Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Trip ins Ungewisse
Drogen:Research Chemical
Autor:Gruenkopf
Datum:24.06.2019 10:39
Set:jung, unbedarft, in vollstem Vertrauen zu meinen Freunden
Setting:im Haus eines Freundes,
Nützlichkeit:8,43 von 10 möglichen   (7 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hallo liebes LdT,
Was passiert hier Gerade? Wer bin ich eigentlich und ganz wichtig: warum?
Warum schreibe ich diese Erzählung? Wieso genau jetzt, wo das Erlebnis doch Jahre her ist?
Fragen über Fragen, welche sich in mein Gehirn brannten und mich ab diesem Tag nicht mehr los ließen.

Ein Trip mit 5-MeO-MiPT, viele kennen die Substanz wohl eher als MOXY, ist ein Teil von mir geworden. Wir sind uns wohl alle einig, dass jeder Trip, jede Drogenerfahrung, sogar jede Erfahrung allgemein eine Spur hinterlässt, wie ein Flugzeug am Horizont. Diese Spur geht in uns über. Irgendwann ist sie nicht mehr sichtbar, doch wird sie immer ein unauslöschlicher Teil von uns bleiben.
Wir waren gerade frisch mit der Schule fertig, naja zwischen dem Abschluss und dem besagten Tag liegen ungefähr 10 Monate, so frisch waren wir schon nicht mehr. Ein Jahr Pause sollte es am Ende werden, so richtig habe ich in dieser Zeit nichts gemacht, außer mit meinen Freunden irgendwelche Sachen einzubauen. Geplant war mich in dem Jahr selbst besser kennenzulernen und anschließend ein Studium zu beginnen.
Die Mehrheit von uns war gerade mal 19 Jahre alt geworden und es waren die ersten schönen Tage im Jahr vergangen, als unser Freund Ares von einer Eroberung erzählte. Er ist ein sehr wissbegieriger Mensch, einer der verrücktesten zugleich und diese Eigenschaften kann man ohne Zweifel auch auf seine Einstellung zu Drogen übertragen. Wo andere scheitern fängt er an Spaß zu haben. Ihr wisst wie die Geschichte ausgeht? Schauen wir doch einfach mal, ob ihr Recht behaltet.
Wir waren an diesem Tag 3 Konsumenten. Ein Freund, Stan, war extra für uns da und konsumierte nicht. Im Bereich der Psychedelika standen wir ganz am Anfang. Ein nicht früchte tragender Pilztripp war zumindest für mich und meinen zweiten Begleiter Walter, außer dem Rauchen von Gras, die einzige Erfahrung. Was passieren kann wussten wir nur aus Berichten, wussten wir nicht aus Erlebnissen. Gerade das macht es umso verrückter, dass wir nach dieser Reise am Ende waren. Ich habe alles gesehen und verstanden. Ja, wirklich alles, vertraut mir einfach,.... zumindest das Gefühl hatte ich in einer Tiefe empfunden, wie es kein Mensch verstehen kann, der nicht psychedelische Erfahrungen hatte.
Wir kamen abends in Ares Haus an, unserer Höhle. Seine Eltern waren umgezogen und wir hatten ein wirklich phänomenales Haus und zwar mitten in der Natur, ein ganzes Jahr, nur für uns alleine. Wie geil war das denn?! Ares erzählte von seiner Erfahrung, von MOXY, er hatte zusammen mit einem weiteren Freund von uns, namens Alexander, an einem Abend locker über 20 mg konsumiert ( ich glaube, alles ab 7-9mg ist ein starker Trip und ab 16-18mg wird es sehr stark; ältere Seiten, die ich heute nicht mehr finde, beziffern die Mengen viel geringer und sprechen bei einer Verdopplung der Dosis von einer Vervierfachung der Wirkung). Wir waren sichtbar nervös, Ares antworte auf unsere Frage, ob das nicht viel zu viel war, das sei nicht so potentes Zeug und wir verträgen genauso viel. Ich bohrte nach, aber er blieb dabei. Später stellte sich jedoch etwas ganz anderes heraus und zwar das Ares und Aleksander zwei kaukasische Bären sind, die so viel vertragen, dass sie mit einem echten Bären konkurrieren könnten. Vielleicht sind Walter und ich aber einfach nur empfindliche Menschen?

Der Kampf begann kurz nach der Einnahme von 20mg in dem mich MOXY zu Boden warf, es waren Bauchschmerzen wie man sie nur von Magenkrämpfen kennt. Ich hatte im Gegensatz zu Walter niemals das Bedürfnis mich zu übergeben, mir war einfach tierisch schlecht. Bereits zwanzig Minuten nach der Einnahme morphten die die Tapeten und mit ihnen die Wände auf denen sie befestigt? sind, sodass eine Orientierung schwer möglich war. Ich lag im Flur auf dem Boden, wie ein Kind, in Embryostellung. Da war mir bereits klar, dass etwas auf mich zukommt. Wie schwer das ganze war, war für mich unmöglich zu erfassen. Ares verstand uns nur schwer, auch bei ihm gings schließlich schon los und unser Begleiter war von der Situation wahrscheinlich ein bisschen überfordert. Ab jetzt kann ich nur noch schemenhaft erzählen, denn meine Erinnerung weißt große Lücken auf. Schon damals, wie auch jetzt. Einige Momente sind mir jedoch in Erinnerung geblieben, auch heute sehe ich sie ganz klar. Es wurde immer schwieriger die Situation zu kontrollieren, die Versuche her der Lage zu werden wurden immer verkrampfter und ich erkannte nicht, dass es mir unmöglich ist, her der Lage zu sein. Wie war es auch? Es war eine Erfahrung, die mich übermannt hat, sie war so gewaltig wie nichts in meinem Leben bisher. Ich driftete gedanklich ab, kam manchmal zurück und verkrampfte. Ein Wechsel, der mich immer wieder zur Erkenntnis brachte, ich müsse es einfach zulassen. Ich war jetzt und den Großteil meines Trips in meinem Loop gefangen. Alles ist schon genauso passiert und ich erlebe das hier wieder und wieder.Schon faszinierend was sich unsere Psyche so zusammenbasteln kann. Vielleicht kamen die Gefühle, alles schon einmal erlebt zu haben einerseits, durch die Verbindung zu allem und anderseits, das gleichzeitig verlorene Zeitgefühl. Ein Lied dauerte nicht nur 30 Minuten anstatt 5, zu erst verschwand das Gefühl und danach das Verständnis für die Zeit und ihre Bedeutung komplett. Als ich das begriff dürfte der Peak schon fast erreicht gewesen sein, die Übelkeit war weg und auch Walter, welcher sich übergeben hatte, ging es jetzt ein wenig besser. Ich konnte die Erfahrung teilweise akzeptieren, loslassen ist der falsche Begriff. Ich schaute nun also auf die Anzeige der Uhr, ständig wollte ich wissen wie viel Uhr es ist, wie ein Geschäftsmann, der auf seinen wichtigsten Termin des Jahres wartet, wartete ich darauf, dass es zu Ende war. Noch 6 Stunden, was(bei uns hielt der Trip oral doch länger als 5 Stunden)? Ich verstand es nicht, was heißt das, 6 Stunden? Was bedeuten diese Zahlen denn? Nichts, absolut nichts. Zeit ist nicht existent.
Den Zustand hatte ich für den Moment teilweise akzeptiert, ich wusste jedoch auch, hält dieser Zustand länger als den nächsten Morgen an, dann hab ich keine andere Wahl, als mich umzubringen. Es war die einzige logische Schlussfolgerung. So wie ich jetzt war, war ich nicht überlebensfähig. An ein Wunder grenzte, dass ich nicht auf mehr dumme Gedanken kam. In diesen Tagen der Offenbarung meines Innersten, retteten mich die Umgebung, meine Freunde und meine tiefe Verbundenheit zu Ihnen. Ohne diese wäre ich gestorben und das meine ich genauso. Ich schreibe bewusst Tage, weil der Trip für mich insgesamt 7-14 Tage dauerte, irgendwo dazwischen liegt er.
Ihr kennt vermutlich das Gefühl, wenn ihr mit guten Tripgefährten unterwegs seid und ihr denkt: hey! Der weiß doch gerade genau was ich denke und ich weiß ebenso was er denkt. Dann schaut ihr euch an und wisst genau über was ihr beide gerade nachgedacht habt. Dieses Gefühl hatte ich in dieser Nacht ständig. Ich frage mich bis heute wie das zustande kommt. Ist es durch das individuelle Verbundenheitsgefühl zu allem, das einem in der gleichen Ursuppe schwimmen lässt? Ich war niemals ganz alleine , was ein Glück!
Was ich hier noch kurz erwähnen will, die Akustik war ausgesprochen komisch. Stimmen und Musik hörten sich ab und an sehr metallisch an, als würden nicht die Personen selbst, sondern viel mehr ein Etwas zu mir sprechen. Die visuelle Komponente des Trips zeigte sich in vollkommener Bewegung des Raumes und eines völlig absurden Schärfe und einem extremen Tiefegefühl für den Raum. Ein Kessel mit 20 cm Durchmesser konnte auch schon mal so groß sein, dass man sein Ende nicht erkennen konnte.Ihr seht also, Dimension um Dimension war bei meinem Empfinden völlig durch den Raum gewürfelt worden und wurde von meinem Gehirn auf 360 zusammen gekleistert. Gedankengänge liefen in einer Geschwindigkeit ab, die einem ein Gefühl vom Göttlichkeit gab. So schnell und vernetzt, dachte ich noch nie in meinem Leben. Es war auch ohne Probleme möglich, sich gleichzeitig in mehrere Gedankengänge zu vertiefen, was mich seiner Zeit sehr in Unruhe versetzte, da es für mich einen Zusammenhang mit einer Persönlichkeitsstörung darstellte. Summa summarum war es anstrengend. Ich war schnell müde, aber noch lange nicht fertig. Es warteten noch zwei Erfahrungen auf mich, die mir in Erinnerung geblieben sind. Ich lag also da, mit geschlossenen oder offenen Augen, ehrlich keine Ahnung. Ich war so tief in meinen inneren Sphären versunken, dass ich nichts meiner Außenwelt wahrnahm. Meine Atmung zog mich selbst an, ich atmete tief und achtete bewusst auf meine Atmung. Ihr kennt das Gefühl, aktiv auf seine Atmung zu achten und ein paar Minuten später festzustellen, vergessen zu haben darauf zu achten und dieser Prozess sei gleichzeitig wieder ins Unterbewusstsein übergangen, oder nicht? Die Beobachtung meiner Atmung ging sehr weit. In einem Moment realisierte ich aktiv, wie meine Atmung vom Bewusstsein ins Unterbewusstsein über ging. Ich war sozusagen der Beobachter eines eines Prozesses, welcher zwischen den beiden Welten unseres Verstandes verlief. Ich fragte mich, ob ich denn jetzt gerade atmen würde, weil ich ja bewusst gar nicht mehr atmete und nur ein Gefühl über die Situation erhielt. Es war alles in Ordnung.Die Atmung ist einer der tiefsten Prozesse unseres Ichs. Ich war ganz am Anfang meines Seins angelangt.
Als ich da so rum lag und der Trip seine volle Stärke ausgebreitet hatte begann ich mich immer weiter von all dem zu entfernen, was mich ausmachte. Folgendes ist der Grund warum ich diesen Bericht schreibe: korrigiert mich gerne, falls ich falsch liege. Ich realisierte vor kurzem, eine Art außerkörperliche Erfahrung gehabt zu haben. Ich hatte nie DMT/Ayahuasca konsumiert, MOXY ist zwar auch ein Tryptamin, aber ich habe keine Ahnung, ob es auch eine solche Erfahrung auslösen kann. Der Erfahrung war ich mir schon immer bewusst, nur konnte ich sie nicht wirklich einordnen, auch wenn ich schon von Phänomenen im LdT gelesen habe. Erst jetzt wurde ich mir dieses Ereignisses ernsthaft bewusst!
Ich entfernte mich also von dem Haus, meinen Freunden und schließlich auch von mir selbst. Es war nicht schwierig, es zog nicht an mir. Mit Vollgas reiste ich durch die Galaxis, an Planeten und Sonnensystemen vorbei. Was genau dort geschehen ist, weiß ich nicht mehr, vielleicht verweigert mir auch mein Verstand es zu wissen. Irgendwann (ich war ohne meinen Körper, aber dennoch war ich noch) war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich mich selbst fragte: Wie soll ich zurück kommen? Ich bin soweit weg von meinen Ursprung, wer ich bin, gehe ich jetzt noch weiter, komme ich vielleicht nie mehr zurück. Ich entschloss mich zurück zu kehren, zu dem wer ich bin und wo ich zeitens des Lebens hingehöre.
Was damals genau geschehen ist, keine Ahnung.Der restliche Trip verlief zum Glück unspektakulär. Nach diesen intensiven Flügen war ich geerdet. Da der Hochpunkt überschritten war, ging es mir bald besser. Zumindest konnte ich mit den Ereignissen besser umgehen. Es wurde Morgen und der Trip ließ nach, der Afterglow war super lange. Am Tag nach dem Trip konnte ich weder vernünftig sprechen, noch klar denken. Die Wochen und Monate darauf wurden die schwierigsten meines Lebens, weil sich in jeder zwischenmenschlichen Kommunikation Fragen über Fragen in mich bohrten. Ich konnte nichts, aber wirklich nichts mehr so akzeptieren, wie es war. Sagte mir jemand ihm gefällt meine neue Frisur, dachte ich nicht: danke, sehr nett.; sondern fragte mich: warum sagt er das zu mir? Will er mich verarschen? Macht er sich über mich lustig?
Die Eigenschaft, nichts auf sich beruhen zu lassen, prägte den Trip anfangs und meine Zeit nach dem Trip enorm. Heute weiß ich wir hatten verdammtes Glück. Wir sind alle, "gesund" und als "die Selben", zurückgekehrt. Andere hatten dieses Glück nicht. Die Erfahrung möchte ich auf keinen Fall missen, ich bin heute ich aufgrund dieser Erfahrung. Manches hätte ich mir sparen können. Dennoch bin ich dankbar für alles was mir wiederfahren ist und dankbar für alles was ich heute habe. See you space cowboy.

Sorry für die unzähligen Nebensätze und die Grammatik.



"Irgendwie verstehe ich das Leben nicht", sagte er, "noch im Sommer fühlte ich wie das Leben aus mir in die Welt empor wuchs, um jeden zu beglücken und nicht zuletzt deshalb, weil es mir selbst so gut ging wie selten zuvor. Und doch stehe ich jetzt am Fenster und blicke in das vernebelte Tal, welches mein zu Hause ist, und fühle mich leerer denn je. Ja, ich bin zu Hause und habe eigentlich alle meine Lieben um mich die ich zum Leben brauche. Doch was ist es, was ist es, das ich in mich aufnehme wie das Licht den Schatten aufnimmt und am Ende selbst zur Dunkelheit wird? Ich vermag nichts weiter zu tun, als meine Depression auf den herannahenden Winter zu schieben. Das Leben wandelt sich und es kehrt Ruhe ein, doch ich versuche an der mir doch sehr gefallenden Energie des Sommers festzuhalten. Ich verfluche den Winter und mit ihm alle Menschen, die ihn bevorzugen. Ist es die Differenz zwischen Erlebtem und dem was ist, der jetzigen Realität? Ist es mein Verstand, der kraft - und chancenlos versucht die Zeit die in ihm gerade zu zerfließt anzuhalten, sodass dieses Gefühl des Lebens niemals enden wird? Ich frage mich ernsthaft. Und doch finde ich keine Antwort. Wie auf so viele Fragen, so viel Geschehen es niemals eine Antwort geben kann. Vielleicht ist es auch das, das mich zermürbt und die Farbenpracht des Herbstes wie ein graues Trauerspiel wirken lässt. Diese Ungewissheit, Unsicherheit ja fast schon Angst, die Zukunft betreffend macht mich handlungsunfähig.
Ich bilde mir mein eigenes Ende selbst indem ich es nicht auf sich beruhen lasse und dabei komplett vergesse, dass auf jeden Winter auch ein Frühling folgt."