Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Die Epiphanie von Bad Alpendorf
Drogen:LSD
Autor:freemind
Datum:09.01.2018 21:28
Set:siehe unten
Setting:siehe unten
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Bericht:

Dieser Bericht handelt von einem lebensverändernden Trip mit einer spirituellen Lichterfahrung (Satori/Samadhi/Epiphanie). Es war nicht nur mein außergewöhnlichster Trip, sondern auch das Schönste, was mir bislang in meinem Leben widerfahren ist. Der Trip fand im Mai 2013 statt, die Veröffentlichung im Jänner 2018. Ich schreibe das als Teil der Integration und weil ich eine gewisse Verpflichtung fühle, das Erlebnis mit einer interessierten Öffentlichkeit und der Forschung zu teilen. Es soll mein Beitrag zum Erfahrungsschatz der Menschheit sein, nicht nur in meiner persönlichen Erinnerung.

Gliederung:
1. Der Original-Tripbericht, so wie ich ihn einige Tage nach der Erfahrung im Kaffeehaus niedergeschrieben habe.
2. Das Transkript eines Handyvideos, einige Tage nach der Erfahrung.
3. Ergänzende Informationen und Gedanken

1. Der Original-Tripbericht aus 2013

Die Epiphanie von Bad Alpendorf

Die ersten Tage meines Reha-Aufenthalts in Bad Alpendorf (Pseudonym) waren für mich ein Höhenflug. Die Schönheit der Umgebung und die Umstände des Aufenthalts stimmten mich euphorisch. Ich war erfüllt von einer Begeisterung für die Natur, die Berge, die Wiesen, Almen, Bauernhäuser und zutiefst dankbar, dass ich hier sein und das erleben darf.

Schon vor Beginn des Aufenthalts war klar, dass ich hier meinen psychedelischen Erfahrungsschatz erweitern möchte. Ich habe daher 4 Trips mit LSD-25 auf Pappe mitgebracht. Die Trips wurden im März am Schwarzmarkt erstanden. Damals löste ein Trip (dieses Kaufs) die bislang stärkste LSD-Erfahrung meines Lebens aus, so dass ich annehme, dass sich damals ca. 300 µG LSD auf einem Blotter (rosa Schweinchen) befanden. Die Erfahrung dauerte 20! Stunden. Da LSD eine sehr flüchtige Substanz ist, die sich an der Luft und im Licht zersetzt, war mir nicht klar, ob (Mitte Mai) überhaupt noch eine wirksame Dosis am Papier enthalten ist. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Erfahrung war nicht so stark wie im März, aber immer noch ein starker Trip mit einem Erlebnis, dass einschneidend, erleuchtend und bislang einzigartig war.

Eine Epiphanie – eine spontane göttliche Offenbarung. Menschen, die eine solche Erfahrung machen, gründen entweder Religionen, wurden aber viel häufiger als Hexer verbrannt oder wurden ins Irrenhaus gesteckt. Kommt halt ganz auf die Zeit und die Umstände an. Da ich befürchte, dass meine Umgebung bei mir psychiatrischen Behandlungsbedarf konstatiert, wenn ich von diesem Erlebnis berichte, dieses Erlebnis aber einschneidend für mich war, möchte ich in diesem Text etwas ausholen, um mich verständlicher zu machen.

Erstens: Ja, ich habe diese Erfahrung unter Drogeneinfluss gemacht. Ich bin nicht der erste Mensch, dem eine Epiphanie zuteil wurde und ich werde nicht der letzte sein. Tausende sind mir vorangegangen und noch mehr werden mir hoffentlich folgen. Es ist nach der Lektüre vom weltbekannten LSD-Forscher Stanislav Grof auch gar nicht so ungewöhnlich, eine Epiphanie auf LSD (oder anderen Psychedelika oder anderen Techniken in einen holotropen Bewusstseinszustand zu kommen) zu haben. Nina Hagen hatte beispielsweise eine. Ihr ist Jesus Christus auf LSD erschienen, hat zu ihr gesprochen. Seit dem glaubt sie nicht an Gott, sondern ist von seiner Existenz zutiefst überzeugt und gibt erstaunliche Interviews. Sie propagiert den christlichen Glauben und singt jetzt in Kirchen. Die evangelische Kirche würde das alles nicht zulassen, wenn sie sich nicht vorher von der Echtheit des Glaubens der Nina Hagen überzeugt hätte. Der Hagen geht es wirklich nicht darum, mit einer neuen Sensationsgeschichte in die Medien zu kommen, ihre Bekehrung ist echt.

Zu meinem Erlebnis am Donnerstag, den 16.5. ist zu sagen, dass es am dritten Tag meines Aufenthalts stattgefunden hat. Nachdem ich Massage und Moorpackung hatte, erfolgte so um 15:15 die Einnahme des Sakraments. Zum Abendessen habe ich mir nur ein Brot richten lassen. Ich begann mit einem psychedelischen Spaziergang durch die nähere Umgebung, das Wetter war toll und die Natur glänzte in ihren schillerndsten Farben.

Dann ging ich schnell das Brot essen, musste dabei aber sehr aufpassen, keinen Lachkrampf zu bekommen und dann ging es in die Sauna auf die Wasserbetten in einem eigenen Ruheraum. Der Trip verlief wunderschön, ich ging in die Aussensauna und anschließend auf die Panoramaterasse. Von dort aus konnte ich die wundervollen Gebirgszüge des Alpengebirges betrachten, die im Lichte der untergehenden Sonne mit ihren schneebedeckten Gipfeln glänzten. Das helle und dunklere Grün der Wälder verschwamm zu einzigartiger Schönheit, die nur noch vom Tanz der Wolken übertroffen wurde.

Dann geschah etwas, das ich als spirituelles Erweckungserlebnis bezeichne. Eine Verbindung zum kosmischen Bewusstsein wurde hergestellt, dessen Teil ich bin. Über das Alpengebirge kam eine Vision von einem übernatürlich schönen Licht. Das Licht war stark aber matt und glänzte in Perlmutt, es war in ständiger Bewegung – eine lebendige Energie. So gerne ich es auch würde, kann ich meine Freude und die tiefe Beglücktheit in meinem Herzen nicht in Worten weitergeben. Ich hatte Kontakt mit dem allgemeinen, kosmischen Bewusstsein. Es ist zutiefst beglückend zu wissen, zu spüren, zu erfahren, dass man Teil dieses Bewusstseins ist.

Für dieses Bewusstsein haben andere die Namen Brahman, Jahwe, Jehowa, Shiva, Vishnu, Allah oder Gott verwendet. Ich habe keinerlei Zweifel, dass der historische Jesus, Mohammed und viele Propheten in der Menschheitsgeschichte genau so eine Erfahrung gemacht haben. Das Licht hatte für mich keine Botschaft außer dass die Energie, die zwischen mir und ihm floss, die pure Liebe war und tiefen Frieden ausstrahlte. In der Aufmerksamkeit des Lichts stehend, versetzte mich in einen Zustand der Ekstase. Ein Zustand, in dem alles klar ist, alle Fragen beantwortet sind, alle Bedürfnisse befriedigt sind. In der Gegenwart des kosmischen Bewusstseins herrscht vollkommene Erfüllung, Freude und Glückseligkeit. Der Zustand hielt einige Minuten an, war großartig.

Ambrosia, der Nektar der Götter, ist das Wort für die Energie, die zwischen mir und dem kosmischen Bewusstsein geflossen ist. Unendlich, allwissend, allgütig, solche Attribute schreibe ich der alles durchdringenden, allgegenwärtigen Bewusstseinsblase zu. Sie hat sich mir offenbart. Das ist ein Privileg, auch wenn es schon tausende Menschen vor mir erfahren haben. Tiefe Dankbarkeit empfinde ich dafür.

War das alles nur eine Illusion aufgrund meines LSD-berauschten Zustandes?

Nein, das glaube ich nicht. Mit absoluter Gewissheit kann ich sagen, das mich die Anwesenheit des großen, allgemeinen Bewusstseins in Ekstase versetzt hat. LSD hat dazu nur einen Trichter gelegt, der den Zugang dazu öffnet. Ein solcher holotroper Bewusstseinszustand kann auch durch fasten, Meditation, Trancetanz, etc. erreicht werden. In ihm besteht dann ein Austausch mit dem Bewusstsein.

Es ist nicht verwunderlich, dass Jesus nach 40 Tagen in der Wüste anfing zu predigen. Ich möchte nochmals betonen: Botschaft habe ich keine empfangen, sondern es war wunderbar und unglaublich, diese Gegenwart zu spüren. Die pure Liebe. Und haben nicht alle Propheten diese Liebe erfahren und dann ihre Ableitungen daraus gemacht?

Woran glaube ich jetzt?
An die Existenz einer höheren Instanz, wenn man so will Gott, ich nenne es das lebendige kosmische Bewusstsein. Daran, dass es das Leben erschaffen hat, daran dass es jetzt lebendig ist. In seiner Gegenwart ist alles klar. Es braucht niemand Angst vor dem Tod zu haben. Das Ende der irdischen Existenz ist nicht das Ende, sondern die Rückkehr zum kosmischen Bewusstsein. Dort sind wir hergekommen, dort gehen wir wieder hin. Vielleicht nur ein Teil von uns, aber unser Bewusstsein wird mit den Erfahrungen, die es hier gemacht hat, wieder Teil werden des großen Ganzen, lebendigen und ewigen Bewusstseins.

In seiner Gegenwart waren mir die Themen Wiedergeburt und Nirvana plötzlich völlig klar, ohne weiteren Erklärungsbedarf verständlich. Es war schon immer, es ist und es wird immer sein. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sind nur unsere lineare Auffassung der Zeit, das große göttliche Bewusstsein existiert in all diesen Bereichen und im ganzen Universum. Sein Lebenssamen, den es auf diesen Planeten gebracht hat, hat auch viele andere Welten erreicht. Es sieht der Entwicklung der Evolution zu. Es liebt seine Geschöpfe, wie dies nur der Schöpfer selber kann. In dem Moment der Verbundenheit sah und war ich alles. Jäger und Beute, der ewige Kreislauf von Geburt und Tod. Wer alles versteht kann alles vergeben, sieht alles mit dem Herzen, liebt alle seine Geschöpfe.

Es war ein großartiges Gefühl, dazu zu gehören, ein Teil des großen Ganzen zu sein, Einheit und Verbundenheit mit dem Kosmos. Das Leben erschien als göttliches Spiel, dessen Fügungen man sich mit vollem Vertrauen überlassen kann. Jedenfalls steht meine epiphane Erfahrung in keinem Widerspruch zu dem bislang erlernten Wissen über die physikalische Beschaffenheit der Welt. Schlafen konnte ich die ganze Nacht nicht. Zwischen spirituellem Erwachen und moderner Wissenschaft besteht für mich kein Widerspruch. Die tiefe Erfahrung, die ich gemacht habe, hat heilende Kräfte, ich fühlte mich spirituell geheilt.

Die Verbundenheit mit allen Lebewesen stärkt die Liebe zu ihnen. "So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr einander lieben." Abschließend noch ein Zitat von Stan Grof zu Epihanien, aus „Das Abenteuer der Selbstentdeckung“. Er versteht es viel besser zu beschreiben:

Diese Erfahrung ist grenzenlos, unfassbar und beschreibbar. Worte und gerade die symbolische Struktur unserer Sprache erweisen sich als geradezu lächerlich unzureichende Mittel sie zu erfassen und ihre Eigenschaften anderen mitzuteilen. Unsere phänomenale Welt und alle Dinge, die wir bei gewöhnlichem Bewusstsein erleben erscheinen im Licht dieses höchsten Bewusstseins als äußerst begrenzte, subjektive und illusorische Aspekte dieser einen Wirklichkeit. Dieses Prinzip entzieht sich allen Versuchen, es mit rationalen Mitteln zu begreifen, doch reicht schon ein kurzes Erleben des Prinzips aus, um alle intellektuellen und philosophischen Bedürfnisse voll zu befriedigen. Alle Fragen, die man jemals gestellt hat, scheinen beantwortet oder aber es besteht keine Notwendigkeit irgendwelche Fragen zu stellen.

2. Transkription des Videoberichts

Video, aufgenommen am 21.5.2013 im Bett mit Handykamera, zu sehen ist nur mein Gesicht, ich wirke erschöpft:

Ich hatte am Donnerstag eine Epiphanie, das heißt ich habe die Gegenwart Gottes empfunden, wobei ich es nicht als Gott bezeichne, sondern die Gegenwart des kosmischen Bewusstseins. Ich war zu diesem Zeitpunkt durch diese Gegenwart ekstatisch, da waren alle Fragen geklärt. Da war kein Bedürfnis da, kein Hunger, kein Durst, kein Sexualtrieb, nichts. Das war einfach vollkommene Erfüllung, absolute Ekstase, Glückseligkeit, Freude.

Ein Zustand der mich eigentlich überkommen hat, ich weiß gar nicht ob oben am Dach der Sauna oder sicher auch in der Sauna, dieser Zustand hielt eine Weile an. Es war unglaublich, wie wenn sich die Aufmerksamkeit des kosmischen Bewusstseins auf mich lenkt. Es war ein strahlend weißes Licht, matt glänzend, in Perlmutt schimmernd in allen Farben, bewegend. Aber nicht mit rausschießenden Strahlen, es ist schwierig zu erklären.

Es war ein großartiges Gefühl, Glückseligkeit und es war irgendwie Ambrosia, der göttliche Saft, dieser Nektar. Die Energie, die geflossen ist zwischen mir und diesem unendlichem, allwissenden, und allgütigen kosmischen Bewusstsein, für das andere die Worte Allah oder Gott gefunden haben. Es war nicht Jesus Christus, sondern es war Gott der Vater, aber geschlechtslos, ein Es. DAS kosmische Bewusstsein und es ist wie eine riesige Blase, die alles durchdringt, die sowieso ständig da ist, aber die sich halt mir offenbart hat, so wie sie sich vielen anderen Menschen auch schon davor offenbart hat. Trotzdem ist es ein großes Privileg, dass sie es mir gegenüber getan hat.

War das jetzt alles eine Illusion aufgrund meines LSD berauschten Zustandes?
– Nein, das war es nicht. Ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, es hat sich so angefühlt, es war so. Ich war in Ekstase, überschießendem Glück durch die Anwesenheit dieses großen allgemeinen Bewusstseins und das LSD hat nur einen Trichter gelegt, der den Zugang dazu öffnet. Es gibt auch andere Methoden, die Zugänge dazu öffnen, jedenfalls braucht es einen holotropen Bewusstseinszustand, keinen Normalen. Einen den man erreicht durch Fasten und Meditation und Veachlässigung des Körpers, so wie Jesus 40 Tage in der Wüste verbracht hat. Ich denke, dass auch Mohammed etwas ähnliches passiert ist.

Jetzt aber die Frage: Was war die Botschaft:
Botschaft gab es keine, es war einfach wunderbar, diese Gegenwart zu spüren, es war unglaublich, pure Liebe. Liebe und Frieden. Wenn es nicht das ist, was alle Propheten empfangen haben und daraus ihre Ableitungen gemacht haben, dann weiß ich nicht was sonst. Es war unglaublich großartig und schön. Es ist so über den Berg gekommen, dieses Licht, doiese Energie, und dann war sie da.

Ich bin mittlerweile überzeugt es gibt ein allgemeines, ein kosmisches Bewusstsein, das alles durchdringt und das unser menschliches Bewusstsein nur eine Ausformung dieses kosmischen Bewusstseins ist. Wir können damit eine Verbindung herstellen und unser Bewusstsein geht ganz oder teilweise nach unserem Tod wieder auf in diesem Bewusstsein.

Plötzlich waren so Sachen wie Nirvana, wie Wiedergeburt, ewiges Leben, vollkommen klar für mich. Mir ist vermittelt worden, dass ich auch Teil dieses kosmischen Bewusstseins, dieser geliebten göttlichen Energie bin. Die ihre Geschöpfe liebt, wie sie nur der Schöpfer lieben kann. Die Botschaft ist irgendwie: Liebt einander, so wie ich euch liebe. Wobei es bei diesem Bewusstsein nicht um eine Person geht, sondern um eine liebende, alles schaffende Energie. Das ist mir alles klar geworden. Schwer zu formulieren. Ich weiß nicht, wem ich es erzählen kann, der nicht glaubt, dass ich verrückt bin.
Ende.

3. Ein paar Jahre später: Ergänzungen

Der Tripbericht und das Video sind authentische Dokumente meiner Gipfelerfahrung. Ich habe mir Gedanken gemacht und denke aber es braucht noch weitere Informationen zum Verständnis:

Was war die Vorgeschichte zur Reha?
Ich hatte einen Bandscheibenvorfall, extrem schmerzhaft aber viel zu spät als solcher diagnostiziert. Eine OP war nötig.

Zu welchem biographischen Moment hat mich die Epiphanie ereilt?
Mitte Dreissig, verheiratet, Vater von zwei kleinen Kinder, katholisch getauft, hab studiert. Die Ehe sehr unglücklich, Scheidung stand im Raum. Beruflich zwar in einer veünftig bezahlten Vollbeschäftigung im Büro, aber sehr unglücklich im Job, schlechte Stimmung, keine Förderung, keine Perspektiven. Mein Leben zu dem Zeitpunkt war schwierig, sowohl beruflich als auch privat. Viel Alkohol getrunken. Keine schöne Zeit. Ich war sehr froh, endlich Urlaub vom Leben zu haben und ein paar Wochen auf Reha fahren zu können.
When the student is ready, the teacher will appear. Buddha

Wie war ich an dem Tag drauf?
An dem Tag bin ich bereits um 6:20 aufgestanden, habe um 7 Uhr bereits auf Eigeninitiative Krafttraining gemacht, war also für meine Verhältnisse außerordentlich aktiv, motiviert und engagiert. Der Tag begann also bereits außergewöhnlich, auch wenn mir das nicht aufgefallen ist. Aus heutiger Sicht finde ich es total übermutig, sich 300µg LSD einzulegen und dann alleine im Wald spazieren zu gehen. Hätte auch schief gehen können.

Welche psychedelischen Erfahrungen hatte ich bereits?
Erste psychedeliche Erfahung hatte ich 2006 mit Plizen, bis dahin vielleicht dreißigTrips mit Pilzen und fünf mit LSD, einige Bücher von Stanislav Grof bereits damals gelesen. Hatte damals keine Meditationserfahrung und keine spirituelle Praxis.

Was habe ich gegessen?
Um bestimmte Bewusstseinszustände zu erreichen haben Schamanen herausgefunden, dass fasten oder eine bestimmte Diät förderlich sein können. Ich versuche daher, mich zu erinne, was ich an jenem Tag gegessen hatte. Ich denke ich hatte um 12 Uhr ein vegetarisches Mittagessen (Einnahmezeitpunkt 15:15!, würde ich heute nicht mehr so machen). Ich hatte ja für die ganze Reha das vegetarische Menü bestellt, aber ganz Vegetarier war ich noch nicht zu Beginn der Reha. Zum Frühstück habe ich noch Wurst gegessen, so wie mein ganzes Leben zuvor. Dass ich als Vegetarier aus der Reha zurückkehren sollte, war ja noch nicht klar. Um ungefähr 17:30 dürfte ich mir – bereits schwer trippig – noch ein Takeaway Brot reingestopft haben. Ich habe mich sehr bemüht, dass kein anderer Rehagast mir meinen Zustand anmerkt.

Zu welchem Zeitpunkt im Trip passierte die Gipfelerfahrung?
Als mich die Epiphanie ereilte, lag ich auf einer Liege im Saunabereich, auf der Dachterrasse des Thermalbads. Ich war alleine, bis auf eine Bedienstete, die sauber machte. Ich hatte sie Anfangs gar nicht bemerkt. Es war eine seltsame, verschrobene Frau um die 50, die sehr großes Interesse an mir hatte, wie mir – trippig - schien. Zu dem Zeitpunkt war ich überzeugt davon, dass der Höhepunkt meines Trips bereits vorüber war. Die Wirkung des LSD hatte ihren Höhepunkt jedenfalls bereits überschritten und war am abklingen!

Welche Musik habe ich gehört?
„music can be a really potent way to induce and also guide altered states” Musik beeinflusst die visuelle Erfahrung stark.
Mein Handy spielte mir über Kopfhörer eine psytrance-Playlist, Progressive.
Dann spielt es Bringers of the Dawn (von Rigel und unika libela, GOA X Volume 9, Golden Summer edition) – und die Wolken lichten sich kurz – die Sonne blitzt hindurch und trifft auf meine geschlossenen Augen – genau dann passiert es.
Kannte ich den Song bereits? – Ja.
Wird im Song geredet? – Ja! „Evolve yourselves into higher beings“
War die Musik angenehm: Ja! Danach hab ich das Stück immer und immer wieder gehört. ;-)
Spirituelle Musik - Spirituelle Erfahrung? Ich hab danach sogar das Buch gekauft, welches dem Song zu grunde liegt: Bringers of the Dawn: Teachings from the Pleiadians, von Barbara Marciniak. Es geht um Channelling.

Was geschah unmittelbar vor der Gipfelerfahrung?
Viel über das ich schreibe habe ich nur mehr vage in Erinnerung:

15:15 Einnahme 300µg LSD im Zimmer
„Holotroper“ Spaziergang im Wald – Filmaufnahme 16:07
LSD wird stark als ich in mein Zimmer im Rehazentrum zurückkehre
Umziehen im Zimmer – masturbation – anschließend im Bademantel zur Therme.
In der Therme gleich in den Saunabereich, dort in den dunklen Wasserbetten-Ruheraum.
Am letzten Wasserbett – Raum war leer – zugedeckt und Kopfhörer anHandy spielt mir psytrance-Playlist
Hier erlebe ich intensives trippen mit geschlossenen Augen – Zeit dilletiert
Irgendwann denke ich der Höhepunkt ist überschritten, gehe aufs Klo.
Mir ist kalt, ich wage mich in die Sauna. Es ist eine Outdoorsauna, mit Blick in die Berge.
Irgendwann beginnt ein Aufguss und ich bleibe sitzen.
Die Menschen sehen sehr witzig aus. Ich kann mir das Lachen kaum verkneifen. Jeder hat seine individuelle Statur, jeder ein Original. Ich denke mir, welchen Spass sich Gott doch macht, all diesen Menschen diese lustigen Körper zu geben.
Nach dem Aufguss geht es trippig ins Kaltbecken – was für ein intensiver Rush!
Ich bin körperlich total erledigt nach dieser Prozedur, gehe hinauf über die Metalltreppe zum Dach, wo die Sonnenliegen stehen. Dort bin ich allein.
Lege ich mich – eingewickelt in den Bademantel und ein Badetuch - hin, mache die Musik wieder an.
Irgendwie bin ich erleichtert, lasse unbewusst alles fallen, was mir vielleicht vorher nicht gelungen ist – hatte ja ständig Angst, dass wer in den Ruheraum hineinkommt und mich anspricht- Es ist zu diesem Zeitpunkt schon erledigt.
Dann spielt es die Bringers of the Dawn – und die Wolken lichten sich kurz – die Sonne blitzt hindurch und trifft auf meine geschlossenen Augen – genau dann passiert es.
Die Zeit bleibt stehen und es gibt nurmehr das Licht. Voraussetzungslose Liebe und tiefer Frieden.
Habe irgendwann die Kopfhörer abgenommen. Das war aber verwirrend, hat mich rausgebracht, hab sie wieder aufgesetzt. Die Ohrstöpsel waren nass, das hat den Genuss etwa getrübt.
People started to realize that it’s not the drug itself that provides a therapeutic effect; it’s the experience that the drug is able to produce in interaction with the therapist, with the environment, that has that potential. (Rick Doblin)

Wie habe ich die Erfahrung integriert?
Ich war mit der Integration des Erlebnisses ganz alleine gelassen. Aber ich hatte wenigstens Zeit. Oder besser: Ich habe mir die Zeit dafür genommen, statt sie zu verschwenden. Als ersten Schritt der Integration habe ich ein Handyvideo gemacht. Tage später habe ich mich ins Kaffeehaus gesetzt, ein Bier bestellt und den Bericht mit der Hand geschrieben.

Hätte ich dieses Erlebnis nicht auf der Reha gehabt, weiß ich nicht, ob es nicht wieder in Vergessenheit geraten wäre. Auf der Reha hingegen war ich frei. Frei von der Arbeit. Frei von der Familie. Ich konnte mich ganz mit mir selbst beschäftigen, hatte Urlaub vom Leben. Ich hatte also genug Zeit, über das Erlebte zu reflektieren und die richtige Literatur dabei – viel von Stan Grof, das Tibetische Totenbuch,…

Eine Lehre: Behalte deine psychedelichen Erkenntnisse besser für dich, sonst hält man dich für einen Spinner. Wenige Tage nach der Erfahrung sitze ich betrunken im Kurkaffeehaus und erzähle einem scheinbar sympathischen jungen Mann (der schon Pilzerfahrung hatte) von meinem Erlebnis. Leider erzählt er es gleich weiter. Jene, die auf diese Weise davon erfahren halten mich für komplett durchgeknallt – peinliche Situation. Reden ist silber, aber Schweigen ist Gold wenn es um Satori geht!

Die Erfahrung hat mich tief bewegt, ein halbes Jahr danach habe ich so gut wie täglich daran gedacht. Das Wichtigste ist es, den Trip zu integrieren, dazu gehört eine intensive Nachbearbeitung, das wusste ich. Ein paar Monate später habe ich daher noch ein Bild gemalt. Es ist eine Collage mit einem Foto. Das Foto entstand ein paar Tage später von genau der Perspektive aus, wo die Erfahrung stattfand.

Die wahre Bedeutung dieses Trips für mein Leben:
Die Tage danach habe ich noch fast jeden Tag mit anderen Rehagästen am Abend in einem nahem Lokal bis zum Vollrausch getrunken. Alternativ dazu habe ich alleine in meinem Zimmer getrunken. Oder Zuerst Alleine, dann mit den anderen und dann wieder alleine im Zimmer.

An einem Abend nach der Epiphanie im Lokal dann die Erkenntnis:
Warum sitze ich eigentlich hier? Was mache ich hier? Interessieren mich die Leute? Nein. Will ich mit ihnen sprechen? Nein. Ich sitze hier nur, weil ich Alkoholiker bin und meinen Stoff brauche. Seit vielen Jahren schon habe ich übermäßig getrunken. Ich will das jetzt aber nicht breittreten.

Einen Tag danach habe ich das Trinken aufgegeben. An der Beziehung zu meiner Frau hat das nichts geändert. Die war bereits zerrüttet. Ein paar Monate später wurde die Ehe geschieden.

Die Turbulenzen rund um das Ende meiner Ehe haben schlechte Gewohnheiten wieder aufleben lassen. Ich habe ein paar Monate lang wieder mit dem Trinken und dem Rauchen angefangen. Ein paar Monate später war es dann aber soweit und ruhiger. Ich habe professionelle Unterstützung gesucht und gefunden und erfolgreich – bis jetzt fast vier Jahre – mit dem Trinken aufgehört. Auch das Rauchen habe ich mir vor drei Jahren abgewöhnt – ohne je wieder einen Ausrutscher zu haben.
Ich weiß nicht, wie mein Leben ohne diese Erfahrung weiter verlaufen wäre. Es hätte auch gut sein können, dass ich dem Alkohol gänzlich verfallen wäre, als geschiedener Mann wäre das naheliegend bei meiner Vorgeschichte. Alkohol – Depression – Selbstvernachlässigung – eine Abwärtsspirale (zum Suizid?).

Um Klarheit zu schaffen:
Die Erfahrung des Satori hat mir nicht gesagt: Hör auf zu trinken. Aber sie hat einen gewaltigen Selbstreflexionsprozess ausgelöst. Gott hat ohne Vorankündigung an meine Tür geklopft. Sehr laut. Was macht man da? Ich hatte jedenfalls den schon seit längerem schlummernden Eindruck, dass sich mein Leben ändern sollte. Die Erfahrung hat aber den Anstoß gegeben, bestimmte Dinge grundlegend zu ändern. Mehr im Einklang leben. Entscheiden dort, wo ich entscheiden kann. So bin ich Vegetarier und trocken geworden. Insbesondere der Verzicht auf Alkohol hat dazu geführt, dass jetzt andere Dinge in meinem Leben mehr Platz haben. Dinge die mir Freude bereiten und vorher unvorstellbar waren. Ich bin heute sicher ein zufriedenerer Mensch als ich es vor der Satori-Erfahrung war. In gewisser Weise hat LSD mein Leben gerettet. Bislang konnte ich kein weiteres Satori erleben, so etwas lässt sich leider nicht so leicht reproduzieren.

Das war die intimste Geschichte meines Lebens. Ich freue mich wirklich sehr auf eure Kommentare, liebes Land der Träume!