Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Ein wunderschöner Abend
Drogen:Kakao
Autor:my dead sister
Datum:27.01.2008 19:56
Set:Unerwartet und unvorbereitet, doch wunderschön
Setting:Allein und im Dunkeln unterwegs
Nützlichkeit:6,91 von 10 möglichen   (56 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Eigentlich ist dies vor allem ein Erfahrungsbericht, wie man die Welt doch wahrnehmen kann, wenn man sich darauf einlässt.



Und ich war kein bisschen darauf vorbereitet!

Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass ich das nicht erwartet hätte.



Es war ein regnerischer, kühler Abend, und aus einem hier nicht zu erwähnenden Grunde war ich mit meiner Familie essen. Es gab reichlich, und wie es nun einmal mit Familie ist, sie nervt. Also machte ich mich irgendwann auf und beschloss, nach Hause zu gehen. Von dem Restaurant aus sind es etwa 13 Kilometer bis zu mir. Trotzdem wollte ich nicht eines der Autos nehmen, dann wären nämlich einige andere nicht zurück gekommen.



Ich ging los. Es regnete. Die Stadt (in der das Restaurant liegt) war wunderschön beleuchtet und vollkommen ruhig. (War auch schon recht spät). Ab und an fuhr ein Auto vorbei. Am Anfang war mir etwas kalt, das legte sich aber mit der Zeit, da ich einfach den Abend sowie die Ruhe genoss und auf meinen vollgefressenen Körper hörte, dementsprechend lief, schlich, rannte, ging, wie mir gerade war. Es war ein wunderschönes, sehr befreiendes Gefühl, wirklich nur das zu tun, wonach mir gerade war, ohne irgendwelche Vorgaben.



Ein Fahnenmast eines Supermarkts quietschte und bog sich, von einer Laterne erleuchtet und einsam dem Wind trotzend. Ich blieb stehen und schaute mir das Schauspiel eine Weile an, aus sicherer Entfernung, da der Mast sich schon sehr stark bog und ich nicht unbedingt das Bedürfnis hatte, in einem solch schönen Moment von einer Metallstange erschlagen zu werden.

Mir wurde wieder durch den Mangel an Bewegung kalt. Ergo begann ich wieder, weiterzugehen/-laufen.

Um nach Hause zu gelangen, muss ich aus der Stadt und an einer Bundesstraße entlang gehen.



An der Straße liegen wenige Häuser, und sie ist recht spärlich beleuchtet. Um die Uhrzeit fährt dort etwa maximal einmal in der Minute ein Auto entlang.



Aber in jedem Haus ist eine Geschichte. Oder mehr. Kleine Geschichten, große Geschichten. Gute Geschichten und schlimme Geschichten. Aber vor allem Geschichten, die man nicht ändern kann, was auch gut so ist! Und jedes Licht (ich schaute aus dem Tal hinaus an die Bergkette, wo sich noch ein Lichtermeer erstreckte) erzählt eine solche Geschichte. Die Bäume sind auch Geschichten, und Wesen. Und sie alle betreffen einen nicht mehr als man es zulässt.

Die vorbeifahrenden Autos.. dahinsausende Geschichten, die auf der Flucht oder auf dem Weg zum Ziel sind. Der Militärflugplatz, von dem die Lichter nun nicht zu übersehen sind, eine riesige Geschichte voller Angst und Misstrauen, so verletzlich und armselig, dass man all die Geschichten in den Arm nehmen möchte, und dafür sorgen, dass sie sich geborgen fühlen und Friede wird, und Friede bleibt.

Ich selbst, auch nur ein kleines Licht, das nicht einmal selbst strahlt, sondern nur beleuchtet wird, wie vieles. Eine Geschichte, die von anderen Geschichten bestimmt wird, oder wurde.

Das alles kam mir mit einem mal in den Sinn, wie ich da an der Straße stand, nachdem ich ein kurzes Stück gerannt war.

Es hat mich erst vollkommen fasziniert, und der Gedanke sprang einfach weiter, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können.

Für eine halbe Ewigkeit, die doch nur einen Moment dauerte, war ich so überwältigt von all diesen Impressionen, die sich dort zeigten, und von all dem Licht, dass die Dunkelheit vertrieb, dass ich mich hinsetzte (auf die nasse Straße) und nur beobachtete und mich vom Universum beobachten ließ.

Irgendwie merkte ich, dass es vollkommen unwichtig ist, was ich mache, ich bleibe ein Licht. Auch wenn ich sterben sollte, so bleibe ich ein Licht, das ausgeschaltet ist. Und selbst wenn nicht, wem fällt ein Nicht-Licht auf, in einer hell erleuchteten Stadt aus der Ferne?

mal eine Skizze, von der Straße, wo ich entlang lief, und der Umgebung. Kein Maßstab!

Das grüne sind übrigens Häuser (siehe einfach Galerie, ich kriegs hier drin nicht verarbeitet).



Für mich hatte mein Leben aber auch in der Zeit, wo ich nach Hause ging, ein Ziel, dass mir klar vor Augen war. Nämlich nach Hause zu kommen. Wie sinnlos dieser Sinn doch war! Aber gleichzeitig war auch diese Einstellung wahrscheinlich von Bedeutung. Ich wollte nämlich durch die Lichter, die ich noch nicht als Lichter sah, hindurch um mein eigenes Licht sicher und unantastbar zu verwahren.

Schließlich siegte aber endlich mal die Vernunft und ließ mich in anderen Welten verloren nach Hause stapfen.

Dort angekommen, machte ich eine Kerze an, und starrte sie einfach an. Dies war eben in dem Moment MEIN Licht.





Ich glaube nicht, dass man so eine Erfahrung erzwingen kann, oder sich darauf vorbereiten. Wie vielleicht zu lesen ist, ich habe nichts intus gehabt, vollkommen nüchtern gewesen.

Mein Tipp, wenn jemand glaubt zu spontanen Spaziergängen zu neigen, zieht euch immer warm und praktisch an, das war nämlich mein Problem, zu kalte Hose (Strumpfhose und langer Rock wärmen einfach nicht, wie eine normale Hose), zu kalte Schuhe. Das war das aber auch schon.

Auch wenn man nur einen Spaziergang macht, im Kreis herumläuft, zumindest ich hätte das dann nicht so erlebt. ich hoffe mal, nichts wichtiges vergessen zu haben.



Vielen Dank für das Lesen, falls ihr es tatsächlich bis hierher geschafft habt.



übrigens habe ich Kakao angegeben, weil das vllt am ehesten passen würde, Schokolade und Kakao sind bei mir Grundnahrungsmittel, und ohne Droge kann man keinen Bericht schreiben