Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:THC und ein Freund auf LSD - Zwei Psychedelische Tage
Drogen:Cannabis
Autor:Tripping Fool
Datum:19.07.2008 14:38
Set:Entspannt, ruhig, hätte niemals mit dem gerechnet was passieren sollte...
Setting:Wald, Bergwiese, 3 Leute denen ich total vertraue, einer davon auf LSD ;-)
Nützlichkeit:8,50 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hier ein Tripbericht der aus eigentlich 2 Erfahrungen mit THC besteht die an 2 aufeinanderfolgenden Tagen stattfanden, am ersten war auch ein Freund auf seinem ersten LSD Trip anwesend. Ich tue mich doch sehr schwer beide Trips zu trennen, das heißt eigentlich wäre es leicht, aber das Grundgefühl, das Gefühl das die zwei Tage zu etwas Besonderem für mich macht, verbindet die beiden Trips derartig, das ich sie nicht trennen möchte.



Am Anfang mag es für den geneigten Leser etwas fad starten, aber ich muss zunächst die Eindrücke schildern die ich von dem Trip meines Bekannten hatte, denn sie erinnerten mich sehr stark an meinen ersten Acid Trip und das hatte mit Sicherheit auf beide Tage sehr starken Einfluss.



Wir saßen an einem Mittwoch im Park, und besagter Freund, nennen wir ihn in der Folge P. hatte die Idee jetzt wo das Semester gerade beendet war doch noch einen LSD Trip zu unternehmen. Er hatte bisher keine Erfahrung mit der Substanz. Ich wusste das er jemand ist der sich gut genug informiert hat, und ich hatte auch keinerlei Bedenken, ich hielt ihn soweit ich das beurteilen kann für jemanden der mit der Erfahrung sicher zurecht kommt und viel daraus lernen und davon profitieren wird. Also sah ich kein Problem darin mich als Tripsitter anzubieten, was nicht heißt das ich das nur machen möchte wenn ich denke das es ein „leichter Job“ wird, aber bei einem anderen Bekannten der es auch gern einmal ausprobieren wollen würde, würde ich niemals den Tripsitter geben, denn man übernimmt da eine Teilverantwortung, die ich bei ihm nicht übernehme weil ich das Risiko für viel zu hoch halte.



Wir trafen uns am Folgetag mit zwei weiteren Leuten in der Stadt, J. und T., fuhren mit dem Bus in einen kleinen Ort in der Nähe der direkt am Waldrand liegt, und schlugen uns dann ein Stück in den Wald vor. In einem kleinen runden Pavillon mit Grillplatz nahm nun P. sein LSD zu sich, er hatte 2 Tickets die er unter seine Zunge legte, J. baute derweil einen Joint, der bei mir keine große Wirkung entfaltete. Wir blieben dort eine ganze Weile sitzen, zwischendurch spielten ich und P. eine Runde Frisbee, bis er anfing Farben intensiver wahrzunehmen wie er sagte, er lief dann ein wenig um die nähere Umgebung der Hütte herum. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, er war eine längere Zeit aus unserem Sichtfeld verschwunden, ich ging nachsehen weil er zu einem Bach heruntergestiegen war, als ich das Bachbett einsehen konnte sah ich ihn dort stehen und einen Grashalm gegen den Himmel halten und fasziniert anstarren. „Alles OK“ dachte ich, das geht in die richtige Richtung.



Irgendwann beschloss J. aufzubrechen und ein Stück tiefer in den Wald zu gehen, wir alle hielten das für eine sehr gute Idee, und wir machten uns auf einem kleinen befestigten Weg auf zu einer kleinen Hütte in der Mitte des Waldes. P. blieb dann und wann stehen und betrachtete staunend die Natur, ich erinnerte mich an meinen LSD Trip und konnte mich unglaublich in ihn einfühlen, die meiste Zeit unterhielten wir anderen drei uns aber und P. lief ein Stück hinter uns und betrachtete in Ruhe alles um ihn herum. Irgendwann rief er „HALT!“. Wir anderen drehten uns um und er stand ein ganzes Stück hinter uns. „Ich komm hier nicht vorwärts!“. „Keine Sorge, die Füße verschmelzen nie wirklich mit dem Boden“ sagte ich, „So fühlt es sich aber an!“ erwiderte er. Ich ging hin und zog ihn an seiner Hand aus dem Schlick von dem er Sprach. Ich merkte das es ihm trotzdem gerade gut ging, da war keinerlei Angst vorhanden, er fand die Situation sogar lustig, also sagte ich: „Und ich frage dich noch ob du dich informiert hast, und jetzt tauchst du hier ohne Golfschuhe auf, ein Acid Trip ohne Golfschuhe, was kommt als nächstes? Per Anhalter durch die Galaxis ohne Handtuch?“



Er lachte und blieb wieder stehen (ich hatte ihn ein paar Schritte gezogen und dann losgelassen). „Ich stecke schon wieder fest, du musst mich nochmal rausziehen“. Ich zog und das Spiel wiederholte sich einige male, bis er seine Schuhe auszog, er sagte etwas darüber das seine Füße ähnliche Eigenschaften wie Golfschuhe haben müssten, hatten sie leider nicht, daher brauchten wir ewig bis zu der Hütte an die wir wollten weil wir ihn immer aus dem Schlick ziehen mussten, er lachte aber die ganze Zeit und hatte keine Probleme damit.



Bei der Hütte angekommen setzten wir uns und J. baute noch einen Joint, der bei mir leichte Wirkung entfaltete, bei P. ging die Sache jetzt richtig los, das merkte man, er war komplett woanders. Er versuchte mir permanent irgendwas zu sagen aber er brachte kein Wort heraus, dann sagte er etwas wie „Wenn ich diesen Stein nur über den Berg rollen könnte, die Kommunikation geht grad gar nicht, ich weiß nicht wie ich das sagen soll…“ Später erfuhr ich er wollte einen Keks essen, und uns darauf hinweisen wie genial die Welt durch die Wasserflasche betrachtet aussieht, doch er scheiterte daran das zu formulieren.



Dann ging er eine Weile allein in die Umgebung der Hütte, zu der Zeit wirkte er auf mich doch etwas angespannt, ich hatte den leisen verdacht das könnte zu viel sein. Er sagte mir nach dem Trip das ich falsch lag, es war nie negativ, aber in dem Moment wirkte es so, deshalb nervte es mich ein wenig das J. anfing ihn ein wenig zu veralbern. J. tippelte mit den Füßen auf dem Boden herum und P. bat ihn immer „Bitte nicht so laut, ich sehe diese Schalwellen auf mich zurasen“, J. tippelte nur noch schneller und lauter und derartige Sachen. Gut J. kennt P. wesentlich länger als ich und konnte wohl einschätzen das es ihm gut ging, auf meine bitte das doch wirklich zu lassen kam nur „ist OK, ihm macht das doch auch Spaß“, im Nachhinein bestätigte P. diese Aussage. Suspekt war ihm nur der kleine Mann der versuchte an meinem Hals durch die Haut nach außen durchzubrechen ;-).



Er erlebte dann definitiv den Höhepunkt der Erfahrung, alles was er sagen wollte scheiterte, immer wieder sagte er: „Ich würde euch das wirklich gern erklären, aber ich hab keine Ahnung wie ich die Idee zu euch rüberbringen soll“.



Nun, der Tag war nicht ganz so perfekt geplant, wir hatten deutlich zu spät angefangen, und T. und J. mussten ihren Bus abends bekommen, daher beschlossen wir das es das beste wäre doch zu der ersten Hütte, bessergesagt dem kleinen Pavillon der direkt am Anfang des Waldes lag zurückzukehren damit man am Ende leichter heimkommen würde. Ich hielt das für nicht die allerbeste Idee, weil der Höhepunkt zwar überwunden aber noch lange nichts vorbei war, aber P. erkannte die Situation doch recht schnell. Er verstand sie allerdings nicht: „Ich verstehe euch nicht, hier ist das Universum und ihr müsst irgendwo anders hin“, dann versuchte er wieder sich die Schuhe anzuziehen: „Ich versteh nicht was ihr von mir wollt, wo wollt ihr hin?“. Ich konnte mich da sehr gut einfühlen und erinnerte mich erneut an meinen Trip, beim Höhepunkt lag ich auf dem Boden und wurde die Musik die ich hörte, hätte mir da jemand gesagt das wir irgendwas weltliches zu erledigen hätten, ich hätte es auch nicht verstanden.



Dennoch brachen wir auf, und der Rückweg gestaltete sich ganz leicht, der Schlick hielt ihn nichtmehr, er konnte laufen, er blieb nur dann und wann stehen und betrachtet alles, berührte Pflanzen usw. Nur seinen Rucksack musste er loswerden, der war rot und blau, eklig künstliche Farben, er hasste diesen Rucksack. Erst wickelte er ihn in seine Jacke, dann suchte er einen Ort ihn wegzuwerfen, schließlich ließen wir ihn bei der Hütte zurück die wir kurze Zeit später erreichen sollten. Er sagte Sachen wie: „Das ist die falsche Richtung, je weiter wir dahingehen, desto mehr muss ich das hier verlassen und wieder in den Alltag zurück“ und „Sowas göttliches kann es nur hier im Wald geben“.



Wir kamen irgendwann bei der Hütte an und P. wurde sehr ruhig, sagte nur dann und wann das er immer mehr landen würde. J. baute noch einen dritten Joint, und erst hier startet „Mein“ eigentlicher Tripbericht. Ich habe nur so lange vom Tag erzählt, weil der Tag einfach dazugehört, es war die Nähe zu einem Freund auf LSD, und die Erinnerung an meinen ersten Acid Trip die dadurch permanent getriggert wurde, die das ganze Erlebnis das jetzt und am nächsten Tag folgen sollte, mit Sicherheit irgendwie beeinflusst hat, daher wäre es eine gigantische Lücke wenn ich diesen Teil des Tages kürzer gefasst oder gar weggelassen hätte.



Ich zog einige male an dem Joint der erneut sehr gut gefüllt war. Ich reagiere sehr intensiv auf THC, es hat bei mir fast nur eine psychedelische Komponente, es gab eine kurze Phase in der ich einfach nur breit wurde und ich dachte das das Potential bereits gegangen wäre, nach einer kurzen Pause aber wirkte es wieder sehr sehr psychedelisch. So, T. und J. setzten sich Kopfhörer auf und hörten Musik. J. ist doch jemand der eine recht hohe Toleranz was THC angeht hat und wirkte ein wenig gelangweilt. T. jedoch, schien ähnlich intensive Erfahrungen damit machen zu können, sie hörte die Musik und gab nur dann und wann ein „oh mein Gott“ von sich oder derartiges. P. lief ein wenig um die Hütte und betrachtete den Himmel, ich schloss die Augen und durfte einem gigantischen Farbenspiel beiwohnen, es war abstrakter als sonst, ich kann es nicht wirklich beschreiben, es war als würden zwei Dimensionale Partikel durch einen Dreidimensionalen Raum fliegen, es war wunderbar, irgendwann öffnete ich die Augen und es war gigantisch, das grün, alles strahlte, die ganze Natur schien lebendig (was heißt schien, ist se ja auch ;-) )



Es stellte sich bei mir eine gigantische Zuneigung zu allem ein, Liebe, nicht nur zu mir P., J. und T. zu allem, der ganzen Umgebung, ich war glücklich, ich war wirklich zufrieden, ich sah dieses gigantische eine wieder, dieses unsagbare, über jede sprachliche Definition erhabene in der Intensität hatte ich das nur auf LSD, ich spürte wieder das Gefühl der Monate nach meinem LSD Trip, das alles irgendwie in Ordnung, alles Göttlich, alles Richtig ist, ich konnte alles bejahen, am liebsten hätte ich die ganze Welt umarmt und Gott mein Dank entgegen geschrien. Ich verbrachte so eine ganze Weile einfach nur die Welt betrachtend, dann dachte ich an die letzten Monate, ich war doch sehr unausgeglichen, irgendwas lag mir auf dem Herzen was sich hier und jetzt gelöst hatte, ich fühlte mich frei, absolut frei, als wäre eine gigantische Last von mir genommen.



Wir gingen einige Zeit später und aßen in der Stadt noch etwas, P. erzählte von seinem Trip, T. von ihrer Erfahrung mit der Musik, ich war noch immer in einem Gefühl totaler Bejahung, ich hatte mir in meine Bhagavad Gita noch „Das hier, kann dir keiner nehmen, nicht mal der Tod“ geschrieben. „Nicht sonderlich poetisch“ dachte ich, aber es wird seinen Zweck erfüllen mich an dieses Gefühl zu erinnern und es nicht so leicht wieder zu vergessen, die Nützlichkeit solcher Dinge wurde mir bewusst. Ich muss unbedingt mehr über dieses Gefühl meditieren, diese Liebe zu allem, um das Ganze nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Ich brauch auch unbedingt einen kleinen Ohm Anhänger, Symbole sind unglaublich nützlich, naja, über derartiges dachte ich nach.



Irgendwann war dann der Abend auch vorbei und wir alle gingen schlafen. Am nächsten Tag, ich war seit Monaten nichtmehr derart glücklich und zufrieden aufgewacht, rief T. an und fragte ob ich Zeit und Lust hätte im Park oder sonstwo zu chillen. Ich hatte auch ein Bedürfnis über den vorherigen Tag zu reden und freute mich sehr, zumal auch P. dazustoßen wollte. Der hatte zwar am Abend zuvor von seinem Trip erzählt, doch richtig nüchtern war er dort noch nicht. Es war interessant nochmal alles aus seiner Perspektive zu hören, auch T. erzählte von ihrem Musikerlebniss noch einmal detailliert, auch das muss sehr sehr heftig gewesen sein, im positiven Sinne. Wir hatten uns einige Wochen zuvor mal lange über Brahman und Atman unterhalten, sie meinte „Dieses Ich worüber wir Sprachen, das von der Außenwelt völlig unabhängig ist, das nicht „ich“ in dem Sinne ist wie im Alltag, nicht der Körper, nicht „Ich, T.“ sondern einfach sein, das war da, das und die Musik, und es wurde die Musik“.



P. musste allerdings recht früh gehen, und ich und T. machten uns auf den Weg zu einem kleinen Berg hier in der Stadt der oben recht schöne Wiesen und ein bisschen Wald hat. Wir saßen dort und redeten über den vergangenen Tag, und über einiges anderes. Irgendwann fragte sie ob ich Lust auf einen Joint hätte, ich sagte nicht nein, denn zum ersten mal seit Jahren war ich mir sicher das es passen wird, ich hätte am heutigen Tag auch LSD genommen, ich war mit allem im reinen, vor allem auch endlich wieder mit mir selbst und so einige Probleme der letzten Monate schienen mir selbstgemacht und lächerlich, und bei anderen würde ich die Kraft haben sie zu lösen, also immer her damit.



Wir rauchten einen doch sehr gut gefüllten Joint, ich legte mich kurz nach dem letzten Zug hin und schloss die Augen. Das Farbenspiel war von Anfang an da, wenn ich mir auf die Augen drückte explodierte es geradezu. Gigantisch schön. Nach kurzer Zeit begannen abstraktere Bilder mit ihrer Manifestation in meinem Kopf. Ich „sah“ diese Bilder nicht so wie die Optiks auf der Rückseite der Augenlieder, sondern vor meinem geistigen Auge, ich denke der ein oder andere wird wissen was ich meine. Ich sah mich auf dieser Bergwiese liegen, und ich spürte einen Wind an mir, also sah ich wie der Wind mich abtrug, wie eine Dühne in der Wüste stets vom Wind aufgelöst, aber auch weitergetragen wird, ihre Auslöschung ist eine Fiktion wie ihre Existenz, ein ewiger Fluss, mehr nicht, was heißt mehr nicht, hier von „mehr nicht“ zu reden ist Blasphemie, denn dieser Fluss ist alles, er ist nicht in Worte zu fassen und übersteigt unser Denken um ein vielfaches, für das was ich dachte, nein was ich fühlte gibt es keine Worte, was ich schmeckte, was ich seit ewiger Zeit wieder küssen durfte und das nun zum zweiten mal innerhalb derart kurzer Zeit, kann man, und auch das nur mit Mühe höchstens Gott, Brahman, Tao was auch immer nennen. Doch keines dieser Worte reicht auch nur im Entferntesten aus, das zu beschreiben was hier und jetzt immer und überall in uns, und um uns ist.



Ich hatte auch keinerlei Angst. Das was bei mir bei den letzten THC Trips immer Angst auslöste verrückt zu werden, nämlich das Körpergefühl mit dem Boden zu verschmelzen, hereingezogen zu werden in den Boden, oder vom Wind in die Luft, das aufgehen, das hinüber fließen in die Welt, in den Boden, die Luft, den Himmel das schien mir jetzt nichts mehr vor dem man Angst haben sollte, es schien mir absolut natürlich und viel „wahrer“ als das eigentliche Gefühl eines festen Subjekts innerhalb einer festen Welt die ihm radikal Gegenübersteht. Dieses Fluss Gefühl, vor dem ich Angst gehabt hatte, das ich als „falsch“ einstufte, schien mir das natürlichste und vernünftigste auf der Welt.



Ich öffnete kurz die Augen, ich lag auf dem Rücken am Waldrand auf dieser Bergwiese und ich sah eine Baumkrone über mir, und darüber der strahlend blaue Himmel. Gigantisch schön, so sehr hatte ich diese Schönheit noch nie gespürt, und so sehr hatte ich in dieser Schönheit nie das göttliche gespürt das ihr innewohnt. Doch ich schloss erneut die Augen, erneut manifestierte sich das Bild von mir wie ich vom Wind verweht werde, und zahlreiche andere Bilder die denselben Fluss darstellten. Und ich merkte wie sehr ich meinen Körper verlor wenn ich die Augen schloss, da war kein Körper mehr, keine Bäume um mich herum, kein Himmel, keine Wiese, keine T. Und auch ich war nichtmehr da, alles was da noch war wahren Geräusche, und diese Geräusche war nur ich, und ich war nur diese Geräusche und sonst nichts. Ich dachte kurz an die Außenwelt und mir war klar das dort etwas sein musste wenn ich die Augen öffnete, aber das es wohl kaum Bäume und Wiesen und Himmel waren, mir kamen diese Begriffe und das was ich mit ihnen verband derart lächerlich und oberflächlich vor das ich fast laut lachen musste, aber das schien der Situation unangemessen, ich hatte ein Gefühl von tiefem Respekt und absoluter Liebe in mir, keine Zeit für profanes lautes Lachen, lächeln war dem ganzen angemessener.



T. sagte etwas und ich tat mich schwer mit einer Antwort, das soziale Spiel schien mir doch Fremd. Reden? Worüber Reden? Es gibt nichts zu reden, alles was ich sagen kann entzieht der Welt nur wieder diesen Zauber, sobald ich darüber spreche zerfällt doch das göttliche sofort wieder in seine Einzelteile und ich muss wieder mit Bäumen, Wiesen und Himmeln und all dem Blödsinn leben, dabei will ich doch nur das sehen was ich gemeinhin mit diesen Begriffen abwerte und zerstöre und zu etwas alltäglichem degradiere. Ich begann nachzudenken warum wir denn dann überhaupt anfangen zu reden und Unterscheidungen zu treffen. Wozu denn überhaupt ein Subjekt und ein Objekt wenn ohne diese fiktive Grenze, oder wenn diese wenigstens gelockert ist, doch alles in einem ganz anderem, heiligen Licht erstrahlt.



Ich folgte diesem Gedanken nicht, denn ich hatte die Augen geöffnet und sah jetzt „den Himmel“. Ich setze hier die Anführungszeichen, weil es mir wie Blasphemie vorkommt dieses Wort zu benutzen. Als könnte „Himmel“ irgendwas darüber aussagen was ich sah. Es gab keine starken optischen Veränderungen, aber dieses Strahlen, diese Farben, dieses gigantische Weiß der Wolken, mit ihren von der Abendsonne erleuchteten goldenen Rändern, und das tiefe Blau, nicht zu vergessen das strahlende Weiß-Gold der Sonne selbst.



Ich bemerkte wie ich in einigen Wolken Gebilde erkannte, Comicfiguren vor allem, aber nicht so wie das auch möglich ist wenn man nüchtern ist, viel intensiver, die Wolken morphten tatsächlich permanent in andere Formen und bewegten sich gigantisch Schnell aus Micky Maus wurde Pluto, aus Pluto Spongebob usw.



Mir schien das doch relativ albern, was ich hier hatte war vergnügen, nicht zu vergleichen mit dem Gefühl vorher, ich spielte herum. Doch dann setzte ich mich auf, und ich sah nichtmehr nur die Wolken über mir, sondern sah direkt Richtung Sonnenuntergang. Ich hätte fast Weinen müssen, etwas derart schönes hatte ich nie gesehen. Die Wolken bildeten verschiedene Ebenen, ich habe vorher gar nicht gewusst was das überhaupt heißt „Dreidimensional“. An dem Gegenüberliegenden Berg begannen die tief hängenden Wolken den Berg fortzusetzen, dann wurde mir klar das dort eine gigantische Schneefläche liegt, eine Landschaft wie am Nordpol, ganz am Ende war ein See mit kristallklarem Wasser. Und darüber Ging die Sonne unter, und über der Sonne waren gigantische Wolkengebilde. Dann sah es aus als würde man mit einem Flugzeug über der Wolkendecke fliegen, die Sonne sehen, aber über sich eine zweite Wolkendecke haben. Überall verbanden und trennten sich die Wolken, überall bildeten sie neue Ebenen, verschoben sich nach hinten und nach oben, und nach vorne und nach unten und manchmal schlüpften sie in einen Raum der der 4. Dimension angehören muss wenn es derartiges gibt.



T. und ich beschrieben einander was wir sahen, und es freut mich so sehr das teilen zu können, wir redeten über dasselbe, wir sprachen über die verschiedenen Ebenen, und die Comicfiguren. Und ich konnte endlich den Gedanken von vorhin fortführen. Wenn Gott uns geschaffen hat um sich selbst aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen, dann schien mir doch das hier wie ein Gottesdienst im höchsten Sinne. Denn wir erweiterten unsere Perspektive, wir fügten unserer alltäglichen Sicht der Dinge eine weitere hinzu, was könnte unter dieser Voraussetzung gottgefälliger sein?



Die Gedanken stoppten schnell wieder als sich eine große Wolke vor die Sonne schob und die einzelnen Sonnenstrahlen sichtbar wurden, ich konnte nicht direkt hinsehen, es war mir zu hell, T. sagte: „Mach die Augen nur ein kleines Stück auf“, ich tat dies und war schockiert: „Empfehl mir doch nicht sowas, da merkt man ja nur wie sehr man im eigenen Körper eingesperrt ist, es ist als würde man aus einer Gefängniszelle schauen und jemand lässt die Rollo halb herunter so das man noch weniger mitkriegt was da draußen passiert als sonst.“



Nun viel mein Blick auf die Wiese vor uns, es hatte leicht geregnet und die Tief stehende Sonne lies das Grün der Pflanzen mit ihrem goldenen Schimmer verschmelzen. Wo soll man hier bitte trennen? Wo beginnen die Sonnenstrahlen, wo das Wasser auf den Pflanzen, wo die Pflanzen, das wäre das eine ohne die anderen, und was wäre es wenn ich es nicht wahrnehmen würde. Grenzen, fiktiv, trivial, profan…



Ich sah den Himmel, wie sich die Wolken bewegten, sich immer neue Ebenen auftaten, und ich hatte nie etwas derart schönes gesehen, doch mir kam der Gedanke das es sein könnte, das ich mir das nur einbilde, was wenn heute in Wirklichkeit kaum eine Wolke am Himmel wäre? Was wenn ich mir das ganze einbilde? Könnte man es dann göttlich nennen? Würde es nicht sofort seinen Glanz verlieren? Ich fragte T.: „Meinst du der Himmel sieht heute wirklich so aus?“ T. antwortete lachend: „Keine Ahnung“, doch dann wurde sie ernst: „Aber, ich denke der Himmel sieht immer nur so aus wie wir ihn grade sehen können oder wollen, wie sieht denn der Himmel „Wirklich“ aus, wenn niemand da ist der ihn wahrnimmt“



Wie recht sie hatte, Hesse beschrieb mal irgendwo das man nirgendwo die Verbindung zur Außenwelt derartig spüren könne, wie beim Betrachten von Wasser, seinem Spiel, seinen Windungen, ein Himmel und die Wolken daran erfüllen denselben Zweck. So langsam aber sicher bekamen wir beide Hunger und Durst, und wir gingen, sobald man anfängt sich dem weltlichen Spiel zu unterwerfen schwindet „das andere“ gleich ein bisschen.



Wir liefen den Berg hinunter als wir plötzlich klassische Musik hörten und durch eine Hecke Feuer sahen. Wir mussten dem einfach nachgehen und landeten auf einem Sommerfest einer großen Firma. Niemand am Eingang der uns beachtete, und so landeten wir im Garten der Veranstaltung. Zunächst mal schauten wir uns die Band an, die mittlerweile eher Jazz spielte, und applaudierten ihnen als einzige. Als wir an einem genialen Kuchenbuffet vorbeikamen konnten wir uns nicht zusammenreißen und mussten die Sachen probieren, geniale kleine Sahnestückchen, absolut großartiger Käsekuchen, die leckersten Kekse der Welt, ich glaub sowas gutes werde ich mir nie selbst leisten können, Gott diese Mohnschnitten.



Wir tranken dann noch einiges von den Freigetränken und machten uns dann langsam auf den Weg, das wir uns am Ende sogar noch umsonst den Bauch vollschlagen durften bestätigt mich nur noch mehr in meiner Meinung, das das ganze eigentlich ein Gottesdienst gewesen ist.



Ich fühle mich seitdem so derartig ausgeglichen, glücklich und frei wie schon lange nicht mehr, diesmal werde ich daran arbeiten das Ganze nicht wieder zu verlieren, von daher gehe ich jetzt eine Runde meditieren und beende endlich diesen Bericht.



Gruß