Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:[Salvia 20x] : Befreiungsritual
Drogen:Mischkonsum von Salvia Divinorum und Speed (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Relaxed
Datum:20.12.2005 23:33
Set:Mountain Space Camp, siehe Beschreibung
Setting:ebenfalls Beschreibung
Nützlichkeit:8,07 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es folgt der Versuch, meinen ersten extremen Salviaflash zu beschreiben, und daraus einen Tripbericht zu machen.



Zu Set und Setting ist folgendes zu sagen:

Ich befand mich auf dem Mountain Space Camp in der Zentralschweiz oberhalb des Vierwaldstättersees. Eine Woche lang Goa & Snowblades fahren. Begleitend dazu natürlich auch eine Woche druffen, aber das soll ja hier nicht das Thema sein. Relevant zu wissen ist eventuell nur, dass zum Zeitpunkt des Salvia-Flashs mein Körper wohl noch gut mit Amphe vollgepumpt war ;)

An sich wollte ich trotz des psychedelischen Umfeldes eine schöpferische halluzinogene Pause in den Ferien einlegen. Doch nachdem ich die Salvia 20x Extrakt Produktprobe für den Shop zum Experimentieren zur Verfügung stellte und miterleben durfte wie es einem nach dem anderen beim Bong-Rauchen zerlegte, war dieser Vorsatz einen Tag später auch dahin.

Wir hatten alle einen spassigen Tag auf der Piste, chillten uns danach in unser Zimmer und warteten gammelnd auf das Essen, was es gegen 20h geben sollte. T. und I. überredeten mich dazu noch mal das Salvia Extrakt rauszurücken. Diesem Wunsch kam ich dann auch nach, und diesmal wollte ich es auch selber wissen. Also verdrängte ich meine Bong-Phobie, lies mir noch mal erklären wie ich das Zeug am sinnvollsten rauche und ab ging die Post :D



Der kleine Vorgeschmack

T. war schon ganz woanders, zumindest war er nicht mehr ansprechbar. P. half mir beim Bongrauchen, ich rauchte einen Kopf, Kickloch auf, und sog das Zeug in die Lunge, um es dort eine Weile zu behalten. Es passierte noch nichts, also nutzte ich schnell die Gelegenheit, das ganze noch 2x durchzuführen. Mit einem Mal wusste ich dann, dass es reicht, ich lehnte mich zurück, verschluckte mich … igitt! Und gleichzeitig begann die Verschickung. Ich war froh, noch meinen Wunsch nach etwas zu trinken artikulieren zu können. Der eklige Geschmack ging dann sofort weg.

I. fragte mich irgendetwas. Ich dachte mir nur "Wie kann sie nur so etwas bescheuertes fragen". Ich machte sie erstmal für die Frage zur Sau und erklärte ihr die Sachlage. Nur schien sie null Plan davon zu haben, was ich ihr sagen wollte. Schmollend zog ich mich zurück und meinte nur noch "Ihr könnt mich alle mal".

Mein Auftritt sorgte erst für Verwirren, dann für grosses Gelächter, was ich jedoch weniger belustigend fand. Ich fühlte mich so nackt... total entblösst. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Körper ... args, mir fehlte was. Warum hatte ich keine Hose an? 1) Ich musste irgendwas gegen diese miese Situation tun. Also versuchte ich total tollpatschig mich in meinem Schlafsack zu verkriechen, was die restlichen Zimmergenossen noch mehr amüsierte. Nach einer halben Ewigkeit (physisch handelte es sich wohl um einige Minuten) war ich endlich im Schlafsack verpackt. Ich fühlte mich zwar besser, aber immer noch sehr seltsam komisch. Ich beschloss einfach nichts mehr zu machen bis sich mein Zustand normalisierte. Und langsam kehrte auch mein normales Körperverständnis wieder zurück. Ich fühlte mich so, als ob ich ein paar Mal im Schleudergang in die Waschmaschine geraten war. Aber der Flash war vorbei. Ich starrte ungläubig auf mir runter, und konnte nur darüber lächeln wie unbeholfen ich da in meinem Schlafsack eingekuschelt war.

"Das schreit nach einer Wiederholung", dachte ich mir, kroch aus dem Schlafsack und zog mir etwas tollpatschig Hose und Strumpfe an :D



P. fragte mich wie es war. Ich konnte es noch nicht beurteilen, fest stand jedoch dass es heftig war sehr heftig. Ich glaube dass meine Umwelt und ich mitsamt meinem Körper und Geist zwei getrennte Realitäten waren, die halt zufällig kongruent waren. P. konnte das mit ähnlichen Gedanken dazu bestätigen.

Mal sehen, ob man noch tiefer in eine Realitätsauflösung eindringen kann ;)



Wo ist mein Gehirn hinverschwunden?



I. rauchte gerade einen Kopf. Dann war P. dran. Ob T. vor mir oder nach mir den Kopf rauchte, weiss ich nicht mehr. Ich bin mir ja nichtmal mehr sicher ob Teile des ersten Flashs nicht doch erst beim zweiten Flash passiert sind (das mit dem Schlafsack z.B.).

Einer auf jeden Fall war noch nüchtern, um mir mit der Bong zu helfen.

Diesmal nahm ich mir vor das ganze professioneller und ökonomischer zu betreiben. Was auch klappte. Ein Kopf in zwei Zügen würde ausreichen, da war ich mir sicher. Schon wieder verschluckte ich mich, konnte nur noch nach Trinken gestikulieren.

Wegen irgendetwas fing I. während ich trank an zu lachen. Und plötzlich haute es mir die Hauptsicherung raus, mit einem Schlag. Irgendetwas in mir zerberstete und versuchte aus meinem Körper zu entweichen. Diese Kraft, dieser Schlag war so heftig dass ich das gesamte Wasser, was ich so eben geschluckt hatte, wieder rausprustete und auf dem Bett und Ines Schlafsack verteilte. Ich stand total neben mir und wusste mit der Situation einfach mal gar nichts anzufangen. I. schimpfte auf mich ein, was die Situation total weltfremd und abstrakt machte. Sie war nicht mehr meine liebe beste Freundin, sondern grausam, machte mich plötzlich abartig zur Sau. Und ich verstand nicht warum. Irgendwann beruhigte sie sich, ich konnte nur vereinzelt ein paar Worte in die Konversation einflechten und legte mich einfach zurück. Leider weiss ich aus dieser Phase so gut wie gar nichts mehr, nur noch dass meine Gedankengänge extrem verspult waren, noch nie hatte ich mich so alienated/entfremdet gefühlt. Meine Optik war sehr stark verzerrt, der ganze Raum schon von einem schweren Äther gefüllt zu sein, in dem ich mich nur noch träge einfügen konnte, etwas anderes ging nicht mehr. Eine Interaktion mit der Umgebung war kaum mehr möglich.

Erst mit der Zeit entwickelte sich eine gewisse Dynamik, ich registrierte wie sich in mir ein komplett neues Realitätsempfinden aufbaute. Ist ja auch klar, wenn man in eine neue Realität hineinkatapultiert wird. I. war inwischen auch schon weit, weit weg. Sie laberte sehr komisches Zeug, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Ich versuchte ihr zu erklären dass wir wohl grad unterschiedliche Filme schoben, da ich nicht sehr angetan von ihrer Idee war dass ich ein Ungeheuer in ihrer Höhle bin. Ihr "Gespiele" (P.) verschwand aus dem Zimmer, so auch T. Und sie fragte mich immer wieder wo alle hin sind.

Irgendwie fühlte ich mich ... entartet. Soll heissen, ich wusste nicht mehr wo ich stehe und konnte mich eigentlich überall in meinen Gedankengängen definieren. Eine Art Allgegenwärtigkeit, ohne diese durch rationale Herangehensweise nutzen zu können.

I. ihr Film begann anstrengend zu werden, ausserdem klangen weit entfernt sehr schöne Goa-Vibes in meine Ohren, und ich fragte mich wie es wohl ist jetzt in diesem entarteten Zustand tanzen zu gehen. Die Musik wirkte wie eine Kraft, die mich dauerhaft versuchte fortzuziehen. Es war fast so, als ob meine Gedanken, ja mein gesamtes Gehirn aus dem Raum schwebte um dort, auf der Tanzfläche in dieser wunderschönen Hütte, zu dieser perfekten Musik, in Erfüllung aufzugehen. Also stand ich auf und verliess den Raum, hörte I. noch hinterhermeckern. Doch sie zog es vor in ihrer Gnomhöhle zu bleiben *lol*

Die Koordination funktionierte überraschend gut, wie von einer unsichtbaren Kraft geführt, fand ich sofort meinen Weg zum Dancefloor.

Der erste Klang in voller Lautstärker, ungefiltert in meinen Ohren, der erste grosse Schritt, rhythmisch zur Musik: Das war der Beginn eines grossen "Befreiungsrituals". So intensiv und anders ist Goa noch nie in meine Ohren gedrungen, ich vermag es leider nicht zu beschreiben. Der Kontakt zur Musik war sehr direkt und unmittelbar, aber nicht wie auf Psilocybin oder MDMA. Einfach anders. Meine Koordination, meine Bewegungsfreiheit war so … grenzenlos. Nicht physisch gesehen. Aber ich fühlte mich grenzenlos. Es war so, als ob mein Körper ganz von allein funktionierte. Die Befehle zum Tanzen kamen von wo anders. Ganz bestimmt nicht mehr aus meinem Kopf. Obgleich ich registrierte dass ich ja noch diesen Körper hatte, und er gängigen Naturgesetzen unterworfen war, hatte ich das Gefühl dass er komplett frei war und sich genau so bewegte, weil er es wollte. Nicht weil er es musste.

Nachdem ich mich eingetanzt hatte versuchte ich meine Gedanken zu fassen, meinen Geist zu lokalisieren. Da war definitiv noch etwas, aber dann eben doch wieder nicht. Doch eigentlich interessierte mich das "Wer bin ich" gar nicht, viel eher das "Wo bin ich"



"Wo bin ich, jetzt genau zu dieser Zeit"



Dieser Frage nachzugehen, war nicht einfach, da ich mich wortwörtlich zerstreut fühlte. Mein Körper vollführte einen Hexentanz, der seinesgleichen suchte und den ich mittlerweile nicht mehr als von mir kontrolliert ansah. Mein Gehirn war schon seit Beginn des Flashs verschwunden und nicht mehr auffindbar. Und das letzte, was ich mir wünschte, war es zu suchen. Zwecklos!

Meine Gedanken, die zweifelsohne irgendwo mit meinem Gehirn verbunden waren, verteilten sich auf einen Raum, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht ausmachen konnte. Was ist Raum überhaupt. Schlussendlich hiess das, das mein Gehirn wohl zusammen mit dem Raum entartet war. Selten so viel Spass dran gehabt, komplett durchzuknallen :D

Dennoch, die Frage nach dem Wo liess mich nicht los. Und an sich war es dann doch eher eine Wer-Frage. Oder die Mischung aus beidem. Was macht mich aus? Erst wenn ich mir darüber im Klaren werden würde, könnte ich damit beginnen, mich im Zusammenhang mit Raum, Zeit und Ego zu sehen.

Vor allem die Frage nach der Zugehörigkeit meines Körpers beschäftigte mich zutiefst. Denn irgendwie war dieses Gefühl, ohne Kopf zu funktionieren sehr überwältigend. Stellt euch vor ihr seht euren Körper aus der dritten Perspektive, bewegt ihn wie eine Marionette, jedoch mit dem Gefühl dass eure Bewegungen wiederum von etwas anderem bewegt werden und dabei eure Gedanken wild durch die Gegend kreisen, aber dennoch wie ein loses System zusammenhängen.

Ja, es war ein sehr stranges Körpergefühl, wohl das komischste was ich in meiner Konsumlaufbahn je erlebt habe. Und es wollte gar nicht aufhören, verwirrte mich zutiefst und machte mich Handlunsunfähig. Mit der Zeit fand ich heraus, dass ich den Versuch, meine Gedanken und meine Vernunft zu orten, sein lassen sollte. Dann konnte ich wenigstens der Frage was mit meinem Körper passiert war nachgehen. Mein Körper war leer. Alle elementaren Dinge (ich mein die geistigen) schienen nicht mehr darin zu sein, eine Weile packte mich der Gedanke, dass sich ein anderer Geist in meinen Körper gepflanzt hatte. Aber er konnte mit meinem Körper nichts machen ausser tanzen. Die Fäden behielt immer noch ICH. Ich? Nein, bloss nicht über das ich nachdenken. Das war echt zu viel auf einmal.

Es erfüllte mich mit Genugtuung zu sehen, dass scheinbar andere Geister nichts mit meinem Körper anstellen konnten, ausser ihn zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Er war MEIN, auf mich und meine Bedürfnisse zugeschnitten. Und wo ich war, konnte mir gerade so was von egal sein. Ich konnte plötzlich vollkommen loslassen und gelangte in eine Scheiss-Egal-Euphorie, in der ich rein gar nichts mehr checkte. Ich hörte die Musik, und all das was mich ausmachte war nicht mehr lokalisierbar, zerlegt in Einzelteile. Meine Wahrnehmung war zwar eingeschränkt "normal", aber die Wahrnehmung war irrelevant. Sie hielt etwas zusammen, was längst nicht mehr zusammen war. Vielleicht war meine Wahrnehmung einfach nicht in der Lage, mir ein "Bild" von meinem aktuellen Zustand zu vermitteln, und funktionierte deshalb normal weiter, so wie sie es eben aus vergangenen Tagen gewohnt war.

Wie auch immer, ich fühlte mich frei, uneingeschränkt frei, liess meinen Körper tanzen was das Zeug hielt. Genoss es, einfach mal "nicht zu sein", die Realität sich selbst zu überlassen.

P. befand sich auch auf der Tanzfläche ... es gab so viele Anhaltspunkte, die mich an meine normale Realität erinnern. Und immer mehr wurde mir bewusst dass meine Realität ein genialer Auswuchs aus dem riesigen Chaos war, in dem ich mich derzeit befand. Und dieses Chaos war in keinster Weise lebensfähig bzw. praktikabel. Deshalb wünschte ich mir so langsam auch, dieses Chaos wieder zu verlassen, ich wollte wieder normal funktionieren, mit Gehirn, Körper und allem was dazugehört ^^ Doch scheinbar war es noch nicht Zeit dafür, also tanzte ich weiter. Der Tanz war wirklich eine ekstatische Erfahrung, der Tanz war das einzig sinnvolle und haltbare, was ich in diesem Zustand noch tun konnte.

Ich schaute auf die Uhr, versuchte einzuschätzen wie lange der Flash schon anhielt. Zu lange, zu lange in dieser Heftigkeit. Wann hört das endlich auf? Naja, immerhin fügten sich meine Gedanken wieder zusammen. Es war sicher schon eine halbe Stunde vergangen, und immer noch fühlte ich mich so sehr verschoben. Meine Kräfte waren auch tanztechnisch am Ende. Scheinbar war mein Körper mittlerweile doch nicht mehr so frei wie ich dachte. Ich fühlte mich auf auf allen Ebenen erschöpft. Ist das Amphe an der langen Wirkdauer schuld?

Ach, ist doch egal. Runter kommen sie alle. Und so war es auch. Aber insgesamt war ich bestimmt über 45 Minuten mit diesem Flash beschäftigt.

Er geht in die Annalen meiner durch Drogen erlangte Erleuchtungen ein. Nie im Leben hätte ich Salvia dieses Potential zugetraut.



1) ich war schon dazu gekommen, meine Skihose auszuziehen, aber noch keine neue anzuziehen, da es bisher nicht notwendig war. Aber auf diesem Salvia Flash störte mich das plötzlich enorm.