LdT-Forum

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AutorBeitrag
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
64 Forenbeiträge

  Geschrieben: 16.05.14 10:39
Schon klar. Ich vergaß noch zu erwähnen dass auf einmal so ziemlich alles an Kuriositäten auf einmal Sinn macht. Da passt so ziemlich jedes der hundert Puzzleteile.
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2013
33 Forenbeiträge

  Geschrieben: 16.05.14 11:40
Servus.
Ich hab früher in der schule immer ritalin bekommen hab's aber mit 15 oder so selbst abgesetzt.
Jetzt die Frage: kann ich mir beim Arzt einfach wieder ein Rezept dafür ausstellen lassen??
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
64 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.05.14 15:12
Für die Fragebogenfans: Ich habe lediglich den ADHS-LE bekommen. Zusätzlich noch den BDI-II (Depression) und den BPI (Borderline). Kann ich noch uppen bei Bedarf. Insbesondere die Differentialdiagnostik ADHS vs. BL kann ziemlich tückisch sein, da es hier viele Schnittmengen der Symptome gibt.

ADHS-LE
https://mega.co.nz/#!3VYURRDB!q1nvD-nCw5L0tUvomktSIcKE3dtVFfUr1hNBAVhXNI8
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
20 Forenbeiträge

  Geschrieben: 18.05.14 11:35
Hi Leute.
Ich hab als Kind Medikinet sowie Concerta über gute 3 Jahre verschrieben bekommen. Es wurde während einer halbjährigen Diagnostik festgestellt, dass ich ADHS hab. Damals habe ich gemerkt dass ich dadurch wie ein Zombie herumlaufe und habe es dann selbst absetzen lassen.
Das ganze ging etwa 4 Jahre gut - will heißen, ich hatte einen recht langen Afterglow, der mich normal verhalten ließ. Bis ich dann das Gras fand. Dadurch wurde ich extrem still, in mich gekehrt und mehr oder weniger ängstlich.
Hat jemand ähnliches erlebt und kann mir sagen ob das nachAbstinenz besser wird?
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
64 Forenbeiträge

  Geschrieben: 18.05.14 12:30
Ich habe mit 16/17 extrem viel gekifft... Bong nach dem Aufstehen und so. War danach einfach normaler, weil ruhiger im Kopf. Allerdings ging das vom einen auf den anderen Tag nicht mehr, da ging jedes mal beim Kiffen Kopfkino los und Paras waren am Start. Auch jetzt mit 30 vertrag ich THC kaum. Es sei denn, es sind wirklich homöopathische Dosen. Einmal an einem Joint ziehen ist gut, da zweite mal ist direkt zuviel.
Bei mir haben sich zu Beginn der 20er auch andauernde komplexe Ängste entwickelt. Mein ADS Doc meinte neulich, es sei bei unbehandeltem AD(H)S recht "normal", dass man in den 20ern von der Extrovertiertheit in die Introvertiertheit wechselt.
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
423 Forenbeiträge

Skype
  Geschrieben: 19.05.14 05:53
Ich bin auch erst mit Mitte/Ende 20 diagnostiziert worden. Genau genommen, habe ich mich diagnostiziert und als ich mir zu 100% sicher war, bin ich dann endlich zum Psychiater gegangen. Das ich irgendwie anders bin, war mir schon früh klar. Und ich habe immer mal wieder versucht, die Ursachen zu finden. Aber damals (ich bin Baujahr 1985) war es nicht so leicht, zu recherchieren. Erst als das Internet immer mehr Möglichkeiten bot, habe ich dann und wann mal intensiver recherchiert.
Damals mit 17/18 ging es mir auch gut, und ich hatte keinen Grund jetzt unbedingt die Ursache zu finden. Aber ab 17 ca. fing dann der Drogenkonsum an und hätte ich damals gewusst, was ich habe, hätte niemals damit angefangen. Ich habe auch schnell gemerkt, dass ich eine extreme Suchtdisposition habe. Das Kiffen artete schnell in exzessiven Konsum aus, wie auch bei dir. Vor der Schule, während der Schule, nach der Schule, immer also. Das machte meine Konzentrations- und Gedächtnisprobleme natürlich noch schlimmer. Und da ich auch damals schon eher hypoaktive Tendenzen hatte, wuchs sich das Ganze zu einer extremen Introversion aus. Und dann kamen die chemischen Drogen ins Spiel, die mich wieder kommunikativer machten (natürlich nur während des Turns). Um es kurz zu machen: von da an ging es stetig bergab mit meinem psychischen Befinden.
Im Nachhinein waren die ganzen Drogen natürlich ein fataler Fehler, vor allem der exzessive Gebrauch (vor allem von Speed und Ecstasy). Auch als ich dann schließlich aufgehört habe, verbesserte sich mein Zustand kaum. In der Zeit entwickelten sich dann auch die komorbiden Störungen (diverse Phobien, Kommunikationsprobleme, Prokrastination etc. pp.). Schließlich hatte ich das (extrem unangenehme) Gefühl, dass ich nur noch Beifahrer im eigenen Leben bin. Am Steuer saßen die psycho-sozialen Probleme, die mich so durchs Leben trieben. Ich war eher ein Zuschauer meines eigenen Lebens, ein unbeschreiblich deprimierendes Gefühl. Meine Desorganisation des gesamten Lebens damals, spottet jeder Beschreibung.
Auch die Introversion war mittlerweile zu einem Problem geworden, da ich total passiv wurde. Dann habe ich immer mehr Zeit im Internet verbracht, um die Ursache zu finden. Natürlich war bei Symptomeingabe AD(H)S immer ganz weit oben in den Suchmaschinen, aber das habe ich (eher unbewusst) ignoriert, da ADHS für mich eine Kinderkrankheit war. Irgendwann bin dann doch mal auf einer Seite gelandet, und habe schnell gemerkt, dass auch viele Erwachsene betroffen sind. Dann habe ich mich intensiver damit befasst, und schließlich bin ich auf Hypoaktivität gestoßen und da traf mich fast der Schlag. Dort wurden mal eben meine ganzen Symptome aufgelistet. Vor allem auch Dinge, die noch gar nicht als solches identifiziert habe (z.B. niedrige Frusttoleranz, Kritiküberempfindlichkeit, speziell bei Hypoaktiven die Unfähigkeit seine Gefühle adäquat nach außen zu transportieren usw.). Und je mehr ich mich damit befasste, umso klarer wurde mir, dass das ein Volltreffer ist. Mein Blick auf mein bisheriges Leben änderte sich innerhalb weniger Wochen komplett. Erst freute ich mich richtig, den Grund gefunden zu haben. Doch dann schlug das in pure Frustration um, wenn ich an die verschwendete Lebenszeit dachte.
 
Traumland-Faktotum



dabei seit 2009
4.462 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.05.14 13:43
zuletzt geändert: 20.05.14 14:47 durch katha (insgesamt 1 mal geändert)
Wie lief das denn dann weiter, Metaphysiker?

Hast du einen Arzt aufgesucht und ihm erzählt, dass du den Verdacht hast, an Hypoaktivität zu leiden? Oder gibt es da auch Tests, die ein Arzt durchführt? Weil meist haben die Götter in weiß es ja nicht so gern, wenn man sich seine Krankheit selbst diagnostiziert und sind dann meiner Erfahrung nach doppelt skeptisch oder gar eingeschnappt.
Oder hast du gar keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen?

Wär super, wenn du deinen Weg noch etwas weiter beschreiben könntest.
alles ne Sache der Wahrnehmung
Ex-Träumer
  Geschrieben: 20.05.14 14:20
Hey Leute ich bin selbst mittendrin zwischen ADS und nicht ADS. Zu mir ich war als Kind sehr aufgedreht (hyperaktiv) und auch ein schlimmer störrenfried weshalb früh das Thema ADH/S kam. Meine Mutter weigerte sich immer mir Medikamente zu geben (weshalb ich ihr sehr dankbar bin !) Und mit 11-12-13 verflog das Problem komplett (ich wurde auch quasi resozialisiert als ich das kiffen anfing. Weil ich dann selbst mit nur wochenendkonsum dauerhaft ruhiger und sortierter wurde)

Nun kam das Thema lange nicht mehr in die Runde weshalb ich nun anfangen konnte selbst zu schauen ob ich es habe oder nicht. Ich hörte auch viel das ADSLer sich nicht gut konzentrieren können (weshalb ich ja auch vermute ADS zu haben)und ausserdem wirken Stimulanzien anders bei mir. D.h nicht das ich müde von Pep und wach von Kiffe werd sondern eher das ich von Dopaminergen Substanzen (Pep, 2-FA, MDPV, Pentedrone etc) eine viel geilere bessere Euphorie hab als auf z.B Crystal oder 3-MMC aka Serotonerge Substanzen. Das würde ins Bild passen da Dopaminmangel und ADS im Zusammenhang stehen sollen. Ein weiterer Grund ist die enorme Anpassung an das Leben mit Dopaminergen Substanzen da ich mich dann einfach erst "normal" fühle.
Ich bin auch kein massloser Junkie wenns um Dopa Upper geht. Dafür geniesse ich meinen klaren Verstand und voralldem diese krasse innere Ruhe wie sie mir 2-FA gibt.

Back to topic wollte ich von mir und 2-FA erzählen und allen Leuten den Hinweis geben die sich so wie mich fühlen ihre Erfahrungen mit 2-FA zu machen. Mir reicht eine Bombe morgens um 7 Uhr um (naja ok fast) den ganzen Tag geistig topfit und relaxt bin. Kann das gar nicht beschreiben wie sich das anfühlt.

Bikde ich mir das nur ein oder ist mein Körper für 2-FA geboren worden?

Edit : Bin mim handy drinn sorry für vertipper
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
423 Forenbeiträge

Skype
  Geschrieben: 20.05.14 17:32
katha schrieb:
Wie lief das denn dann weiter, Metaphysiker?

Hast du einen Arzt aufgesucht und ihm erzählt, dass du den Verdacht hast, an Hypoaktivität zu leiden? Oder gibt es da auch Tests, die ein Arzt durchführt? Weil meist haben die Götter in weiß es ja nicht so gern, wenn man sich seine Krankheit selbst diagnostiziert und sind dann meiner Erfahrung nach doppelt skeptisch oder gar eingeschnappt.
Oder hast du gar keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen?

Wär super, wenn du deinen Weg noch etwas weiter beschreiben könntest.


Ich wollte noch viel mehr schreiben, aber ich habe mittlerweile eine mechanische Tastatur und die Nachbarn haben dann um kurz vor 6 mal geklingelt, was das für ein Lärm ist. Ich schreibe heute oder morgen noch den Rest, ich muss erst nach etwas für die Uni machen heute. lol
Ich denke eher morgen, tagsüber dann auch. razz
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
64 Forenbeiträge

  Geschrieben: 21.05.14 00:13
Sehr viel kommt mir davon bekannt vor. Vor allem das permanente Gefühl zwischen einem ewig währendem Kampf gepaart mit Drogen, aber dem gleichsamen Verständnis einer inneren Getriebenheit, die einfach keine Sucht im normalen Sinne ist.
Die "Therapieresitenz" ist so typisch, wie ich werden die meisten ADS Diagnosen bei Erwachsenen über die entstandenen Komorboditäten indirekt und langsam gestellt. Da gibt es absolut diffuse Depris, Ängste, Zwänge, Burn-Out und und und. Beim Therapeut wird dann nutzlos über die Vater-Kind-Beziehung gesprochen, man selber wird jedoch noch weiter in seine Versagenshaltung rein gedrückt, weil man sich ja so unfähig vorkommt mit den Hinweisen seine Probleme zu lösen.
Wenn man nicht irgendwann direkt abstürzt und in einer Klinik mit fitten Diagnostikern landet, dann kann der Leidensweg auch noch eine Weile andauern. Vor allem wenn man irgendwie erfolgreich ist im Leben. Mein letzter Psychiater meinte: "Sie haben doch einen akademischen Abschluss, sie können kein ADS haben. Sie haben eine Sinnkrise". Da war ich das erste mal in meinem Leben richtig Drogen gefährdet, und hätte mir sofort alles mögliche reingehauen, da ich mich einfach als Komplettversager sah. Alle Menschen sagen, man sei doch so gut, intelligent und mache so geile Sachen im Leben, aber letzten Endes pfeift man seit fast immer auf dem letzten Loch, und für ein konstantes Leben reicht es vorne und hinten nicht.
Naja, lange lange Geschichte.... morgen wartet die erste Ladung MPH auf mich. Schauen wir mal was passiert. Es wäre so schön mal den Stöpsel der endlos überlaufenden Badewanne raus ziehen zu können.
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
423 Forenbeiträge

Skype
  Geschrieben: 21.05.14 22:02
zuletzt geändert: 21.05.14 23:13 durch Metaphysiker (insgesamt 1 mal geändert)
Also nächstes Kapitel dann. Ich habe mich bevor ich zum Psychiater gegangen bin (was für mich persönlich übrigens eine riesige Überwindung war) etwa 7 Monate intensiv (Stichwort Hyperfokus) damit beschäftigt. Und gerade über Hypoaktivität ist leider noch recht wenig bekannt, vor allem weil der Anteil der mehrheitlich hypoaktiv veranlagten Erwachsenen mit ADS extrem gering ist (ich glaube etwa 1%, wovon auch noch etwa 80-90% Frauen sind). Die meisten Informationen habe ich auf englischprachigen Webseiten gefunden. Der Begriff wurde allerdings erst vor wenigen Jahren von einer deutschen Ärztin benutzt und setzt sich erst langsam durch. In Amerika (wo deutlich mehr zu dem Thema geforscht wird, natürlich auch wegen der Pharmakonzerne, die einen ohnehin schon riesigen Markt noch weiter ausbauen wollen) gibt es mittlerweile Ansätze, die Hypoaktivität als eine milde Form des Autismus bezeichnen. Und da ist auch durchaus etwas dran.
Als ich mir dann schließlich zu 100% sicher war, habe ich mir einen Termin bei einer Psychiaterin geholt. Mehr oder weniger auf gut Glück, da ich niemanden kenne, der in psychiatrischer Handlung ist. Und mir war auch sehr mulmig vor dem ersten Termin (der nach 8 Wochen war), da ich schon die schlimmsten Dinge gelesen hatte. Selbst für erfahrene Ärzte, die darauf spezialisiert sind, ist es schwierig die ganzen Differentialdiagnosen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Vor allem weil die Schnittmenge mit typischen komorbiden Störungen sehr groß ist, d.h. es ist nicht ungewöhnlich Depressionen, ADHS und vielleicht auch noch Borderline zu haben. Die Schnittmengen sind einfach enorm und es gibt nur wenige Kriterien, die klar auf ADS hinweisen. Und ich hatte schon die schlimmsten Horrorstorys gelesen von Menschen, die teilweise Jahrzehnte falsch behandelt worden sind (etwa wegen Depressionen). Deshalb habe ich mich so genau informiert, um der Ärztin wirklich detailliert meine Lage schildern zu können.
Das erste Gespräch lief dann natürlich genau so, wie ich es erwartet habe. Ich konnte der Ärztin förmlich ansehen, wie sie wieder nur jemanden vor sich sitzen sieht, der sich irgendeine Krankheit ergooglet hat. Und natürlich kamen die üblichen Fragen, die Richtung Depressionen abzielten. Zum war und ist meine Ärztin nicht dieser typische "Gott in weiß", der sofort seinen Status quo in Gefahr sieht, wenn der Patient mit Fachwissen ankommt. Sie war sehr aufgeschlossen und hat vor allem nicht sofort den Rezeptblock gezückt, was ja anscheinend bei vielen Psychiatern üblich ist. Ich habe dann erst mal einen kleinen 08/15-Fragebogen zu dem Thema ausgefüllt, der sie aber nicht besonders überzeugt hat. Allerdings fand ich ihre Skepsis auch nicht schlecht, denn sie war trotzdem aufgeschlossen und hat sich dann zu meinem nächsten Termin (6 Wochen später) gut informiert. Hypoaktivität kannte sie allerdings auch nicht, was aber auch nicht verwunderlich ist. Ein Mann mit Hypoaktivität ist schon etwas seltenes (worauf ich übrigens auch gerne verzichtet hätte). Schließlich haben ich ihr dann erst mal Elontril vorgeschlagen, weil ich wusste, das ich über MPH oder ähnliches in der zweiten Sitzung nicht ankommen muss. Sie schlug aber vor allem eine Psychotherapie vor, weil das die einzig wirklich dauerhafte Lösung sein kann, was ich übrigens genau so sehe. Und ich war doch überrascht, wie schnell sie mich doch recht gut einschätzen konnte. Vor allem mein Selbstwert war damals praktisch nicht mehr vorhanden, was auch nicht verwunderlich ist, wenn man 25 Jahre mehr oder weniger nur negatives Feedback bekommt ("Du könntest so viel mehr, wenn...."). Vor allem glaubt man irgendwann selbst, dass man einfach nur faul ist, wenn die Umwelt es einem ständig suggeriert (bei mir fing es schon in der Grundschule an...). Das schlimmste ist einfach dieses Gefühl, da ist irgendwas, aber man kann es einfach nicht identifizieren.
Ich habe mich dann auf ihr Anraten, an die LWL der RUB gewandt, da dort wirklich absolute Experten arbeiten. Leider war die Warteliste natürlich wie erwartet sehr lang (6 Monate). Vor ab bekommt man schon mal einen Berg an Fragebögen zu geschickt, die vor der ersten Diagnostik vor Ort ausgewertet werden bzw. wenn festgestellt wird, das die Indizien gegen ADS sprechen, gleich eine Absage bekommt. Bei mir war es aber, wie hinterher erfahren habe, ziemlich eindeutig. Und am ersten Tag der Diagnostik, die wirklich sehr gründlich ist und für einen sehr introvertierten Menschen wie mich zum Teil auch unangenehm, hat mir der Professor dort schon gesagt, dass er sich ohne eine Diagnose vorgreifen zu wollen, sehr sicher ist, das bei mir ADS mit Hypoaktivität vorliegt. Gerade bei den Tests der Auf- bzw. Unaufmerksamkeit und Konzentrationsleistung, waren meine Ergebnisse wohl ziemlich eindeutig, was mich allerdings auch nicht überrascht hat. Meine Aufmerksamkeitsspanne liegt bei gefühlten 10 ms smile . Auch meine Konzentrations- und (Kurz-)Gedachtnisleistungen waren weit unterdurchschnittlich. Aber das war ja einer Hauptgründe, warum ich schließlich zum Arzt gegangen bin. Hinzu kam noch die typische Tagesmüdigkeit, die bei mir auch extrem ausgeprägt war. Nach kleinsten Anstrengungen (vor allem intellektueller Art), war ich vollkommen fertig. Tage an denen ich mehr als zwei Termine hatten, haben mich schon teilweise überfordert (ich weiß selbst, wie absolut lächerlich das klingt). Auch meine Schulzeugnisse waren wohl recht typisch, vor allem aus der Grundschule. Dort hatte ich zwar fast nur "Einsen", aber Sorgfalt und Schrift waren regelmäßig ausreichend oder mangelhaft. Bis heute ist meine Handschrift praktisch nur durch mich selbst zu entziffern (ich erwähne das, weil eine schlechte (im Sinne von unleserlich) Handschrift auch ein Indiz ist. Ich könnte jetzt noch seitenweise Eigenschaften, Indizien usw. aufzählen, die sich immer mehr zu einem Gesamtbild geformt haben und mein Leben bis dato völlig in einem ganz anderen Licht erscheinen ließen (niedrige Frustrationstoleranz, starke Stimmungsschwankungen (im Minutentakt mitunter) und z.B. auch eine gewisse Zwanghaftigkeit sind nur einige Beispiele).
Insgesamt waren diese Monate eine extreme Achterbahnfahrt von Euphorie (endlich kenne ich die Gründe für meine "exzentrische" Art) bis hinzu kompletter Verzweiflung und Wut über die ganzen verschwendeten Lebensjahre. Zum Abschluss musste ich dann noch einen obligatorischen IQ-Test machen. Dort kam heraus, dass ich angeblich (ich finde die Quantifizierung von so etwas komplexem wie der menschlichen Intelligenz äußerst fragwürdig) einen IQ von etwa 140 haben soll. Und genau das ist in Kombination mit Hypoaktivität der größte Mist, der einem diesbezüglich passieren kann. Der Arzt meinte auch zu mir, dass die Gesamtkonstellation bei mir schon ziemlich unglücklich ist, da man durch den Intellekt viele Dinge lange Zeit kompensieren kann, da man in der Schule z.B. kaum auffällt, da man eben eher ruhig ist und nicht das typische Bild des "Zappelphilipps" erfüllt. Aber unter Oberfläche schwelen die Probleme natürlich langsam, aber stetig weiter. Seit der 8. Klasse etwa habe ich komplett die Arbeit für die Schule eingestellt. Keine Hausaufgaben mehr gemacht, nicht gelernt, nur noch meinen Gedanken nachgegangen und später dann mit meinen Freunden den Tag mit Kiffen verbracht. Auch fürs Abi habe ich praktisch nichts gemacht, was mich heute schon ziemlich ankotzt, da ich so nur eine 3,1 im Durchschnitt hatte. Aber trotzdem wäre ich nie auf ADS kommen, zu dem Zeitpunkt war ich selbst schon überzeugt einfach faul und ein Versager zu sein. Auch wenn sich das jetzt sehr seltsam anhört, aber die Nachricht, dass ich hochbegabt sein soll, hat mich total aus der Bahn geworfen. Nie zuvor habe ich mich mehr als Komplettversager gefühlt, wie in diesem Moment als der Arzt mir das Ergebnis sagte. Ich wurde knallrot, weil mir das auch unglaublich peinlich war. Aber ansonsten habe ich mir hypoaktiv-typisch nichts anmerken lassen. Allerdings habe ich die nächsten Tage komplett zerstört und deprimiert im Bett verbracht und bin quasi in eine totale Lebenskrise gefallen. Zum Glück bin ich jemand, der nichts mehr hasst als Selbstmitleid und so habe ich dann schließlich beschlossen, den riesigen Berg an Problemen, der vor mir lag, endlich anzugehen (die ganzen komorbiden Störungen kamen schließlich auch noch hinzu). Ich bin jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, das Intelligenz auch ein Fluch sein kann und außer in anonymen Foren wie diesen hier, habe ich nur meinem besten Freund davon erzählt. Nicht mal meine Eltern wissen das, weil es mir einfach zu peinlich ist. Außerdem habe ich von vielen HB gelesen, wie negativ die Reaktionen häufig sind ("man hält sich für etwas Besseres" etc.) und negatives Feedback habe ich schon genug in den letzten 28 Jahren erhalten. Außerdem geht es auch niemanden etwas an.
Kleine Rückblende: Nach dem Abi begann dann schließlich mein erstes Studium und da mich das Fach extrem interessiert hat (SoWi), waren meine Noten auf einmal wieder richtig gut und ich dachte, jetzt bekommst du noch die Kurve. Allerdings verfiel ich dann wieder in alte Stereotype und habe schließlich das Studium aufgegeben. Was ich meinen Eltern auch erst drei Semester später sagte, weil ich anderthalb Jahre mit feiern und Drogenkonsum "beschäftigt" war. Man sieht also, dass ich zwar hypoaktiv bin und auch damals schon war, aber trotzdem durchaus eine gewisse soziale Kompatibilität hatte, die natürlich auch stark drogeninduziert war. In dieser Zeit und auch schon in den letzten Jahren meiner Schulzeit kamen dann langsam die Komorbiditäten hinzu. Diverse Phobien, wovon mich eigentlich nur die Redeangst wirklich stört und auch massiv im Studium gehindert hat und immer noch hindert. Höhenangst, Keimphobie, Arachnophobie sind ehrlich meine kleinsten Probleme und damit kann ich gut leben. Aber meine extreme Prokrastination (dysfunktionales Aufschiebeverhalten) ist eines meiner größten Probleme und hat mich schon unzählige Kurse doppelt und dreifach machen lassen, da ich Termine für Essays und Haus- bzw. Seminararbeiten nicht eingehalten habe. Damals wusste ich noch nicht, dass es bei mir pathologisch ist und nichts mir Faulheit zu tun hat. Mittlerweile gehe ich zu bestimmten Dozenten und spreche es ganz offen an und die meisten haben dann auch Verständnis. Natürlich muss ich das therapieren, aber im Ruhrgebiet ist ein Therapieplatz wie ein sechser im Lotto.
Eine Psychotherapie habe ich mittlerweile hinter mir, die ich allerdings auch hätte lassen können. Weil meine Ärztin anfangs (auch zurecht) mein komplett zerstörtes Selbstbewusstsein als zentrales Problem ausmachte, allerdings musste ich 5 Monate auf einen freien Platz warten. Und in der Zeit hat sich durch mein Wissen um die Ursache meines "kuriosen" Lebenslaufs, mein Selbstbewusstsein quasi von alleine um gefühlte 10000% erhöht, da vieles in neuem Licht erscheint und einen aus der "Versagerecke" rückt. Trotzdem gibt es für mich noch viel zu tun. MPH ist im Moment eine Krücke, die mich einigermaßen gut stützt und mich vor allem erst mal therapierbar macht. Meine Selbstorganisation ist mittlerweile um Vielfaches besser, auch wegen der netten technischen Gimmicks, die uns Steve Jobs verschafft hat (nein, ich habe kein iPhone, ich meine Smartphones im Allgemeinen). Struktur ist wirklich etwas, das ich unbedingt brauchte und die war früher überhaupt nicht vorhanden.
Auch das größte Problem vieler anderer Hypoaktiven, habe ich mittlerweile in Angriff genommen und durchaus schon gute Fortschritte gemacht. Und zwar sind das die gestörten zwischenmenschlichen Interaktionen. Das liegt auch zu einem großen Teil daran, dass ich ein sozialer Krüppel bin. Das heißt, ich kann meine inneren Empfindungen nicht adäquat nach außen transportieren. Wer mich nicht besonders gut kennt, würde mich sicherlich als frigide und kühl-distanziert beschreiben, teilweise vielleicht sogar als apathisch und desinteressiert. In mir selbst sieht das allerdings vollkommen anders aus, ich bin sogar ein extrem emotionaler Mensch mit fast zu viel Empathie. Das Problem ist, ich kann es nicht zeigen. Und ich frage mich, nach dem Studium diverser Fachbücher ernsthaft, ob eine Therapie da überhaupt etwas dran ändern kann. Leider sind das auch die Erfahrungen anderer Betroffener. Man ist einfach in seinem Körper emotional gefangen. Unmöglich das jemanden irgendwie plausibel zu erklären, weil man es ja selbst kaum versteht, es aber leider sehr genau wahrnimmt. Dadurch werde ich auch sehr häufig unterschätzt, weil man auch nicht so wirkt, als wäre viel in einem lol . Das hört sich extrem abstrakt und bescheuert an, aber es ist einfach unmöglich zu erklären. Außendarstellung und innere Perspektive weisen eine extreme Diskrepanz auf, die größer kaum sein könnte. Und dadurch fühlt man sich permanent missverstanden. Vor allem kennen selbst meine besten Freunde mich nur sehr oberflächlich, da es einfach unmöglich für mich ist, wirklich tiefe Empfindungen zu kommunizieren. Und so ist man im Endeffekt sein eigener bester Freund, was extrem frustrierend und deprimierend ist. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Und auch Foren wie dieses haben durchaus einen positiven Effekt ausgeübt. Die bittere Erkenntnis ist, dass mich Menschen, die ich gar nicht kenne, mehr über mich wissen als meine Familie oder Freunde, das ist schon eine knallharte rechte Gerade der Realität mitten in die Fresse. pc .
Aber MPH und meine Selbstmedikation davor mir EPH und MPA u.a., haben auch sehr dabei geholfen, diese Ketten wenigstens etwas zu lösen. Viele verteufeln diese Medikamente, ich bin froh, dass es sie gibt.

So, bevor das hier zu einem eBook wird, mache erst mal Schluss und schreibe gegebenfalls in den nächsten Tagen noch etwas, weil das eigentlich nur die absolut oberste Spitze des riesigen Eisberges ist.
Korrekturlesen ist mir bei dem langen Text jetzt zu mühsam, also viel Spaß beim Fehler finden. ldt_rulez
 
Ex-Träumer



dabei seit 2004
10.634 Forenbeiträge

  Geschrieben: 21.05.14 22:20
Ha, krass Metaphysiker, ich kann mich zu 99% in deinem Text wieder finden ;) selbst dein Lebenslauf gleicht meinem ziemlich exakt, nur dass ich nach zwei negativen Erfahrungen mit der Diagnostizierung das nicht weiter verfolgt habe, zumal ich tendenziell eh nur auf Amphe aus war. Auch das mit der Hochbegabung... meine Zwillingsschwester hat schonmal den Verdacht geäußert, und ich habe in der Schule und früher im Studium meistens meine Klappe gehalten in dem Gefühl ich könnte wenn ich wollte, was mich allerdings iwann ziemlich depressiv gemacht hat weil halt die Erfolgserlebnisse ausblieben. Selbst der Abischnitt ist gleich :D Mittlerweile verbieten mir nur noch die Professoren den Mund "damit die anderen auch mal was sagen können". Hab aber auch mein erstes Studium kurz vor dem Abschluss hingeschmissen usw... naja ich muss das ja jetzt nicht alles aufzählen, zumal ich für mich beschlossen habe dass psychiatrische Schubladen mich nicht weiter bringen. Find ich aber cool dass du das durchgezogen hast :)
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
423 Forenbeiträge

Skype
  Geschrieben: 21.05.14 23:01
Allerdings bin ich im Laufe der Zeit durch meine Erfahrungen zu einem ziemlich zynisch-nihilistischen Misanthropen geworden. Misanthropie und Zynismus sind eine unschöne Mischung. Und ich habe leider die "Gabe", die Schwächen anderer sehr schnell zu erkennen und, naja.... Dafür könnte ich mich manchmal selbst Kasteien.
 
Ex-Träumer



dabei seit 2004
10.634 Forenbeiträge

  Geschrieben: 21.05.14 23:09
Uh ja das kenn ich. Wobei ich mittlerweile einfach nur noch mit Tunnelblick rumlaufe weil es bei den allermeisten Menschen eh verschwendete Liebesmüh ist auch nur irgendwas Bedachtes zu sagen.
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
423 Forenbeiträge

Skype
  Geschrieben: 21.05.14 23:11
Ein Satz noch, damit es nicht zum Chat ausartet: Ich merke in letzter Zeit leider auch, dass mir andere Menschen immer unwichtiger werden.
 

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