Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:DXM im Volkspark
Drogen:Mischkonsum von DXM und Lachgas (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Denplae
Datum:14.08.2009 06:59
Set:durchaus optimistisch
Setting:Großstadt/Natur
Nützlichkeit:8,14 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:

An einem Freitag, 23. 04. 2009, ging ich spontan in die Bahnhofsapotheke , eigentlich um wie seit monaten schon vorgenommen Ephedrin in Form von Reactine Duo zu testen, kaufte dann aber aus einem plötzlichen Impuls heraus 600mg Dextromethorphan in Kapselform, ein hochpotentes Dissoziativa.



„Die Dosierung ist bekannt?“ Fragte mich die junge Apothekerin mit besserwisserischer Miene, nachdem sie mir pflanzliche Wirkstoffe aufschwatzen wollte und sich nach meiner Krankheit zu erkundigen versuchte. 10 Stück mit viel Bier – hätte ich am liebsten gesagt, bejahte aber stattdessen freundlich und ging zu einem alten Bauwerk mit kleinem Park, direkt neben einer Hauptstrasse.

Ein scheinbar beliebter Ort für Touristen und Historikfreunde, wie am Fliessband kamen die Menschen dorthin und fotografierten wie verrückt, eingefrorene Momente ohne grossen Erinnerungswert. Während ich unberührt dieses Treiben beobachtete machten sich die Hälfte meiner Kapseln, 300mg, bereit meinen Magen näher kennen zu lernen.



Unmittelbar nach dieser Vernichtungsprozedur vibrierte mein Handy und ein viel zu kurzes Telefonat mit meiner Freundin folgte, da mein Akku schnell den Geist aufgab. Sofort machte ich mich auf die Suche nach einer Telefonzelle, gab es nach 3maligen besetzt-zeichen auf und merkte dass es Zeit wird mir einen ruhigen Ort zu suchen. Hitze durchströmte meine Muskulatur, meine Wangen kribbelten, mein Oberkörper juckte stark. 40 minuten seit Einnahme, entnahm ich der Bahnhofsuhr und machte mich unverzüglich auf den Weg zum Volkspark Friedsrichshain, einer grossen Grünfläche mit kreisförmigen Wanderpfaden und weiten Wiesen inmitten des grössten Geschwüres Deutschlands, der Hauptstadt Berlin.

Meine Farbwahrnehmung intensivierte sich zusehends, meine Körperwahrnehmung war befremdlich und meine Gedanken flogen nur so von einem Aspekt zum nächsten.

Ich suchte mir ein stilles Plätzchen und füllte einen Ballon mit einer Kapsel N2O, sogenanntem Lachgas. Anstatt sich, wie gewohnt, nach 3-5 Minuten zu verflüchtigen schien sich das zweite Dissoziativa des Tages konstant in den Trip zu integrieren. (natürlich rein subjektiv betrachtet, ich glaube nicht dass durch Dex diese Wirkung quasi „gekettet“ werden kann) Ich stand auf:



Es war, als würde ich nicht in diese Ebene, in diese beschränkte Form der Wahrnehmung gepresst sein, ich hatte insofern Bezug zu meinem Umfeld, als dass dieses mir als eine einzige Projektion erschien, eine bunte Haut, eine Vielzahl an Hüllen deren Kern ich mich zu nähern schien. Ein gestrandeter in einer fremden und doch bekannten Welt, es war ein völlig neues, lernendes Denken. Mich faszinierte es zu Laufen, er erlernte es förmlich von neuem. Menschen wirkten auf mich in dieser abstrusen Szenerie wie Ureinwohner, wie Tiere in ihrer Heimat in die ich urplötzlich eindrang um sie näher zu studieren, jegliches Alltagsdenken war völlig weggeblasen. Meine Orientierung war rein intuitiv, ging kreuz und quer durch Schleichwege und Büsche, Steilhänge und Wanderpfade. Und umso ausserirdischer ich mich fühlte, umso mehr kam mir das Gefühl dass ich von aussen auch so betrachtet werde. Und dies versetzte mich nicht in Unruhe, im Gegenteil. In diesem Pol der Ruhe, in dieser Grossfläche angelegter Natur inmitten einer elektrisierten, bis ins kleinste Eck durchlebten Grossstadt baute sich eine mir vorher lange nicht mehr dertart intensiv da gewesene Emphatie zu allem lebendigen auf, ja selbst zu dem Menschen der ja doch meilenweit vom Einklang mit seiner Umgebung und seiner Ursprünge entfernt agiert. Ich verliess die Ebene der sozialen Aspekte, der verbalen Kommunikation, der sämtlichen Nichtigkeiten die einen doch so grossen Stellenwert in unserer Gesellschaft beziehen, ich fühlte nurnoch. Ich erfühlte meine Umgebung, nahm Menschen anhand von Auren und Signalen wahr die sie mir sendeten weit bevor ich die Menschen durch das Gestrüpp sehen konnte. Einmal überfiel mich eine Panik, ein Gefühl des angegriffen werdens, dass mich zur Flucht drängte die ich, so gut mit meiner neu erlernten Motorik möglich war, umsetzte. Und tatsächlich, aus einiger Entfernung sah ich eine Gruppe Menschen die mir auf Anhieb destruktiv und streitsüchtig erschien.



Meine Optik war, insofern ich keinen Punkt fixierte, stark verschwommen und mir war es nicht möglich Entfernungen oder sonstige räumliche Daten zu definieren, konzentrierte ich mich jedoch auf ein einzelnes Blatt, einer Baumwurzel oder ein menschliches Gesicht sah ich es wie durch eine Art Lupe, tauchte ein in eine Art Makrokosmos.Liess ich meinen Blick schweifen war meine Umgebung eine einzige wabernde Masse, ein chaotischer unförmiger Brei. Absolut Irre.



Ich war ein Fremdkörper, ein Wesen das einen anderen Planeten erforscht, dabei absolut nicht auf räumliche Faktoren bezogen, und möchte man diesen Spaziergang als Weg bezeichnen, dann als einen einzigen Umweg. Ich wurde stark offen und emphatisch, hätte meine Gedanken im späteren Verlauf des Trips am liebsten mit jedem vorbeilaufenden Jogger oder Spaziergänger mit Hund geteilt und musste stark darauf achten, dass es nicht aus mir heraussprudelte. Ich war für einen Moment überzeugt verstanden zu werden. „Fühlen sie das auch, diese Vielfalt, das unerklärliche Wunder des Lebens?“ Ich hörte mich selbst sprechen, mir kamen Worte sehr abstrakt vor. Kommunikation durch Worte war zwar möglich, aber stellte nicht mehr die primäre Form dessen dar, kam mir vor wie eine Art Sachzwang, eine Einschränkung. Ich fühlte nurnoch.



Nach gefühlten 2 Tagen und ca. 4-5 „realen“ Stunden fragte ich einen Jogger nach dem „Ausgang“, der mich nur verständnislos ansah und fragte wo ich denn hinmöchte. Irgendwie fand ich heraus, im Zug zurück normalisierte sich meine physische Wahrnehmung, meine Gedanken liefen weiter über erlebtes und versuchten es zu fassen, zu verstehen, zu analysieren. Es war eine bereichernde, und wie ich nun leider feststellen muss nur bedingt in Worte zu pressende Erfahrung und mein zweiter heftiger Dextrip, der erste liegt einige Jahre zurück und der dazwischenliegende war lowdose,kalt und wirsch , mit vor kurzem erlebten nicht vergleichbar.