Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Kleines Oxycodon'sches Frohlocken
Drogen:Opium
Autor:Birnbaumbluete
Datum:11.03.2021 09:57
Set:entspannt und gespannt auf die Wirkung
Setting:in der Wohnung eines Freundes
Nützlichkeit:7,55 von 10 möglichen   (11 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es war einmal in einer Wohnung nicht all zu fern von meinem eigenen Heim, da lebte glücklich und zufrieden Herr X., mein herzallerliebster Freund. Es begab sich nun in den Tagen vor Samstag, dem 12. April 2014, dass eine Brieftaube eine Tablette mit 10 mg Oxycodon-Hydrochlorid als Wirkstoff in seine Gemäuer brachte. Zuvorkommend und gütig, wie Herr X. Nun einmal ist, überließ er mir das gute Stück.


An jenem Abend entschloss ich mich dazu, die zerbröselte rosa-weiße Tablette zu mir zu nehmen. Dies geschah gegen 21:50 Uhr. Zunächst legte ich mich wieder ins Bett und guckte dem Fernseher ein wenig zu, allerdings interessierte mich die Sendung nicht sonderlich. Meine Position wurde unbequem, also drehte ich mich um und setzte mich auch mal auf, doch so wirklich zufrieden war ich nicht. Im Sitzen, an das Kopfende gelehnt, mit der Decke um meine Beine geschlungen, trank ich mein Wasser Glas aus. Langsam kroch eine Wirkung aus der Tiefe hervor. Ich kratze mich am ganzen Körper und mein Magen fühlte sich etwas flau an. Das Jucken wollte nicht aufhören, aber ich versuchte mich mehr auf meine Gedankenwelt zu konzentrieren. Dies gelang durch das Fernsehgerät jedoch nicht. Ich gab mir alle Mühe, das flackernde Licht und die Geräusche auszublenden, doch lenkte mich diese Anstrengung wiederum auch vom Oxycodon ab. Ich saß so eine Weile da, mit der opioidigen Wirkung in den Startlöchern, sich aber nicht komplett entfaltend. Einerseits wollte ich bei Herrn X. bleiben, andererseits wollte ich mein erstes Mal Oxycodon genießen. Bisher kannte ich an Opiaten/Opioiden "nur" Kratom, Tramadol, Hydromorphon, AH7921, Codein und einmal trank ich einen moderat dosierten Mohntee.


Schweren Herzens fasste ich dann den Entschluss, den Raum zu wechseln. Mit der Decke im Schlepptau ging es Richtung Wohnzimmer. Dort schloss ich eines der drei offenen Fenster und als ich zu den anderen beiden noch vordringen wollte, lächelte mich das Sofa schon zu sehr an, also ließ ich diese gekippt und rückte ein Kopfkissen zurecht und legte mich unter meine mitgebrachte Decke. Abgesehen von den Geräuschen einer nächtlichen Straße war es dort ruhig und die Lichtverhältnisse konstant.

Als ich dort so lag, merkte ich, wie meine Gliedmaßen sich immer schwere anfühlten und in die Polster gedrückt wurden. Ich konnte und wollte die restlichen Fenster nicht auch noch schließen, trotz der störenden Geräusche. Es war kein ständiger Geräuschpegel, sondern ab und an vorbeifahrende Automobile oder auch Gruppen an lautredenden Menschen. Mit der Zeit störte es mich nicht mehr bzw. ich nahm es nicht mehr wahr.

Was ich jedoch wahrnahm, gefiel mir. Es gefiel mir sogar sehr gut. Ich schloss meine Augen und nach einer Weile drifteten meine Gedanken auf eigenen Pfaden durchs Universum. Es tauchten ein paar bunte Bilder vor meinem inneren Auge auf, anderes wurde de-illustriert gedacht. Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Diese zweite Art von Gedanken, die ab und an aber auch Teil ersterer waren, habe ich weder "per Bild" noch "per Stimme" gedacht, sondern einfach als reine Gedanken wahrgenommen. Sie waren unverfälscht durch den Eindruck einer Sinneswahrnehmung und einfach nur da.

Inhalte weiß ich keine mehr. Es verhält sich da wohl ähnlich wie bei Träumen, auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschlafen habe, sondern nur bewegungsunfähig durch eine (meine?) Gedankenwelt hindurch spazierte. Ich merkte jedoch auch den irdischen Drang auf die Toilette zu müssen. Allerdings wollte ich nicht aufstehen und blieb liegen. So gleich glitt ich zurück in die Träumereien, in denen alles harmonisch verlief. Es war nicht zwingend "das Gute" was ich dort erlebte, aber auch nichts, was man landläufig als "Schlecht" ansieht. Es war alles eins, alles gehört zusammen, durch alles erst entsteht unsere Welt so wie sie ist. Es gab in meinen Oxy-Gedanken keine Wertungen, nur Existenzen. Ein Elephant, ähnlich zur Zeichentrickfigur Dumbo, jedoch mit keinen auffällig großen Ohren, begleitete mich. Er tauchte ab und an vor meinem geistigen Auge auf, machte aber nichts außergewöhnliches. Trotzdem war es schön, einen Begleiter zu haben, wo ich doch schon meinen Herrn X. im anderen Zimmer lassen musste.

Dieser besuchte mich einmal in der Nacht im Wohnzimmer. Ich nehme an, als er gemerkt hat, dass ich herüber gegangen bin, da er schon schlief, als ich den Entschluss fasste und ich ihn deswegen nicht wecken wollte. Als er dann bei mir war, entriss mich das meiner Oxycodon-Welt und ich konnte seine Worte nicht richtig zuordnen, erklärte aber wohl, dass ich wegen des Fernsehers ins Wohnzimmer gegangen bin und ich dort nun mehr von der Wirkung hätte. Er ließ mich recht schnell wieder allein und ich driftete erneut davon.

Irgendwann schlief ich ein und träumte verworrene, bunte Träume. Diese waren anders strukturiert und auch vom Gefühl gänzlich anders als die Gedankenwelten zuvor. Nach dem Aufwachen dachte ich noch über die Träume nach, doch schon eine Viertelstunde später sind die Inhalte ins ewige Nirvana vorangegangen. Als ich aber die Augen öffnete, erstrahlte der morgendliche Sonnenschein mein Gesicht und den Raum. Die Gardinen habe ich am Abend zuvor nämlich nicht geschlossen und so verstärkte die Sonne meine innere Zufriedenheit erheblich.
Ich blieb noch einen Moment liegen und genoss das uneingeschränkte Glück in mir.

Was ist der Opi-Afterglow toll!

Es gab nichts, was mich hätte erschüttern können und ich genoss das Leben in vollen Zügen. Ein zufriedenes Lächeln wollte nicht mehr von meinen Lippen weichen und ich gewährte ihm gerne Asyl.

Schließlich stand ich doch auf und ging zunächst ins Badezimmer und anschließend zu Herrn X. Er war zwar wach, wollte sich aber noch einmal hinlegen. Ich gesellte mich zu ihm, weiß jedoch nicht mehr genau den Ablauf des Geschehens. Jedoch antwortete ich auf seine Nachfragen nach der Wirkung nur spärlich und wortkarg, weil ich keine passenden Worte wusste. Wir verbrachten den restlichen Tag bis zum Abend gemeinsam und ich freute mich sehr über seine Gesellschaft. Es war ein schöner Tag.

Abends dann im Zug nach Hause dachte ich darüber nach, diesen Bericht zu verfassen, auch wenn ich von den Gedanken und Träumen kaum etwas behalten habe. Zumindest nicht von den offensichtlichen Inhalten, denn ihre Botschaft wurde aufgefrischt und gedeiht weiterhin in mir.
Es hat schon seine Gründe, warum ich so opioid- und opiat-affin bin. Deswegen wollte ich im Vorfeld erst die Finger vom Oxycodon lassen, aber jetzt im Nachhinein bin ich froh darüber, von ihm gekostet zu haben.

Im Zug habe ich überlegt, wie man diese Art der Zufriedenheit beschreiben könnte. Für mich hat jede Substanz, auch wenn es alles in die gleiche Richtung geht, ihre besondere Eigenart. Mein Oxycodon-Erlebnis am vergangenen Abend hinterließ eine filigrane, zarte Zufriedenheit, ein leichtes und unbeschwertes Glück. Den Titel des Berichtes habe ich so gewählt, da "Frohlocken" für mich tanzend und hüpfend in unberührter Natur stattfindet, frei von äußerlichen Zwängen, eins mit sich und der Welt und einfach nur schön.