Tripbericht lesen

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Titel:Holzrose / Ich-Verlust / gefangen im Horrortrip
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:anonym
Datum:13.06.2016 22:36
Set:anfangs fröhlich und neugierig, dann zunehmend unwohl
Setting:Party / zu Hause bei mir
Nützlichkeit:8,05 von 10 möglichen   (19 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich möchte meinen Trip mit der Holzrose hier niederschreiben, um einerseits das Erlebte zu verarbeiten und andererseits, um eure Meinung und Erfahrungen dazu zu hören!
Eines vorweg: Es hat mein Leben definitiv verändert - obwohl es ein absoluter Horrortrip war, hab ich etwas Wichtiges daraus gelernt!

Vergangenes Wochenende besuchte ich einen Freund, der eine Geburtstagsparty feierte. Ich habe am Nachmittag mit allen Freunden ein wenig getrunken und etwas später ein klein wenig Gras mitgeraucht. Gegen 22 Uhr kam T. auf die Idee, Holzrosen zu nehmen: L. und ich waren sofort dabei und so weichten wir einige Samen ein, um sie anschliessend zu schälen.
Die beiden haben jeweils drei Stück gegessen, ich habe vier Stück gegessen, da ich, als ich das letzte Mal 4 Samen konsumierte, nur eine leichte bewusstseinsverändernde Wirkung spürte.

Etwa eine Stunde nach Einnahme wurde uns allen auch etwas schlecht (was ich schon von den vorhergehenden Malen kannte) und so legten wir drei uns auf das Bett unseres Gastgebers, um einfach ein wenig zu reden und zu philosophieren.
Es war anfangs wirklich schön, wir hatten es sehr gemütlich, haben uns alle zusammengekuschelt und uns miteinander gefreut, dass wir uns hatten. Eigentlich waren wir gar nicht am trippen, sondern eher etwas schläfrig.

Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, mich zu bewegen, denn ich hatte Angst, einzuschlafen und ich wollte unbedingt zu Hause in meinem Bett einschlafen. So ging ich wieder zu den anderen Freunden in ein anderes Zimmer, bzw. suchte ich das WC auf. Alle Farben waren sehr hell und glänzend, was mir gefiel, dennoch wurde ich immer unruhiger, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren und mir wurde auch wieder übel.

Ich beschloss also, nach Hause zu fahren. Der Heimweg gestaltete sich als sehr schwierig. Es regnete in Strömen, und ich nahm den Regen als wunderbar kühlend und gleichzeitig als bedrohlich war. In der U Bahn musste ich mich sehr zurücknehmen: Es waren unglaublich viele Menschen in der U Bahn und ich hab es fast nicht ausgehalten, so viele Gesichter zu sehen. Ich fühlte mich sehr unwohl. Gegen Ende der Fahrt musste ich einen Lachkrampf unterdrücken, denn plötzlich kam wieder Euphorie auf und ich dachte, dass die Menschen um mich herum es wahrnehmen, dass ich total drauf war. Also schob ich meine Haare vors Gesicht, damit niemand mein breites Grinsen sehen konnte.

Zuhause angekommen schritt der Realitätsverlust immer mehr voran. Ich hatte das plötzliche Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, also schrieb ich ein paar halb-sinnvolle Facebooknachrichten und schaltete anschliessend Skype ein, da ich wusste, dass ein brasilianischer Freund immer online war. Der rief mich auch sofort an und ihm war total klar, dass ich bereits total hinüber war. Ich kann mich auch nicht mehr wirklich erinnern, was ich ihm erzählt habe, jedenfalls war das Gespräch sehr freaky und lustig und es wundert mich, dass ich in diesem Zustand noch portugiesisch sprechen konnte.

Als ich mich verabschiedet hatte, wollte ich mich von alle der Technik befreien: Ich schaltete Computer und Handy aus und holte mir etwas zu Essen. Ich schaute in meinem Kühlschrank nach und ich freute mich wie zu Weihnachten, also ich Heidelbeeren fand. Es waren die besten Beeren, die ich jemals gegessen hatte. Ich saß auf meinem Bett und stopfte mir mit einem breiten Grinsen die Beeren rein, während rund um mich die Realität immer mehr verschwamm. Das Blumenmuster an meiner Wand bewegte sich und so auch mein Bett.
Ich wollte noch mehr essen, und fand in einer Schublade ein paar Brötchen, welche ich mir mit Butter bestrich. Doch als ich diese Essen wollte, bemerkte ich, dass diese Brötchen total billig und wie Pappe waren. Ich konnte es nicht mal schlucken, nicht einen Bissen. Ich versuchte noch mehrere Lebensmittel, aber ich konnte auf einmal nur Obst und Gemüse essen, und nichts mehr, was irgendwie künstlich oder auf unnatürliche Art und Weise produziert war. Es war einfach total plakativ, aber irgendwie zeigte mir mein Körper wohl, dass ich mich in letzter Zeit so schlecht ernährt habe und dass ich wohl mehr auf mich acht geben sollte, was ich meinem Körper wohl zuführte. Ich spuckte also die schlechten Brötchen aus, warf alles Schlechte in den Müll und suchte noch nach mehr Obst.

Schließlich beschloss ich, ins Bett zu gehen und zu schlafen. Noch halbwegs euphorisch ging ich ins Badezimmer, um meine Kontaktlinsen zu entfernen. Ich bemerkte, wie bleich ich war, und wie groß mein Pupillen war. Das Licht blendete mich wie an einem heissen Sommertag.
Also ich dann endlich im Bett lag und das Licht ausgemacht hatte, begann der wahre Horrortrip, der bis um 8 Uhr am nächsten Morgen andauern sollte. Es begann damit, dass das Bett zu schwanken begann, und die Trip psychisch und physisch wie kleine Wellen auf mich heranschwappte. Ich spürte diese Wellen direkt und ich spürte diese Wellen bis am nächsten Tag am Nachmittag!

Anstatt einzuschlafen, begannen meine Gedanken immer schneller und schneller zu werden und mein Gehirn war total am Rotieren. Ich kann mich an diesem Punkt nicht mehr an alles erinnern, denn ich vermute, dass mich mein Gehirn aus einem Selbstschutz einiges aus dieser Nacht vergessen hat lassen, aber ich versuche, das Wichtigste hier nieder zu schreiben:

Zusammenfassend kann man sagen, dass ich total ausgeflippt bin. Es begann damit, dass meine Beine, meine ganze Beinmuskulatur auf einmal total zum Anspannen begonnen hatte, und es sollte die ganze Nacht so weiter gehen. Ich habe permanent versucht, meine Füsse in mein Bett zu drücken. Ich hab sie so sehr angespannt, die Nacht hindurch, dass ich nächsten Tag einen Muskelkater hatte. Ich habe ich meinen Nacken versteift und meine Zähne total aufeinander gepresst.
Dann, auf einmal, kamen alle meine Träume, die ich jemals hatte auf einmal auf mich herab. (ich muss dazusagen, dass ich mich jeden Morgen an meine Träume erinnern kann und auch luzid träume, ich beschäftige mich sehr viel damit und ich träume auch immer wieder dieselben Träume, von den selben Orten und Personen). Mein Gehirn war so schnell, und schickte mich von einem Traumbild zum anderen, es erinnerte sich an alles gleichzeitig und gab mir aber auch gar keine Zeit, das gerade Gesehen zu verarbeiten (ich erinnerte mich ja, es waren permanent Aha- und Deja-Vu Erlebnisse, da auch Träume dabei waren, die ich als ganz kleines Kind geträumt hatte).

Der Traum und Beine-Krampf-Teil dieses Trips waren aber noch der harmlose Teil, das schlimme und lebensverändernde bestand mir noch bevor.

Ich bekam auf einmal total schlimme Halluzinationen, ich sah Menschen und Muster in dem dunklen Raum in dem ich lag. Die Muster und Menschen morphten sich ineinander und veränderten sich permanent, waren manchmal grell bunt und dann wieder ganz schwarz, obwohl es eine andere Schwärze als die der Dunkelheit war.

Ich erinnere mich, wie sich auf einmal meine Persönlichkeit spaltete und ich auf einmal begann, Selbstgespräche zu führen. Es war, als wäre mein normales Ich ausgeschalten, ich konnte es nicht einmal verhindern, mit mir selber zu reden. Ich war auf einmal zwei Menschen: Die eine stellte eine Frage, und die andere antwortete darauf, mit einer leicht veränderten Stimme. Es war total unheimlich, ich konnte es aber nicht ändern. Das eine Ich machte sich manchmal über das andere Ich lustig, und ich hörte mich selber lachen, dann hörte ich mich wieder Fragen über Fragen stellen.

Währenddessen hab ich fast mein Bett zerlegt. Ich konnte nicht ruhig liegen, ich war wie ein Propeller, drehte und drehte mich in meinem eigenen Bett. Zerfetzte die Bettdecke, biss in meinen Kopfpolster, schmiss die Kissen hin und her, überschlug meine Beine und verdrehte meinen Körper. Es waren lauter Bewegungen, die ich gar nicht selbst machte, es war, als wäre ich ferngesteuert.
Ich schafft es einmal auf die Uhr zusehen, und bekam einen Schreck. Es war bereits 3 Uhr morgens.
Da ich nächsten Tag so viele Dinge zu erledigen hatte und an diesen Stress dachte, wurde, denke ich, der wirkliche Horrortrip ausgelöst.

Auf einmal kamen all diese schlimmen Gedanken, und sie kamen alle alle auf einmal:
Was ich für ein schlechter Mensch bin. Der Trip zeigte mir alles, was ich jemals falsch gemacht habe, all das Leid das ich jemals erfahren habe und all das Leid das ich anderen Menschen zugefügt hatte, auf einmal.
Der Trip zeigte mir, welche Dinge in meinem Leben gerade falsch liefen, und er zeigte mir die Punkt auf, die ich noch verändern kann, die ich so ändern kann, damit es wieder ins Lot kommt und damit ich mich besser fühlte.

In meinem total verrückten Zustand (ich habe mich selbst schreien gehört, als ich diese Dinge erfahren habe) habe ich mich noch hingesetzt und mir selbst einen Brief geschrieben, mit den wichtigsten Punkten, damit ich mich auch am nächsten Morgen wieder erinnern kann, was ich zu tun hatte und worüber ich gründlich nachdenken sollte.

Aber es war nicht zu Ende: Es war, als wollte mich der Trip einfach gründlich reinigen und mir wirklich klar machen, was für ein furchtbarer Mensch ich bin oder war. Ich glaub meine Seele ist in diesem Moment nicht damit klar gekommen, alles Negative auf einmal zu erfahren. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so schlecht gefühlt. Es hat sich angefühlt, als wäre mein Leben zu Ende, als hätte nichts mehr einen Sinn für mich und dass ich zu viel falsch gemacht habe, um noch ein schönes Leben zu führen.

Das schlimme und anstrengende war, dass all diese Gedanken so schnell und so viele auf einmal waren. Mein Gehirn fühlte sich an, als würde, wie bei einem Computer, auf einmal viel mehr Arbeitsspeicher benutzt werden, und ich merkte auch, dass ich viel mehr Festplattenspeicher zur Verfügung hatte, als ich bisher angenommen hatte. Mein Gehirn arbeitete so schnell, dass ich einfach nicht zur Ruhe kam. Ich war schon total verzweifelt und panisch, versuchte immer wieder, mich gerade hinzulegen, mich zu beruhigen, meine Hände auf den Bauch zu legen.

Ich versuchte aus diesem negativen Gedankenkäfig zu entfliehen, in dem ich mir Musik auflegte, die mich normalerweise fröhlich stimmte -- es half absolut nichts. Dann versuchte ich, mir eine Tierdoku anzusehen, aber ich konnte mich überhaupt nicht darauf konzentrieren, bzw. hab ich kein Wort keinen Sinn davon verstanden, was der Reporter sprach und ich konnte aus den Bildern keinen Zusammenhang entlocken. Es half auch nicht, dem Ton, dem Sprecher der Doku zu lauschen (was mich normalerweise immer sofort einschlafen lässt)

Meine Gedanken rotierten immer schneller, es war ein furchtbares Gefühl: Ich kann dies hier auch gar nicht beschreiben, es war, als wäre ich gefangen in einem Käfig aus Panik, negativen Gedanken und aus dem Gefühl, dass ich daran Schuld bin, dass die Welt untergeht. Ich dachte, dieser Zustand in dem ich mich befand, würde nun für immer andauern und ich käme in die Psychatrie. Ich dachte, ich würde in diesem Zustand hängen bleiben, ein furchtbarer Drahtzaun, der sich um mich gewickelt hat, mich einpackt hat und nie wieder loslässt. Ich war kurz davor, die Rettung zu rufen, denn ich wollte dies meinen Eltern nicht antun, dass sie so eine Tochter haben, die so viel in ihrem Leben falsch gemacht hat.

Schließlich zwang ich mich zu einiger Vernunft und nahm mein Handy in die Hand. Ich rief meinen Freund T. an, der glücklicherweise sofort abhob: Er war ebenfalls noch wach!! :) Er hatte ähnliches erlebt. Er hat diese Nacht auch so viel durchgemacht.
Ich begann zu weinen. Richtig richtig viel und laut. Es gab mir ein Gefühl von einem Lichtblick, eine menschliche Stimme zu hören und zu hören, dass er auch total am trippen war.
Es war bereits 6 Uhr am morgen und ich fühlte mich zum ersten Mal wieder menschlich. Da war jemand, der mir zuhörte, und der mir erklärte, dass ich nicht in diesem Trip hängen bleiben würde, dass irgendwann alles vorbei sein würde.

Ich erzählte im, was mir der Trip alles gezeigt hat, was ich für ein furchtbarer Mensch war. Er versuchte mich zu beruhigen, aber ich heulte wie noch nie in meinem Leben. Während wir telefonierten, ging er sich dreimal übergeben. Er erklärte mir, dass dies eine Reinigung war, und dass dies bei ihm durch das Kotzen stattfindet und bei mir über meine Tränen.
Ich habe mich selbst noch nie so laut und schmerzlich weinen gehört. Ich schrie alles hinaus, was mir so weh tat, und mein Freund T. hörte mir zu. Ich war so panisch und traurig wie noch nie, ich schrie dass es aufhören sollte. Dass ich doch einfach nur einschlafen wollte. Das diese Gedanken aufhören sollten und ich einfach nicht mehr kann. Ich wollte mir am liebsten den Kopf abschneiden, damit mein Gehirn aufhört, wir ein Propeller zu rotieren.
Es war schlimm - aber gleichzeitig gut.
Wir telefonierten 1,5 Stunden lang und irgendwann war es halb Acht, also ich wohl doch eingeschlafen bin, und er auch. Das Handy lag noch immer neben meinen Kopf und ich hörte das Rauschen, dass Handies machen, auch wenn man grad nicht spricht. Es war total beruhigend für mich.
Ich legte auf und schlief dann nochmal bis halb elf!

Als ich aufwachte, war der negative Gedanken-Trip vorbei.
Ich war körperlich und geistig total erschöpft, ich hatte einen Muskelkater in meinen Beinen und Nacken und massives Kopfweh. Manchmal schwappten noch diese Wellen auf mich herein, die ich ganz am Anfang des Trips wahrgenommen hatte.
Es war vorbei. Gott sei dank, ich war wieder normal und ich hatte mich aus diesem Gedankenkorsett, aus diesem Strudel befreit.

An diesem Tag, war ich zu keiner geistigen Arbeit fähig. Ich ging draussen spazieren, fuhr mit dem Rad im Regen, was ich sehr genoss und freute mich, am Leben zu sein.
Ich begann im Zuge meiner Reinigung, meine ganze Wohnung zu putzen (die ich schon vernachlässigt habe) und machte einen Plan, anhand des an mich geschriebenen Briefes.
Ich rief meinen Vater an und erzählte ihm alles und klärte einige familiäre Probleme und Angelegenheiten. Es war richtig wohltuend, so ehrlich zu sein, und Dinge in Ordnung zu bringen, obwohl sie zuallererst schmerzhaft waren.

Ich telefonierte noch ein paar mal mit meinem Freund T., der auch einige Angelegenheiten bereinigte und verarbeitete.
Er erzählte mir ausserdem, dass die Katze seiner Zimmernachbarin sich die ganze Nacht zu ihm ins Bett gelegt hatte, und als er mit mir telefonierte, hat sie sich die ganze Zeit neben seinen Kopf, neben das Handy gelegt... wow, hatte die Katze es gespürt, dass es mir schlecht ging.

Ich hätte niemals gedacht, dass ein Holzrosen Trip so lebensverändernd sein kann (vor allem, da ich diese schon ein paar mal konsumiert hatte), aber diese 4 Samen schienen extrem potent -- Oder, es war grad der richtige Zeitpunkt im Leben, und sie haben etwas ausgelöst, was sowieso gekommen wäre (nur in einer anderen Art und Weise)

Ich muss sagen, dieser Trip war wie 100 Stunden Psychotherapie auf einmal -- extrem anstrengend und auslaugend, aber gleichzeitig wohltuend und reinigend!


Danke an alle, die sich die Zeit genommen haben, diesen sehr langen Text nun zu lesen, ich bin gespannt auf eure Kommentare und Reaktionen!s