nun hassen. Dass ich jeden meiner Freunde verraten habe.
Dauernd spielen sich diese ganzen Ängste immer wieder in meinem Kopf ab.
Dazu noch der Schock, von diesem Kerl betascht zu werden und die Angst, er könnte wieder kommen.

Er und seine Freunde machen sich über mich lustig, beleidigen mich.
"Hey gib der Drogenschlampe doch mal was zu fressen", meint einer und wirft mir ein paar Dinger hin, die sie Leuten abgezogen haben.
Sie stehen dort am Wegrand und erzählen den vorbei fahrenden, dass ein paar Meter weiter eine Polizeikontrolle statt findet und lassen sich die Drogen der Fahrenden in einen Eimer werfen. Tun auf sozial und verarschen Leute.
Ich habe noch mehr Angst einfach abzuhauen. Irgendwann nach Stunden mit diesen Ängsten, die sich in meinem Kopf immer wieder abspielen, schneide ich mit einem Hering der im Zelt liegt, ein Loch auf die Seite, an der die Gruppe mich nicht sehen kann. Ich renne weg. Sogar ohne Schuhe.
Weiß immernoch nicht, ob ich zurück zu meinen Freunden kann.
Möglicherweise verrate ich uns dann noch mehr.

Völlig mit den Nerven am Ende komme ich an. Der Großteil unserer Zelte ist bereits abgebaut.
Einer der Jungs schaut mich fragend aus der Ferne an. Ich wundere mich, sie mussten doch wissen, dass ich beim Verhör war.
Ich komme dort hin, alle schauen mich an.
„Wo warst du denn?“ „Wir haben dich gesucht, wir wollen doch fahren“.

Ich bringe nur noch hervor, dass ich von irgendwelchen Jungs im Zelt festgehalten wurde. Setze mich hin und fange an zu weinen. Es reden alle auf mich ein, totale Verwirrung. Die Jungs hatten mich seit Stunden gesucht. Auch ich wurde immer verwirrter. Die anderen hatten doch gewusst, dass die Zivis uns gecasht hatten?

Ich verstand die Welt nicht mehr und war total am Ende.


Wie gesagt, ich saß ca. 3 Stunden in einem Zelt und dachte ich muss die ganze Schuld auf mich nehmen, dass meine Mutter mich hassen und verstoßen wird, ich in den Knast oder die Klapse abgeschoben werde, keine Zukunft und Perspektive mehr habe und und und...

Ich konnte keinem mehr antworten und je mehr die Leute auf mich einredeten, desto schlimmer wurde es.
Ein Haufen unsensibler Arschlöcher musste wieder ihren Senf dazu geben.
Mit der Zeit wurde es zu einer richtigen Panikattacke oder einem Nervenzusammebruch.
Ich saß dort, zitterte stark weinte und konnte, auch wenn ich wollte, niemandem antworten.
Es kam mir nochmal wie Stunden vor, bis meine Freunde sich endlich entschlossen einen Krankenwagen zu rufen und bis er dann endlich kam.

Ich höre meinem Kumpel V. irgendwo um mich herum. Er fragt die Leute nach einem Handy um den Krankenwagen zu rufen. (Festival = Akkus leer) Doch die dreisten Wichser geben ihm nicht mal ihre Handys, obwohl sie noch Akku hatten! Ich kann mich an die dummen Sprüche nicht mehr erinnern.

Wie soll man sich auch beruhigen wenn man umzingelt von Menschen ist, die einen anstarren und dummes Zeug reden? Der Krankenwagen traf schließlich ein.
Nach einer holprigen Fahrt kam ich zum Krankenzelt. Dort wollten mich das Personal untersuchen. Sie fragten was passiert war und ich erzählte es. Meine beiden Freunde, die mitgekommen waren, waren entsetzt als sie hörten, was ich die letzten Stunden erlebt hatte.
Als das Personal jedoch hörte, dass Drogen im Spiel waren, hakten sie das Ganze ziemlich schnell ab und verfrachteten mich auf eine Liege.

Erst nach etwa 2 Stunden Schlaf wachte ich verwirrt auf und es dauerte eine ganze Weile bis ich verstand, dass ich vollkommen den Bezug zur Realität verloren hatte.
Noch beim Aufwachen dachte ich, ich wäre in einem Krankenhaus anstatt des Zeltes und bildete mir ein wie die Ärzte sich über meine psychische Verfassung unterhielten.
Bis ich wirklich alles komplett verstand, dauerte es 2 Tage. Sich darüber Bewusst zu werden, dass alles was man sich sowas von realistisch eingebildet hat, gar nicht wirklich war, ist ziemlich hart. Ein harter Flash, den ich keinem wünsche.

Anmerkung:
Natürlich war in meinem Horrortrip alles viel schlimmer. Hätten uns die Polizisten tatsächlich gecasht, wäre mir sicher nicht viel passiert, da ich nicht wirklich viel dabei hatte und auch nichts verkaufe.
Ich wäre auch nicht in den Knast oder sonst was gekommen. Aber deshalb heißt es ja Horrortrip.
Deine größten Ängste werden herauf beschworen.


Fazit:
Schlaf ist sehr wichtig (auch wenn ich mich darum bemüht hatte und insgesamt, sehr sparsam mit den Drogen war!!!)

Man sollte seine Freunde gut kennen, denn von all den Leuten mit denen ich auf das Festival gefahren bin und von den ich glaubte, es wären gute Freunde, haben sich eig nur 2 als wahre Freunde erwiesen!
Und das, wo ich mir die ganze Zeit nen Film schiebe und mich selbst hasse, weil ich denke, ich hätte die Bullen zu uns geführt!

Alles in allem kann ich dem Ganzen dennoch etwas positives abgewinnen, denn dieses Erlebnis hat mir die Augen geöffnet. Ich wusste ich muss mal locker 2 Gänge zurück schalten mit dem Konsum und das habe ich getan.
Ich bin stolz auf mich, denn inzwischen habe ich einen sehr verantwortunsbewussten Umgang mit Drogen und das Leben wieder viel besser im Griff. (persönliches Update nach 10 Monaten)