Tripbericht lesen

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Titel:Am Rande des Verstands? - gesucht und gefunden...
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Giddi
Datum:22.12.2016 20:33
Set:Relativ aufgeräumter Geist, dennoch mit ein wenig Aufregung und ein wenig Angst
Setting:Zuerst alleine im Dunkeln, später in Gesellschaft
Nützlichkeit:7,13 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Tripbericht

Psylocibe Hollandia 15g (eine Packung)

So, kommen wir zu meinem Tripbericht!

Ich hab mal wieder einiges gelernt und werde im Folgenden versuchen, etwas davon schriftlich festzuhalten.

Die Idee zu dem Trip hatte ich schon länger - angestoßen von einem Vortrag Terrence McKennas, in dem er empfiehlt, eine starke Dosis in völliger Dunkelheit einzunehmen.
Ich wollte das einfach mal ausprobieren, weil ich noch nie Pilze allein eingenommen hatte. Ich wusste auch schon früh, wann genau ich diese Reise unternehmen wollte: Zur Wintersonnenwende, der längsten Nacht des Jahres!

Und was für eine Nacht…

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mir das ganze schöner vorgestellt habe. Und einfacher.
Doch dieses Erlebnis lehrte mich, wahre Bescheidenheit zu pflegen.

Ich nahm also um 10 Uhr Abends die ganze Packung ein, nachdem ich die Trüffel mit Palo Santo beräuchert hatte.
Dann setzte ich mich auf mein Bett und meditierte. Dabei wurde ich schnell ungeduldig, und überlegte, ob ich Musik anmachen sollte. Ich entschied mich für einen dreistündigen „Om“-Mantra-Track, den ich jedoch bald wieder ausmachte, weil er mich von dem ablenkte, was nun in meinem Körper geschah.
Denn nun setzte die Wirkung der Pilze merkbar ein, und ein Schauer überkam mich, der schnell in kalte Angst umschlug. Ich beschloss aber einfach weiter zu meditieren. Und tatsächlich ging dieses Gefühl auch bald wieder.
Nach ca. einer Viertelstunde legte ich mich hin. In liegender Postition war ich dem Pilz irgendwie stärker ausgeliefert. Ich hatte das Gefühl von ihm veralbert zu werden! Denn bei geschlossenen Augen sah ich wirre Muster hinter denen immer wieder Augen hervorkamen, und einmal meinte ich, einen Totenschädel zu sehen, aber als schwarzes Negativ.
Alles ging so schnell, schneller als mein Verstand mitkam.
Also richtete ich mich wieder auf, wobei ich merkte, das mir total kalt war. Mein ganzer Körper schüttelte sich vor Kälte.

Insgesamt fühlte ich mich eher gestresst und überfordert, bisher war alles eher unangenehm verlaufen. Wo ich doch vorher so sicher gewesen war, das es super schön und gechillt werden würde!
Aber der Pilz lehrte mich eines besseren. Ich hatte einen Zustand angetreten, wo der Verstand gegen eine Wand läuft…

Ich weiß nicht mehr genau warum, aber gegen Mitternacht überkam mich der Drang, einen Freund zu kontaktieren. Weil ich einfach nicht alleine sein wollte?
Ich rief ihn an und fragte ihn, ob ich bei ihm vorbeischauen könnte. Im ersten Moment schaltete er gar nicht, dass ich auf Pilzen war. Aber er merkte wohl, das ich grad nicht normal drauf war.
Nun denn, er war einverstanden, dass ich ihn besuche. Mann, wie erleichtert ich war!

Aber nun stand mir noch der härteste Teil dieser Nacht bevor. Ich musste irgendwie zu ihm gelangen. Er wohnt nicht weit von mir, ca. 10 MInuten zu Fuß.
Doch allein alle Klamotten zusammen zu finden und den Haustürschlüssel nicht zu vergessen kostete mich einiges an Mühe, weswegen ich gefühlt 10 mal in der Wohnung hin- und herlief.
Das war aber nichts gegen den Fußmarsch der nun folgte.

Ein Kumpel hat mir mal von jemandem erzählt, den er bei seinem Bufdi kennengelernt hatte. Dieser jemand hatte ihm einiges von seiner Drogen-„Karriere“ erzählt. Was nun meinem Kumpel am meisten schockiert hatte war ein Bericht, nachdem jener Mensch auf einem Festival in einem „Zeitloch“ gefangen war. Er hatte das Gefühl, einen Moment immer und immer wieder zu erleben. Zum Glück hatte er Freunde bei sich die ihm halfen und so oft den Ort wechselten, bis er wieder klar gekommen war.
Ich hatte diese Geschichte so interpretiert, das wohl sein Gehirn bei den ganzen Drogen irgendwie „abgeschmiert“ sei. Auch mich fröstelte damals bei dieser Vorstellung.

Das mir sowas selber mal passieren würde, hätte ich hingegen nicht gedacht. Doch schon nach einigen Schritten auf der Straße packte mich die Panik; die Straße schien nicht zu Enden! Ich dachte immer wieder: „Hey, an diesem Auto bin ich doch schon vorbeigelaufen?“
Irgendwie schien sich in meinem Kopf das Wort „Zeit“ langsam zu verabschieden.

Unterwegs rief ich meinen Kumpel mehrmals an, weil ich unglaublich durstig war und dringend etwas trinken wollte, der Weg mir aber unglaublich endlos vorkam.
Kurz vor seiner Haustür trafen wir uns dann auf der nächtlichen Straße.
Wieder überkam mich eine gewaltige Erleichterung und Dankbarkeit meinen Kumpel zu sehen und von ihm eine Flasche voll Wasser überreicht zu bekommen. Ich ging in die Hocke und lehnte mich an die Hauswand.
Ein pärchen kam auf seinen Mountainbikes vorbeigefahren, der Typ rief mir etwas zu. Wahrscheinlich dachte er ich hätte zuviel gesoffen. Das belustigte mich!

Nach diesem Moment des Ausruhens gingen wir hoch in seine Wohnung. Auf dem Weg nach oben kam es mir schon wieder so vor, wir würden ewig diese Treppe hochlaufen… Dies erzählte ich ihm, was er nicht ganz verstand.

Oben angekommen ließ ich mich auf eine Couch in seinem Wohnzimmer fallen, während er Musik anmachte. Der erste Track war „wie weit“ von Nosliw. Ein super Track! Mir wurde ein Apfel zugeworfen, in den ich gierig hineinbiss.
Eine warme Welle der Zufriedenheit überkam mich, und ich musste ekstatisch lachen, was sich echt geil anfühlte, mein Kumpel aber eher seltsam fand. Überhaupt fand er es wohl schade nicht wirklich verstehen zu können was bei mir abgeht, da er selbst noch nicht so eine intensive Pilzerfahrung gemacht hatte.

Mein Gemütszustand pendelte. Ich warf mich auf den Boden und bat um das Ende des Trips, nur um im nächsten Moment wieder loszugackern.

Mein Freund schlug vor, einen Film zu schauen. Das fand ich cool. Er schlug „Powaqqatsi“ vor.
Wie sich bereits zu Anfang des Films erwies, war das genau die richtige Entscheidung!
Die Bilder, die hier in perfektem Zusammenspiel mit einem bombastischen Soundtrack über die Leinwand liefen (mein Kumpel ist ein ziemlicher Film-Freak, wir schauten den Film als Bluray auf ner großen Leinwand!), triggerten auf tiefgründige Weise mein mit Psylocibin überschäumendes Gehirn.

Ich sah Menschen, die aus einem Schlammloch eine riesige graue Würgeschlange auf den Schultern ins freie tragen. Obwohl es sich dabei um Säcke mit Erde handelte.
Ich sah einen Bauern, der einen riesigen Haufen Stroh auf den Schultern trug, während er auf krummen Beinen, aber mit einem sagenhaften Schwung in der Hüfte voranlief; das Stroh wirkte auf mich wie ein Haufen unzähliger goldgelber kleiner Skelette, die durch seinen Hüftschwung tanzen.
Ich sah einen alten Yogi mit nur einem Zahn neckisch Grinsen, wobei ich merkte, das ich genau dieselbe Bewegung mit meinem Gesicht machte, ja sogar ihn für mein Spiegelbild hielt. Überhaupt hatte ich in dieser Nacht das Gefühl, das alle Geschehnisse unglaublich viel Sinn hatten und eine wichtige Botschaft für mich beinhalteten. Kurz bevor der Yogi von der Leinwand verschwand, wurde sein Gesicht plötzlich ernst und seine Augen weiteten sich, er starrte mich durchdringend an! Mir war klar, dass er mich dazu aufforderte genau hinzuschauen.
Was ich dann auch nach wie vor tat.

Nun gut, ich könnte hier noch ganze Seiten mit einer Abhandlung dieses Films füllen. Wahrscheinlich musst du ihn selbst sehen, um zu verstehen was ich meine.
Klar ist mir jetzt aber vor allem:
Das Leben ist ein Wunder!
Ich Empfinde tiefe Dankbarkeit für dieses Geschenk.

Nach dem Film war ich nicht fähig zu schlafen und meditierte stattdessen.
Ich führte Experimente mit meiner Atmung durch (wie ich es instinktiver Weise auch schonmal auf LSD gemacht hatte).
Ich war überzeugt davon, kaum Luft zu brauchen. Mein Geist war irgendwie auf einer anderen Ebene, auf der Sauerstoff nicht wichtig ist. Mein Körper braucht keine Materie, um lebendig zu sein.
Letzten Endes wollte ich dann doch wieder atmen, aber umso dankbarer war ich um jeden Atemzug!

Jetzt, in der Stille nach dem Film, hatte ich ein sehr lautes Sausen in den Ohren. Als ich an den Apfel dachte, wurde das Sausen von der Tonhöhe höher und mit schnellerer Frequenz, während es beim Gedanken an Brot wieder absank.
Äpfel haben also eine höhere Frequenz? Sind sie deshalb gesünder?

Ihr seht, es ist einiges Geschehen in dieser Nacht.

Ich hoffe der Bericht ist einigermaßen verständlich in Anbetracht der Herausforderung, das eigentlich Unsagbare in Worte zu kleiden.

Danke fürs Lesen und bis bald!