Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Bad Trip auf Pilzen
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Ben Oz
Datum:10.02.2016 22:57
Set:gut gelaunt, selbstbewusst, sicher, Vorfreude auf den Abend (Wochenende zuvor Supertrip)
Setting:angenehmes, indirektes Licht (langsame Farbwechsel, dämmerig, gewohnte Umgebung, Riesensofa, Hund
Nützlichkeit:8,82 von 10 möglichen   (22 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Set: selbstbewusst, sicher, gut gelaunt, voller positiver Erwartung (zweiter Monokonsum; LDS-Erfahrung) - Ich: männlich / 1,80m / 96kg / psychodelische Erfahrung
Setting: Mittags lecker gegessen, nach 6 Std auf „nüchternen“ Magen ca. 5-6g Trockenpilze mit Orangensaft, angenehmes indirektes Licht, KEINE Musik, zuhause mit einem Seelenmenschen

Gegen 20 Uhr die trockenen Pilze mit Osaft gegessen
Anfluten ging bei mir sehr schnell (keine 10 Min), währen mein Partner noch völlig normal vorm PC hing, war ich schon auf dem Sofa am reisen.

In guter und frischer Erinnerung der Trip vom letzten Wochenende: Ich habe mich im Lachen und Kichern verloren. Ich habe alles rausgelacht, ich habe mich erleichtert (ein großes belastendes Problem wurde wenige Tage vorher geklärt). Ich habe den ganzen Trip lang nur gelacht, herzhaft, aus dem tiefsten Inneren, habe mich richtig gehen lassen. Es war so erleichternd und fühlte sich wie Glück pur an.

So erwarte ich ähnliches heute. Ich war gut gelaunt, freudig und es gab nichts, was meine Stimmung trüben konnte.
Ich lag auf dem Sofa und gab mich dem Trip hin. Ab und zu kicherte ich, ansonsten genoß ich einfach das Wohlfühl-Gefühl, ich schwebte auf Zufriedenheit.
Nach ca. 20min hörte ich Kichern vom PC her, mein Partner fing auch langsam an. Er kam dann zu mir auf Sofa und wir begaben uns gemeinsam auf die Reise.


Das erste besondere für mich war, dass sich alles für mich wie schonmal erlebt anfühlte. Ich wusste, was als nächstes kommt, alles gesagte habe ich schonmal gehört. Aber noch war die Stimmung gut. Lachen und kichern und gegenseitig erzählen, was man sieht und fühlt - und trotzdem kannte ich alles schon… Ich sagte es auch meinem Partner: Das hatten wir schon, das kommt als nächstes.
Dann verlor ich das Zeitgefühl… ich versank.

Plötzlich bekam ich mit, wie mein Partner weinte, ich wusste noch irgendwie, dass das nicht richtig ist, und versuche ihn auf die lustige Schiene zu ziehen: „Wir müssen doch lachen“. Das klappte kurz - dann fiel er wieder in ein Loch. Und ich in meins.
Ich fand es die ganze Zeit über seltsam, dass wir uns sahen, und sogar verstanden, was wir sagten (taten wir das wirklich?) und gestikulierten. Denn jeder hatte doch seine eigene Welt. Reden fiel mir schwer, und doch wurde ich wohl verstanden. (jetzt mit ein paar Tagen Abstand würde ich sagen: ich hab "walisch" gesprochen. Zitat aus Findet Nemo)
Und trotzdem versank mein Partner in einem Sog des Wahnsinns. Und ich konnte ihm nicht helfen. Ich hatte zwischendurch immer ein paar Sekunden (oder waren es Minuten?) Bewusstsein, in denen ich versuchte, uns aufzuheitern bzw. aus dem Loch zu holen. Denn auch ich sackte langsam ab.

Was machen bei einem Bad Trip?
Orangensaft! Hatten wir noch in der Küche stehen.
Ich sah vom Sofa aus das Glas: Da müssen wir hin!
Ich raffte meinen Partner auf, es fiel uns beiden sehr schwer zu aufzustehen und zu gehen.
Dann weiss ich nichts mehr. Als nächstes lehnte ich an der Küchentheke und mein Partner war schon wieder auf dem Sofa. Ich starrte auf das Glas Osaft. Nahm drei kräftige Züge, ich fühlte mich am verdursten. Dann sah ich in einer Vision, wie ich mir das kaputte Glas in den Hals rammte, zweimal, dreimal. Der Osaft und Blut spritze aus den Wunden wieder raus …. Ich knallte das Glas wieder auf den Tisch. Ich schaute mich um, mein Blick fiel auf einen Messerblock. NEIN, guck weg -schon hatte ich die Version, wie ich uns beiden die Kehlen durchschneide. Atme!
Ich muss raus aus der Küche…. Wieder auf dem Sofa liegend dachte ich: Ey, du hast uns umgebracht. Wir sind beide tod, du denkst nur, du liegst hier auf dem Sofa.

Plötzlich waren wir beide wieder in der Küche, tatsächlich. Ich fragte ihn, ob er was essen möchte. Ich hielt eine Packung dieser Abreissbrötchen in der Hand. Er sagte nur energisch: NEIN!
Warum nicht, frage ich mich. Scheiße, die Plastikfolie. Ich schmeiß die Brötchenpackung weg … und trotzdem sehe ich, wie ich mit der Plastikfolie meinen Partner ersticke… Tod.
ATME!

Wir müssen aus der Küche raus!
Wieder auf dem Sofa liegend, beugt sich mein Partner zu mir vor. Und starrt mich an.
Ich sehe Wahnsinn. Puren Wahnsinn.
Angst. Ich muss ihn retten. Da raus holen. Ich versinke in meinem eigenen Trip. Ich werde diesen Anblick nie mehr vergessen können. Nie!
Das Gesicht voller Tränen und Schnodder… Ich komme wieder zu Bewusstsein. Schaue wieder in das Gesicht. Ich stehe auf, mache überall Licht an. Gehe zu ihm hin. Er solle sich zurücklehnen. Ich flüstere ihm ins Ohr, dass alles gut ist, ich bin da, wir sind sicher. Massiere ihm den Nacken. Er stellt unsinnige Frage … warum wir hier sind, darf er hier sein, wo sind wir? Ich versuche ruhig zu antworten …frage mich, warum er mich versteht, denn ich bin in meiner eigenen Welt. Wir sind nicht zusammen, wir sind Lichtjahre getrennt voneinander. Dabei muss ich ihm helfen, nur ich kann ihn da raus holen. Atme, sage ich uns. Ich schaue in die toten Augen des Hundes: grau, blind, tod. Ich weiss, wir sind alle tod.

Wir müssen zur Haustür. Frische Luft.
Ich schleppe ihn und mich nach gefühlten 2 Tagen des Aufstehens Richtung Tür. Wir machen sie auf. Frische Luft, tief einatmen. ATME!
Mein Herz wird rausgezogen. Ich spüre einen Sog in meiner Brust, ALLES will raus, an die frische Luft, auf die Straße, RAUS! Alice. Warum denke ich an Alice? Hier ist kein verfickter Kaninchenbau. Mach die Tür wieder zu! Schon sehe ich uns beide auf der Straße tanzen und von einem Auto überfahren. Autoreifen fahren über unsere Köpfe und die Augen quellen hervor bevor der Schädel platzt. REIN!
Die Tür ist zu. Wieder an der Küche vorbei, die Messer fallen in den Blickwinkel. Ich sehe uns beide auf dem Sofa liegen, Schnittwunden überall, ausblutend, tot.

Ich suche den Hund. Wenn irgendetwas seltsam sein sollte, würde er unruhig und „anders“ sein. Ich finde ihn nicht. Ich lege mich aufs Sofa und wache auf. Schau mich um. Wir sind tod. Ich habe uns umgebracht - ich sehe uns beide blutüberströmt auf dem Sofa liegen.
Scheiße, ich bin immer noch am trippen. Wo ist der Hund? Da liegt er. Ruhig. Was, wenn wir schon seit Stunden tod sind, und er einfach wartet? Auf was auch immer. Ich wache auf. Wir sind tod -FUCK!

Ich laufe wieder Richtung Küche, will was sagen, kann nicht. Fasse mir an den Hals, um zu überprüfen, ob da Glasscherben oder Messer oder Blut ist. Nix, trotzdem schnürt sich mit die Kehle zu.
Dafür spüre ich Tränen und Schnodder. Ich muss mir die Nase Putzen. Ich hole mir ein Zewa, aus der Küche. Schnell wieder raus. Ich kann mir nicht die Nase Putzen. Ich habe vergessen wie es geht.
Ich gehe zu meinem Partner: Atme, sage ich. Weil ich es wieder vergessen habe. ATME!
Ich putze ihm die Nase.
Ich reiche ihm noch ein Zewa, sein Gesicht ist nass von Tränen und Schnodder. Wieder sehe ich den Blick. Pure Angst. Pupillen schwarz und groß und verschlingend.
Ich verliere mich, falle ins Sofa und will schlafen. Wenn ich aufwache, ist alles wieder gut. NEIN MANN, du kannst ihn nicht alleine lassen. Wir sind tod - meine Seele steigt auf uns sieht und beide Hand in Hand tod auf dem Sofa. Der Hund schlafend neben uns.

Mir schießt eine Idee ins Bewusstsein: Diazepam!
Damit kommt man runter. Dann die Vision: wir nehmen jeder einen Riegel Diazepam und schlafen auf dem Sofa ein. Tod. Scheiss Idee….
Mein Partner fragt wirre Sachen, ich versuche ihm mit ruhiger Stimme zu antworten, er versucht sich mit Realitätchecks zurück zu holen. Ich frage mich und ihn, ob er mich überhaupt versteht, weil wir ja verschiedene Welten erleben. Er nickt.

Es fehlt Musik.
Verdammt, Musik! Die holt dich zurück. Wie kann ich jetzt Musik anmachen? Ich fühle mich außerstande, mein Handy zu bedienen. Also die Treppe hoch und an den PC. Schon sehe ich mich die Treppe runterfallen und mir das Genick brechen. Bleib weg von der Treppe. Aber das Handy ist auch oben! Pech …. Ich bin wieder weg ….
Warum ist überall dieses harte Licht? Wieder komme ich in die Realität neben dir auf dem Sofa liegend. Du redest was von wo du wohnst, Adresse und Namen und Geburtsdatum …. Clever. Realitätschecks. Kann ich nicht. Ich antworte dir.


Irgendwann schaue ich auf die Uhr: 23:25Uhr. Mal schauen, wie mein Zeitgefühl ist. Ich gleite wieder weg…. Etwas kichernd, das Bein von meinem Partner festhaltend, Realitätschecks zum teil beantworten - es ist 23:26 - es waren gefühlte zig Minuten.
Wir kommen langsam wieder raus. Realitätchecks werden korrekt beantwortet, wir schauen uns an und wissen: wir haben überlebt.
Es ist 0:15 Uhr. Wir sind zwar immer noch „drauf“ - aber wieder unter Kontrolle.

Wir treffen uns in der Küche. Zum Nach-Trip-Lunch.
Ich kann nichts essen, ein Bissen vom Donut bleibt mir fast im Hals stecken … Ich ersticke in Gedanken. Besser nix essen.
Mein Partner wirkt ebenfalls Gedankenversunken.
Jeder hängt seiner eigenen Welt nach, jeder hat den Wahnsinn geküsst. Wir sind beides Kontrolltypen. Und haben diese verloren. Der eine hat die wahre Angst geküsst, der andere (ich) hat den Tod gesehen.
Heute Ist Mittwoch, vier Tage danach. Trotzdem hänge ich in Gedanken immer noch in dem Trip fest …

Dies sind nur Bruchstücke … ohne Zeitgefühl kommen einem 10 Sekunden Gedanken wie eine Woche gefühlt vor … das Leiden dauerte eine Ewigkeit.


Ich bin der Meinung, es fehlte zum einen Musik. Auf LSD oder dem ersten Pilztrip lief Goa im Hintergrund.
Des weiteren wird es Osaft nur noch in Plastikbechern geben und Schokolade ausgepackt und verzehrbereit auf dem Tisch liegen. Sowie EINE Diazepam.
Wir waren beide der Meinung, dass nach zwei-drei Wochen trotzdem nochmal ein Versuch gestartet wird - mit kleinerer Dosis.