Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Das Besondere
Drogen:LSD
Autor:exkonsu
Datum:21.09.2010 19:50
Set:Losgelöst vom Besitz, Frei, Entspannt, Trämperfeeling
Setting:saumäßig fetter Strand in Cassis, die meiste Zeit allein
Nützlichkeit:8,92 von 10 möglichen   (62 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Das Besondere, Sommer 2010, Cassis/Südfrankreich



Die Sonne scheint ihre letzten Strahlen übers Meer. Mein guter Kumpel Sibbi und ich sitzen etwa zehn Meter oberhalb eines Steinstrandes, welcher bei Tag von supernetten Nudisten bevölkert und in der Nacht von den Menschen verlassen ist. Den Weg zu diesem Strand sollte man auch nicht Nachts laufen, da er an der Küste entlang über Stock und Stein führt.

Das Meer rauscht in einem gleichbleibenden Takt.



In Richtung des Landes befindet sich ein roter Berg. Hier hat Antoine St. Excupery „Der kleine Prinz“ geschrieben und ich verstehe wieso. Es ist ein mächtiger großer Ort. Ein wunderschöner ruhiger Ort. Der Perfekte Ort für mich…Dadurch habe ich kaum Angst gleich das dreiviertel Shiva Filzchen (gute Qualität) zu essen.

Wir sind mit dem Rucksack schon seit fast einer Woche unterwegs und ich fühle mich frei, zufrieden und mit mir selbst und der Natur im reinen wie noch nie zu vor in meinem Leben.



Ich esse also das LSD. Sibbi bleibt nüchtern (wegen irgend so einem MPU scheiß). Er würde gern, doch er kann nicht wenn er seinen Führerschein in den nächsten Jahren wiederbekommen will. Doch das alles ist für mich fern. Fern wie der Horizont der sich am Meer entlang zieht. Die Sonne zieht langsam tiefer und tiefer und der Sonnenuntergang ist wunderschön. Wir spielen Karten und ich genieße die letzten warmen Sonnenstrahlen.

Alles wird auf einmal lustiger. Ich kann mich halbtot darüber lachen dass ich jedes Spiel (Durag :) gewinne und Sibbi steigt auch voll auf meine Sticheleien ein. Es ist wunderschön hier.

Während die Sonne langsam verschwindet merke ich erste Wirkungen des LSD. Es ist (noch) weniger eine Gedankliche Veränderung als eine meiner Wahrnehmung. Alles erscheint noch schöner als davor. Und noch größer…..



Die Bäume, die schräg am Hang wachsen…waren die schon die ganze Zeit so schräg. Wie kann das sein? Ich glaube irgendwie das die Welt schräg ist und die Bäume gerade…



Mein „Plan“ für die Nacht ist folgender. Kurz bevor es gänzlich dunkel wird, gehe ich den Hang hinunter zum Strand und chille dort alleine mit dem Meer…Doch vor lauter Albernheit und absurd komischem Gequatsche (ich will nicht selbstverliebt klingen, doch ich liebe meinen Humor) verpasse ich diesen Moment und es ist auf einmal Stockduster.

Vom LSD merke ich immer noch nicht viel…Ich mache mich auf den Weg den Berg hinunter zu krakseln. Im Dunkeln und durch die veränderte Wahrnehmung gestaltet es sich als etwas kompliziert : )…Doch entgegen meiner Erwartungen habe ich kaum Angst. Ich bin sehr selbstsicher (was mich im Alltag zuhause nicht wirklich auszeichnet in den meisten Situationen) und lass mich einfach den Berg hinuntergleiten. Ich fließe geradezu über die Steine und die staubige Erde in Richtung Strand.

Und als ich den Schritt vom Hang auf den Steinstrand tue explodiert wiedermal etwas in mir.

(LSD ist so Abhängig vom Setting wie noch keine Droge die ich zuvor kostete. Im einem Moment/Ort merke ich nichts und dann BOOOOOM!)

Ich fühle mich wie ein kleiner Junge und springe und hüpfe über die Steine. Ich bastele Steinskulpturen und schreibe die Liebe mit Steinen auf den Strand. Hoffentlich freuen sich die netten Nudisten darüber. Scheinbar ewig beschäftige ich mich mit der Auswahl der richtigen Steine um mein Werk zu vollenden. Mein wichtiges Werk. Es fühlt sich sehr sehr wichtig an was ich tue. Mein Dienst an der Menschheit.

Vertieft in meine Tätigkeit merke ich nicht wie die Schwerkraft auf einmal aus mehreren Richtungen drückt. „Unten“ befindet sich am gewohnten Ort, doch auch der Berg ist unten. Ich lasse die Steine (die alle so unterschiedlich, warm, weich und lebendig sind) los und betrachte meine Entdeckung….

Irgendwie erscheint es mir abwegig das es unten nun zweimal gibt, aber ich stelle es kaum in Frage. Es ist halt passiert und wenn ich das „normale“ unten nicht loslasse falle ich auch nicht auf den Berg….Falls ich nach anderst-unten falle müsste ich sowieso nur drauf achten wieder zum normal-unten zu gelangen wenn der Trip aufhört…Ich klettere über die Steine und das Meer rauscht wunderbar beruhigend.

Mittlerweile sind die Sterne aufgegangen und aaaaaaaalter fuckin Schwede!!!!! Das riesige Meer, der klare Sternenhimmel und der rote Berg der unter mir liegt sind so krass!

Ich spüre eine Liebe zur Welt und zur Natur die scheinbar aus meinem tiefsten innern kommt. Direkt aus meiner Seele, direkt aus meinem Herz.

Das Herz schlägt nun überall. In jedem Stein, in jedem Lebewesen…In allem was da ist, sogar in dem von Menschenhand geschaffenen schlägt das Herz. In jedem Molekül, jedem Atom spüre ich das Herz auf der gesamten Welt schlagen. Der Chor der Lebendigkeit...Oft sehe ich das große Herz kurz im Himmel bei den Sternen und den Sternschnuppen, die mich jedes Mal aufs neue begeistern. In der Nacht werde ich noch hunderte Sternschnuppen sehen.



Ich mache meinen MP3 Player an. Irgendwie hab ich Angst davor, weil ich die Stille des rauschenden Meeres nicht mehr hören werde. Doch ich überwinde mich und nach dem kurzen und eindrucksvollen Intro tanze ich. Tanze und tanze.

Ich baue Konstrukte in der Luft mit meinem Körper (wobei ich immer wieder drauf achten muss nicht nach anders-unten zu fallen). Ich lache, strahle vor Glück und Freude über die Umgebung, die Musik und meinen Tanz. Die Bestandteile der Musik formen geometrische Konstrukte in meinem Geist. Es ist nicht so dass ich diese sehe, optische Halluzinationen sind bis auf den mystischen Glanz der in allem liegt und dem „andersunten“ nicht vorhanden, doch ich spüre die Musik dreidimensional in mir drin.



Kann ich überhaupt noch reden? Ich hab schon seit Jahrzehnten kein Wort mehr gesprochen. Ist das überhaupt wichtig….wohl eher nicht. Wozu muss ich reden wenn ich das Herz spüre.

Ich tanze nun auf einem Fels direkt an der Brandung und fühle mich als dirigiere ich den Chor der Herzen die schlagen…der Psytrance schlägt. Immer weiter und weiter…ewig!



Ich lege den MP3 Player wieder ab und bin erstmal erstaunt über die Stille, welche nur durch das Meer untermauert wird. Der Mond steht am Himmel und das ganze Meer ist aus Quecksilber. Wunderschön. Alles ist wunderschön. Ich hätte nie gedacht dass die Welt so schön ist und es schon immer war. Ich merke dass sich meine Brust zusammenkrampft und schließlich weine ich vor Erleichterung...Endlich keine Depression mehr (was schon seit zwei Jahren der Fall ist aber die Schönheit des Anblicks untermauerte das ganze noch mal). Ich weine aber auch vor Trauer, weil ich die Welt zerstöre obwohl ich sie auch noch meinen Kindern und Kindeskindern und allen die nach mir kommen zeigen will. Sie alle sollten diesen Ort sehn, welcher bei Tag schon traumhaft ist, doch in der Nacht ein Traum.

Ich spiele weiter mit den Steinen, die wie Herzen schlagen. Vom (zumindest gefühlten) weisen Mann der ich grade noch wahr werde ich schlagartig wieder zum Kind. Fröhlich und frei und unbeschwert vollende ich mein Werk „aimer“, französisch für lieben…achja, wir sind in der Nähe von Marseille, in Cassis um genau zu sein.



Es dürfte nun schon dem Morgen entgegengehen, ich habe keine Uhr…Direkt am Meer befindet sich ein kleines Plätzchen umschlossen von aufgetürmten Steinen was sich die Nudisten gebaut haben. Nachdem ich eine Zeit lang meinen Schlafsack und mein Wasser gesucht und gefunden habe, die ich irgendwann am Anfang des Trips in meiner Begeisterung, einfach liegen lies, lege ich mich dort nieder. Die Steine sind trotz ihrer Härte sehr angenehm um darauf zu liegen.

Im Himmel sehe ich Sternschnuppen und kaleidoskopische Tunnel, die zu den Sternen führen. Sie haben eine Farbe dich ich noch nie zuvor sah und auch nicht beschreien kann. Eine neue Farbe…äußerst interessant. Ich fühle mich leer, doch nicht unangenehm leer…sondern FREI! Frei von Gedanken, frei von Gefühlen…Ein kurzer Urlaub im Nichts. Ich weiß dass ich wieder zurückkehren werde, deshalb habe ich keine Angst. Ich beobachte Stundenlang den Himmel und die neufarbenen Tunnel, die mal größer und mal kleiner werden.

Irgendwann beschließ ich zu schlafen, weil wir morgen weiterträmpen wollen und schließe die Augen…WOW!...



Auf einmal bin ich ganz ganz klein und fühle mich gefangen. Wie in einem kleinen Zylinder, der von Lianen durchzogen ist und hinter den Lianen ist eine alte Hexe. Sie ist böse und lieb zugleich und versucht mit mir zu kommunizieren doch ich verstehe sie nicht. Ich fühle mich eingeengt und bedrängt doch keineswegs schlecht dadurch.. Irgendwann werde ich die Lianen durchtrennen können und den Zylinder sprengen und mit diesem Gedanke löst sich die Einengung auf und die Hexe ist nun wunderschön und steht auf einer blauen Wiese vor einer wunderschönen Landschaft und winkt mir zu. Ich habe keinen Körper in dieser Welt.

(Während dem Erlebnis denke ich oft dass ich eingeschlafen bin und träume, doch wenn ich die Augen öffne sehe ich die Sterne…ich bin wach.).



Ich sehe in mir schöne Menschen und meine geliebten Menschen und weine auch über sie. Aus Erleichterung dass ich sie habe und sie mich so akzeptieren wie ich bin…Irgendwann nach Stunden der Wachträumerei schlief ich ein.



Fin de Trip :)



Am nächsten Morgen ging es mir wunderbar. Keinerlei körperliche oder geistige Nebenwirkungen bis auf etwas Müdigkeit, da ich nur ein-zwei Stunden geschlafen habe.



Fazit:

Der Trip war ein ganz neues Erlebnis. Davor hatte ich zwei Trips und danach noch einen und die waren dominiert von lustiger Verwirrung und Absurdistan. Doch dieser Trip spielte nicht in Absurdistan. Es spielte im Paradies. So voll von Klarheit und Antwort. Vielleicht lag es daran dass ich nicht dazu gekifft habe… Jeder Trip ist natürlich was Besonderes doch dieser ist für mich DAS Besondere.



Hinweis:

Das Wagnis einen Trip in einer Unbekannten und dazu noch recht gefährlichen Umgebung zu starten sollte nur bei absoluter Sicherheit geschehen, das es der richtige Tag und das richtige Gefühl dafür ist. Und wenn man sich sicher ist sollte auch nicht zu hoch dosiert werden.



Danke für die Aufmerksamkeit.

Au revoir :)



Wenn ihr mehr über meine Erfahrungen mit LSD lesen wollt könnt ihr das hier: TB: Ein Tag in Absurdistan und hier: TB: Das Herz schlägt Psy .