Tripbericht lesen

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Titel:Pilze und die Augen des Kindes
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Novafish
Datum:25.09.2005 15:54
Set:Neugier, fallen, treiben, schweben
Setting:So wie es muss
Nützlichkeit:8,50 von 10 möglichen   (32 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Das ausgedörrte Fleisch des einst saftigen Pilzes fraß sich in die weit offenen, einladenden Poren meiner gierigen Zunge. Geschmack von dunklen, verwesenden Maden erfüllte meinen Gaumen und lies mich in schaurig, schöner Manier erzittern. Langsam begann ich den bröckelnden Staub in meinem Mund zu kauen. Die Zähne schlossen und öffneten sich wieder, zermalmten die Dürre unaufhaltsam, die sich langsam mit dem feuchtnassen Schleim meines Rachens anreicherte.

Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet? Ich weiß es nicht mehr genau, aber es müssen um die 6 Jahre gewesen sein. Sechs Jahre, in denen ich immer wieder an die sich auflösenden Substanz in meinem Mund gedacht habe. Ehrfurcht und Angst haben mich so lange warten lassen, doch nun bin ich bereit, bin bereit den Schritt in die Abgründe meines Gehirns zu wagen.

Wieder und wieder kauten meine leicht gelblichen Beißer die mittlerweile breiartige Masse. So wurde gewährleistet, das der Körper auch alles verwertete, was ich ihm zu verdauen gab.

Ich war dabei, mich selber zu vergiften und das ganz bewusst.

Kleine Stücke des Breis rutschten nun langsam den Rachen herunter, bereit durch den Magen zu wandern, um dann schließlich im Dünndarm aufgenommen zu werden. Ich legte noch ein bisschen Brennstoff nach und kaute genüsslich vor mich hin. Währenddessen beobachtete ich mein Gegenüber.



Mit vor Ekel verzogenen Gesicht kaute sie ihren Anteil ebenso bedacht, voller Vorfreude auf die kommende Transzendenz des Fleisches. Ich lächelte sie an und sie schenkte mir für einen Moment dieses wunderbare Lachen, zu welchem nur sie im Stande ist. Wir verstanden uns auch ohne Worte und das war gut so, brauchte ich doch jemanden, der sich mir verbunden fühlte.

Sie hatte mich eigentlich erst auf diese wahnwitzige Idee gebracht, hatte mich verführt wie Eva damals schon Adam verführt hatte. Doch statt des saftigen Apfels bot sie mir einen stinkigen, verschrumpelten Pilz an. Es fiel mir leicht den Apfel seitwärts liegen zu lassen.

Nach einer Weile hatte sie ihren Anteil fertig gekaut und stand langsam aus der behaglichen Couch auf in der sie vorher gelegen hatte. Mit gemessenen Bewegungen ging sie zum Fenster und schaute auf den kleinen Vorstadtgarten hinab.

Ich sah ihr hinterher und fragte mich, ob wir das Richtige taten, doch nur einen Moment, dann hatte ich auch den letzten Rest verschluckt und verschwendete meine Gedanken nicht weiter an Reue oder ähnlich pathetischem.

Sie drehte sich um und fragte, ob ich sie hinaus in den Garten begleiten wolle. Ich stimmte zu und wir machten uns auf, um über die Küche hinaus in das schöne Grün mit dem kleinen Teich zu treten, jedoch nicht, ohne das sie sich eine Zigarette aus einer noch fast vollen Packung anzündete.



Wir setzten uns auf eine kleine Bank, direkt vor uns, ein runder, weißer Tisch und wahrten die bedächtige Ruhe. Die Hälfte der Zigarette lang, geschah gar nichts. Die Vögel zwitscherten ihr freudiges Lied und der Wind wehte ganz leicht durch die Baumspitzen während wir gespannt warteten.

Dann setzte es langsam ein. Mein Bauch rumorte etwas und mir wurde leicht mulmig. Meine Haut fühlte sich wärmer an als sonst. Meine Augen fingen an blitzartig hin und her zu schweifen, fixierten kurz Dinge, um dann wieder etwas neues zu suchen. Mein Kopf fühlte sich merkwürdig an, als ob er sich nicht sicher sei, was er nun tun sollte.

Sie bemerkte es auch. Sie erzählte mir, dass ihr Gehör schärfer wurde, doch wurde sie unsicher was folgen würde und fragte mich, ob ich ihr nicht wieder nach drinnen folgen würde wollen. Ich stimmte zu.



Wir setzten uns wieder in das gleiche Zimmer und warteten weiterhin gespannt.

Mir wurde etwas mulmig zumute, als ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen wurde, als sie erstaunt aufschrie und fasziniert ein verziertes, beigerosanes Kissen betrachtete. Sie sah; während ich nur ein komisches Gefühl hatte.

Aber dann sah ich hinauf zur Decke, dessen Muster verschnörkelt und voller Höhen und Tiefen war. Die Decke bewegte sich! Die Muster verschoben sich plötzlich, wie als ob zwei Ebenen gegeneinander verschoben werden. Dann flimmerte sie und begann sich wellenförmig zu bewegen. Gleichzeitig änderte sich die Farbe von Weiß nach Grün und Violett. Ich hätte eigentlich Angst haben sollen, doch ich war maßlos entzückt. Mein Mund öffnete sich vor Staunen, meine Augen blieben geöffnet und hatten nicht das Bedürfnis sich auch nur für einen Sekundenbruchteil wieder zu schließen.

Die Muster fingen an ineinander zu verschmelzen. Es war so, als ob dicke sirupförmige Schnecken anfangen zu kriechen; zu strömen. Ich betrachtete weiter fasziniert diese wunderbare von Gott geschenkte Decke, bis sie wieder auflachte und ich kurz zu ihr rüberschielte. Mit verzücktem Gesichtausdruck und voller Freude betrachtete sie Dinge, die nur ihr Auge, ihr Geist sehen konnte.

Mein Blick wanderte zum Bücherregal, das breit, direkt vor mir, in zwei Meter Entfernung aufragte. Die Wände des Raumes begannen leicht zu pulsieren, ebenso wie das Regal. Gleichzeitig flimmerte weiterhin alles ein wenig. Nun begannen auch die Bücher ein Eigenleben zu führen. Es was wie in „Poltergeist“. Einzelne Bücher kamen ein wenig vor, um dann wieder zurück zu gleiten. Mein Grinsen, dass ich vorher gar nicht bemerkt hatte, wurde breiter. Ich erzählte ihr von meinen Erlebnissen und wir mussten beide lachen.

Sie stand auf, um sich einen Tee zu machen und fragte mich, ob ich auch einen wollen würde. Ich verneinte jedoch, da ich Angst hatte, dass der Tee die Wirkung des göttlichen Pilzes trüben würde. Außerdem blieb ich sitzen, da ich mich ganz und gar nicht danach fühlte aufzustehen.

Wieder hörte ich einen Aufschrei des Entzückens „Wow, der Teebeutel, guck dir mal den Teebeutel an“. Alles um mich herum atmete. Ich grinste wieder breiter und beschloss, mich doch zu erheben. Mit dem Löffel stupste sie immer wieder den Teebeutel glücklich in der Tasse mit dem kochenden Wasser hin und her und staunte die ganze Zeit über sein Aussehen. Ich konnte dem nicht soviel abgewinnen, aber das war nicht so schlimm, denn es gab ja genug andere Dinge zu sehen.

Vor allen Dingen diese Farben. Sie waren so unglaublich intensiv. Ich konnte es nicht glauben. Erinnern sie sich an die Augen des Kindes? Ihre Augen, wie sie die Welt voller Staunen betrachtet haben, wie das Grün einer Pflanze ausgesehen hat? Genau so neu und wundervoll war die Welt für mich nun geworden. Ich bekam das seltene Glück, mit 25 Jahren wieder wie ein kleines Kind sehen zu dürfen. Ein Glück, das wahrlich nicht unterschätzt werden sollte, in Zeiten, in denen die Welt für viele Menschen nur grau erscheint.



Wir gingen zurück ins Zimmer und sprachen ein wenig über das, was wir sahen und genossen den Augenblick.

In dem Zimmer war ein gerahmtes Bild. Ein Bild vom Rücken eines recht wohl proportionierten Mannes. Der Mann saß auf einer kastenähnlichen Bank, sein Blick stur geradeaus. Sein Hinterkopf fast kahl. Das Bild war eigentlich schwarzweiß, nicht jedoch für mich. Es nahm eine etwas gelbliche Farbe an. Der Rücken wurde leicht gelb-bräunlich und er bewegte sich plötzlich. Eine Schulter kam etwas aus dem Bild heraus. Schatten erwachten auf seiner Haut zum Leben. Sie bildeten allerlei Formen, unter anderem Gesichter die sich näher kamen und ineinander verflossen. Alles war im Fluss, alles bewegte sich. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er sich gleich umdrehen würde, manchmal wurde er komplett schwarz und immer bewegte er sich. Es war unglaublich schön. Ich werde dieses Bild nie wieder vergessen. Er zeigte mir in diesem Augenblick nicht seinen Rücken, sondern seine Seele, die um ihn tanzte und danach dürstete sich zu erheben.

Auf der Hälfte des Abstandes zum Bild befand sich ein violett gepolsterter Stuhl mit Lehne. Von einer dieser Lehnen ergoss sich plötzlich ein hell leuchtender violetter Partikelstrom in den Raum und formte sich zu einen Wirbel, der in der Mitte des Raumes aufstieg. Wahnsinn diese Farben! Ich sagte es zu ihr und sie staunte nicht schlecht, war jedoch augenscheinlich selbst ziemlich in Trance. Ich kriegte langsam ordentlich Hunger. Es waren schon fast eineinhalb Stunden vergangen.

Sie ging in die Küche, um sich Tee nachzugießen und ich bat sie mir etwas zu knabbern mitzubringen. Etwas später kam sie mit zwei Schalen Chips und salzigen Nüsschen. Als ich anfing zu essen guckte sie mich wieder mit diesem ekelverzerrten Gesicht an, da für sie die sogenannten „Nüsschen“ wie ein Haufen sich schlängelnde Maden aussahen. Ich aß natürlich herzhaft und wir mussten wieder beide lachen.

Währendessen fiel mir im Bücherregal ein Bilderbuch zu Star Trek auf. Ich fragte sie, woher sie es hätte. Sie sagte es mir, doch eigentlich war das nicht so wichtig. Viel interessanter war der Inhalt. Wir beschlossen ein wenig herumzublättern und staunten nur bei der krassen Farbenpracht, die die Bilder hatten. Wir lachten ununterbrochen. Das letzte Mal, dass ich so frei gelacht hatte lag lange zurück, wie mir bewusst wurde und ich genoss den Moment um so mehr. Schließlich legten wir es wieder weg und sahen uns wieder im Raum um.

Ich betrachtete wieder eine lange Zeit das Bild. Nach einiger Zeit kriegten wir wieder Hunger.



Sie beschloss Brot zu toasten und ich folgte ihr kichernd in die Küche. Das fertige Toast leuchtete mich geradezu magisch an. Ich sah es so, wie es die drogenberauschte Raupe in Alice im Wunderland sehen würde. Es war gelblich, mit einem spacigen, hellen orangenem Ton versehen und es sah so aus, als ob Schimmel daraus wachsen würde und ... es schmeckte sehr gut. Meine gute Freundin tippelte auf ganz kleinen glücklichen Schritten davon, um sich aus dem Keller noch neues Brot zu holen und brachte sich noch ein Stückchen längste Praline der Welt mit. Das Grinsen war ihr und mein ständiger Begleiter. Wir lachten über das Brot, über die Farbe des Teppichs und über die ganze wunderbare aus den Fugen geratene Welt. Wir wollten nach draußen in den Garten gehen, doch leider war nicht weit entfernt die alte Nachbarin mit ihrer Busenfreundin aufgetaucht und wir hielten es für besser nicht ein Gespräch zu provozieren, obwohl dies sicher recht erheiternd gewesen wäre. Bei dem Gedanken mussten wir wieder weit auflachen.



Doch beschlossen wir das Zimmer zu wechseln. Eine kleine steile Treppe führte hinauf ins Obergeschoss und rechterseits lag ein blaugestrichenes Zimmer friedlich dar und wartete auf unsere neugierigen Blicke. Wir traten ein und gingen durch. Alles wirkte wieder ein bisschen normaler, doch dann sah ich ein neues Bild. Ich setzte mich auf den Boden, während sie die Couch bevorzugte, um ihren Tee zu trinken. Ich hatte mittlerweile ebenfalls Tee vor meinen Füßen, der mir sehr gut tat. Der Geschmack hatte sich ebenfalls intensiviert, was mir mein Mund sofort meldete, als ich mir einen heißen, fruchtigen Schluck zu Gemüte führte.

Das Bild zog mich in seinen Bann. Man sah ein Zimmer in dessen Mitte ein Mann mit einer Jacke, deren Farbe an eine Wassermelone erinnerte, gegenüber einer Tür stand und diese betrachtete. Alles außer seiner Jacke war grau. Zwischen seinen Kopf und der Wand befand sich ein Strahl schwarzer Nebel, der sich beim hinsehen bewegte und floss.

Meine drogenberauschten Augen erweckten das Bild zum leben. Die Person schrumpfte und wuchs in stetigem Wechsel. Der Raum wurde größer und kleiner und die Konturen waren mal schwach und wenig ausgeprägt, dann wieder detailliert und stark.

Und es begann ein Farbenspiel zwischen den einzelnen Strichen. Rote und Grüne Striche tanzten um sich selbst und das Bild rauf und runter. Die Person fing an sich zu bewegen und der Raum zu atmen. Völlig gebannt schaute ich dem Spiel der Formen und Farben zu und vergaß abermals die Zeit.



Irgendwann verspürte ich den Drang die Toilette zu besuchen und so stieg ich die Treppe wieder runter, um direkt darauf im Klo zu verschwinden. Ich erfreute mich an den bunten Farben der Einrichtung und erledigte in Ruhe mein Geschäft. Ich drückte ab, stand auf und sah in den über der Spüle hängenden Spiegel. Ich sah mich und zwar so, wie ich mich noch nie zuvor gesehen hatte. Jede kleine Unregelmäßigkeit der Haut war überdimensional vergrößert und die Züge meines Gesichtes hatten eine höchst unvorteilhafte Form angenommen. Ich stellte fest, dass man so, übereitle Menschen sehr schnell heilen konnte, also sah ich schnell wieder weg und ging wieder hinauf zu dem faszinierenden Bild.

Auf dem Weg dahin hielt ich kurz inne und dankte dem Schöpfer für die wunderbaren Gaben der Natur. Dies war ein wirklich schöner Tag und ich beschloss ihn weiterhin voll auszukosten.

mrgreen