Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:archaische impressionen in ocker
Drogen:Iboga
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:02.09.2007 17:34
Set:skeptisch aber gespannt
Setting:in meiner bude
Nützlichkeit:7,85 von 10 möglichen   (33 Stimmen abgegeben)

Bericht:

moin



Vor einigen monaten bestellt ich mir aus neugierde tabernanthe iboga, eine pflanze, die in zentralafrika, vor allem in gabun und im kongo heimisch ist. konsumiert wird die wurzel dieses strauchs.

das gewächs ist in mehrerlei hinsicht sehr interessant, denn einerseits wird es in afrika vom bwiti-kult benutzt, um eine verbindung zu den ahnen herzustellen. auch wird es als initiationsritual beim übergang eines kindes zum erwachsenen konsumiert. diese pflanze ist tief verwurzelt in der kultur dieses kultes und ein teil der indentität der indigenen bevölkerung. es wird auch deshalb konsumiert, weil sich die bevölkerung mit dem aufrechterhalten dieser rituale eine identität bilden kann, die sie gegen die christliche missionierung schützt. andererseits ist die pflanze in der medizinischen anwendung sehr interessant. denn sie soll angeblich eine wundersame anti-sucht-wirkung besitzen. genau geklärt ist es noch nicht, wie das ibogain, das psychoaktivste alkaloid der pflanze, dies bewerkstelligt. in der karibik hat vor kurzem das erste therapiezentrum eröffnet, das mit dem ibogain-hydrochlorid arbeitet.



so, nun zu meiner erfahrung mit dieser faszinierenden droge.

ich hatte mich eines abends vor etwa einem monat dazu entschlossen die 5 gramm wurzelrinde zu konsumieren.

ich teilte es in drei portionen ein, da ich gelesen hatte, dass man drei portionen in jeweils einer halben stunde abstand nehmen sollte, um die verträglichkeit zu testen.

gegen 20 uhr zerkaute ich die erste portion also gründlich, sie schmeckte erdig und bitter, und setzte mich dann hin, um zu warten was passiert. nach einer halben stunde ohne wirkungseintritt wiederholte ich die prozedur. ich war etwas in sorge, da das iboga schon einige monate bei mir herumgelegen war und deshalb vielleicht seine wirksamkeit verloren haben könnte...wie sich später herausstellte eine unbegründete sorge.

nach noch einer halben stunde zerkaute ich den rest der wurzel und schaltete dann den fernseher ein, um mr bean zu schauen.



nach ungefähr einer viertelstunde stellte sich die erste angenehme wirkung ein. meine lider wurden schwer und das blinzeln war sehr angenehm, ähnlich wie bei opiaten. ich wurde auch schläfrig und benommen. dies war eine angenehmen benommenheit und mattigkeit, ebenfalls opiat-ähnlich.

ich schaltete jetzt den fernseher aus und legte mich auf mein bett.

nun kamen die ersten psychedelischen wirkungen. meine akustische wahrnehmung veränderte sich zuerst. die geräusche waren viel tiefer und ausdrucksstärker. wenn ich über mein sofa strich, hörte sich dies metallisch an. meine wohnung ist hellhörig und ich hörte eine frau in der nächsten wohung rufen. dies rief eine erinnerung an meine mutter hervor und ich fühlte mich nach zuhause rückversetzt und hörte wirklich meine mutter rufen.

nun kamen auch optische phänomene hinzu. die gesamte umgebung hatte einen erdigen, ockerfarbenen ton angenommen, der mich sehr an afrika erinnerte.

die optik war nich zu vergleichen mit anderen psychedelika. es gab keine verschiebungen oder halluzinationen. der eindrucksvollste optische aspekt war folgender:

wenn ich hin- und herschaute dann begannen die konturen aller gegenstände grell zu leuchten und zu blitzen und verharrten noch einige sekunden in der gleichen position in meinem blickfeld, obwohl ich schon die blickrichtung geändert hatte. sie brannten sich sozusagen in die netzhaut ein. dies hielt sogar noch bis zum nächsten abend an.

ich wurde gegen 22 uhr dann sehr müde, bezog mein bett und döste im dunkeln vor mich hin.

vor meinem inneren auge bildeten begann ein steter fluss an bildern auf mich einzuströmen. das vorherrschende element waren gesichter. vor allem die gesichter meiner eltern und meines brunders, aber auch solche von freunden, verstorbene und lebendige. eine "brücke zu den ahnen", wie die droge von mitgliedern des biwti-kults genannt wird?

an die zeit des trips nach 23 uhr kann ich mich nicht mehr gut erinnern, da ich mich im halbschlaf befand, nicht unähnlich dem fliegenpilz-delirium. jedoch nicht so überwältigend und eher subtiler.

irgendwann entglitt ich dann vollends ins reich des schlafes und hatte einen traumlosen.

am nächsten morgen fühlte ich mich noch bis zum nachmittag schlaff und erschöpft, mit einem leichten druck im kopf. das war aber nicht wirklich schlimm. bis zum abend hielt, wie gesagt, das optische einbrennen an.



mich hat der trip nicht überwältigt, weil ich nicht wirklich etwas mit der erfahrung anfangen kann. es kamen keine philosophischen einsichten oder spirituelle erfahrungen. es war eher archaisch, triebhaft, kriegerisch. schwer zu beschreiben.

interessant war es aber auf jeden fall und ich werde diese erfahrung sicher noch einmal wiederholen mit frischerem iboga und wahrscheinlich etwas mehr.

wenn es soweit ist werdet ihr wieder von mir lesen!



aloha!