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Titel:4-HO-Met - Die Empathogene Komponente, die meinem Leben fehlt.
Drogen:Research Chemical
Autor:nerzphar
Datum:28.10.2016 17:20
Set:Schlecht, wie immer.
Setting:In meiner Wohnung, mit einer Freundin, mitten im Schwarzwald
Nützlichkeit:8,63 von 10 möglichen   (32 Stimmen abgegeben)

Bericht:

4-HO-Met - Die Empathogene Komponente, die meinem Leben fehlt.


Hey liebe LdT-Community, kürzlich habe ich eine sehr tiefgründige Erfahrung mit 4-HO-Met gemacht, welche ich gerne mit euch teilen möchte. Ich werde in diesem Tripbericht weniger auf die halluzinogene Komponente eingehen, sondern vor allem die Empathogene hervorheben, da diese den Trip sehr dominiert hat.

Zu Mir:

Gewicht: 70kg
Größe: 1.80m
Dosierung: 30mg 4-HO-Met

Meine Begleitung:

Gewicht: 65kg
Größe: 1.70m
Dosierung: 22mg 4-HO-Met


Um mich etwas besser verstehen zu können, möchte ich euch ein wenig über mich erzählen. Ich bin 24 Jahre alt, arbeite im Rettungsdienst. Das wichtigste in meinem Leben ist Musik. Sie läuft während ich hier schreibe, beim Autofahren, meine mobile Bose-Box ist IMMER dabei, egal wo ich hingehe. Sogar die Minute, die ich von meiner Wohnung zu meinem Auto laufe, setze ich mir Kopfhörer auf. Es ist eine gewisse Abhängigkeit geworden. Ich bin kein glücklicher Mensch, aber auch nicht tief unglücklich. Ich habe viel scheiße mitgemacht in meinem Leben, ich wurde viel verletzt und habe mir einen "Gefühlsbunker" gebaut. Viele Emotionen wie Mitgefühl, Trauer, Freude sind nurnoch schwach wahrnehmbar.Ich habe eine gewisse soziale Phobie entwickelt, ich tue mich sehr schwr damit, neue Leute kennenzulernen. Wohl deswegen, weil ich nichtmehr bereit bin, fremden Menschen zu zeigen, wie ich bin. Ich habe mich eingemauert. Komischerweise habe ich kein Problem damit, auf Menschen zuzugehen, während meiner Arbeit auf dem Rettungswagen. Ich nehme Drogen seit ich 13 bin, habe dieses in den letzten Jahren jedoch um ein gutes Maß zurückgeschraubt. Ich habe schon ein paar Trips hinter mir, ich schätze zwischen 60 und 80 mit verschiedenen Halluzinogenen. 4-HO-Met habe ich bereits mehrfach genommen, kenne diese Substanz eigentlich ganz gut.
Und das schlimmste im Moment, ich bin unglücklich verliebt.

Das hört sich wie ein recht beschissenes Set an? Das ist richtig, allerdings kenne ich es nicht anders. So gesehen, habe ich noch nie einen Trip mit einem "guten Set" gestartet.


Nun zum eigentlichen Ereigniss:


Ich bin mit einer Kollegin verabredet, die vor etwa 2 Monaten angefangen hat in unserem Betrieb zu Arbeiten. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, jedoch noch nie in unserer Freizeit etwas miteinander gemacht. Sie ist ein sehr aufgeschlossener Mensch, lebensfroh. Und nein, sie ist nicht die Frau in die ich mich verliebt habe. Sie hat ebenfalls diverse Erfahrungen mit psychedelischen Drogen hinter sich. Wir beschlossen zusammen etwas zu nehmen, ohne uns wirklich zu kennen. Ich werde sie in diesem Tripbericht "Marie" nennen.


12:40


Es klingelt. Marie ist da. Und Marie hat Hunger. Sie schaut sich in meiner spärlich eingerichteten Wohnung um, inspiziert den Kühlschrank, und macht sich ein Omelette. Ich selbst bleibe nüchtern, da mir mit vollem Magen bei fast jeder Droge schlecht wird. Wir sitzen auf meiner Couch, aus meiner Anlage kommt Psytrance, und ich fange an das 4-HO-Met abzuwiegen. Es ist ein komisches Gefühl einen Trip mit einer Person zu starten, die man kaum kennt.

13:00:

Einnahme, und vorerst letzter Blick auf die Uhr. Marie ist der Psytrance zu anstrengend, wir wechseln auf sehr melodischen Deep House. Die Wirkung begann nach nur etwa 15 Minuten bereits anzufluten. Die Optik beginnt zu flimmern, es fühlt sich kalt an. Das übliche, ich finde das "raufkommen" immer unangenehm, bei allen Substanzen außer MDMA. Muss ich brechen? Mein Magen arbeitet, es fühlt sich allerdings "falsch" an. Wir gehen auf den Balkon. Meine Wohnung liegt in einem Haus, umgeben von Wald. Es ist noch außerhalb des Dorfes. Um uns herum ist nur eine Landstraße, und Wald. Endloss viel Wald. Die Blätter der ganzen Bäume formen sich zu zusammenhängenden Mustern. Warum kommt die Wirkung so schnell, ich versteh das nicht. Marie scheint es ähnlich zu gehen, sie geht rein und setzt sich auf meine Couch. Ich hole eine dicke warme Decke und setze mich dazu. Sie lächelt, aber unser Eis ist noch nicht gebrochen. Wir hocken unter eine dicken Decke auf der Couch. Ich kann sie nicht einschätzen. Sie wird redselig, ich bin in meinen Gedanken.

13:30

Wir müssen raus. Alles fängt an zu pulsieren, die indischen Tücher an meinen Wänden, mit verschiedenen Mustern, werden allesamt zu Filmen. Nichts was abgebildet ist, bleibt still. Draußen ist es bewölkt. Ich packe meine Bose-Box in meinen Rucksack, packe etwas zu trinken ein. Ich habe ein paar Lachgaskapseln gekauft, verwerfe den Gedanken sie mitzunehmen jedoch ganz schnell. 10 Minuten später stehen wir im Wald. Linker oder rechter Wanderweg? Ich wohne drei Jahre hier, kenne den Wald nichtmal nüchtern. Ich empfinde keine Verbundenheit oder Schönheit beim Anblick des Waldes. Es gab nie einen Grund herzukommen..
Sie sagt rechts. Ich versuche meine Bose-Box anzukriegen, ich brauche Musik. Ich schaffe es nicht. Ich bin noch nie ohne Musik getrippt. Ich höre Vogelgezwitscher, unsere Schritte beim Laufen, den Wind in den Blättern. Und es gefällt mir nicht. Ich will Musik hören, ich höre immer Musik.

ca. 15:00

Marie geht es gut. Sie staunt, ist immer ein paar Meter vor mir. Ich schaffe es nicht mitzuhalten. Ich versinke immer in der Optik. Oder eher meinen Gedanken? Wo ist der Unterschied.. ich fühle mich sehr unwohl. Ich fühle mich wie immer, aber stärker. Ich nehme es bewusster wahr, was für ein trauriger Mensch ich geworden bin. Antriebslos, enttäuscht. Mittlerweile habe ich Musik angemacht, fröhlichen, entspannten, melodischen Deep House. Es kotzt mich an. Die Texte handeln von Liebe, Beziehung, glücklich sein. Fremdworte. Ich würde gerne sterben, aber es würde nichts ändern. Ein sehr depressiver Hang macht sich breit. Ich kenne dieses Mädchen nicht. Ich will ihr solche Sachen nicht erzählen. Wieso baller ich mit jemandem, den ich nichtmal kenne? Sie bemerkt das mir nicht wohl ist. Sie bemüht sich, dass ich mich wohl fühle. Wenn ich stehenbleibe in Gedanken festhänge, kommt sie zurück, zieht mich weiter. "Lass uns weitergehen, komm..". Sie berührt meine Hand. Es fühlt sich komisch an, vertraut. Ich spüre, dass sie mir nichts böses will. Sie ist geduldig mit mir. Ich versuche sie zu Küssen, sie erschrickt. "Oh mein Gott, ich habe einen Freund. Das ist lieb, aber gerade total ungünstig!". Ich verstehe sie, und fühle mich weiter unerfüllt. Mir fehlt etwas, schon immer.

ca. 16:30:

Langsam beginnen meine Gedanken nachzulassen. Ich fange an, klarer zu werden. Die Halluzinationen sind nichtmehr so chaotisch und beängstigend. Ich habe es endlich geschafft, locker und entspannt im Trip anzukommen. Ich habe zwischenzeitig 4x probiert Marie zu küssen, jedesmal ohne Erfolg. Aber es war nicht peinlich, nicht unangenehm, ich fing an etwas zu verstehen, mich zu verstehen. Wir hatten den physikalischen Endpunkt unserer Reise erreicht. Eine weitere Weggabelung. Marie drehte sich um, schaute mir in die Augen. "Du hast auf unserem Weg hierher mehrmals probiert mich zu küssen. Warum? Ist es wirklich wegen mir? Oder wegen Johanna?Ich muss das Wissen..". Sie weiß, dass ich selber verliebt bin..
Angst. Kälte. Als ob jemand mit Nadeln in mein Gehirn stechen würde. Ich will nicht darüber reden. Ich hasse dieses Thema. Die Optik wird sofort wieder chaotisch, ich will sofort weg. Aber ich weiß, dass ich ihr eine Erklärung schuldig bin. Zum ersten Mal seit Jahren, öffne ich mich jemandem. Jemandem, den ich noch garnicht kenne. Zum ersten mal von Mensch zu Mensch, nicht von Maske zu Maske.
Es hat nichts mit Ihr zu tun. Es hat nur mit mir zu tun. Ich habe noch nie eine Beziehung mit einer Frau gehabt, in die ich verliebt war. Jedesmal wenn ich bereit war mich zu öffnen, wurde ich dafür bestraft. Über all die Jahre hat sich eine große Sehnsucht aufgetan, ein Loch. Etwas, dass es mir sehr schwer macht, weibliche Freundschaften zu haben. Ich verliebe mich nichtmehr, Jahrelang schon nicht. Außer vor kurzem in diese Johanna, unglücklich. In der Nähe von Frauen entsteht eine körperliche Begierde, ein Wunsch nach Intimität und Körperkontakt. Nach Sex. Meine Hand zu berühren, reicht aus diese Sehnsucht aufs stärkste zu triggern. Wir machen die Musik aus, um zu reden. Keine Musik, mein Anker, seit Jahren. Egal was passiert, Musik ist immer da. Sie verletzt nicht, verurteilt nicht. Während ich ihr von mir erzähle, warum ich bin, wie ich bin, strahlt der gesamte Wald. Die Farben sind heller, kräftiger, wahrhaftiger als man es sich vorstellen kann. Es gibt keine Pseudohalluzinationen mehr, keine Halluzinationen, weder optisch, noch akkustisch. Ich sage die Wahrheit, ich bin offen, ich lüge nichtmehr. Ich zeige mich zum ersten mal, wie ich bin. Mit all dem Mist, den ich mit mir rumtrage. Habe meine Maske abgenommen. Alles, was da ist, ist genau so wie es immer ist, nur wahnsinnig intensiv, und wunderschön. Pseudohalluzinationen sind nur Gedanken, ohne Gedanken sieht man die Welt, wie sie wirklich ist. Ich fühle mich sicher in der Welt. Ich fühle mich sicher mit Marie. Warum ich jedesmal so schwer auf einen Trip komme? Weil ich unendlich viel denke, es nicht schaffe loszulassen, die Kontrolle abzugeben. Dingen ihren Lauf zu lassen.
Ich erzähle ihr sogar, von dem schlimmsten, was ich jemals einem anderen Menschen angetan hab. Da Frauen nie auf meine Annährungsversuche eingegangen sind, habe ich kein Selbstbewusstsein mehr was solche Sachen angeht. Vor ein paar Jahren ist es einmal passiert, dass sich eine Frau in mich verliebt hat. Und ohne selbst etwas zu empfinden, habe ich etwas vorgespielt. Ich wollte einfach Wissen wie es ist, eine Beziehung zu haben. Dieser Frau nach 6 Monaten die Wahrheit zu sagen, war das verletztendste und brutalste was ich jemals getan hab. Wie kann jemand, der selbst so unerfüllt ist, einem anderen Menschen so eine Lüge auftischen. Ich muss weinen, während ich Marie davon erzähle. Es ist noch Nachmittags, jedoch wirkt der Wald aufeinmal wieder karg und kalt, dunkel und leblos. Alle Farben sind verschwunden. Ich schäme mich so sehr dafür, so verletztend gehandelt zu haben. Ich, der noch nie die andere Seite der Medaille gesehen hat, tut anderen so etwas an. Ich spüre den gleichen Schmerz wie damals, aber es fühlt sich gut an. Gut ist das falsche Wort, ehrlich. Ich hoffe, dass sie mir eines Tages verzeihen wird..

ca. 18:30
Die offene Atmossphäre die sich gebildet hat, tut mir gut. Wir lachen wahnsinnig viel zusammen. Ich erzähle viel über mich selbst, mein Chaos, aber nicht traurig. Ich habe viel verstanden, muss mich selbst viel belächeln. Fühle mich wie ein Kind. Ich habe Marie in diesen paar Stunden, von einem unbekannten Menschen zu jemanden werden lassen, der mich besser kennt als jeder andere Mensch auf der Welt. Wir brauchen lange durch den dunklen Wald zu mir nach Hause. Mittlerweile befinden wir uns im Afterglow, ein großteil der halluzinogenen Wirkung des 4-HO-Met ist verschwunden, unsere Verbundenheit jedoch bleibt.

ca. 21:00:

Bei mir angekommen, machen wir uns Tee. Marie durchwühlt meinen Vorratsschrank und versucht herrauszufinden, welchen Tee sie trinken will. Meine Mom schickt mir ständig Tees. Ich trinke aber eigentlich nur Waldbeer-Tee. Marie findet einen Schoko-Chilli-Chai, der mir beim probieren einfach nur ekelhaft schmeckt. Wir machen uns Brezeln und Weißwürste mit süßen Senf. Wir haben Hunger, vor allem ich. Ein so intensiven Trip habe ich noch nicht erlebt gehabt. Ich habe 4-HO-Met nie als derartig Empathogen wahrgenommen, vielleicht hatte ich auch nie die Gesellschaft um diese Komponente so sehr zu spüren. Mein Kopf ist ruhig. Endlich.
Wir schauen uns "Ich, einfach unverbesserlich 2" an, um den Abend noch ausklingen zu lassen.

ca. 23:00:
Marie fährt nach Hause. Das Gefühl, eine wirkliche Freundschaft gefunden zu haben, bleibt hier. Es lief stundenlang keine Musik mehr. Und es stört mich nicht im geringsten.