Tripbericht lesen

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Titel:Meine Neuerschaffung und der Tod der Welt
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:Birnbaumbluete
Datum:11.03.2021 10:04
Set:neugierig und gespannt, leicht verunsichert, und in dem Glauben, allein Zuhause zu sein/bleiben
Setting:mein Zimmer, Rest der Wohnung, Draußen
Nützlichkeit:Mindestanzahl an Bewertungen noch nicht erreicht
Status:Dieser Bericht wurde aus den Tripbericht-Listen entfernt. Er ist jedoch noch für alle lesbar.

Bericht:

Trip erlebt am Freitag, den 10. Dezember 2010
Bericht verfasst am Mittwoch, den 22. Dezember 2010 (später aber noch einige Änderungen)

Ich wollte mal wieder etwas Neues ausprobieren. Durch viele Recherchen (im Internet) bin ich auf die hawaiianische Baby-Holzrose gekommen. Das, was ich in anderen Tripberichten und in Artikeln gelesen habe, war ungefähr das, was ich mir unter meinem nächsten Trip vorgestellt hatte.
Blieb nur noch die Frage der Anschaffung. Aber die wurde auf eher unkonventionelle Weise gelöst (auf die werde ich jetzt nicht näher eingehen, denn die verbindet sich zu sehr mit einer anderen Geschichte, die mit dem Trip an sich nicht viel zu tun hat).

Zuerst war es so geplant, dass ich die Holzrosen zusammen mit jemandem nehme, der mit so etwas auch kaum Erfahrung hat. Dieser Jemand wollte dann aber doch nicht mehr und hat die kleinen Dinger mir gegeben. Eigentlich sollte alles eine Woche früher über die Bühne laufen, aber dann haben mich ein paar Freunde (die natürlich keine Ahnung von alle dem haben) davon mit sinnvolleren Beschäftigungen abgehalten. Eigentlich habe ich freitags Nachmittag überhaupt keine Zeit für solche Erfahrungen, aber in diesen beiden Wochen halt schon. Und deshalb musste ich für den 10. den Freunden auch wieder absagen, weil es einfach ein perfekter Tag dafür war. Dachte ich zumindest.

Wie auch immer, am Tag davor, so gegen 17:00 Uhr, habe ich mir ein Messer und ein Glas Grapefruitsaft geholt, die Samen aus der Schublade genommen und versucht, sie irgendwie klein zu schneiden. Dabei hat sich allerdings eher das Messer verbogen (Es war kein Qualitätsmesser). Dann habe ich den Hammer gesucht (und gefunden). Mit dem habe ich die 7 Samen zerquetscht und im Grapefruitsaft eingelegt. Wasser wäre für’s erste Mal bestimmt besser gewesen, aber was soll’s. Jetzt ist es sowieso zu spät. Wie bereits erwähnt, habe ich mich schon Wochen vorher auf alles vorbereitet, aber trotzdem habe ich nicht daran gedacht, die Samen vor dem Zerkleinern kurz in Wasser einzuweichen, damit es leichter geht. Sie sind dann jedenfalls trotzdem recht klein geworden, so wie Kuchenkrümel, schätz ich mal. Dann habe ich alles gut umgerührt und in meinem Bücherregal hinter einem ganz besonderen Buch „versteckt“ (um Fragen vorzubeugen: obwohl ich nicht religiös bin, habe ich aus gewissen Gründe eine Bibel, und hinter der stand das Glas).

Den Abend über war ich stellenweise unsicher, ob ich das wirklich tun sollte, aber da ich es schon vorbereitet hatte, blieb mir ja quasi nichts anderes übrig.

Der nächste Tag. Um die Übelkeit so gering wie möglich zu halten, habe ich das letzte Mal so gegen 09:20 Uhr morgens etwas gegessen. Es war ein Apfel, ein Croissant und das Stück Schokolade aus meinem Adventskalender. Als ich dann kurz nach 13:00 Uhr zu Hause war, stand da zwar ein Mittagessen auf dem Tisch, da ich dann aber allein gelassen wurde, konnte ich das umgehen. Dann habe ich schnell die Hausaufgaben gemacht, eigentlich nur um mich ein wenig abzulenken, und bin mit meinem Hund raus gegangen.

Gegen 14:15 Uhr habe ich das Glas (zwischendurch hatte ich es auch mal umgerührt) aus seinem Versteck geholt und meinen Laptop angemacht. Der sollte mein Begleiter werden. Zu meiner Überraschung hat das Gebräu fast lecker geschmeckt. Der Saft war nicht so bitter wie in pur. Trotz des „guten Geschmackes“ habe ich es ziemlich langsam getrunken. Ich weiß nicht, wann ich damit fertig war. An meiner Wand hängt zwar eine Uhr, auf die ich später auch immer wieder geschaut habe, aber Zeit erschien mir unwichtig.

Nach einer Weile wurde mir ziemlich schlecht. Übergeben musste ich mich zwar nicht, angenehm war es aber auch nicht. Ich habe mich sogar ein wenig über die Übelkeit gefreut, denn das hieß ja, dass die Samen in Ordnung waren. Trotzdem habe ich mich mit diversen Kartenspielen und Musik abgelenkt. Ich bin müde geworden, wollte aber nicht einschlafen, deshalb bin ich ins Internet gegangen auf viele verschiedene Seiten. Irgendwie bin ich dann auf so einer Seite mit Didgeridoo-Musik gelandet. Ich glaube, ich hatte mal gelesen, dass irgendjemand diese Musik auf einem Trip gehört hatte. Es war für mich selbst jetzt nichts Besonderes (obwohl ich solche Musik noch nie bewusst gehört habe), aber irgendwie war es ganz nett. Es hat eigentlich ziemlich gut gepasst zu meiner Situation. Ich lag andersrum als sonst auf meinem Bett und habe die Heizung und die Zimmerdecke angestarrt.

Als es mir dann aber immer noch nicht besser ging, habe ich zu irgendwas anderem Instrumentalem gewechselt. Ich glaube, es war hauptsächlich Klavier, aber keine klassische Musik. Ich habe auch mit einer Freundin gechattet. Aber wir haben beide nicht besonders viel geschrieben, sie war beschäftigt mit irgendwas anderem und ich in gewisser Hinsicht auch. Zuerst hab ich geschrieben, dass es mir gut geht, dann habe ich zweideutige Sätze geschrieben, dass es mir schlecht geht, aber sie hatte ja keine Ahnung, was ich gerade mache. Sie war dann verwirrt und ist fernsehen gegangen.

Mittlerweile habe ich andere Musik angemacht. Best of Jefferson Airplane. Das Album geht ungefähr eine Stunde, glaube ich. Während dieser Zeit ist ziemlich viel passiert. Aber der Reihe nach. Entweder war die Musik wirklich ziemlich laut, oder sie kam mir nur sehr laut vor. Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe jedenfalls keine anderen Geräusche wahrgenommen. Zumindest am Anfang. Aber dazu später mehr. Zuerst waren da (ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll) alles hat sich irgendwie bewegt. Es wurde immer hell und dunkel, innerhalb von Sekundenbruchteilen. Ich war davon ziemlich genervt, es war wie ein Blitzlichtgewitter, es sollte mich die ganze Zeit begleiten. Mein Zimmer hat sich auch in drei Bereiche oder Zonen aufgeteilt, die sich gegeneinander bewegt haben. Ich meine, dass die Trennstriche senkrecht waren und wenn sich zum Beispiel die äußeren beiden Segmente nach oben bewegt haben, ist das in der Mitte nach unten gewandert. Wenn ich mich selbst irgendwie bewegt habe, waren alle anderen Bewegungen vorbei. Es war aber nie beides zur selben Zeit da, soll heißen: entweder Bewegen oder Blitzen und meistens letzteres.

Dann bin ich irgendwie auf die Idee gekommen, aufzustehen. Das war eine sehr blöde Idee. Gehen konnte ich überhaupt nicht. Ich bin auf dem Boden zusammengesunken. Mein Boden ist ziemlich kalt. Als ich da dann so lag, habe ich mich gewundert, wie ich da hingekommen bin. Eben war ich doch noch auf dem Bett und plötzlich saß ich auf dem Boden. Ich wollte nur wieder zurück auf das Bett, aber mein Körper hat überhaupt nicht auf das gehört, was ich von ihm wollte. Es kam mir so vor, als ob es überhaupt nicht meiner war, sondern eher, dass ich (also mit „ich“ meine ich…meine Seele oder Gedanken) darin gefangen war. Es war so, als ob Seele und Körper zwei unabhängige Wesen sind, die irgendwie eins sind, aber dagegen ankämpfen und für sich sein wollen. Meine Gedanken erschienen mir wie Bälle, Lichtkugeln, die in dieser Hülle, die man Körper nennt, umherschwirrten. Durch diese „Trennung“ hatte ich überhaupt keine Möglichkeit, irgendetwas zu verändern, mich auszudrücken oder sonst irgendwie Einfluss zu nehmen. Mein Körper hatte auf der anderen Seite auch keine Möglichkeit irgendetwas zu planen oder zu koordinieren.

Ich habe mich eigentlich die ganze Zeit bewegt, aber immer auf den Boden zu. Es war so, als ob die Schwerkraft viel stärker war als sonst. Bevor ich auf dem Boden war, habe ich meine Hand angeschaut. Sie kam mir viel zu groß vor und auch irgendwie fremd. Es ist schwer zu beschreiben, was da auf dem Boden passiert ist. Mein Zimmer ist nicht sehr groß, aber das Bett erschien mir unerreichbar.

Ich war ziemlich verängstigt, ich hatte vor allem Angst, aber besonders vor dem Kaktus auf meiner Fensterbank. Ich dachte, der will mich umbringen. Es war ziemlich dunkel in meinem Zimmer, ich weiß nicht, ob überhaupt Licht an war, und wenn, dann nur eine Lichterkette. Von den Nachbarn scheint immer der ihr Garagenlicht bei mir rein. Jedes Mal, als es da war, hatte ich noch mehr Angst, dass sie jetzt kommen und mich holen. Aber auch als es weg war, hatte ich Angst, dass es nie wieder kommen wird. Ich hätte mich am liebsten in die Ecke gekauert und wäre da geblieben, aber mein Körper hat ein Eigenleben entwickelt. Er hat ganz andere Gefühle gezeigt, als die, die ich gefühlt habe, und die Motorik war komplett dahin.

Ich habe ab und an auf die Uhr gesehen. Ich war erschrocken, dass erst so wenig Zeit verstrichen ist. Es hat sich angefühlt wie eine Ewigkeit. Ich habe mich mit dem Gedanken getröstet, dass es irgendwann vorbei sein muss, auch wenn es vielleicht noch etwas dauern wird. Ich hatte das Gefühl, meine Haare wären Schlangen, aber ich konnte sie davon überzeugen, mir nichts zu tun. Irgendwann bin ich irgendwie wieder auf meinem Bett gelandet. Zwischendurch hatte ich auch immer mal geschaut, ob da eine Nachricht von der Freundin ist, aber da war zum Glück nie eine.

Dieses Blitzen hatte zwischendurch aufgehört, glaube ich, oder ich habe es einfach nicht mehr wahrgenommen. Es war dann 16:47 Uhr. Das weiß ich nur, wegen des gespeicherten Verlaufs. Sie hat dann irgendwann nämlich doch wieder geschrieben. Jefferson Airplane hat immer noch für mich gesungen. Als es auf die letzten drei oder vier Songs zuging, hatte ich wieder mehr Angst. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn die Musik aufhört. Ich dachte, dann müsste ich sterben. Trotz dieser panischen Gedanken, bin ich erstaunlich ruhig geblieben, wahrscheinlich, weil nur meine Gedanken im Horror waren und mein Körper irgendwo anders war.

Jedenfalls musste ich ihr dann ja irgendwie antworten. Meine Finger sind förmlich über die Tastatur gestolpert. Da sind aber doch einige Sätze bei raus gekommen. Aber als ich die auf dem Bildschirm gelesen habe, hatte ich überhaupt keine Erinnerung mehr daran, dass ich die eben geschrieben habe. Hier ein Auszug aus dem Verlauf:

Freundin10.12.2010 16:47
ich. muss. aufräumen! o_______O
Ich10.12.2010 16:48
ich werde dich nicht aufhalten,,mnbvv
Freundin10.12.2010 16:49
ich weiß, aber ich halt mich selbst auf
mnbvv? o.O
Ich10.12.2010 16:49
die tasten sie fühlensich komisch anh
Freundin10.12.2010 16:49
wieso? o.O
Ich10.12.2010 16:50
weil esnichhhz andersn geht
Freundin10.12.2010 16:51
hä?
Freundin10.12.2010 16:53
//mein Name//? o.O
Ich10.12.2010 16:54
was ist das`? diesesgeräusch es ist nicht gut
Freundin10.12.2010 16:55
//Mein Name//? was ist los? *sorgen mach*
Ich10.12.2010 16:56
alles ist gut. mir fehlt nichts. wirklich
Freundin10.12.2010 16:57
das klang eben gaaanz anders
red mit mir >.>
Ich10.12.2010 16:58
ich mache alles falsch. es ich hätte mich einfach nicht bewegen dürfen
Freundin10.12.2010 16:59
was ist passiert, als du dich bewegt hast? o.O
Ich10.12.2010 17:00
mein wasser glas ist umgekippt und aus dem laptop und sokamen komische geräusche
Freundin10.12.2010 17:01
ou o.O
ich würd sagen: laptop aus, bis es trocken ist o.O
Ich10.12.2010 17:02
nein...es hat nichts damitzutun+#
Freundin10.12.2010 17:03
aso

(Namen habe ich natürlich raus genommen)
Das Geräusch war meine Schwester mit ihrem Fön. Ich habe total vergessen, dass sie noch da war. Zuerst wusste ich wirklich nicht, was es war. Es war auf jeden Fall bedrohlich. Es hat angefangen, als ich vor meinem Bett war. Meine Finger haben sich einfach diese Wasserglasgeschichte ausgedacht.

Was ist dann noch passiert? Sie hat mir ein Video geschickt, das ich mir bis heute nicht angesehen habe. Sie dachte, alles wäre wieder gut. Aber das war es ja nicht. Plötzlich kam meine Schwester in mein Zimmer. Die Musik lief immer noch. Sie wollte mir nur sagen, dass sie jetzt geht. Ich wollte sie anflehen, dass sie mich in diesem Zustand doch nicht alleine lassen kann, ich wollte losheulen, aber mein Körper…hat bloß gegrinst, und ihr viel Spaß gewünscht. Sie hat sich noch gefragt, worüber ich mich so freue, ich hab irgendwelche Buchstaben gestammelt, dann ist sie auch schon gegangen. Und ich war allein.

So gegen 17:20 Uhr war der Chat dann vorbei. Ich habe nur noch „normale“ Sätze geschrieben, und sie war wohl beruhigt, ich weiß nicht. Dann. Ich weiß nicht genau. Irgendwann war die Musik jedenfalls aus. Ich habe gesehen, wie die Zahl da oben immer kleiner wurde, es hat sich nicht wie Sekunden angefühlt, eher länger. Als sie dann aus war und hier alles leise war, ist gar nichts passiert. Niemand hat mich geholt, ich war noch am Leben. Fast schade, habe ich gedacht. Ich wollte, wie auf dem Boden auch, dass alles vorbei ist.

Zwischendurch habe ich auch mal in den Spiegel geschaut. Meine Pupillen waren riesig und ich fand, dass ich aussah wie ein Zombie. Vorher, also vor dem Trip, hatte ich überlegt, Photos zu machen, aber daran habe ich, als es soweit war, natürlich nicht mehr gedacht. Ich hätte es bestimmt auch gar nicht hinbekommen. Zum Glück war es dunkel in meinem Zimmer. Was hätte meine Schwester wohl gesagt, hätte sie meine Augen gesehen? Oder was hätte sie gemacht, wenn ich immer noch auf dem Boden gewesen wäre?

Jedenfalls bin ich, als die Musik aus war, irgendwie ins Bad gestolpert. Das Licht war natürlich viel zu hell für mich, ich konnte noch nicht mal richtig stehen, auch nicht, als ich mich am Waschbecken festgehalten habe, und Wasser trinken ging auch nicht. Meine Zähne haben sich sehr komisch angefühlt. Das lag bestimmt an dem Grapefruitsaft. Aber ich habe immerhin ein wenig Wasser in meinen Mund bekommen. Als das Wasser so aus dem Hahn floss, sah es so aus, als ob da kleine Fische drin schwimmen. Oder es war die Lewis-Struktur, die mich immer an Fische erinnert. Das Wasser hat sich weich angefühlt, als es über meine Finger floss. Aber das Geräusch dabei war unangenehm laut. Ich weiß nicht, wie lange ich da so im Bad stand, ich weiß nicht, was ich dann gemacht habe. Aber plötzlich ist mir etwas eingefallen.

Meine Mutter kommt gegen 18:15 Uhr nach Hause. Ich war nicht ganz so panisch, ich hab eher geübt, geradeaus zu gehen. Das hat nicht wirklich geklappt, ich bin eher auf dem Boden gekrochen. War ich im Wohnzimmer? Ich weiß es nicht. Jedenfalls weiß ich noch, dass ich, als ich gehört habe, wie sie die Tür aufschloss, schnell in mein Bett gestolpert bin, und so getan habe, als ob ich schlafe. Sie ist dann irgendwann zu mir gekommen. Sie hat auch irgendwas erzählt. Ich weiß nicht, was ich geantwortet habe, aber sie ist dann gegangen und hat Abendessen gemacht. Jedes Mal, wenn ich etwas gesagt habe, hat sich mein Mund zu einem Grinsen verzogen.

Dann lag ich also auf meinem Bett und hatte keinerlei Möglichkeit, zu verschleiern, was ich getan habe. Irgendwann ist sie noch mal gekommen und hat mir das Telefon in die Hand gedrückt. Es war die Freundin, mit der ich vorher gechattet habe. Sie wollte mir bloß sagen, dass wir uns zu einer anderen Zeit für die Party treffen. Ich fand, dass sich alles komisch angehört hat, sie klang auch ein bisschen verwirrt, aber hat dann auch recht schnell wieder aufgelegt. Ich habe mich gefragt, ob ich eben wirklich gesprochen hatte, oder ob es nur Einbildung war, denn meine Stimme hat sich fremd und seltsam angehört.

Als meine Mutter dann gerufen hat, dass das Essen fertig sei, bin ich, glaube ich, erst noch im Bett geblieben, dann aber auf allen Vieren ins Wohnzimmer gekrochen. Sie war im Bad, also ist ihr das schon mal nicht aufgefallen. Es war viel zu hell im Wohnzimmer und sie hatte auch den Fernseher angemacht. Wieder flimmern, und viel zu laut. Wir haben auf dem Sofa gegessen, ich hab mich zugedeckt und so gut wie gar nichts gegessen. Eigentlich habe ich nur in die Leere gestarrt. Ich habe die Dinge zwar gesehen, aber nicht richtig wahrgenommen. Meine Mutter hat natürlich gefragt, was mit mir los sei. Ich meinte, dass mir schlecht sei. Nachdem sie fertig gegessen hatte, kam sie mir bedrohlich nahe. Ich habe mich schnell (so schnell wie es halt ging) weggedreht und meine Augen zugemacht. Sie hat tatsächlich gefragt, ob ich irgendwas genommen hätte, aber ich schätze, das war eher ein Scherz ihrerseits.

Ich habe sie dann auch noch um Erlaubnis für besagte Party am nächsten Tag fragen müssen. Ich hatte erst am Vormittag davon erfahren und ich habe erstaunlich viel erzählen können. Meine Mimik hat sich zwar selbstständig gemacht, aber ich durfte hin. Sie meinte zwar später, dass, wenn mir morgen immer noch schlecht sei, ich vielleicht zu Hause bleiben sollte, aber ich hatte die Erlaubnis. Dann habe ich auch noch Schluckauf bekommen. Das hat sie irgendwie komisch kommentiert, aber ich habe mich bis zur Nasenspitze zugedeckt und mein Gesicht in die Kissen gedrückt.

Dann ist sie mit dem Hund raus gegangen und ich sollte abräumen. Es waren zwar bloß zwei Schüsseln, aber ich habe jede einzeln tragen müssen, damit nichts passiert. Ich stand dann plötzlich wieder im Bad. Keine Ahnung, wie ich dahin gekommen bin, aber da war ich und habe diesen Zombie im Spiegel angestarrt. Ich bin noch ein paar Mal hin und her gelaufen. Jedes Mal, wenn ich stehen geblieben bin, habe ich mich gewundert, wie ich da hingekommen bin, wo ich war. Eben war ich doch noch ganz wo anders.

Wenn ich mich wirklich nur auf das Gehen konzentriert habe, ging es erstaunlich gut (verglichen mit dem davor). Dann hatte ich wieder kurz Panik und bin in mein Zimmer gestolpert und habe mein Handy gesucht, und dann auch gefunden. Da war tatsächlich eine Nachricht von dem, mit dem ich zuerst die Holzrose konsumieren wollte. Ich habe ihm davon erzählt. (Mittlerweile war es 19:38 Uhr). Ich habe mich wieder in diese Panik reingesteigert, aber was hätte ich denn tun sollen?

Jedenfalls habe ich ihm auch gesagt, dass meine Mutter da ist und ich keine Ahnung habe, was ich tun soll. Die Antworten haben zwar etwas auf sich warten lassen, aber trotzdem hat er es geschafft, mich zu beruhigen. (Danke an dieser Stelle, falls du das hier lesen solltest. Wäre ich ganz allein gewesen, wäre ich bestimmt komplett durchgedreht.)
Als meine Mutter wiederkam, lag ich also im Bett und habe das Handy unter der Decke versteckt. Als sie da war, habe ich es immer ausgemacht, weil ich Angst hatte, dass sie merken könnte, dass es an ist und es mir dann wegnimmt. Jetzt fällt mir ein, dass ich es auch einfach auf Lautlos hätte stellen können. Egal, sie hat tatsächlich mit mir reden wollen, ich weiß aber überhaupt nicht mehr worüber. Ich glaube, sie hat mich gefragt, warum ich mich so freue. Innerlich habe ich wieder geheult, weil ich mich so überhaupt gar nicht gefreut habe, aber ich meinte irgendwas, mit abgewandtem Gesicht natürlich, dass es doch genauso komisch wäre, säße ich heulend in der Ecke.

Dann hat sie mich für den Rest des Abends in Ruhe gelassen. Nein, halt. Später ist sie noch mal rein gekommen, ich habe aber so getan, als ob ich schlafe und deswegen ist sie auch gleich wieder gegangen. Ich habe dann noch ein paar SMS bekommen und auch beantwortet. Meine Finger haben das erstaunlich gut hinbekommen, ich habe mich nicht bei jedem Wort vertippt, sondern nur manchmal. Ich habe auch ein Spiel auf meinem Handy gespielt (wo man mit einem Ball Steine kaputt machen muss und den Ball mit so einer Art Schläger immer wieder hochbekommen muss) und wenn ich wirklich alles andere ausgeblendet habe, dann hab ich es gut hinbekommen, doch sobald ich an irgendetwas gedacht habe, habe ich den Ball nicht mehr auffangen können. Trotzdem habe ich fast einen neuen Highscore hinbekommen.

Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, hat aber ziemlich lange gedauert. Ich weiß nicht, ob ich etwas geträumt habe, aber ich habe mir am nächsten Morgen gewünscht, dass das alles nur ein Traum war. Mein Kopf hat sich komisch angefühlt, es waren nicht direkt Kopfschmerzen, es hat sich einfach komisch angefühlt. Später war meine Mutter kurz bei mir, ich weiß aber nicht mehr, was sie gesagt hat. Sie wollte, dass ich meine Wäsche ins Bad bringe. Das habe ich dann auch getan, ich war immer noch sehr wackelig auf den Beinen. Vorher hatte ich einen Blick in den Spiegel riskiert. Meine Augen sahen wieder normal aus, obwohl ich fand, dass sich meine linke Pupille in meinem Atemrhythmus erweitert und zusammengezogen hat. Ich sah auch immer noch ein bisschen wie ein Zombie aus, fand ich.

Nachdem ich also irgendwie ins Bad gestolpert bin, lag ich wieder für etwa eine halbe Stunde im Bett. Als ich mich dann hingesetzt habe und wieder vorsichtig aufgestanden bin und mich nur auf das Gehen konzentriert habe, ging es sogar fast ganz gut. Nur sobald ich an irgendetwas anderes gedacht habe, bin ich fast hingefallen.
Ich war übrigens wieder alleine zuhause, meine Mutter war wieder bei der Arbeit und meine Schwester war beim Reiten. Deswegen musste ich auch mal wieder mit dem Hund rausgehen. Ich war gespannt, ob ich das hinkriege. Besonders vor dem Treppenhaus hatte ich Angst. Aber als ich es geschafft hatte, mich anzuziehen, war ich schon ziemlich stolz auf mich. Überhaupt war ich an dem Morgen auf alles stolz, was ich hinbekommen hatte. Ich habe sogar der ihren Frühstückstisch abgeräumt, und alles ist heil geblieben. Dann habe ich Schuhe und so angezogen und bin ganz langsam die Treppe runter. Ich habe es geschafft. Ich war immer noch dabei, mich selbst zu beglückwünschen, als ich die Haustür öffnete. Dann war alles vorbei.
Eine kurze Erklärung: Die Tage zuvor hat es geschneit, also war die Welt schön weiß (ich mag Schnee). Doch über Nacht hat es getaut und geregnet. Der Großteil war weg, alles war grau.
Ich habe gedacht, die Welt wäre tot. Ich habe gedacht, dass die anderen Menschen die Welt getötet haben. Ich habe gedacht, dass diese grausamen **** auch mich umbringen wollen. Ich hatte noch nie so eine Panik. Ich bin zum Glück nicht vielen Menschen begegnet, aber jedes Mal hatte ich Angst, dass die mir jetzt irgendetwas antun werden, auch als Autos vorbeigefahren sind.

Das Wasser überall, sah für mich aus wie das Blut der Welt. Der Rest des Schnees wie die Eingeweide der Welt, die überall verteilt waren. Die Vögel, die in einer Pfütze gebadet haben, erschienen mir so grausam. Alle Menschen sahen aus wie Grabräuber. Ich war total am Boden zerstört, ich konnte überhaupt gar nicht mehr klar denken. Nur noch dieses Horrorszenario schien zu existieren. Ich dachte, die würden meine Gedanken kontrollieren, jedes Mal als irgendwer an mir vorbei ging, habe ich gedacht, dass sie mich nicht wahrnehmen können, wenn ich mich gleichförmig bewege (Am Tag davor habe ich Physik geschrieben, über Mechanik).

Ich weiß nicht wieso, es erschien mir als eine Art Sicherheit. Wieder zuhause angekommen, war es nicht besser. Im Wohnzimmer brannte eine Kerze. Ich dachte, dass die ein Spion von „denen“ wär. Ich musste in die Küche gehen, abwaschen. Ich habe mein Handy mitgenommen und war sehr oft kurz davor, ihm eine Nachricht zu schicken, aber ich habe mich nicht getraut. Ich dachte, mein Handy wird auch irgendwie überwacht.
Zwischendurch hatte ich auch Angst, dass sie ihn schon haben und jetzt nur noch auf der Suche nach mir sind. Jedes Mal, als da draußen jemand vorbeigegangen ist, habe ich mich schnell versteckt, damit sie mich nicht finden. So hat das Abwaschen ziemlich lange gedauert. Es waren nicht viele Leute unterwegs, aber ich war immer recht lange da unten.

Ich glaube, ich habe dann eine Banane gegessen. Aber immer nur ein ganz kleines Stück. Dann kam irgendwann meine Oma vom Einkaufen wieder. Zuerst hat sie nur angerufen, ich habe mich sehr erschrocken, als das Telefon geklingelt hat. (Ich hatte auch schon Angst, als ich sie draußen gesehen habe, da ich ja wusste, dass sie früher oder später mit mir sprechen würde.) Später kam sie dann hoch.
Ich hatte mich irgendwie wieder etwas beruhigt. Vor allem weil ich dachte, dass mein Zimmer besonders sicher sei, und da war ich dann auch bis zum Mittagessen. Da habe ich auch nicht viel gegessen. Es hat sich einfach komisch angefühlt. Fast grausam. Was es gab, weiß ich nicht mehr.

Später habe ich mich dann für die Party umgezogen und bin zur Straßenbahnhaltestelle gegangen. Sonst fahre ich überall mit dem Fahrrad hin, aber zum einen hatte ich den Freunden versprochen, mit ihnen zu fahren, und dann war ich mir nicht sicher, ob ich schon in der Lage, Rad zu fahren, gewesen wäre. Weder meine Freundin noch meine Mutter haben mich noch mal darauf angesprochen.

Theoretisch ist der Bericht jetzt vorbei, aber gestern hatte ich einen Flashback(, der mich auf die Idee, einen Tripbericht zu schreiben, gebracht hat).
Zuerst habe ich „Fear and Loathing in Las Vegas“ geguckt. Dann habe ich auch noch wieder dieses Best-of-Album von Jefferson Airplane gehört, aber nur den Anfang (2 oder 3 Titel). Ich hatte wieder Angst davor, die Musik einfach auszumachen. Ich habe es dann aber einfach gemacht, und saß fast zwei Minuten regungslos in der Stille, bis ich mich getraut habe, irgendetwas zu tun.

Dann habe ich mir eine Banane geholt. Beim Aufstehen habe ich genau dasselbe gefühlt, wie damals. Nur nicht ganz so intensiv. Ich konnte mich trotzdem kaum vom Boden erheben, meine Arme haben wieder so rumgerudert (ich kann das nicht besser beschreiben). Die Banane in der Küche habe ich auch kaum geschält bekommen und dann wieder hier im Zimmer, war zwar nicht dieses Flimmern, aber ich habe andere Sachen gesehen, dieses Mal allerdings nur wenn ich meine Augen geschlossen hatte, wenn ich sie öffnete, war da noch kurz das Bild davon, es hat sich aber ziemlich schnell verflüchtigt.

In Gedanken war ich schon wieder panisch, nur dieses Mal, hat mein Körper mitgespielt. Ich habe wieder mit derselben Freundin gechattet. Ich weiß nicht wieso, aber meine Finger haben genau das geschrieben, was in meinem Kopf war, also zum Teil jedenfalls:

Ich:
was machstn du so?
Freundin21.12.2010 17:21
beim jingle bells lernen versagen -.-’
und du?
Ich21.12.2010 17:21
gitarre, oder? ja also ich...ich...ich hole mir jetzt eine banane und dann werde ich, also ich ess die dann
Freundin21.12.2010 17:22
jap
mach das
Ich21.12.2010 17:23
auftrag ausgeführt *g*
du darfst nie einer banane trauen. die dinger sind teufelswerk. sie betören uns mit ihrer....ihrer art einfach, und dann...dannn...dann bringen sie uns langsam um. traue nie einer banane, hörst du?!
Freundin21.12.2010 17:26
ich hab grad keine nervern für sowas, echt nicht
Ich21.12.2010 17:28
bitte. dann renn doch in dein verderben soll mir recht sein. mann, da will man jemanden warnen und dann...aber ignorier mich einfach. wirklich. du hast ja keineahnung. aber ok. ich respektier das voll und ganz. echt. macht mir nichts
Freundin21.12.2010 17:28
lass es, bitte! ._.
Freundin21.12.2010 17:34
achso, und schön zu wissen, dass ich dir egal bin.
Ich21.12.2010 17:35
ey, eben willst du noch in ruhe gelassen werden und jetzt das?!
Freundin21.12.2010 17:38
ich will nicht in ruhe gelassen werden, ich hab einfach nur keine nerven für die ’gefahren von bananen’ oder sonstwas >.<’
und das:
bitte. dann renn doch in dein verderben soll mir recht sein.
wirklich. du hast ja keineahnung. aber ok. ich respektier das voll und ganz. echt. macht mir nichts
finde ich.. naja, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich es finden soll
vielleicht sollte ich es ja auich einfach gut finden. beschließ ich jetzt einfach mal so
Ich21.12.2010 17:42
nein, es tut mir leid. nichts ist gut. ich bin nur grad mit der situation komplett überfordert und dann haben meine finger einfach das geschrieben, was grad in meinem kopf los war und ich(seele) wollte das nicht aber der (körper) macht einfach etws anderes und überhaupt. es ist nicht gut. ich kann nichts davon erklären.
Freundin21.12.2010 17:45
vielleicht sollte ich einfach gehen.


Und seitdem habe ich nicht mehr mit ihr geschrieben. (Es ist noch nicht einmal 24 Stunden her.) Aber ich wüsste einfach nicht, was ich ihr schreiben soll. Erklären kann und will ich es nicht.

Danach lag ich noch auf meinem Bett unter der Lichterkette und habe die Formen (keine Farben; es waren bloß Schwarzschattierungen) genossen. Irgendwann haben die dann aber auch wieder aufgehört und alles war mehr oder weniger normal. (Mittlerweile(fast eine Woche später) habe ich wieder mit ihr geschrieben und ein wenig davon erklärt.)

So. Zwischendrin dachte ich immer, es wär Horror, was da passiert. Aber als ich kurz danach darüber nachgedacht habe, erschien es mir gar nicht so schlimm. (Mit „kurz“ meine ich wirklich kurz, also immer noch im Einflussbereich der Holzrose) Gestern habe ich viel nachgedacht, also eher geredet. Mit dem Kaktus, der mir was antun wollte. Ich hoffe, ich habe ihn davon überzeugen können, dass ich keine Gefahr für ihn darstelle.

Fazit: Ich selbst kann den Trip nur schwer einordnen. Es war schließlich der erste „große“ beziehungsweise lange Trip, den ich hatte. Meine Anfänge mit Muskatnuss waren nur eklig, und die Steppenraute hat mir interessante Farben und Formen gezeigt. Kratom ging dann schon eher in Richtung Bewusstseinsveränderung oder –erweiterung.

Die Holzrose war etwas ganz Neues für mich. Ich habe mich stellenweise unwohl gefühlt, aber nur am Anfang oder in Konversation. Es ist auf keinen Fall eine Partydroge und man sollte alles gut planen. So ein Trip braucht seine Zeit und man braucht einen Ort, an dem man sich wohl fühlt. Eine Begleitperson ist auch wichtig. Es kann immer passieren, dass die Situation aus dem Ruder läuft und dann sollte man wirklich nicht alleine sein.

Zum Glück ist es aber wirklich so, wie es ein Fremder einmal sagte: „Wenn es außerhalb des eigenen Sichtbereiches bzw. eigener Überzeugungen liegt, sind wir Menschen erstaunlich blind, ist wirklich so.“

Es ist zwar nicht leicht, sich das immer vor Augen zu führen, aber die anderen wissen einfach nicht, was man getan hat. Sie sehen nur, wie man sich verhält (und was man ihnen erzählt) und denken sich vielleicht ihren Teil. Ich finde das beruhigend. Vielleicht hatte ich auch einfach Glück, dass ich keinerlei Bestrafung oder so von außen bekommen habe. Was in mir passiert, bleibt auch da. Es sei denn, ….

Alles in Allem war es eine sehr interessante Erfahrung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein nächstes Mal geben wird. Da werde ich dann hoffentlich mehr Zeit für mich haben oder es am besten mit jemand zusammen machen. Vielleicht wird das ganz interessant. Bis jetzt war ich immer allein „in dieser anderen Welt“, aber zu zweit ergäben sich bestimmt ganz neue Möglichkeiten. Aber ich will natürlich niemanden dazu anstiften. So etwas muss man schon selbst wollen und sich voll und ganz darauf einlassen, damit es kein Horrortrip wird.


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Vielen Dank für’s Durchlesen!!!