Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Und dann kam Mari Juana...
Drogen:Cannabis
Autor:Hagbard C
Datum:27.04.2010 00:45
Set:Wochenende, super Wetter, zum Chillen aufgelegt, gut drauf
Setting:Kollege, Heimweg, Home
Nützlichkeit:8,67 von 10 möglichen   (112 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorspiel

Es ist schon erstaunlich. Da kennt und schätzt man diese wundervolle Pflanze nun schon so lange Zeit, und trotzdem vermag sie einen auch nach über 10 Jahren noch zu überraschen.
Da, SIE-he oben wohl so gut wie jedem hier bekannt sein dürfte, kurz zu mir. Seit über 27 Jahren suche ich in dieser Welt den Ausgang. Gut 12 Jahre davon werde ich nun schon von diesem süßen Rauch begleitet. Ein Ende ist nicht in Sicht...

Jedoch, es ist es eine sehr... offene Beziehung. Wir waren diese 12 Jahre nicht täglich zusammen. Ich habe es mir angewöhnt, immer wieder auf Abstand zu gehen. Diese Trennungen fallen die ersten Tage zwar sehr schwer, doch der Schmerz lässt schnell nach. Jene Abstinenzstrecken waren meist um 1 Jahr lang, mal etwas länger oder kürzer (Meistens ging eine solche Phase auch mit dem Verzicht aller anderen Versuchungen einher, bis auf die wirklich schweren Fußketten, wie Nikotin)

Wenn wir aber zusammen waren, dann war es zum überwiegenden Teil ein sehr schönes Zusammensein, mit regelmäßigen Verabredungen. Und so ist es auch zur Zeit. Meistens verbringen wir den Abend, nach getaner Arbeit zusammen, sowie die Wochenenden, welche bis auf das Letzte ausgekostet werden. Das Feuer is noch ziemlich frisch wieder entfacht, etwa seit 2 Monaten. Allerdings hockte man in letzter Zeit schon wieder ständig aufeinander, so dass es leicht nervig wurde. Spontane Pause, 2 Tage... was uns nun langsam aber sicheren Schrittes zu dem bringt, worum es hier gehen soll.

Die folgende nachhaltig wirkende Verabredung von der ich euch erzählen möchte, liegt jetzt in etwa eine Woche zurück.

Hauptspiel

Wochenende.
Ein ziemlich schönes wohlgemerkt. Die Sonne strahlte, über 20°, keine Wolke weit und breit. Herrlich! Ich war an diesem Tag erst gegen 12Uhr am Mittag aufgestanden.
Mittlerweile war es ca 16 Uhr, als mich ein immer stärker werdendes Magenknurren dazu bewegte raus zu gehen, was zu essen, und den Tag zu genießen. Und da Wochenende war, durfte eine Verabredung nicht fehlen.

Nach unglaublich, unglaublich reifer Überlegung beschloss ich, die Verabredung allen anderen Bedürfnissen vorzuziehen.
So ein wenig den Appetit anregen, und dann gemütlich was essen gehen. Das war mein Plan. Normalerweise auch überhaupt kein Problem. Immerhin weiß ich ja wie sie auf mich wirkt, und ebenso wie ich auf sie reagiere. Wir kennen uns In- und Auswendig. Ich ging los.
Bei einem sehr gutem Kollegen angekommen, blickte ich in ziemlich rote Augen. Man erzählte mir, dass dies nicht von Ungefähr kommt. "Richtig gut, wirklich jetzt..." Nach einer kurzen Unterhaltung über die Defintion von "Richtig gut", und ob es denn wirklich "so gut ist", hatte ich auch schon das Meinige vor mir liegen.

Ich machte mir eine normale Kippenmische, mit ordentlich von dem grünen Zeug drinne, gierig wie ich nach zwei Tagen Pause war. Ich nahm die Hälfte davon und gab es in den Kopf einer viel zu großen Bong. Sie war mir wirklich zu groß, dabei habe ich schon die kleinere genommen. Es war ein sogenannter Tower, welcher so um die 80cm hoch ist, wenn mich nicht alles täuscht. ( Oder waren es 70cm?) In jedem Fall, für meine Verhältnisse schon nicht mehr ganz angenehm zu rauchen.
Ich bevorzuge eher normale Pipes, füllend, aber nicht erschlagend.

Das Volumen war enorm, ich musste aufpassen nicht zu husten. Die Wirkung traf mich unmittelbar nach dem Auspusten. Sofort ein Kribbeln, Wohlbefinden machte sich breit. Wir gingen raus. Ich war stoned. Auf dem Weg nach draußen bemerkte ich wieder meinen Hunger. Stimmt, da war doch was. Mittlerweile wusste ich nicht mehr so recht ob ich sitzen oder stehen sollte...liegen wäre aber evtl auch nicht schlecht.

Es drückte mich gen Boden, zog mich nach links, nach rechts und lies mich auch ein wenig abheben. "Richtig gut..." dachte ich mir, und musste Grinsen. Da ich schon nach knapp 5 Minuten kaum einer Unterhaltung mehr folgen konnte, beschloss ich zu gehen. Ich verabschiedete mich ziemlich rasch, und ging los.

Ab jetzt wurde es langsam unangenehm. Ich dachte noch ein paar mal darüber nach, das es "richtig gutes" Weed ist, und versuchte mich daran zu erfreuen, aber die Wirkung intensivierte sich immer weiter, unglaublich schnell. Ich torkelte mittlerweile ganz ordentlich, worüber ich mir schlagartig bewusst wurde. Wirre Gedanken schossen durch meinen Kopf. Mittlerweile war meine Optik schon stark verändert, mein Puls beschleunigte sich, der Kopf dröhnte.
Ich musste mich hinlegen. Also machte ich mich auf den Heimweg. Etwas essen gehen, das war überhaupt nicht mehr möglich. Ich war überzeugt davon das man auf Cannabis sowieso nichts essen kann...in so einem Zustand, wie soll das denn gehen?

Wirre Gedanken, welche mir bewusst wurden, und ich als Blödsinn abtat, und sofort wieder das Gegenteil dachte. Ich versuchte die Kontrolle zu behalten..
Ich war jetzt an "dem Waldweg" angekommen, welcher in der vorabendlichen Sonne unglaublich farbenprächtig und intensiv daher kam. Hier war der letzte einigermaßen "klare" Gedanke den ich für die nächste Zeit fassen konnte.
"Was ist hier los? Du hast doch nur einen geraucht! Einen Kopf!" "Trip, Pilze..was?"
CIMG0117.jpg

Vorbei. Keine Kontrolle mehr. Ich war vollkommen in Gedanken aufgelöst, und konnte keinen fassen.
Das Körperfeeling war unglaublich intensiv, total übetrieben mächtiges Bodyhigh. Es zog, drückte, schubste. Ich bewegte mich nur noch grade aus. Blieb stehen, drehte mich, ging...

Die Optik war stark verändert. Alles war weiter weg, und schien sich zu bewegen. Die Farben waren extrem prächtig.
Vor meinen Augen begann es zu flimmern (stroboskopartig), was zusammen mit der sich "zu verschiebenden" oder "bewegenden" Umgebung einen bizarren Anblick bot. Hier verhielt sich nichts mehr wie ich es kannte, und ich überlegte für einen Augenblick lang, wie es denn vorher überhaupt war? "Was überhaupt?"
Mein Kopf dröhnte, meine Ohren sausten. Und immer wieder diese Gedanken, von denen ich nicht einen mehr verstand.

Ich war einfach hoffnungslos überfordert. Die Wirkung hatte mich so überrant, sich so schnell gesteigert. Das Zeitgefühl war extrem gedehnt, alles lief in Zeitlupe ab. Zusammen mit der bizarren Optik, den Gedanken...Es war als hätte jemand den Filter in meinem Gehirn entfernt, und nun prasselten alle Sinneseindrücke zur gleichen Zeit schonungslos auf mich ein.

Ich war jetzt aus dem Waldstück raus, zurück auf offener Straße. Eine plötzliche Panik kam in mir auf. Wenige Meter entfernt stand eine Gruppe Menschen vor einer kleinen Kapelle. Ich ging immer weiter geradeaus. In meinem Gedankenwirrwarr blitze immer wieder das Wort Panik auf! Ohne wirklichen Zusammenhang, ohne definierten Auslöser.
Dieses Gefühl der Panik steigerte sich, bis wie mit einem Donnerschlag der Gedanke mein ganzes Sein übernahm...
"Und jetzt überkommt Sie Dich!"

Genau in diesem Moment, riss es mich zu Boden, ich ging in die Knie. Es durchfuhr von der Mitte aus meinen ganzen Körper, ein Schauer, wie bei einem starken Schreck der Mark und Bein erzittern lässt.

Das hatte mich jetzt endgültig ausgehebelt. In mir blitzte der Gedanke auf, dass ich ab jetzt keine Kraft mehr über meine Gedanken habe. ( ja.. ;)
Die Gedanken sind eigenständig und kontrollieren meinen Körper...das war ein schreckliches Gefühl. Ich fühlte mich nicht mehr als Ich. Ich war nur Beobachter, und gleichzeitig Hauptakteur. Nur die Regie führte jemand anderes. Es war erschreckend.

Ich musste schnell nach Hause. Es waren nur noch wenige hundert Meter, die ich in diesem bizarren optisch/körperlich/gedanklichen Zustand zurück legen musste.

Ich hoffte niemanden aus der Nachbarschaft zu begegnen. Ein Gespräch wäre schlichtweg umöglich gewesen.
Gott sei dank, niemand! Als ich die Wohnungstür hinter mir schloss, bekam ich zum ersten mal seit den letzten 50-60 Minuten, so lange war ich in etwa unterwegs ( für einen Weg von ca 20 Minuten..der Wald hat länger gedauert..) ein gutes, sicheres Gefühl, für einen kurzen Augenblick.

Ich musste mich erstmal hinlegen und die Augen schließen. Schlechte Idee. Achterbahn, Karusell,..Schwindel. Besser wieder hinsetzen. Ich schaltete den PC ein. Während ich da so saß fiel mir auf, dass ich noch immer tierischen Hunger hatte. Mein Magen knurrte unaufhörlich und zog sich zusammen.
Ein unbeschreibliches Gefühl den Käsekuchen in der Küche zu sehen.
Ich aß langsam, und mit dem ersten Bissen schien es mir besser zu gehen. Das tat gut! Ich aß ein Stückchen, stand auf ( zu schnell..) und schwankte ins Badezimmer, zwecks kalten Wassers. Eine Wohltat...

Der anschließende Blick in den Spiegel zeigte mir zwei rote, aufgerissene Augen, mit "pushenden" Tellern! Das hatte ich so noch nie. Langsam konnte ich wieder klarer Denken, und auch das Bodyhigh ging zurück. Ich kam wieder klar, allmählich. Ich setzte mich vor den PC, aß noch ein wenig Kuchen, trank Unmengen und atmetete erst einmal ganz tief durch. Ich war so überwältigt von dem soeben Erlebten, und versuchte es zu reflektieren und damit klar zu kommen.
Mir wollte das alles noch nicht so recht in den Kopf hinein, dass ich eine solche Erfahrung ausgelöst von Cannabis gemacht habe. Es wirkte alles sehr surreal...

"Das kann nicht vom Weed gewesen sein"... dachte ich mir. Verwirrt saß ich vorm PC, und beschloss im LDT-Chat vorbei zu schauen. Ich versuchte mich mitzuteilen...was mir aber glaub ich nicht wirklich gut gelang.

Nach ca einer weiteren recht verwirrten Stunde, legte ich mich erschöpft hin, und schlief ein.

Nachspiel

Erstmal Danke an alle die bis hierhin dran geblieben sind.
Es war wirklich ein unglaubliches, wirres Erlebnis.
Ich führe es hauptsächlich auf den viel zu leeren Magen zurück, zusammen mit der 2-tägigen vorrangegangen Rauch-Pause..und das Weed war auch echt gut, davon mal ganz abgesehen.
Ich bin mir aber sicher das es anders verlaufen wäre, wenn ich erst noch ordentlich gegessen hätte. So hats mich einfach überrant, was erschreckend war.

Interessant finde ich hierbei das dieses Panikgefühl, dass mich zu Boden riss, welches definitiv auch einen wirklichen physisch spürbaren Effekt hatte, bestimmt nur simples Magenknurren war, welches aber völlig falsch von meinem Verstand interpretiert wurde.
Einfach faszinierend, unser Gehirn...und was man damit anstellen kann.
Der Grund warum ich ein wenig schlecht drauf gekommen bin, ist offensichtlich. Die Erwartungshaltung war eine völlig andere. An einen "Trip", und anders kann ich das nicht definieren, hatte ich überhaupt nicht gedacht, sondern habe es so intensiv gar nicht für möglich gehalten.

Ich hatte ziemlich zu Beginn meiner nun schon langjährigen Bekanntschaft mit Cannabis ein ähnliches, aber um vielfaches schwächeres Erlebnis. Kann man evtl sogar nicht wirklich vergleichen. Ich kann das hier beschriebene am ehesten noch mit einem Pilztrip vergleichen, mit dem Unterschied, dass ich auf Pilzen nie so unfähig war auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich konnte mich einfach auf nichts konzentrieren oder mich gehen lassen, was für ein gutes Erlebnis aber meiner Meinung nach meist unabdingbar ist. Schade..
Soooo, das wars soweit. ;)
Ich bin echt erstaunt, dass ich so etwas durch den Konsum von Cannabis erfahren habe.
Es ist wie eine unbekannte andere Seite an einem sehr guten Freund kennen zu lernen, die einen dermaßen überrascht, die man auf Grund der Jahre langen Freundschaft für nicht zu verbergen möglich gehalten hätte.

Lasst euch nicht anquatschen.. wink