Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Gesamtkunstwerk (MDE bzw. MDEA)
Drogen:Ecstasy
Autor:Relaxed
Datum:08.06.2004 00:00
Set:naja - schon von der nacht zuvor "durchgefeiert" aber war ok ;)
Setting:Homelands Festival 2004 (Open Air)
Nützlichkeit:8,25 von 10 möglichen   (8 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Dieses seltsame, befremdende Gefühl, die Gewissheit dass etwas im Anflug war drückte mir die ganze Zeit aufs Gemüt. Doch plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste war es weg und wurde von etwas viel Stärkerem ersetzt. Die sanften Brisen und die Ruhe vor dem Sturm waren vorbei und mein Hirn wurde geflutet, die Neuronen feuerten was das Zeug hielt. Ich wusste nicht wie mir geschah. Pünktlich zu meinem Lieblingslied von Faithless (Take the long way home) war ich innerhalb von Sekunden von 0% auf 100% drauf. Ich hörte den Sound … es war Musik voller Liebe und Energie. Mein Sichtfeld flimmerte, es verschwamm. Die ganze Luft war erfüllt von Wellen der Liebe. Und der Sturm war so mächtig, so intensiv dass ich all das nur noch spüren, aber nicht mehr geistig erfassen konnte. Diese Pille drückte mich an die Grenzen des fassbaren, noch ein bisschen Wirkstoff mehr und ich hätte den Realitätsbezug komplett verloren. Immer wieder versuchte ich zu verstehen was in mir vorgeht, mir meinen gegenwärtigen Zustand bewusst zu machen. Doch jeder Versuch scheiterte schon wieder nach wenigen Sekunden und ich befand mich wieder abgehoben und schwerelos in einem Kosmos voller Schall, optischer Impulse und Wellen von Glück und Liebe. Ich war von der materiellen Realität entkoppelt, jedoch noch in der Lage Signale aus dieser Realität zu empfangen. Sie kamen im Zeitraffer bei mir an und die Signale zerflossen zu einem grossen Ganzen. Anfangs versuchte ich dieses Ganze wieder in seine „ordentlichen“ Komponenten zu zerlegen, doch genau das war eben nicht Sinn der Sache. Und bevor der ständige Denker und Analytiker in mir mir diesen genialen Film zerstörte liess ich mich einfach treiben und mitreissen – und schon war der Zustand längst nicht mehr so erdrückend bzw. ich emfpand dieses erdrückende als positiv. Kurzfristig kam auch der Gedanke in mir auf dass ich diesen Zustand eigentlich bedrohlich finden müsste da ich zu stark abhob. Jedoch konnte ich mir in keinster Weise vorstellen dass solch ein lieblicher Zustand in irgendeiner Weise bedrohlich sein könnte – selbst wenn es noch viel heftiger wäre. Ich war ausgefüllt mit Liebe und Glückseligkeit ohne das Verlangen zu haben die Kontrolle über mich zu haben.

Dass ich mich kaum bewegen konnte und kein Wort mehr rausbrachte störte mich nun auch nicht mehr. Ich liess es einfach laufen … in meinem Kopf entstand ein Abbild dessen, was mir sämltiche Sinneswahrnehmungen gaben und es wurde ein Gesamtkunstwerk, welches keine Analyse, keine Interpretation mehr benötigte, denn es war komplett. Ich war in einem Zustand, indem ich nicht mehr die Notwendigkeit sah mir das Sein bewusst zu machen, obwohl ich mich doch immer wieder bei dem Versuch ertappte.

Dennoch, wie schon erwähnt: es bestand noch eine Wechselwirkung mit der Aussenwelt. Diese Wechselwirkung war von enormer psychedelischer Natur und ich konnte einfach nur staunen. Nur beiläufig streifte der Gedanke „Das ist der Flash meines Lebens“ mein total überflutetes Gehirn. Unvergesslich ist der Moment, in denen alles verschmolz. Der geniale Faithless-Sound, die frische Luft, die vielen sich bewegenden Menschen, ihre Stimmen, die beleuchteten Zelte und Stände … alles wurde eins und passte zusammen. Ich scheitere an einer angemessenen Beschreibung für dieses „Eins“. Es war wie ein Standbild mit Bewegung. Ich drehte mein Gesichtsfeld etwas – und aus den Wellen der Liebe und Euphorie heraus erkannte ich das Flimmern der frischen Luft, ich konnte die Luft spüren, sie sehen, sie berauschte mich. Und überall diese Menschen in der halbdunklen, anmutig beleuchteten Umgebung … war das abartig! Ich konnte mich nicht sattsehen und hören, an dem was gerade passierte. Drehte mich um meine eigene Achse und kam aus den Staunen nimmer heraus. Im Zeitraffer zogen die Eindrücke an mir vorbei, der Sound klang von so weit und war doch so nah. Mein Sichtfeld aktualisierte sich zeitverzögert … verschiedene „Einsichten“ waren verknüpft mit Strichspureffekten und Wellen. Alles verschwamm, verschmolz zu einem grossen Ganzen.

Mojo schien es nicht anders zu gehen … sein Kommentar „Ich bin so geflasht“ liess auf einen ähnlichen Zustand hindeuten.

Es dauerte sicher eine gute halbe Stunde bis die Wirkung besser zu handhaben war – und in eine schöne Euphorie überging. Doch ich blieb enorm kopfbreit. Die Euphorie hatte keine sehr klare Natur – war wenig fassbar und vor allem dann sehr geniessbar so lang ich nicht versuchte mir die Euphorie bewusst zu machen, zu rationalisieren. Es war für mich gar nicht so einfach mich diesem Zustand hinzugeben, da ich von mdma gewöhnt war durch eigene Gedanken und Selbstinspiration den Trip zu gestalten. Doch diesmal musste ich mich einfach treiben lassen. Das klappte besonders gut zu nicht allzu schneller Musik mit gutem Groove. Ein Glück dass es die Strongbow Rooms gab  Dort lief die perfekte Musik für meinen perfekten Zustand. Ich fand einen enormen Gefallen an der abartigen Verplantheit die mit dieser mystisch-psychedelischen Euphorie gekoppelt war. Im Nachhinein kann ich nicht mehr allzu viel vom Trip rekonstruieren. Wir tanzten viel und intensiv zu den Techhouserhythmen im Strongbow und wechselten auch die Location in andere Zelte, wo vorzugsweise auch House oder Electro Breaks liefen. Eine kompatiblere Musik hätte es in diesen Momenten, erfüllt mit Deluxe-Druffness, nicht geben können. Mit fortschreitender Timeline fand ich auch wieder Gefallen daran mit meinem Umfeld zu kommunizieren (d.h. vor allem mit Mojo ), wobei die Gespräche sicher nicht von besonderem Anspruch geprägt waren Er bemerkte irgendwann dass wir es verpennt hatten dass er ja um Mitternacht um ein Jahr gealtert war. Wir waren so drauf dass weder er noch ich an seinen B-Day gedacht hatten. Ausserdem blitzte meine Kamera auch wieder öfters. Ich kam mit einigen Leuten kurz ins Gespräch … wurde von einem Druffipärchen in ihr Haus in Südengland eingeladen, doch insgesamt gab es diesmal keine interessanten Bekanntschaften – dafür war ich einfach zu kopfbreit und zu sehr in meiner eigenen Welt.

2h nach Einnahme teilten wir uns ein weiteres Teil, was nochmal einen Schub nach vorne gab. Doch nach ca. 4-5h fühlte ich mich schon wieder sehr down on Baseline. Ein weiteres (anderes) Teil (zu je zwei Hälften in Abstand von 30 Minuten) wollte nicht mehr einschlagen. Es musste nichtmal ein Blender gewesen sein, viel wahrscheinlicher ist wohl dass schon alles Serotonin weggespült war. Zwar hatte ich noch mal sanfte leichte Schübe, jedoch passierte nichts Aufregendes mehr. Schade dass die Wirkdauer von MDE so kurz ist …

Kurz vor Festivalende nahm ich 20mg Fluoxetin um dem Synapsengrillen etwas Einhalt zu gebieten. Es folgte für den Rest des Tages ein sehr angenehmer Afterglow, an der die Prozac vermutlich nicht ganz unschuldig war

Da dies nicht mein erstes MDxx Erlebnis war ist der Bericht auch nicht mehr sehr ausführlich. Das Empfinden auf Teilen, die damit einhergehende Euphorie und die Druffness dürften ja hinreichend bekannt sein. Diese Komponenten habe ich in früheren Tripberichten sehr detailliert beschrieben, doch mittlerweile ist mir der MDxx-Kosmos einfach auch vertraut geworden. In diesem Bericht habe ich mich auf das konzentriert, was mir durch MDE neu an der Wirkung erschien. Doch selbstverständlich war (vor allem gegen später) die typische MDxx-Wirkung sehr präsent. Doch darauf wollte ich nicht schon wieder eingehen. In Mathe wird ja auch nicht jede Herleitung bei einer weiteren Rechnung neu behandelt …





… wie es dazu kam



Ich wollte bei diesem Bericht sofort in die Tiefen des Trips einsteigend um damit zu unterstreichen wie plötzlich und überwältigend dieses Erlebnis für mich war.

Einst hatte ich mal andere Vorstellungen davon, wie Safer-Use in der Praxis aussehen sollte. Zu dieser Vorstellung gehörte sicherlich nicht Freitags ein Teil, Samstags 2 ½ Teile und am Montag 1g Mexikaner zu verfuttern. Aber nun gut, die Dinge nehmen manchmal einfach ihren Lauf und ich lasse sie bewusst laufen wenn ich das Gefühl habe dass es mir etwas bringt. Dies führte dazu dass ich schon einen Tag vor der Homelands diese seltsamen Psychoteile kennenlernte. Schon an diesem Abend kamen sie sehr plötzlich und es ist wirklich verwunderlich dass eine deutliche Steigerung auf der Homelands möglich war. Vielleicht habe ich diese Steigerung durch 500mg 5-http über den Tag verteilt begünstigt.

Wir kamen ziemlich fertig auf dem Festival an, ungefähr so fertig wie ich die letzten zwei Jahre das Festival verliess. Dieser Werdegang erschreckte mich schon etwas – aber seit dem Lovefield Festival war mir das nichts fremdes mehr. Dennoch war ich mir zeitweise sehr unsicher ob ich in solch einem „fertigen“ Zustand überhaupt an die letzte Nacht anknüpfen sollte. Doch ehrlich gesagt hatte ich keine Lust total am Arsch auf diesem genialen Festival rumzuhängen. Als es Abend wurde wartete ich nur sehnsüchtig darauf mich endlich „dopen“ zu können um diese lästige Müdigkeit und seltsame Laune loszuwerden. So punktgenau um 22h war dann der richtige Zeitpunkt gekommen – Insomnia von Faithless ertönte aus der Live Arena und Mojo schlug vor nun das Teil zu bauen was mir sehr entgegen kam 

Eigentlich hätte ich ja darauf gefasst sein sollen dass die Minuten unmittelbar vor Wirkungseintritt sehr unruhig und seltsam sind. Dennoch stresste mich das Warten und erst als die Wirkung dann noch heftiger wie am Tag zuvor reinkam fiel jegliche Unsicherheit von mir.



MDE versus MDMA



Schon nach der Nacht in der Fabric war uns klar dass das kein mdma sein konnte – zumindest nicht in Reinform. Auf der Homelands bestätigte sich mein Verdacht nur noch mehr.

Ich fand am Sonntag beim Afterchillen dann ein Dokument bei erowid welches keine Zweifel daran liess dass die wirksame Komponente der Pille mde gewesen sein musste.

Ich kenne mdma sehr gut – nicht zuletzt wegen einiger Experimente mit dem kristallinem Reinstoff.

Ich konnte folgende subjektive Unterschiede in der Wirkung feststellen, die sich gut mit der Beschreibung bei erowid und dort gefundenen Tripberichten decken:



- das coming-up hatte ein rasantes Tempo: innerhalb von wenigen Minuten war ich von 0 auf 100%

- die psychedelische Komponente dominierte die Wirkung in den ersten 30 Minuten so derart, dass ich zu kaum einer Handlung fähig war

- im Kopf hatte ich das Feeling einer abartigen Breitheit. Mdma bildet in mir immer eine sehr klare, bewusste Euphorie aus. Von dieser Euphorie war, wenn überhaupt, erst nach 2h nach Einnahme was zu merken

- ich war recht schnell wieder unten: nach ca. 3-4h hatte ich das Gefühl wieder normal zu sein bzw. dass der typische Afterglow anfängt

- wen’s interessiert: die Marquis-Reagenz reagierte sehr rasch. Innerhalb von wenigen Sekunden stellte sich ein kräftiges Lila ein.



Nachwirkungen (?)



… waren nicht besonders ausgeprägt. Zum einen: Prozac hilft. Zum andern: Im Urlaub ist eh alles viel entspannter. Und dementsprechend war der ganze Sonntag äusserst entspannt. Meine Matschbirne musste mich nicht interessieren, da sie einfach nichts leisten musste. Am Montag gab es dann noch ein Gramm Mexikaner und ich hatte das Gefühl dass dies komplett mein Hirn von dem Ganzen mdxx Gift vom WE reinigte – ich fühlte mich wie neugeboren.

Dennoch werde ich – selbst wenn ich Urlaub habe – so eine Art des Drogenkonsums nicht mehr wiederholen. Ich hatte in der folgenden Woche kurze spontan auftretende „Verplantheitsattacken“ und körperlich fühlte ich mich auch nicht gerade fit. Sehr unausgeglichene Ernährung, wenig Schlaf und die Drogen gaben dem ganzen den Rest. Ich möchte nich wissen wie viele Serotoninneuronen schon wieder ein bisschen stumpfer geworden sind :/

Glücklicherweise hab ich jetzt von mdxx erstmal genug … deshalb kann das nächste Erlebnis ruhig warten