Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:psychedelisch mit Gras
Drogen:Mischkonsum von Cannabis und Kalmus (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:rainface
Datum:26.12.2009 00:20
Set:voller Vorfreude, entspannt
Setting:Hütte im nahen Wald eines guten Freundes
Nützlichkeit:7,28 von 10 möglichen   (25 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Wenn die Wanderer wieder gehen,

die Bäume nur noch als Bäume stehen,

der Nebel wandert, schaurig kalt,

seufzt der Wald.







Spielende Charaktere:

Ich: 18, glücklich, Gymnasiast, Single, Denker und Romantiker. Kiffe ca. 4-mal wöchentlich

Backingreen :18, glücklich, Gymnasiast, vergeben, Künstler und Philosoph, kifft ca. 5-mal wöchentlich.



Vorspiel:

Es war Donnerstag, die Woche war fast geschafft, nichts mehr los am Freitag, ein Freund (Backingreen) und ich wollten uns mal ganz auf Gras einlassen, nicht Filmschauen, nicht Partymachen, sondern sich ganz dem Grasflash hingeben.

Ich hatte unseren Esskorb geplündert, war zu ihm geradelt (übernächstes Nachbardorf, 15 min), wo wir einige Kerzen, Wasserflasche und zwei Decken einpackten. Dann ging’s ein Stück in den Wald hinein, wo Backingreen im Sommer mit einigen Nachbarn eine kleine Waldhütte (= hohler Asthaufen, erstaunlich geräumig und gemütlich) aufgestellt hatte. Wir breiteten die Decke auf dem Boden aus und steckten einige Kerzen in den Boden. Dann packten wir uns in die zweite Decke. Backingreen machte eine Mischung, ich den Filter. Tüte fertig gebastelt und los ging’s!



der Trip:

Wir hatten den ersten Joint gerade so fertig geraucht, da fragte ich mich, wo wohl die Wirkung bliebe. Ich fragte nach, und Backingreen erklärte mir, er hätte Kalmus in die Mischung getan (steht hier im LdT nicht: Kalmus verzögert den Flash von Cannabis und glättet den Abflug). Es dauerte dann auch nicht mehr lange (ich dachte dazwischen wieder an was anderes und betrachtete die Kerze), da merkte ich plötzlich dass ich extrem weg war (Hier eine Warnung an ungeübte Kiffer: wenn ihr Kalmus reintut, dann nehmt nur soviel Gras, wie ihr auch sicher vertragen könnt, ihr merkt die Wirkung erst viel später und plötzlich).



Ich:

Zitat:


Hey, Backingreen. Ich merke gerade, dass ich ganz weit weg bin.



Backingreen:
Zitat:


antwortet erst ne Weile nicht, ich denke mir schon, er wäre viel zu verpeilt ja, Mann! Geht mir genauso.



Ich:
Zitat:


wieder nach einer gefühlten Ewigkeit … und das Schlimmste ist: ich bin schon unglaublich lange so.

Beide lachten.





Wir quatschten ein Wenig über dies und das aus unserem Leben (klassisch: Musik (Beatles!), Frauen, etc.), ich schälte in der Zwischenzeit eine Clementine.

Ich hob einen Schnitz der orangen Frucht und schob ihn mir zwischen den durch die Kälte spröden Lippen. Ich spürte jede noch so kleine Faser, die den Fruchtkörper umhüllte und die ich nicht vorsichtig genug abgeschält habe, dann biss ich zu. Ich spürte wie die saftigen, prall gefüllten Zellen unter meinen Zähnen nachgaben, platzten und wie der Saft in meine rechte Backe spritzte. Die Intensität dieser Erfahrung liess mit jedem Mal Kauen nach, da es ja bald nichts mehr zu zerquetschen gab, und das Fruchtfleisch bald nur noch ein Stück Haut zwischen meinen Schneidezähnen war.

Ich weiss nicht mehr, ob meine Augen geschlossen oder geöffnet waren, denn alles was ich noch weiss, ist, wie es sich angefühlt und geschmeckt hatte, wie der Duft durch den Mund in die Nase gelangte, wo er unglaublich intensiv zu diesem Erlebnis beigetragen hat.



Völlig überrascht – ich hatte und habe bis heute Gras noch nie so intensiv wahrgenommen – wollte ich dieses neue Land weiter erforschen, wollte weiter gehen. Ich dachte mir, ich könnte etwas auf Geister hören. Ich richtete mich auf, streckte die Wirbelsäule und ging in einen aufrechten Schneidersitz. Die Hände legte ich auf meine Knie, atmete tief durch und machte mich auf die Suche. (der folgende Teil ist im Präsens geschrieben, durchaus absichtlich, um die Distanz zwischen schreiben und erleben möglichst gering zu halten:)

Ich stelle mir vor, wie die Schwerkraft (die ich ja unglaublich stark spüre, sobald ich mich darauf konzentriere) mich nach unten zieht, oder besser, wie ich, das, was mich ausmacht, durch meinen Körper nach unten fliesse. In die Erde hinein. Ich fühle dort die Wurzeln der Bäume, die mich umgeben. Ein grosser, alter Baum, der einen Meter hinter mir steht, reicht besonders weit, und ich sehe seine Wurzeln, oder besser: ich fühle sie. Ich horche, doch höre ich nichts. Ich versuche, mich auf den Fluss raus treiben zu lassen, doch auch dort fühle ich keine Entität, Präsenz, Geist oder Gott. Enttäuscht tauche ich auf.*



*Den Anfang dieses Gedankenexperiments praktiziere ich häufig und habe daher eine gewisse Übung darin, mich zu beruhigen und meinen Geist wandern zu lassen. Ich liebe auch Gedankenreisen mit Freunden, wenn etwas Gras im Spiel ist.



Ich fragte mich, weshalb ich mir nicht die Anwesenheit von Geistern einreden könne – genug bekifft war ich ja wohl – und kam zu dem Schluss, dass mich irgendetwas davon abhält, und das konnte nur ich selber sein, denn Backingreen war völlig still zu diesem Zeitpunkt. Ich liess meine Gedanken schweifen und dachte über mich, mein Leben und meinen Platz in der Gesellschaft nach. Ich sah, dass vieles, was ich tue oder tat gut war, dass ich mir und anderen Freude bereite. Doch ich sah auch viele meiner schlechten Eigenschaften. Wie ich oft verblendet und mit einer zu hohen Meinung von mir selbst durch das Leben stolziere und dabei andere Menschen anremple. Im Nachhinein betrachtet war dies die wohl wichtigste Phase meines Trips, denn – obwohl nicht sehr spektakulär – hat mich der Trip etwas gelehrt und ich konnte etwas mitnehmen in die ‚Welt da draussen’. Leider war ich viel zu beschäftigt mit den Erkenntnissen, als dass ich mich darüber zu dem Zeitpunkt hätte mit Backingreen austauschen können. Ich wollte auch seine Stimmung nicht ruinieren.



Einige Snacks und eine Tüte später sass ich nicht mehr im Schneidersitz da, ich hatte mich hingelegt und die Augen geschlossen. Wir unterhielten uns über dies und das, doch die meiste Zeit hingen wir bloss unseren Gedanken nach. Backingreen hatte irgendwas gesagt, das mich veranlasste, die Augen zu öffnen und dann hatte ich sie – die ersten Optics, welche ich mit Gras als solche erkennen konnte und da ich keinerlei Erfahrung mit anderen Drogen habe (ausser Alkohol, aber der zählt ja wohl nicht), die einzigen Optics, von denen ich berichten kann.

Die Hütte, die Backi gebaut hatte, ist, grob gesagt, ein hohler Asthaufen. Er hatte ein Gerüst gebaut und dann einfach Äste satt draufgelegt. Ich nahm diese Äste zweidimensional wahr, aber nur jeden für sich, es war also, als hätte jemand uns vor die geilste Theaterkulisse gestellt, die man sich vorstellen kann: lauter auf dünne Pappe gemalte Äste, die auf unterschiedliche Tiefen montiert waren. Dazu kam (durch dunkles und bewegtes Licht der Kerzen sowie vermutlich optimalem 1-1.5 m-Abstand) eine comicartige Bemalung, aber durchaus facettenreich, wie in einem ‚Erwachsenencomic’, oder als hätte jemand bei einem PNG-Bild die Farbzahl auf etwa 64 reduziert – erlaubt immer noch differenzierte Schattierungen, aber es fällt auf (könnte auch an meiner schwachen Nachtblindheit liegen). Wir haben sicher eine halbe Stunde auf diesen Asthaufen gestarrt. Die Optics waren zwar schwach (verglichen zu dem, was man hier bei Halluzinogenen lesen kann), ich denke jedoch auch heute noch voller Ehrfurcht daran. Mir wurde wieder einmal bewusst: Drogen sind schon krasse Eingriffe in unseren Körper und in unsere Psyche.



Leider wurde ich auf den dritten Joint etwas abgedreht und etwas kindisch. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie ich Backingreen sagte, ich wolle einen Lachflash und dann einfach losgrölte. Ich versuchte noch, die Optics zu geniessen, doch die Bretterwand, scheinbar das einzige Objekt, das mir entfremdet vorkam, verlor langsam ihren Reiz. Wir gingen dann irgendwann gegen 9 Uhr in seine Wohnung, assen eine Fertigpizza und ich schwang mich aufs Fahrrad.

Sehr interessant: sobald wir aufgebrochen waren, war für mich klar: der psychedelische Teil des Trips ist jetzt endgültig vorbei. Und so war es dann auch: offenbar hat das Setting eine Riesenwirkung.



Fazit:

Dies war sicherlich der interessanteste aller meiner bisherigen Cannabistrips. Es war der erste und einzige, den ich bewusst psychedelisch anhauchen wollte und ich bin überrascht, wie gut es geklappt hat. Leider hab ich nicht wirklich viele Lehren daraus ziehen können, das, was mir über mich selber bewusst worden ist, setze ich - bis auf wenige Gedichte - im Alltag nicht um. Ich schätze, dafür bin ich zu bequem. Das stört mich, denn es steckt ein solches Potential in Gras, es ist absolut nicht bloss Partydroge. Im Gegenteil. Alleine oder mit wenigen Freunden geraucht entwickelt es erst seine volle, wunderbare Wirkung.

Die Optics haben Spass gemacht, ich freue mich darauf, wieder welche zu erleben. (Anm.: es handelt sich beim Gras von Backingreen um eine Sativasorte). Eventuell werde ich morgen (bzw. heute, denn es ist ja schon wieder mal nach Mitternacht) meine erste Salviareise antreten, ebenfalls mit Backi. Er schreibt auch an einem TB, den er vermutlich demnächst posten wird. Ich verlinke dann hier per Edit und in der Diskussion, sofern bereits eine gestartet wurde.



Ich wünsche euch alles gute, schöner Stephanstag (omg, die haben sogar einen Namen für den 26.!!!) und einen guten Rutsch. Passt auf euch auf, seid nett zu allen die ihr seht und nehmt (nicht) zu viele Drogen (das ‚nicht’ ist optional)!

herzlichst

rainface