Ärzte warnen vor Ausbreitung nicht-stofflicher Süchte

München (dpa/lby) - Vor der Ausbreitung nicht-stofflicher Süchte
wie Kauf-, Spiel-, Handy- oder Onlinesucht hat der Vizepräsident der
Bayerischen Landesärztekammer, Max Kaplan, gewarnt. Forscher
ermittelten, dass etwa zehn Prozent der «vernetzten Jugendlichen» an
der Schwelle zur Sucht stünden, sagte Kaplan am Mittwoch beim
Suchtforum 2007 in München. «Das Problem der Substanz unabhängigen
Verhaltenssüchte ist noch nicht umfassend erkannt, es gibt noch kein
Problembewusstsein in der Gesellschaft.»

Bayerns Gesundheitsstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU) sagte,
immer mehr Menschen versuchten, ihrer Leistung, Stimmung oder
Schönheit mit Medikamenten oder psychoaktiven Substanzen auf die
Sprünge zu helfen. «Körper und Psyche auf eigene Faust mit Helfern
aus dem Arzneischrank "aufzubohren", ist oft nichts anderes als ein
gefährlicher Menschenversuch am eigenen Leib.» Die Betroffenen fänden
sich in allen sozialen Gruppen. Das Ministerium nehme die
Suchtproblematik sehr ernst.

Kaplan verlangte, die Krankenkassen müssten künftig auch die
Kosten für Prävention und Behandlung von nicht stofflich Abhängigen
mittragen. Bei der legalen Droge Alkohol sei die Rückfall-Gefahr sehr
groß, jedoch würden die Behandlungskosten nach Rückfällen oft nicht
mehr übernommen. Als einen Grund für die Ausbreitung von Süchten
nannte Kaplan die gesellschaftliche Entwicklung. In Arbeit und
Freizeit werde Tag für Tag maximale Leistung gefordert. «Die Folge
ist, dass Menschen einerseits versuchten, ihre körperliche, geistige
und emotionale Leistung zu maximieren, andererseits aber auch der
psychischen und physischen Belastung entgegen zu wirken.» Hierzu
gehöre auch der Griff zum Suchtmittel.

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