Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Wie ich ein Stück Unglaublichkeit verspeiste
Drogen:Mischkonsum von Ecstasy, Alkohol, Koffein-Tabletten und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:EinGuterTier
Datum:13.07.2015 17:45
Set:Fröhlich, vorfreudig auf eine Abschiedsparty
Setting:Große Party, viele Menschen, gute Musik
Nützlichkeit:7,30 von 10 möglichen   (10 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Wie ich ein Stück der Unglaublichkeit verspeiste

Willkommen zu meinem neuen Tripbericht. Ich habe schon zwei Berichte verfasst, über einen LSA-Trip und über einen Absturz auf einer gehörig überdosierten Portion Gras. Heute will ich über eine jüngst besuchte Party schreiben. Es ist ein erzählter Tripbericht, der nicht nur Konsum und Wirkung der konsumierten Drogen beschreiben soll, sondern mehr sein soll. Ich hoffe, ihr werdet Freude am lesen haben. Anbei werde ich auch ein paar Musikempfehlungen geben, die meinen Trip wirklich unglaublich verfeinert haben.

Gliederung
1. Wie alles begann…
2. Der Beginn
3. Das Bier
4. Club
5. Als es wirklich unglaublich wurde
6. Der Schritt zurück
7. Fazit

1. Wie alles begann…
Es war ein sehr heißer Julitag, die Woche war gerade zu Ende gegangen. Die Sonne brannte herunter, eine schwüle Hitze lag über der Stadt. Wie in meinen vorangegangenen Tripberichten erzählt: Ich bin bis vor kurzem ein Internatsschüler gewesen, überdurchschnittlich jung für mein Alter, gerade erst siebzehn geworden, fast zwei Jahre jünger als die meisten aus unserem Jahrgang. Besucht habe ich jene Schule von der neunten bis zur zwölften Klasse. Im Laufe der Internatszeit knüpften sich natürlich immer mehr Kontakte zu diversen Leuten, was in der zwölften in einer quasi-Dauerrundreise kulminierte. Ich bereiste Berlin, Rostock, Frankfurt, Halberstadt, Potsdam, Dessau… Dort besuchte ich Freunde oder ging auf Hauspartys von Kumpels und Mitschülern, eine Zeit, die ich persönlich sehr genossen habe.
Nun hatte ich endlich mein Abitur, hatte vor einer Woche Abiball und stand nun vor der Herausforderung Leben. Doch dies tut vorerst nichts zur Sache, es war Freitagmittag und ich war eingeladen, nach Jena zu einer Party zu kommen. Der Gastgeber war ein Kumpel, der ein Jahr vor mir Abitur gemacht hatte und nun bald nach Berlin zum Medizinstudium gehen würde. Mit seinem Mitbewohner zusammen wollte er die temporäre Abwesenheit seiner Eltern nutzen, um noch einmal richtig zu feiern. Dazu luden die beiden an die achtzig Gäste ein, aus über sechs Jahrgängen. Ein paar Leute aus Jena waren auch mit dabei.
Ich wohne in einer nahegelegenen Stadt, so hatte ich nur eine Stunde Fahrt vor mir. Ich traf mich am Paradiesbahnhof in Jena mit einem Freund, wir gingen noch kurz in den Edeka, um mit ein paar Sternburg für den eventuellen Krisenfall vorzusorgen, dann fuhren wir mit der Straßenbahn zu der Party.

2. Der Beginn
Die Party fand in einem ruhigen Familienviertel statt, kleine Reihenhäuschen, die an kleine Gärten grenzten, gesäumt von Familienautos. Wir suchten nach der Hausnummer und identifizierten ein hellgelbes, kleines Reihenhaus als unser Ziel. Man hörte schon Gelächter, Musik und Unterhaltungen.
Wir traten durch die Pforte ein, passierten eine mannshohe Hecke und standen im Garten. Es war toll geeignet für eine Party: Der Garten war groß genug und leicht abschüssig. Den hinteren Teil trennte eine weitere Hecke vom Rest, hinter der sich ein kleiner Bach befand. In diesem Bach standen etwa acht Kästen Sternburg, die durch den Fluss angenehm gekühlt wurden. Im Garten war eine Art Pavillon aufgebaut, neben einer kleinen Hütte, in der eine große Anlage stand. In der anderen Ecke war ein kleiner Pool, ein paar Mädchen saßen gemütlich dort und ließen ihre Füße im kühlen Wasser baumeln.
Wir begrüßten ein paar Gäste, nahmen uns ein Bier und setzten uns in einen Kreis mit Campingstühlen. Es kamen immer neue Leute dazu, ich drehte mir eine Zigarette und sah dem Treiben zu. Auch das Haus bot eine ideale Location: Ein großer Wintergarten schloss das Gebäude ab, gemütlich eingerichtet mit Klavier und großen Sofas. Dahinter kam das Wohnzimmer, ähnlich eingerichtet. Das Haus war zwar relativ klein, reichte dennoch mit Garten und Veranda für alle zur Genüge aus. Die Gastgeber hatten prophylaktisch alle gefährdeten Einrichtungsgegenstände auf den Dachboden geräumt, um möglichen Schaden zu minimieren.

3. Das Bier
Langsam waren alle da, es gab weder Start noch Ende der Party, da immer wieder Gäste kamen und immer wieder Gäste gingen. Wir begannen, ein Trinkspiel zu spielen: Im Garten wurde eine große Plane ausgebreitet und mit Wasser und Seife überschüttet. Am einen Ende standen zwei Achterteams in Badekleidung, am anderen Ende ein Tisch mit zweiunddreißig mit Bier befüllten Pappbechern. Die ersten beiden rutschten nun auf dem Bauch die Plane hinunter, sprangen auf, mussten einen Becher Bier exen, diesen dann verkehrt herum auf den Tisch stellen und von unten so dagegen schnipsen, dass er wieder richtig herum stand. Gelang ihm das nicht, musste er so lange probieren, bis es klappte. Dann rannte er hoch, der nächste aus dem Team konnte starten.
Ich beobachtete das Spiel aus einer Hollywoodschaukel, gemeinsam mit einem guten Freund. Wir konnten uns prächtig amüsieren. Dann wurde noch eine Runde geflunkt, wie man es so kennt, stieg die Stimmung und die Ausgelassenheit gemächlich an, gemeinsam mit dem allgemeinen Promillepegel. Die Party begann sehr entspannt und sehr angenehm.
Später spielten wir dann eine Runde Bierpong (ich bin sicher, ihr kennt es). Doch beide Teams waren nicht im Stande, die kleinen Pappbecher zu treffen, ein Umstand, der das Spiel auf eine Länge von einer Dreiviertelstunde ausreizte und es allmählich langweilig werden ließ. Eine Teamkameradin, neunzehn Jahre alt, mit einer einjährigen Tochter, spielte am besten, wir nannten sie nur Mami.
Man entzündete den Grill, Steaks und Bratwürste wurden gebraten. Ich lernte ein paar Leute kennen, traf ein paar, die ich flüchtig von früher kannte. Das liebe ich an derartigen Partys: Sie verkleinern die Barrieren, die zwischen sich unbekannten Personen normalerweise bestehen, so erheblich, dass man mit jedem ins Gespräch kommen kann. Langsam waren auch ein paar Leute schon arg betrunken, ein Mädchen aus meiner Klasse war extrem fertig, ich ging ein paar Meter mit ihr durch das Viertel und motivierte sie ein bisschen. Kurz danach stieg sie zu einem Gast in den Bus, ich habe sie die ganze Nacht nicht mehr gesehen. Es begann langsam, dunkel zu werden. Und langsam werde ich auch konkreter, was meinen eigentlichen Tripbericht angeht.

4. Club
Langsam erreichte die Party ein wirklich hohes Level. Alle waren ziemlich toll drauf, amüsierten sich, genossen die angenehme Abendluft und den letzten Schein der untergehenden Sonne. Ein Mädchen zog sich ausgelassen aus, um Bierpong zu spielen (sie hatte eine Wette verloren).
Dann ging ich zum ersten Mal in den hauseigenen Club, von dessen Existenz ich gerade erst erfahren hatte. Die Musik musste, wegen der Nachbarschaft, nach drinnen verlagert werden. So ging ich ins Haus, öffnete eine kleine Tür, ging eine schmale Treppe herunter. Mit jedem Schritt wurde die Musik lauter. Dann ging ich durch eine kleine Tür, in den „Club“. Es war ein kleiner Raum, vielleicht fünf mal fünf Meter. Die Decke war niedrig, nicht mal zwei Meter. Er war quasi dunkel, nur hinter der Heizung war ein rotes Licht angebracht, was den Raum in ein abgefucktes Licht tauchte. Ich musste immer ein wenig geduckt laufen, um nicht anzustoßen. Und die Anlage war unglaublich: Ein riesiger Subwoofer, zwei große Boxen, in der Mitte ein großes Mischpult und ein Mac, auf dem Traktor lief.
Der Gastgeber mixte, ab und zu schloss er ein iPad an, um über Soundcloud Musik anzumachen. Ich tanzte ein wenig, aber da erst zwei oder drei Leute unten waren, ging ich bald wieder hoch, um eine zu rauchen. Auf der Veranda saßen mittlerweile wirklich viele Leute.
Dann kam ein Gast an, ein guter Freund von mir, der vor einigen Monaten zum ersten Mal Ecstasy geschmissen hatte und sehr fasziniert davon war. Er war von seiner Freundin aus Mecklenburg-Vorpommern angereist, war allerdings aufgrund eines ausfallenden Zuges sehr viel später da als gedacht. Ich selbst hatte drei Wochen zuvor mit ihm bereits einmal Ecstasy probiert, jeder 110mg, ein fantastisches Erlebnis, wenn auch sehr ruhig. Wir beide waren nur zu zweit gewesem, waren lange spazieren, während wir Jazz und Techhouse hörten und uns stundenlang unterhielten. Er erzählte mir, er habe auf Durchreise jemanden getroffen, der ihm sieben Teile verkauft hätte, woraufhin er einen kleinen Baggie auspackte, in dem sieben kleine Doppelwürfelpillen in engelblau lagen. Da es aber erst halb zwölf war, wollte ich abwarten, vor allem, um ein wenig auszunüchtern und nicht durch den Alkohol den Rausch abzuschwächen.
Jemand bot mir eine Koffeintablette an, ich hatte in der vorangegangenen Nacht wenig geschlafen, daher spülte ich eine Tablette runter, um wieder ein wenig wacher zu werden. Entgegen meinem Vorsatz entschied ich mich doch noch für ein Bier, erfuhr jedoch, dass alle zehn Kästen leer waren. Ich erfuhr noch von einem Notvorrat im Kühlschrank und nahm mir eins. Ich unterhielt mich noch ein wenig, dann ging ich wieder in den Club.

5. Als es wirklich unglaublich wurde
Im Keller traf ich auf ein Mädchen aus meinem Jahrgang. Ich unterhielt mich kurz mit ihr und erzählte ihr von meinem Plan, ein Teil zu schmeißen. Sie war interessiert und beschloss kurzerhand, nicht zuletzt auf Grund mangelnder alkoholischer Rauschmittel, auch eins zu nehmen. So gingen wir zurück in den Club. Mein Freund mit den Pillen erwartete uns. Wir kauften beide jeweils ein ganzes, 220mg für 7€, ein recht guter Preis. Also spülten wir die zwei blauen Würfelchen mit einem beherzten Schluck Bier hinunter.
Ich war unglaublich vorfreudig, da ich die Wirkung ja schon einschätzen konnte. Nur dass es heute die doppelte Dosis war. Wir tanzten ein wenig zu der langsam krasser werdenden Musik. Nach einer halben Stunde, es muss so gegen um eins gewesen sein, begann sich mein Sichtfeld zu verändern, so als ob Teile davon auseinandergezogen werden würden. Mein Magen fühlte sich flau an, ein dezentes Kribbeln setzte in meinem Körper ein. Gleichzeitig begannen meine Pupillen sich zu weiten, mein Blick schärfte sich, eine neue Welle der Energie und des Glücks begann auf mich zuzurasen, ich konnte sie bereits sehen aber spürte sie noch nicht. Ich sah mich nach meiner Tripkumpanin um, die auch gerade erst auf ihr verändertes Körpergefühl klarzukommen versuchte.
Dann erfasste mich ein Schub, ein Rush, ein Schubs, eine Welle. Jenes Gefühl zu beschreiben ist sehr schwierig und wird nur komplett von den Leuten, die auch bereits Erfahrung mit Ecstasy sammeln konnten, verstanden werden können, ich gebe mir dennoch Mühe. Die Musik schien sich aufzuteilen. Jedes einzelne Element separierte sich vom Rest, man nahm alles parallel wahr, so als würde man gerade eine neue Fremdsprache verstehen. Es lief ein Techhouse-Mix, den ich wirklich nur empfehlen kann, er ist fantastisch (https://soundcloud.com/stimming/stimming-live-5yearsdiynamic). Hört euch rein, es macht auch so unglaublich großen Spaß, ihn anzuhören.
Meine Sinne wurden immer schärfer, jedes Detail nahm ich einzeln wahr. Gleichzeitig wurde das Kribbeln immer intensiver und wurde in meinem Körper zu einem Drücken, was mich von innen auszudehnen schien. Überall hatte ich Gänsehaut, ich war einfach so unglaublich froh und glücklich. Gleichzeitig verlor ich alles, was ich an meinen Mitmenschen je nicht mochte. Ich sah sie als unglaublich liebe und tolle Menschen, einfach als Wunder Gottes, und ich sah es als Geschenk, sie hier bei mir zu haben. Auch sie wirkten alle so froh.
Ich führte Gedanken, die mich zu der Einsicht brachten, dass jeder Mensch seine eigenen vielen Probleme hat, aber dass sie trotzdem toll sind. Und ich erfuhr ein unglaubliches Gefühl der Liebe, gekoppelt mit einem einsetzenden Verlangen. Ich sah mich um, mein Denken wurde durch die Musik gesteuert. Ich bewegte meine Hände dazu, berührte mich, meine Lippen meine Hände, meine Arme, die Decke. An der Wand hingen Poster von stilisierten Comic-Affen, fünfmal nebeneinander, in fünf verschiedenen Farben. Ich betrachtete sie intensiv. Ich sah jede Faser der Tapete. Dann tanzte ich wieder überglücklich und begeistert.
Dann wieder ein Rush. Immer, wenn er vorbeiging, war ich auf einem neuen Level und fühlte mich, als ob ich schon doppelt über das menschenmögliche Limit geschossen wäre. Nach einer kurzen Pause wieder ein Schub. Das Hochkommen dauerte bestimmt eine halbe Stunde. Vielleicht auch länger oder kürzer, mein Zeitgefühl funktionierte nicht mehr gut. Außerdem war Zeit in jenem Moment einfach unbedeutend. Ich konnte mir ein Kaugummi organisieren, was langsam wirklich anfing, gut zu tun. Meine Tripkumpanin, nennen wir sie F., und ich fassten uns die ganze Zeit ins Gesicht, an die Arme, in die Haare, nur unterbrochen von kurzen Tanzexplosionen und Umarmungen, weil wir beide so fasziniert waren, wie weich und schön sich doch die menschliche Haut anfühlt, wie schön es ist gestreichelt zu werden und so weiter.
Dann fing ich auch an, andere Leute zu umarmen. Die Gastgeber für die Party, meinen Dealer für den Rausch und die Musik, immer wenn Freunde von mir kamen, umarmte ich sie und versicherte ihnen, ich würde mich so unglaublich freuen, dass sie da sind. Einen, nennen wir ihn K., umarmte ich über zwanzig Mal an dem Abend, es trieb mir immer fast die Tränen in die Augen, jemand neues zu sehen. Dabei kaute ich unablässig Kaugummi.
F und ich gingen an die frische Luft, gingen durch den Garten und rauchten eine Zigarette. Es war nicht einfach, in unserem Zustand zu drehen. Nachdem wir gegenseitig wieder einmal festgestellt hatten, wie weich wir uns doch anfühlten, suchte F ein Kaugummi. Sie hatte jedoch keins. Daher fragte sie mich, ob ich ihr meins geben könnte. Ich wollte ihr gerade erklären, dass ich keins dabeihätte, da begann sie mich zu küssen. Ich war sehr überrascht, ich spürte ihre Zunge in meinem Mund, während sie nach dem Kaugummi suchte, ich fand es dann und schob es ihr in den Mund. Das war etwas, was mich doch recht überrumpelte, da es sich dabei um meinen ersten Kuss handelte. Ich war unglaublich glücklich darüber, das war etwas, was ich auf Ecstasy unglaublich intensiv erlebt habe. Darauf ging ich wieder tanzen. Ich tanzte und tanzte. Mittlerweile lief im Keller Drum´n´base, ich fühlte die Musik. Es wurde noch stärker, ich konnte mich richtig in die Musik hineinsteigern. Ich hätte mit der Musik sprechen können, ich konnte sie bei geschlossenen Augen sehen, schmecken und riechen. Ich sang laut mit, alles schien stillzustehen. Alles war so ruhig, ich hatte eine unglaubliche innere Ruhe, ein Gefühl der absoluten Ausgeglichenheit.
Ich finde es unglaublich faszinierend, welche Chemie hinter jenem Glück und jener unglaublichen Nacht steht. Jeder, der es noch nicht probiert hat: Ihr kennt doch bestimmt jene Glücksmomente, bei bestimmter Musik, mit bestimmten Leuten, nach einem Erfolg…? Ein Moment, wo man für einige Sekunden absolutes Glück empfindet. Dabei schüttet das Gehirn ja Serotonin aus, ein Neurotransmitter, der in unserem Kopf ein Glücksgefühl erzeugt. Ecstasy ist ja sehr ähnlich: Nur, dass das Gehirn veranlasst wird, eine vielfache Serotoninmenge, weit über dem Standard, auszuschütten. Stellt euch also so ein Glücksgefühl vor, etwa zwanzig Mal so stark und andauernd für drei Stunden. Dazu kommt eine unglaubliche Verstärkung aller Sinne und eine vielfach erhöhte Wahrnehmungs- und Aufnahmebereitschaft. Die eigene Empathie steigt an, wohl nicht zuletzt deswegen, weil man nichts Böses mehr denkt.

6. Der Schritt zurück
Gegen kurz vor vier begann die Wirkung zu verebben. Es ging langsam, aber ich merkte, dass ich nicht mehr so genießen konnte, meine Hände anzuspannen, nicht mehr so unnatürlich kräftig mit meinem Kiefer mahlte und ein wenig ruhiger wurde. Ich schnappte mir die Gitarre und setzte mich zu ein paar anderen ins Wohnzimmer. Die Leute dort waren müde, unterhielten sich leise. Ich begann, auf der Gitarre zu improvisieren, ich hatte elf Jahre lang Unterricht. Alles wurde entspannter, ruhiger. Und einer nach dem anderen schlief ein. Kurz vor fünf schliefen tatsächlich alle. Ich rauchte noch ein paar und entspannte mich immer mehr, um sechs suchte ich mir eine Schlafstatt. Mein Freund mit den Pillen wollte mit mir noch auf LSA trippen, jeder fünf Samen. Mir war das zu heikel, ich lehnte ab. Zum Glück, wie sich herausstellen sollte.
Ein Gastgeber hatte mitgemacht, er schlief im gleichen Zimmer wie ich. Er hatte keinen Trip, nur eine fünfstündige Übelkeit, von denen er drei Stunden wach im Bett lag und zwei Stunden vor der Toilette, wo er wartete, sich übergeben zu können. Es gelang nicht. Ich wachte nach eineinhalb Stunden auf, es war halb acht. Ich versuchte kurz, wieder einzuschlafen, war aber zu wach, beschloss daher aufzustehen. Ich ging hinunter in den Garten, sieben oder acht Leute waren schon wach. Der Garten sah heftig aus, hunderte von Zigarettenstummeln reihten sich in ein Feld aus heilen und kaputten Bierflaschen, Plastikmüll, Kotze und anderen Scherben ein. Einer war schon dabei, aufzuräumen, zwei Leute hatten ein Zelt mit, einer lag einfach so im Rasen. Ich setzte mich in die Hollywoodschaukel zu H., also meinem Freund mit den Pillen, der LSA genommen hatte. Er hatte unglaubliche Knopfaugen, kaute wie blöd sein Kaugummi und sah mich mit einem Gesicht mit unglaublichem Ausdruck kindischen Glücks an. Ich fragte ihn, wie die Kombination war, er meinte, es wäre fantastisch. H. ist teilweise eine etwas egoistische Person, nicht immer wirklich freundlich zu jedem. Doch all das war gerade weg, er entdeckte die Leute wie ein fünfjähriges Kind. Doch mir ging es ähnlich: Ich spürte den starken Afterglow, den ich mit ein paar Zügen von drei Joints kombinierte. H. und ich freuten uns über jeden, begüßten jeden mit einem „Guten Morgen, hast du gut geschlafen“ usw. Es war eine amüsante Stimmung, alle waren zwar komplett fertig, jedoch auch froh und zufrieden. Gegen neun fuhr dann jemand, noch total betrunken, nach Hause in den Harz.
Wir rauchten fast Kette, wir mussten unsere Hände beschäftigen. Nach und nach kamen mehr Leute aus dem Haus. Einer fuhr los und kaufte Frühstück für alle, Würstchen, Salami, Käse, Butter, Brötchen und Wasser. Ich saß noch mit ein paar Leuten bis um fünfzehn Uhr in der Schaukel und genoss alles in vollen Zügen und konnte mit und über jeden feiern, einfach weil alles gerade so lustig war. Es war kein vereinnahmendes Glücksgefühl mehr, es war einfach eine tiefe Zufriedenheit. H. ging es jedoch sehr schlecht. Was ich nicht wusste, da ich dachte, er sei gegangen: Seine MDMA- und LSA-Kombination war in einen fürchterlichen Horrortrip umgeschlagen. Er rannte mit seiner Reisetasche durch die Straßen, während sein Gedächtnis komplett aussetzte. Ihm fiel nicht einmal ein, wer er selber war, oder wo es zurückging. Dann schrie und weinte er eine Stunde lang, schrie um Hilfe von seiner Freundin. Dann schlief er zum Glück, während zwei Freunde ihm Pippi Langstrumpf vorlasen, ein.

7. Fazit
Für mich persönlich ist Ecstasy kein Rauschgift, keine verbotene und im Betäubungsmittelgesetz gelistete Chemikalie, deren Besitz und Verkauf strafbar ist. Wenn man sie richtig einsetzt, kann sie eine eh schon tolle Party ins unermessliche steigern. Ich hatte Angst, nach diesem Erlebnis nicht mehr auf Alkohol feiern zu gehen zu wollen, bevor ich die Pillen nahm, weil ich dachte, es wäre dann zu normal und langweilig. Das ist nicht so. Ich dachte, nach dem Rausch fällt man in ein tiefes Loch und ist totunglücklich, da das Serotonin aufgebraucht ist, was einen zum zwangsweisen Nachlegen zwingen würde. Dem war auch nicht so. Mit ausreichenden Konsumpausen stimmt jenes Klischee, durch das die Gefährlichkeit jener Droge definiert wird, nicht mehr. Mit 6-8 Wochen Pause zwischen jedem Konsum kann man einen unfassbaren Abend verleben, mit einem Afterglow, welches fast 15 Stunden dauert und einen sanft und weich wieder in die normale Welt entlässt.
Ich würde mich über Meinungen und Diskussionsansätze freuen, und auch, was ihr von dem Mix haltet, dessen Link ich weiter oben hingeschrieben habe. Danke, dass ihr bis hierher durchgehalten habt.
Macht´s gut und bis bald :)

PS: Ein Lied, dass im Club lief... Das ist extrem krass! https://soundcloud.com/mefjus/ivy-lab-sunday-crunk-mefjus-rmx-critical