Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Unruhe und Angst verbleiben, Update: verblassen.
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:oersangv
Datum:30.05.2020 13:55
Set:Halbswegs zufriedener Mensch wollte eine Erweiterung um Negatives loslassen/anders sehen zu können.
Setting:Alleine im Wald, am hellichten Tag, am Flussufer, super Wetter
Nützlichkeit:8,50 von 10 möglichen   (12 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Guten Tag zusammen, ich habe mich neu angemeldet und man könnte meinen, dass ich verzweifelt bin. Die Verzweiflung ist nicht während oder kurz nach dem Trip geschehen, sondern jetzt einige Tage später, während ich versuche meine "Erkenntnisse" in mein Leben einzuordnen. Ich möchte euch vorher ein Abbild von dem Whatsapptext aufschreiben, der am Tag des Trips mit meinem Lieferanten und Freund gelaufen ist, damit ihr nachvollziehen könnt, was der Trip mit mir gemacht hatte. Danach will ich noch einiges dazu erklären. Ich bin momentan in einer ängstlichen Phase und aus dieser Grundstimmung schreibe ich, womit einige Inhalte verfärbt erscheinen dürften. Es waren 2 Gramm eines grauen Pilzes mit dem Inhaltsstoff Psilocybin. Zum Chat:

26. Mai 2020
Ich: Das Zeugs schneckt scheisse, ab wann sollte ich mich anders fühlen? Laufe gerade durch den Wald auf der Suche nach Erleuchtung ;)! (10:45)
Freund: uiiiii! Viel Spaß erstmal. (10:45)
also ca nach einer Stunde, aber am besten nicht die ganze Zeit verkrampft darauf warten sondern einfach bisschen rumwandern und die Natur genießen :D. (10:46)
Ich: ok, bin jetzt eingelinkt in die Matrix.
Habe jetzt die Augen des Orakel. (10:57)
Freund: :D (10:59)
Ich: Krass..Wie lange dauert der Stunt? Ist ja schon ziemlich Zeitlupe alles. (11:02)
Freund: Paar Stündchen…Musst mal auf Details – Formen und Muster achten! ;D (11:09)
Ich: Digggeeeerrr (11:28)
Krass… (11:28)
Uns gibt’s garnicht… (15:50)
Fuuuu (15:50)
Freund: Naja immerhin gut zu wissen, dass es dich noch gibt (15:52)
Ich: also keine Sorge „ich existiere“ noch. (15:53)
Freund: das freut mich, falls du das noch nicht getan hast, würde ich langsam auf Nahrungssuche gehen, dann existierst du wieder ganz :D. (15:59)
Ich: Ne Banane ist schon drin. (16:00)
Freund: was herzhaftes! (16:00)
Ich: Ein Schokojoghurt geht auch!
Habe momentan das Gefühl, dass ich zu den „Eingeweihten“ gehöre. Ich finde keine Worte zu beschreiben was los ist, was wissen ist, was sein ist, Wahrnehmung.. (16:04)
Freund: I know right.
Ich freue mich über einen Lagebericht wenn das Ding etwas verdaut ist. :D (16:05)
Ich: Es macht Sinn, Alles und nichts.
Wie lange noch dieser Zustand? (16:06)
Freund: ja ich denke es ist jetzt auf dem Weg nach unten und fühlt sich langsam eher etwas matschig im Kopf an, nach ner gehaltvollen Mahlzeit ist das dann deutlich besser. Aber zu 100% ists erst weg nach ner Portion Schlaf. (16:08)
Ich: Alles klar. Krass Unerklärbar. Alles ist nichts. (16:15)
Freund: Wie isset? (23:05)
Ich: Ich merke wie ich wieder in den Ego-State komme, aber noch bin ich teilweise grenzenlos. Evtl morgen wieder im bekannten Film. (23:07)
Freund: Ich hoffe doch sehr :D. Wie war dein Abend noch? (23:08)
Ich: Insgesamt geil (23:08)
Freund: Schön zu hören. (23:08)
Ich: Meine Cousins waren noch da, es war witzig. Ich höre jetzt genau hin. Man meint durch die Matrix zu gucken. Ich habe meine vermeintlichen Grenzen erkannt. Habe irgendeine Erkenntnis gehabt. Ich glaube hiervon gibt’s kein zurück. (23:11)

Am nächsten tag war ich arbeiten. Also 2 Tage später zum 28 Mai 2020 dann:
Ich: Hast du eigentlich diese Ich-Auflösung gehabt? (08:11)
Freund: Bin noch nie ganz im Universum verloren gegangen aber paar mal durchaus ein Baum gewesen. (08:34)
Ich: Hattest du das Erlebniss dass du eigentlich nur das klare Bewusstsein bist und die Welt nur durch dein Ego erlebst?
Ich habe so ein wenig Muffel, dass ich mich verliere in nächster Zeit, also irgendwie auflöse, ist dir das bekannt? (08:36)
Freund: Die Ego-Auflösung kommt mir bekannt vor. (08:39)
Dann am Folgetag, den 29. Mai 2020:
Ich: Homie ich wollte dir nur nochmal Rückmeldung geben, dass es mir momentan sehr gut geht und du dir keine Sorgen machen musst. Ich brauche einfach die Zeit diese Erfahrung auf mich wirken zu lassen. (09:51)
Freund: :D Wir bleiben in Kontakt. (10:00)
Ich: Klar! (10:11)
Ich: Jetzt geht es mir wieder scheisse. Schiebe wieder Panik muss in die Natur oder so. (20:00)

Und so ist meine momentan Stimmungslage. Ich habe den Eindruck immer kurz vor einer Panik zu sein, den Verstand verlieren zu können und alles zu verlieren, was ich mir im Leben erarbeitet habe. Meine Freundin, meinen Beruf. Ich sehe vor Augen, wie meine Familie verzweifelt und zerbricht, da ich in die Psychiatrie eingeliefert werde. Ich sehe mich wie ich nicht mehr aus diesem Krankheitsbild rauskomme, da dies der neue Status-Quo ist. Ich habe weiterhin die Fähigkeit adäquat zu denken und handeln und habe auch keinerlei Wahninhalte oder Halluzinationen. Es hat sich nur ein anderes Gefühl zu meiner Person entwickelt und zu Personen generell. Eine Art Grundlegender Gedanke, dass wir alle gar nicht existieren. Wie im Film Inception werde ich den Gedanken nicht richtig los und fühle mich extrem einsam. Ich sehe Leere in den Augen anderer Menschen. Irgendwie reagiere ich noch emotional, wenn ich mit meinen Eltern spreche oder mit meiner Freundin bin, aber es hat sich auch ebenfalls eine Art innere Unruhe etabliert, die so massiv wird, dass ich manche Situation verlassen muss. Ich habe schon in die Zukunft gesehen und mir ausgemalt, wie diese neue Erlebniswelt mich in den Selbsttod führen könnte. Ich habe Angst und weiss nicht weiter.

Mich beruhigen Videos von Leuten, die ebenfalls konsumiert haben. Sie sind zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen und keiner von ihnen schien darunter zu leiden. Ich tue es. Was tue ich falsch? Was muss ich machen, um zu transzendieren? Ist es mein Ego, dass sich so sehr fürchtet vor all diesen zukünftigen Kathastrophenweißsagungen? Es sind jetzt 4 Tage vergangen und ich habe nirgends Nachrichten darüber lesen können, dass Personen daraufhin so leiden. Ist es, weil ich das Alte nicht loslassen kann? Muss ich die Antworten selber finden? Ich kann das Alte nur schwer loslassen. Muss ich wieder Trippen, um einen hardcore Ego-Death zu provozieren, damit ich loslassen kann? Meine Gedanken sind verwirrt. Ich habe große Angst und will nur, dass sie verschwindet. Ich hatte überlegt mich einliefern zu lassen, in eine Psychiatrie. Ich bin selber Psychologe. Ich wünsche mir momentan, dass ich das niemals getan hätte, auch wenn der Gedanke sich falsch anhört, da es wahrscheinlich kein zurück gibt. Wie kann ich klarkommen? Hat jemand diese Phase erlebt und überstanden?

31. Mai 2020
Update: Zeit transzendiert. „Hüte dich vor der Weisheit, die du dir noch nicht verdient hast.“ Ein Satz der Aspekte meiner Situation gut wiederspiegelt. Wie ihr eventuell in meinem vorherigen Post gemerkt habt, bin ich ein verkopfter Mensch. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr merke ich, dass meine Gedanken und Interpretationen, die ja großteils kognitiv stattfinden, ursächlich oder mitverantwortlich ist, für mein Gesamtwohlbefinden, ob nun mental, kognitiv, emotional oder physisch. Der physische und gedankeninhaltliche Aspekt und die Schlüsse die ich aus den Gedankeninhalten gezogen habe, sind nicht nur noch nicht integriert, sondern haben einen Zerfall der geistigen Grundfeste ergeben, die nicht anders kann, als mit diesen Symptomen zu reagieren. Man klammert sich bei Angst an Bekanntes, einen sicheren Hafen. Ich tue das jetzt auch. Es ist der Weg meiner Sicherheit. Manch einer könnte sagen, es wäre eine Illusion. Ich sage es ist ein Weg, momentan mein Weg. Ich denke alle, die ähnliche Transformationen erlebt haben, wissen selber, dass wenn viele Aspekte aus dem Alten auch gut waren, nicht so einfach losgelassen werden können. Oder ich bleibe mal bei mir. Ich habe mit diesem neuen Lebensabschnitt viel Leid losgelassen. Ich hatte die Angst, dass ich somit auch viel Gutes und Schönes losgelassen hatte. Gestern habe ich den ganzen Tag mit meinen Freunden verbracht und mich gegen meine Erwartungen lebendig gefühlt. Ich bin wieder eingebettet in mir, also mein Geist oder mein Sein ist wieder gut verbunden mit meinem Körper und meiner Persona, durch die ich dieses Leben erlebe. Der Gedanke, dass all das Fake ist, oder eine Illusion, heisst nicht dass es nicht existiert, sondern in einer anderen Art als ich es mir vorgestellt hatte. Es ist weder schlecht noch gut, nur Gedanken können Dinge für schlecht oder gut bekennen. Und ich erkenne die Muster, die mich leiden lassen. Ich denke es dauert noch eine Weile, bis ich keine Angstzustände mehr habe, aber ich komme besser klar. Es sind Hochs und Tiefs.

Update 01 Juni 2020
Unbewusster Transzendenzfortschritt: Gestern war ein sehr angenehmer Tag. Ich merkte wie meine Gedanken mich immer wieder in negative Emotionszustände brachten. Sie schienen zumindest der Ursprung zu sein, der eine Kettenreaktion auslöste, welcher in einen Kreislauf des negativen Erlebens führte, ähnlich wie in den mir bekannten psychologischen Modellen postuliert wird. Ein negativer Gedanke kommt, welcher schon durch endlos viele emotionale, gesellschaftliche und personale Bewertungen geprägt ist, worauf weitere innere Anteile ihren Senf hinzufügen, diskutieren und versuchen in einem inneren Konflikt das Problem zu beseitigen oder eben auch beizubehalten. Es kommt zu keinen Lösungen, da alle Seiten einen validen Punkt zu haben scheinen und die damit einhergehenden emotionalen Konsequenzen gerechtfertigt zu sein scheinen. Die Konsequenz ist Spannung. Eine Unterbindung des Dialogs ist in diesem Fall ein guter Schritt. Im Prinzip sind diese inneren Anteile automatisch ablaufende Programme, deren Dialog immer wieder in denselben negativen emotionalen Kreislauf führen. Welchen Weg hatte ich mir ausgewählt für dieses Problem. Meiner neuen Erfahrung sei Dank, konzentrierte ich mich auf freudebringende Erlebnisse, um einen Kreislauf der Freude herbeizuführen. Es gelang mir gut. Eine positive Erkenntnis aus meinem Trip bisher ist: nutze das Bewusstsein um das Ego. Ich denke das klingt alles sehr gut, wenn man das von außen liest, aber ich muss sagen, dass es mit einem großen Preis einherging. Ich hatte mehrere Tage den Glauben, dass ich den Verstand verlieren würde, was das erschreckendste Gefühl meines bisherigen Erlebens gewesen ist. Ich bin weiterhin nicht zu 100% überzeugt, dass ich den Gipfel überschritten habe oder am sicheren Hafen angekommen bin. Es scheint jedoch, dass ich wieder stark im, ich nenne es mal Ego-State bin, also wieder tief verwurzelt mit meiner Person, Emotion und Physik. Ich sollte den Titel für meinen Text ändern.

Update 06 Juni 2020
Es könnte sein, dass dies der letzte Teil dieses Posts ist, da zumindest momentan der weitere Lerneffekt durch den Tripp nicht mehr allzu groß oder bewusst zu sein scheint. Den Teil schreibe ich auch nicht nur für mich, sondern um ein faires und adäquates Bild davon zu vermitteln, wo ich jetzt 2 Wochen nach der Einnahme stehe. Insgesamt würde ich den Trip als absolut gewinnbringend beschreiben, den ich dennoch nicht jedem empfehlen würde. Ein absoluter Zusammenbruch des Verständnisses, was man selber ist, was der Mensch ist und warum wir leben, könnte durch den Konsum geschehen. Fromme Gottgläubige könnten ein spirituelles Erlebnis haben, welches mit dem Abbild, welches durch Religionen vermittelt wird, nichts zu tun hat. Wenn der Glaube dieser Person ein wichtiger sinnstiftender Teil des Lebens ist, kann ich mir vorstellen, dass großes Leid möglich ist. Menschen die keinen klaren Bezug zur Realität und ihrer eigenen Person haben, könnten die Erlebnisse ebenfalls fehlinterpretieren. Die Interpretation der Erlebnisse dauert, findet nach dem Trip, nicht nur im Trip statt und geschieht meistens dann, wenn man wieder stark verwurzelt ist mit seinem Ego und den eigenen Kognitionen. Ich finde zumindest, dass die Person eine gewisse Reife mit sich bringen sollte, wenn man sich auf diese Reise begibt. Ich möchte an dieser Stelle nochmal sagen, dass dies mein erster Trip war und ich nur im Rahmen dieser einen Erfahrung berichte. Diesen Stellenwert solltet ihr letztlich auch meinem Post geben. Wenn ich irgendwann mal wieder auf "Reise" gehe, könnte es sein, dass sich mein Bild und Verständnis über die Thematik dementsprechend anpasst. Warum half mir der Trip? Ich erkenne viele persönliche Anteile von mir, die mich in meinem Leben in eine negative Stimmungslage gebracht haben. Die Distanzierung zu meinem Ego und somit auch meinen vorher fest verankerten Überzeugungen kann ich nun leichter aus der Vogelperspektive betrachten und mir aussuchen, welche Erlebnisse ich haben muss, damit es mir besser geht. Ich lasse Dinge öfters geschehen und kann im Nachhinein reflektieren und analysieren was geschehen war. Somit kann ich meine Erkenntnisse besser nutzen. Ich möchte auch vorerst nicht wieder trippen, weil momentan die Gründe für mich nicht die Richtigen wären. Es wäre für mich, um erfolgreicher zu werden oder Ängste zu regulieren oder mich nicht mehr schlecht zu fühlen. Ich könnte somit eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Keine typische mit Entzugssymptomen und Craving und so, sondern weil ich im Leben nicht weiterkommen könnte. Ich möchte für mich selber in der Situation sein, "ok jetzt möchte ich noch mehr über mich wissen", dann denke ich wird sich das gut anfühlen und ich werde das Gefühl haben, diesen Trip aus den richtigen Gründen gemacht zu haben. Gilt natürlich nur für mich. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Also in dem Sinne, bis zum nächsten Post. Und ich wünsche euch Frieden und Liebe.