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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 06.03.19 14:38
Liebe Community,

die Welt der psychoaktiven Substanzen begleiten mich seit nunmehr 12 Jahre. Anfang waren es die neu entdeckten Sphären der psychedelischen Welt mit ihren weltverändernden Erkenntnis - Pilze, Salvia, LSD, aber auch Cannabis; später gesellten sich Empathogen dazu. Doch beinahe immer hatte ich das Gefühl, meinen Erfahrungs- und Erlebnisreichschatz zu erweitern, manchmal nachhaltig und prägend, andermal nur in Form unvergessener Erinnerungen.

Aber die Zeit vergeht und das Leben verläuft. Mittlerweile stehe ich fest im Berufsleben, bin eingspannt, lebe eine (glückliche) Beziehung, die ebenfalls durch Rituale geprägt wird. Und im Laufe der Zeit wird mir bewusst, das zwei Seelen in meinem Körper koexistieren - die Seele der bürgerlichen Welt, die ihre Pflichten tun, Nächstenliebe verkörpert, den Lebensausschnitt als etwas bestimmten - in eine vorhersehbare Richtung - gehen sieht; andererseits aber ist in mir das Feuer, die Begier, das Wissen um die Besonderheit und Außergewöhnlichkeit, die mir nur außergewöhnliche Bewusstseinszustände vegeben mögen. In ihnen erscheint mir dann die alltägliche Welt - mit all ihren Strukturen - so widersinnig, aber unvermeidbar. Sie zu hinterfragen bzw. in Zweifel zu ziehen, käme einer Abkehr gleich, andererseits sehe ich in ihr häufig den glücklosen Verlauf, über die Mühen der Arbeit, ein fragiles Leben aufzubauen, in dem man sich sicher währt, doch nicht sicher ist. Und auch dort fallen vielen Menschen in einen Zustand zurück, der sie unvermeidlich mit ihrer Existenz konfrontiert - die Kinder sind aus dem Haus, die Beziehung funktioniert ohne Leben, die Jahre nagten mehr und mehr an den Fähigkeiten und am Ende steht nicht selten die Einsicht: "Hätte ich bloß richtig erlebt."

Ich wiederum widersetze mich, soweit es mir möglich erscheint, dem normierten, in Regel und Anstand geformten Sein. Gefühle und Hilfe kommen aus mir selbst heraus und nicht weil es mir vorgeschrieben wird. Aber ich sehe Drogen durchaus als Mittel, die Welt in einer Intensität, Schönheit und Bedeutung zu erfahren, die mir nüchtern niemals möglich wäre. Die Koexistez beider Welten ist bedeutsam, wobei die besonderen Erfahrungen durch Einnahme einer Substanz deutlich prägender sein können.

Das ist meine Wahrnehmung und von Euch möchte ich gerne wissen, wie man am besten mit diesem Zustand umgeht? Sein Leben lang Drogen nehmen? Eine Symbiose zwischen der nüchternen und sphärischen Welt umsetzen (Buddhismus war mir hierbei bereits eine große Hilfe)? Was passiert, wenn der Weg zu den Drogen versperrt wird? Durch gesetzliche Verfolgung? Durch eine Beziehung? Ich habe bereits Jahre ohne Drogen (außer Alkohol) verbracht, doch um ehrlich zu sein, hat es mich in dieser Zeit nicht glücklicher gemacht, sondern gab mir lediglich das Gefühl, den Zugang zur Erleuchtung verloren zu haben.
Aber vielleicht ist es wirklich, wie Huxley einmal schrieb: "Wenn man einmal durch die Tür der Erkenntnis geht, gibt es kein Zurück mehr." (Kein Zitat, nur Zusammenfassung).

Die Frage an Euch:
Habt Ihr ebenfalls diese Gedanken? Stellt Ihr eine Zukunft mit Drogen in Frage? Macht dieser überhaupt Sinn? Sind wir vielleicht schon zu weit gegangen - zu weit an Erkenntnissen, Erfahrungen, Gefühlen - als das wir dauerhaft in die gemäßigten Sphären zurückkehren können?

Mich würde mal interessieren, wie Ihr dazu denkt!

Beste Grüße,
Siddhartha
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 06.03.19 15:49
Tolles Thema, Siddhartha!

Man merkt, dass du dich damit schon intensiv beschäftigt hast, deine Gedanken dazu wirklich gut sortiert hast und sie total nachvollziehbar rüber gebracht hast in deinem Beitrag. Danke dafür!

Ich kann dich übrigens sehr gut verstehen, denn mir geht es ziemlich genau so wie dir. Bin in der selben Zwickmühle und fühle mich immer mehr gespalten in diesen beiden Welten - einer kann ich nicht entkommen und die andere möchte ich einfach nicht missen. Wenn man schon mal tief eintauchen durfte in eine andere Welt, oft bedingt durch psychedelische Drogenerlebnisse, fängt man an zu erkennen, was es noch so gibt und stellt immer mehr in Frage von der Welt, der man nicht entfliehen kann. Das Ziel sollte es dann mMn natürlich sein, beide zu vereinbaren ....

Doch wie du selbst schon sagst, wenn man den Drogen entsagt, hat man mit der Zeit das Gefühl, den Zugang zu seiner geliebten Welt immer mehr zu verlieren. Da man sie aber schon kennt, vermisst man sie mit der Zeit doch recht stark, denn so viel läuft "verkehrt" in unserer "dichten Materie" und man sehnt sich umso mehr nach feineren Gefilden. Vieles davon mag ich einfach nicht oder langweilt mich einfach total. Und die meisten Mitmenschen kennen nur diese eine Realität und geben sich mit Sachen ab, die ich langsam immer schwerer nachvollziehen kann.

Kiffe ich tgl. und mach öfter mal Party mit etwas mehr Bier oder Upper und LSD oder alles zsamm ^^, bin ich viel mehr connected und kann leichter hinwegschauen über die "niedrigen Schwingungen", weil ich mich gefühlt einfach in höheren Ebenen befinde. Es berührt mich dann einfach nicht mehr .... Wenn man denn nicht funktionieren müsste und man nicht mit den Nebenwirkungen und Nachwirkungen zu kämpfen hätte.

Konsumiere ich (so gut wie) nix, wie zur Zeit gerade auch, verschlingt mich aber das Leben da draußen und es fällt mir immer schweren das anzunehmen oder gar als angenehm zu empfinden. Besonders wenn es einem nicht gut geht. So zumindest meine Erfahrung mittlerweile ....

Sehr viele meiner Freunde sind den Uppern verfallen in den letzten zwei, drei Jahren. Sie konsumieren so gut wie tgl., um mit dem Leben da draußen besser umgehen zu können oder damit einfach ein wenig leichter "zu spielen". Es ist halt alles einfacher, wenn man gepusht und fokussiert ist, außerdem nimmt man dann das Chaos rundherum auch nimmer so wahr. Sie haben ihre Entscheidung getroffen, auch wenn sie den Preis dafür natürlich erahnen - dafür hatten sie aber auch mehr Spaß und intensivere Erlebnisse. Langfristig gesehen gibt es für mich einfach zu viele Risiken für diese mögliche Option, egal ob körperlich, geistig oder gar fürs Bewusstsein. Deshalb ist diese Option auch keine für mich ....

Es kann doch nicht sein, dass so viele intelligente und feinfühlige Menschen keinen angemessenen Weg finden um beides in Einklang zu bringen?!?!? Der Kontrast wird immer größer, die Möglichkeiten immer weniger annehmbar und der einzige Ausweg scheint, sich entweder anzupassen und das aufzugeben, was die Seele wirklich möchte, oder oft unzufrieden zu sein und mit viel Aufwand und Kraft zu versuchen, den Spagat zw. diesen beiden Welten zu schaffen. Natürlich kann man auch noch konsequent sein und aufhören zu jammern und einfach weit weg ziehen, irgendwohin, wo man sich wohler fühlt und das Leben noch leichter und beschwingter abläuft - um dann dort Fuß zu fassen und zu hoffen, zufriedener und vor allem auch ausgefüllter den Rest seines Lebens zu verbringen.

Das sind so meine Gedanken zu diesem Thema und ich befinde mich zur Zeit auch in einem kleinen Dilemma. Trotzdem muss ich noch anmerken, dass ich gegen ab und an mal Psychedelika NIEMALS was haben werde, die dürfen immer mal wieder meinen Weg kreuzen. Aber tgl. mehrere Bier zu trinken oder Upper zu konsumieren kann auf Dauer nicht gut sein für den Körper, auch wenn's ein geiles Lebensgefühl ist. Gesegnet sind diejenigen, die den Weg trotzdem gehen und es mit Drogenkonsum schaffen ihren Traum zu leben, auch wenn man irgendwann mal körperlich, geistig und seelisch "ausgelaugt" ist. Wenn man denn nur in die Zukunft schauen könnte, um sich alle möglichen Variationen 5, 10, 20 Jahre später und bis kurz vors Lebensende hin anzuschauen! :)


Geiles Set von Christian Löffler - der Text am Anfang passt gut zum Thema, find ich.
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 06.03.19 16:17
Hallo Siddharta!

Klasse Thema, dass du hier zur Sprache bringst.

Ich habe bisher festgestellt, dass es extrem schwierig ist, beide Welten in Einklang zu bringen und dass es außerordentlich wichtig ist, sich in irgendeiner Art und Weise damit zu arrangieren, weil's mich sonst emotional zerfetzt.

Mich stört besonders, dass ich die Welten nicht mischen kann, weil eine Welt nicht gutheißt und sogar verfolgt, was in der anderen Welt vor sich geht. Allein dadurch fühle ich mich verfolgt und der Geheimniskrämerei verpflichtet. (Es ist nicht so, dass ich mich permanent verfolgt fühle)
Mein größter Wunsch ist wahrscheinlich die Annäherung und Zusammenführung beider Welten, sodass ich sie nicht mehr getrennt erleben muss, sondern mich zeitgleich in beiden zu Hause und wohl fühle und damit auch in allen Belangen ehrlich zu allen sein kann.

Den Konsum gänzlich einzustellen gelingt mir, wenn ich es will. Nur mit der Zeit beschleicht mich dann das Gefühl, dass etwas fehlt.
Im Verlauf werde ich nüchtern auf Dauer immer unglücklicher bzw. misse die Eindrücke der anderen Welt, weil mir die normale Welt, so wie sie eben ist, nicht das geben kann, das ich bräuchte, um mich möglichst glücklich zu fühlen.

Alkohol trinke ich quasi nicht, sodass ich wenn ich einmal nüchtern bin, abgesehen von Zigaretten, dann auch wirklich nüchtern bin.

Ich schaffe es auch nicht, mein Leben nur mit Menschen zu verbringen, die ausschließlich Alkohol trinken und sich damit auf Festen berauschen.
Das ist mir zu stumpf und mir fehlt einfach die gewisse Verbindung zu solchen Menschen.



 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 06.03.19 17:50
Ahoi,

ein Leben ohne Konsum ist möglich, aber sinnlos - sagte das nicht Loriot? ;)
Drogen jeglicher Art sind doch von Beginn an mit der Menschheitsgeschichte verbunden, und heute vielleicht mehr denn je. Wobei einen natürlich die volle Härte der gesellschaftlichen Ächtung trifft wenn man etwas anderes konsumiert als unsere Klassiker Koffein, Nikotin und Alkohol. Solange das so ist denke ich dass sich die beiden "Welten" wohl kaum vollständig verbinden lassen.

Die "gutbürgerliche" Welt passt einfach nicht zum Konsum, daran kann man so lange rütteln wie man will, es wird sich nicht ändern. Nicht weil man nicht auch trotz Konsum (oder gerade wegen?) ein guter Ehemann/Vater/Freund/Arbeitskollege sein kann, sondern weil es immer eine Art Versteckspiel ist. Eine harte Grenze, die einen vom Erleben der anderen trennt.
Zum Beispiel kann ich meinem Kollegen jederzeit erzählen wie voll ich doch letztes Wochenende war, versucht habe Frauen mit Sprüchen aus der Bravo anzumachen und am nächsten Morgen ohne Erinnerung aufgewacht bin und 5 Biergläser in meiner Tasche gefunden hab die ich aus der Bar entwendet habe - er wird es wahrscheinlich zum Schreien komisch finden (Ist übrigens nie passiert, nur ein Beispiel :D)
Erzähle ich dem selben Kollegen jedoch von den Visionen über die Menschheit und das Leben die ich letztens hatte während ich auf einen Punkt auf der Wand gestarrt habe der aussah wie eine Berglandschaft - dann kann ich mich freuen wenn ich nur einen verständnislosen Blick bekomme, im schlimmsten Fall gibts danach ein Gespräch über meinen Konsum beim Chef.

Man kann nur hoffen dass diese harte Grenze mit der Zeit mehr und mehr verschwimmt, weicher wird, und am Ende beide Welten ineinander aufgehen. Ob wir das noch erleben werden?
Zumindest in meinem persönlichen Umfeld kann ich aber in letzter Zeit beobachten dass die Stigmatisierung, insbesondere was Cannabis betrifft, langsam immer schwächer wird und stattdessen einer Neugier weicht wie wir sie wohl alle kennen.
Eine sehr schöne Entwicklung wie ich finde, denn auch Cannabis hat ja durchaus psychedelisches Potential und macht dadurch Erlebniswelten begreifbar die man besser erleben als erklären kann. (Veränderung der Zeitwahrnehmung, Gedankenreisen, Assoziatives Denken, evtl. CEV's). Ich genieße es auch sehr mich mit meinen ansonsten überhaupt nicht drogenaffinen Freunden und Bekannten darüber auszutauschen, gerade wenn ihnen die Begeisterung anzusehen ist. ^^
Und da der Strom der Legalisierung wohl inzwischen kaum noch aufzuhalten ist wird sich diese Entwicklung wohl fortsetzen.


Was ich aber erschreckend und beängstigend finde: Wie viele Leute es geschafft haben ganz ohne Konsum total "hängenzubleiben". Sie stecken in ihrem winzigen Teil der Realität fest und bewegen sich geistig kein Stück mehr, hinterfragen nicht, verändern sich nicht, sind unfähig irgendwas anzunehmen das nicht ihrer Realität entspricht. Es gibt nur "gut" und "schlecht", und die Entscheidung darüber wird in Sekundenbruchteilen getroffen und ist danach in Stein gemeißelt.
Ihr kennt bestimmt alle so jemanden in eurem Bekanntenkreis der in gewisser Art und Weise seinen Film schiebt; sei es jetzt Fußball, Religion, Autos, Computerspiele, die Freundin, Arbeit oder politische Einstellungen. Ich rede jetzt nicht von gesteigertem Interesse an einem Thema, das hat ja jeder für irgendwas, sondern die komplette Unfähigkeit an etwas anderes zu denken.
Ich hoffe ihr wisst was ich meine, es ist irgendwie echt schwer das so in Schriftform rüberzubringen :D

Jedenfalls graust es mir vor dem Gedanken jemals so zu werden. Ohne Konsum oder mit langen Konsumpausen könnte ich sicher leben, solange es etwas gibt dass mich ausfüllt, z.B. meine eigene Familie. Bis dahin betrachte ich Psychedelika als ein Werkzeug auf dem Weg zu dem Menschen der ich werden will.

Liebe Grüße,

Zoltan
 
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 06.03.19 21:39
Also zunächst mal freue ich mich sehr über die positive Resonanz. Alle drei Beiträge sind sehr interessant und es freut mich, dass ich mit diesem Gefühl nicht alleine dastehe.

Ich habe auch das Gefühl in meinem Inneren sind zwei Wesen, mit je eigener Bestrebung, die aber einfach nicht zusammen gehören dürfen. Es ist keinesfalls so, als würde ich mein nüchternes Leben nicht auch genießen - Sport, Konzerte, Radtouren, Reisen. Das alles kann unglaublich tiefe Momente bescheren. Aber der Fluch und Segen ist das Wissen, vielmehr die Erinnerung, um die anderen Welten. Schon in einer Umgebung, die nicht viel an Besonderheit bereithält, können einige Erlebnisse unglaubliche Gefühle entfesseln und dadurch auch "Knoten" lösen. Letztens saß ich mit meiner Freundin zuhause und wir haben Musik gehört - ein Stück ergab das nächste, am Ende waren wir bei sehr gefühlvoller Musik, in der ich so viel Emotion und Liebe herausgehört habe, dass ich mit ganzem Körper mitgehen musste und Tränen in den Augen hatte. Unglaublich befreien.
Wenn ich mir überlege, in welchen Situationen oder mit welchen Personen derartige Erfahrungen möglich wären und welche Potentiale sie entfalten könnten. Unvorstellbar. Aber darum Verschwiegenheit.

Ich habe mich in den letzten Monaten sehr viel mit dem Älterwerden beschäftigt. Auch wenn ich erst Anfang 30 bin, gab es einige Schicksalsschläge in meiner Familie, die mir vor Augen gehalten haben, was uns in späteren Jahren erwartet. Die Möglichkeiten nehmen kontinuierlich ab und ich habe einfach große Sorge, am Ende einzugestehen, das Leben verpasst zu haben.

Ich treffe übrigens täglich auf Menschen, wie Du sie beschreibst, Zoltan Chivay. Sie reihen sich ein in ein von Menschen gemachtes Gefühle, werden mit Konsumgütern bei Laune gehalten, machen ihre regelmäßigen Treffen, fahren in den Urlaub und besuchen auch Konzerte - aber das scheint mir alles so ordnungsgemäß, vorgeschrieben, im Rahmen gehalten. Ich finde das auch vollkommen legitim, nur wer einmal eine psychedelische Reise unternommen hat, das meines Erachtens das Weltbild völlig auf den Kopf stellen kann; aber auch, wer man die wunderbaren Gefühle von Empathogenen gespürt hat, die Magie der Musik, die Verschmelzung mit dem Körper. Hm, ich glaube der kommt da nicht mehr so einfach zurück.


 
Traumländer



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  Geschrieben: 06.03.19 22:58
Oh ja gutes Thema. Mich quält ebenso nach 15 Jahren Konsum irgendetwas. Nach dem aufbauen von Toleranzen und dem Naschen in vieler Substanzgruppen. Damals angefangen als Entdeckungsabenteuer mit vielen anderen Leuten wurde es simpel zur Sucht. Endlose Acid Trips und dann auch Keta Trips hochdosierte dieses losgelöst sein fast wie eine Nahtoderfahrung aber eben ohne zu sterben... diverse hochdosierte Pilztrips im wald mit Mao Hemmern... ich wusste nicht mehr wo ich bin oder 4-Ho-Met 40mg Trip oder 2CB Koka Keta Mix. Das war schon heftig die Pilztrips. LSD und Kunst harmonierten immer perfekt für mich und Cannabis.... meine Hauptdroge überhaupt. Gekifft wird immer es hat mich auch enthemmt anderes zu probieren aber Alk hat mich enthemmt Cannabis zu probieren. Ich war lange raucher nun nikotinfrei. Eine tiefe DMT Changa Erfahrung hatte ich auch im Sommer auf einer liege im Balkon mit Blick auf die Natur, das war der beste Changa Trip. Aber so nun frag ich mich für was weitermachen? Es fühlt sich an als würde langsam eine Episode zu Ende gehen. Opis hab ich auch Kratom, Codein,Tilidin, Opium, Heroin, Oxycodon, Hydromorphon so einiges also mitgemacht. Verpasst hab ik MXE viele Cannabinoid RMs aber geraucht...so viel also. Klar würde gerne mal Opium kapseln haben für Tee oder eigenes Opium ritzen oder Meskalin ala Peyote oder San Pedro mal probieren. Oder diverse Benzos hab da aber auch glaube 4 oder 5 verschiedene ma gehabt. Nur frag ich mich wo soll das eigentlich enden? Das gefährliche is man ist nicht mehr jung und muss nunmal einen physischen Körper fit halten. Viele kommen klar mit beruf ich jedoch weniger ich übertreibe oft.
Keta geht ja kaum mehr höchstens mal i.m. oder so... ist also gestrichen. Opi und Benzo sucht? Nein, so will ich irgendwie nicht leben. Aber weis immernoch nicht genau was ich will fühle mich wie jemand der irgendwie auf Planet Erde gestrandet ist und Glück hatte im komfortablen Deutschland noch zu landen. Aber wohin die Reise geht? Kein Plan... fühlt sich jedoch durch Meditation wie eine 2te Geburt an. Cannabis werd ich wohl als letztes lassen. Ob ich je eigene Opiumkapseln haben werde oder Meskalin? Kein Plan. Ich weis nur ich will nich weger ner Sucht nich den Halt verlieren. Irgendwo sind die Trips reine wiederholung ein Hamsterrad ich will raus neue Dimemsionen entdecken wie auf Keta. :) Das alltagsich auf wunsch verlassen können. Hoffe ich schaffs durch Meditation.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 07.03.19 08:14
Hey Siddhartha!

-Ein Leben ohne Konsum- idee

"Bei dem Thema lohnt es sich bestimmt, mal genauer hinzuschauen.", dachte ich mir vor etwa einer Stunde und habe jetzt meine halbe Biographie hier verfasst. offtopic Um etwas konkreter zu werden, hilft es mir oft, die Fragestellung einfach mal umzudrehen.
Also jetzt mal andersherum;

-Warum konsumiere ich überhaupt?- bzw. -Was gibt mir der Konsum, das mir in meinem alltäglichen Leben fehlt?-

Kann es sein, dass wir in unserer Zivilisation nicht direkt des Konsums wegen verurteilt werden, sondern wegen der Art und Weise, wie wir mit dem dahinterstehenden Bedürfnis umgehen?

Wer sich selbst gegenüber aufrichtig ist und aus tiefer Sehnsucht heraus nach mehr strebt, als die Konsumgesellschaft uns bieten kann, wird zweifelsfrei anerkennen müssen, dass er als angepasstes Mitglied dieser Gesellschaft niemals ein befriedigendes Leben führen wird.
Bei den globalen Krisen, die uns derzeit bevorstehen, kann das kaum noch übersehen werden. Spätestens dann, wenn man an einer der sogenannten 'Zivilisationskrankheiten' leidet, wird deutlich, wie wenig unser moderner Lebensstil die naturgegebenen Bedürfnisse des Menschen befriedigt. Wir werden mit Glaubenssätzen erzogen, die nicht nur uns einschränken, sonder oft auch anderen großen Schaden zufügen. Wir wissen es ganz genau, doch schenken dem einfach keine Beachtung. Wir haben gelernt, es zu ignorieren, da es in uns unangenehme Gefühle auslöst, Emotionen, die wir wesentlich intensiver wahrnehmen als Gedanken.
Und an dem Punkt gibt es genau zwei Möglichkeiten:

1. - Ich belüge mich selbst und lenke mich ab. -Da gibt es viele Wege, die kennen wir alle.

2. - Ich bin ehrlich zu mir selbst und nehme mir Zeit zur Orientierung.
__
Die allermeisten Drogen werden sicher aus der Absicht heraus genommen, sich zu betäuben. So beseitigen wir zwar vorübergehend die Symptome, aber die Ursache bleibt und schlägt Wurzeln.
Vor sich selbst und der Welt zu flüchten klingt genauso egoistich wie es wahrscheinlich auch ist. messer Mit dieser Aussage möchte ich hier niemandem auf die Füße treten. Es spiegelt lediglich meine Reflexion wieder, ausgehend von der Basis, dass ich selbst die längste Zeit meines bewusstens Lebens damit verbracht habe, mich in Traumwelten zu flüchten. Und das finde ich völlig in Ordnung... Denn um Träume wahr zu machen, braucht man in erster Linie Träume, oder? ldt_rulez

Ein glückliches und erfüllendes Leben ohne Konsum ist definitiv möglich, wenn man weiß, was man dazu braucht.
Um herauszufinden, was genau das ist, kann der Konsum geeigneter Substanzen jedoch sehr hilfreich sein (meiner Erfahrung nach). Eine umfassende Antwort werden sie aber sicher nicht ausspucken. rolleyes

Aber genug jetzt. Das sogenannte 'Leben' ruft mich zum spielen. freak

btw.. Danke für dieses Thema und die Beiträge hier.

Bis dann!
 
Traumländer



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  Geschrieben: 07.03.19 08:42
Sobald die Rechnung "Konsum = ertragbares Leben" nicht mehr aufgeht, hör ich auch auf zu konsumieren, das trifft schon auf alle Substanzgruppen zu bis auf Gras.
stole ya secret sauce and i'm still on the scene;
turn your whole company into a fuckin meme
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 07.03.19 14:22
Ich habe zu dem Thema letztens eine fatale, beinahe widersinnige These aufgestellt:

So lange unser Konsum auf Spaß und Neugier beruht, bleibt er für die meisten Menschen ungefährlich und harmlos. Erst dann, wenn Substanzen ihren Zweck erfüllen - einen therapeutischen Nutzen - der in Selbstmedikation gegen vorherrschende Probleme eingesetzt wird, beginnt die Gefahr. Dann nimmt man nicht mehr, um zu erleben, sondern um zu kompensieren; um Schwächen auszugleichen, Probleme auszublenden, Leben nachzuholen, Abstand zu gewinnen. Erst der therapeutische Nutzen, der sich nicht selten Jahre nach den Erstkonsum herausstellt, macht die Substanzen so gefährlich - denn sie sind das Gegenmittel zu unserer Unzufriedenheit.

@ FarbKlecks
Deine Beschreibung fand ich sehr schön und inspirierend. In der jugendlichen Neugier erweitert man das Spektrum der Erfahrungen und wird förmlich überwältigt, welche Sphären hinter der objektiven - auf menschliches Miteinander organisierten - Welt lauern. Einige Erfahrungen hinterlassen bleibenden Eindruck und entziehen sich jeglicher Beschreibung und Veranschaulichung. Doch sie haben Nutzen und können das eigene Leben, das Bewusstsein, die Wahrnehmung, den Umgang mit anderen, maßgeblich prägen. Doch irgendwann kennt man diese Welten? Man hat sie oft, immer und immer wieder, beschritten. Man kennt die Ecken und Kanten des Bewusstseins, weiß im deren Dehnbarkeit, Unendlichkeit, kehrt doch aber immer neu zurück in diese Welt - hat am Ende der Erfahrung immer den Zwang, wieder zu funktionieren.
Ich glaube, dass ist auch der Grund, weshalb viele irgendwann den Konsum - in Teilen oder vollständig - einstellen. Denn auch die Welt der Drogen weiß irgendwann nicht mehr zu vermitteln, als man schon weiß; und das, was sich offenbart, ist nicht selten mit der irdischen Welt nicht vereinbar.

Aber da kommen wir wieder an den Punkt, das es wunderschön wäre, diese Welten - die irdische, sphärische, psychedelische - miteinander zu verschmelzen. Denn so viele Menschen sind in Strukturen eingebettet, die so routiniert, vorhersehbar, einfach und bedauernswert sind, dass sie - zumindest für mich von außen betrachtet - wie ein Gefängnis erscheint.

Meditation und Achtsamkeit ist übrigens ein sehr gutes Mitteln, die Welt ohne die Einnahme von Substanzen neu zu erfahren und auch langfristig zu verändern.

@ axbyz
-Warum konsumiere ich überhaupt?- bzw. -Was gibt mir der Konsum, das mir in meinem alltäglichen Leben fehlt?- schrieb:

Kann es sein, dass wir in unserer Zivilisation nicht direkt des Konsums wegen verurteilt werden, sondern wegen der Art und Weise, wie wir mit dem dahinterstehenden Bedürfnis umgehen?

Eine sehr gute Frage. Ich glaube, das Leben soll, sowohl für den Einzelnen als auch für die Machthabenden, überschaubar, steuerbar und vorhersehbar sein. Im Laufe der Geschichte - und wer sich damit beschäftigt, erkennt die Notwendigkeit der Strukturen in unserer heutigen Zeit - hat sich eine Gesellschaftsordnung formiert, welche den meisten Menschen Rechte einräumt, Wohlstand garantiert, soziale Strukturen etabliert und hierfür einen aktiven Beitrag fordert. Das Netz, das sich im Laufe der Jahre geformt hat, wurde immer dichter. Einerseits leben wir in einem freiheitlichen Gefüge, andererseits gibt es gesetzliche, moralische, soziale Vorgaben, an die man sich zu halten hat. Als Kind vermeint man, die Welt sei offen und frei, liege einem gewissermaßen zu Füßen. Aber bereits wenn man die ersten Wege eingeschlagen hat - und dadurch tausend Möglichkeiten verneint hat - reduziert sich die Welt der Möglichkeiten. Irgendwann sieht man all die - direkten und indirekten - Vorgaben. Man solle sich gesund ernähren, Sport treiben, Stress reduzieren, Freunde treffen, Familie gründen, Eigentum schaffen, Reisen. Eine Struktur, ein Netz, das die Individualität gefangen hält. Und dann trifft man auf Drogen - die psychedelischen, die empathogenen, die stimulierenden und beruhigenden. Die Enge weitet sich. Die Erkenntnis offenbart, dass das Netz, in dem man lebt, nur einem Konstrukt, ein von Menschen erschaffenes Konzept ist, welches die Menschen auf Dauer mehr ins Elend treibt, als das es die Menschen näher zur Welt, zur wirklichen Realität führt.

Für mich war das der Antrieb, über den Rand hinwegzusehen. Deswegen erscheint mir auch eine Welt ohne Konsum sehr schwierig. Denn natürlich kann man in der Natur, im Gespräch, auf einem Konzert, in der Interaktion mit seinen Mitmenschen, bedeutsame Erfahrungen machen. Aber der wirkliche Zugang bleibt meines Erachtens versperrt. Neben all den negativen Folgen, die durch die Presse geistern, haben bestimmte Substanzen bei vielen Menschen dazu beigetragen, das Leben zu verbessern, intensivieren und auch Kontakte aufzubauen, die ohne Einfluss vermutlich niemals möglich gewesen wären.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 07.03.19 16:54
Nach meiner letzten Episode mit Pregabalin, Kratom und täglich dazu mehrere Bier bin ich jetzt doch mal ne ganze Weile wieder unten. Hab jetzt dank nem Aufenthalt in ner psychosomatischen Klinik 6 Wochen gar nichts getrunken und hatte jetzt mal wieder paar Bier intus, aber irgendwie gibt mir das fast gar nichts mehr. Es schmeckt zwar immer noch gut und für ein paar Minuten ist es auch ein schönes Gefühl, aber dafür ist die Stimmung am nächsten Tag gleich wieder umso beschissener. Geht irgendwie grad nicht mehr auf und ich denke ich werde erstmal ne ganze Weile auf sämtliche Substanzen verzichten...

Vor paar Jahren fand ich diesen Gedanken nüchtern zu leben noch äußerst schrecklich, aber mittlerweile ist da ein gewisser Wandel im Spiel. Ich sehe es nicht mehr als vollkommen essenziell mir die Birne wegzuknallen. Früher hat das durchaus einen Sinn erfüllt, meine Therapeutin nannte das mal "Ersatzsuizid". Statt meine Suizidgedanken damals in die Tat umzusetzen, hab ich eben diese Schiene gefahren. Bloß hab ich heut wieder sowas wie nen Lebenswillen, wenn auch nen eher schwachen, aber vllt. sind damit die Drogen irgendwo obsolet.

Vielleicht ist daran auch mein gegenwärtiger Seinszustand beteiligt. Bereits seit vielen Monaten ist mir ständig schwindelig, ich fühle mich in stetig wechselnder Intensität benommen und total benebelt im Kopf (Alkohol macht das kurzzeitig "erträglicher", aber ich befürchte danach kommt es zu ner Art Rebound). Um das nicht noch mehr zu provozieren versuche ich eben erstmal ne Weile nüchtern zu bleiben. Ich hoff echt irgendwann mal wieder Freude am Leben zu haben, vielleicht mal wieder Freunde zu finden, nen Job durchzuhalten, mit meine Ängsten und Panikattacken umgehen lernen... und irgendwie ist das selbst oder gerade mit Drogen derzeit einfach nich möglich, weil ich befürchte, dann würde sich einfach rein gar nichts mehr bessern.
"You measure democracy by the freedom it gives its dissidents, not the freedom it gives its assimilated conformists."
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 07.03.19 17:38
Auch deinen Beitrag finde ich sehr wichtig und wertvoll, Nuke. Drogen können uns einen Zugang zur Welt bescheren, der uns ansonsten völlig unbekannt und unvorstellbar gewesen wäre. Meine derzeitige Weltsicht, meine Offenheit, meine Selbstreflexion und Toleranz wären nicht in dem Maße ausgeprägt, hätte ich einige Drogenerfahrungen nicht gemacht.

Andererseits existiert die gefährliche Kehrseite: Sie können sehr viel Zerstörungskraft in sich bergen. Und das gefährliche ist, dass sich diese oft erst einstellt, wenn man bereits einen langjährigen Umgang pflegt und das Gefühl hat, die Beherrschung und Kontrolle erlangt zu haben. Aber dem ist nicht so. Drogen besitzen einen Nutzen, schleichen sich in den Alltag, erfüllen ihren Zweck. Sie dienen der Kompensation und beeinträchtigen nicht selten das Urteilsvermögen.

Ich habe vor kurzer Zeit das erste Mal ernsthafte Probleme mit meinem Konsum bekommen. Nachdem ich berufsbedingt unter andauernder und zermürbender Schlaflosigkeit litt, besorgte ich mir RC-Benzos, die mich im Bedarfsfall ins Land der Träume befördern sollten. Nur der Bedarf wurde zur Regel, die Dosis wurde gesteigert, der Einsatz unkontrollierbar - bis ich mich mit erheblichen Nebenwirkungen des Konsums konfrontiert sah, die kurzerhand zu einem Bruch mit der Substanz führten. Und dann erlebte ich einen Entzug, den ich mir niemals so unangenehm vorgestellt hätte und der mich tiefgreifend beeinträchtigt hat.

Das sind die zwei Seiten der Medaille - einerseits erweitern bestimmte Erfahrungen unseren Horizont, lassen uns Gefühle wahrnehmen, die oberhalb jeder gewöhnlichen Wahrnehmung liegen, sie eröffnen uns einen Erkenntnishorizont, der lebensverändernde Folgen haben kann; andererseits tragen sie die Gefahr, die normale Welt verblassen zu lassen, ihre Zusammenhänge, Abläufe und Ziele infrage zu stellen, ihre Vergnügungen zu belächeln.

Ein wenig fühlt man sich gefangen. Man pendelt von einem Extrem ins andere, weicht der Langeweile aus, verdrängt die Normalität, ignoriert die nüchterne Beschaffenheit - die immer gleichen Gespräche, Routinen, Unternehmungen.

Aber wie sieht der Weg danach aus? Ich denke, Psychedelika werden immer Bestandteil meines Lebenswegs bleiben. Andere Substanzen, die eher aus einem hedonistischen Bedürfnis eingenommen werden, möchte ich längerfristig meiden. Aber auch das ist einfacher gesagt als getan.
 
Ex-Träumer



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1 Tripberichte

  Geschrieben: 07.03.19 18:00
zuletzt geändert: 07.03.19 18:32 durch Taolinitis (insgesamt 1 mal geändert)
ein kleines Zitat vom altehrwürdigen Alan Watts

“If you get the message, hang up the phone. For psychedelic drugs are simply instruments, like microscopes, telescopes, and telephones. The biologist does not sit with eye permanently glued to the microscope, he goes away and works on what he has seen.”

― Alan Watts

Für mich ist es schön das diese Dinge immer wieder mal in mein leben rücken
Für mich war es brutale Selbsterkenntnis, auch ein innerer Dialog der bis heute anhält und zu dem konnte ich kreative Kanäle öffnen.
Manchmal vergehen 2-3 Jahre und man merkt man ist doch vom Fleck gekommen, und darf auch wieder diesen einen Hafen ansteuern...
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
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  Geschrieben: 07.03.19 21:11
Schönes Zitat Tao... wenn ich nen Lieblingsphilosophen nennen müsste, dann wäre es vermutlich Alan. Er hatte vielleicht nicht die Antwort auf sämtliche Fragen, aber wenn ich mich aufs Bett lege oder einen Spaziergang mache und dabei einen seiner Monologe anhöre, dann fühlt sich das für mich bereits äußerst psychedelisch an. Seine Stimme hat etwas sehr beruhigendes an sich und oft habe ich das Gefühl, dass einfach alles in Ordnung ist, wenn ich ihm zuhöre.

Wenn ich mich recht entsinne sagte er in dem Zusammenhang auch, dass es sinnvoll wäre, wenn man seinen Trip mit einem dazu ausgebildeten Psychologen machen könnte. In einem solchen Setting könnte ich mir schon vorstellen mal wieder auf Reisen mit Psychedelika zu gehen, aber wenn ich da einfach wieder selbst Hand anlege, befürchte ich, dass es mir im Endeffekt gegenwärtig mehr Probleme bereiten könnte als Vorteile. Liegt einfach zuviel blank und im Endeffekt ist eine psychedelische Droge ja so ne Art Katalysator für Emotionen. Das kann in die eine oder andere Richtung gehen.
"You measure democracy by the freedom it gives its dissidents, not the freedom it gives its assimilated conformists."
Traumländerin

dabei seit 2009
89 Forenbeiträge
1 Tripberichte

  Geschrieben: 09.03.19 00:28
Siddhartha schrieb:

So lange unser Konsum auf Spaß und Neugier beruht, bleibt er für die meisten Menschen ungefährlich und harmlos. Erst dann, wenn Substanzen ihren Zweck erfüllen - einen therapeutischen Nutzen - der in Selbstmedikation gegen vorherrschende Probleme eingesetzt wird, beginnt die Gefahr. Dann nimmt man nicht mehr, um zu erleben, sondern um zu kompensieren; um Schwächen auszugleichen, Probleme auszublenden, Leben nachzuholen, Abstand zu gewinnen. Erst der therapeutische Nutzen, der sich nicht selten Jahre nach den Erstkonsum herausstellt, macht die Substanzen so gefährlich - denn sie sind das Gegenmittel zu unserer Unzufriedenheit.

h


Ich denke in dem Absatz steckt viel Wahres. Allerdings bin ich der Meinung, dass Drogen zur Selbstmedikation trotzdem funktionieren können. Voraussetzung dafür ist jedoch ehrlich zu sich selbst zu sein. Und selbst dann ist es manchmal schwer abzuschätzen wo noch der Nutzen einer Substanz überwiegt und wo sie einem mehr schadet als nützt.

Ich persönlich kann mir ein Leben ohne Drogen nicht vorstellen. Ich bin in dieser Hinsicht aber auch nicht ambivalent. Denn ich habe (mit Ausnahme von Cannabis) Drogen nicht zufällig probiert, weil sie mir angeboten wurden oder man in einem bestimmten Alter bestimmte Drogen konsumiert, sondern ich habe gezielt danach gesucht bzw. Alkohol und Zigaretten habe ich erstmalig allein zu Hause konsumiert, da ich zum damaligen Zeitpunkt nur sehr brave Freunde hatte, die so etwas nicht mit mir gemacht hätten. Jahre später habe ich den Entschluss gefasst, dass ich auch illegale Drogen nehmen möchte und dann gezielt nach anderen Konsumenten gesucht. Obwohl ich nun schon seit über 12 Jahren illegale Drogen konsumiere, davon knapp 10 Jahre mehr oder weniger regelmäßig und auch kaum eine Substanz(gruppe) ausgelassen habe (lediglich PCP und Nachtschattengewächse kamen für mich nie in Frage), hatte ich kaum ernsthafte Probleme durch Drogen. Klar ging's mir auch schon mal schlecht, weil ich mich überdosiert hatte mit irgendwas. Genau wie es auch immer wieder Momente gibt, wo ich mir denke, dass ich mit ner bestimmten Substanz wieder kürzer treten sollte für ne gewisse Zeit (und das dann auch umsetze). Aber ich hatte nie das Gefühl meinen Konsum nicht mehr kontrollieren zu können oder durch meinen Konsum andere Dinge im Leben nicht auf die Reihe zu bekommen oder soziale Kontakte zu vernachlässigen. Das einzig ernsthafte Problem durch meinen Konsum bisher war vereinzelt Enthemmung und damit verbundene Aggresivität. Das ist mir allerdings nur mit Buprenorphin und einmal auch mit ner höheren Dosis Benzos passiert. Seitdem nehme ich kein Buprenorphin mehr und Benzos auch nur noch niedrig dosiert.

Grundsätzlich sehe ich keinen Grund meinen Konsum einzustellen, so lang er keine negativen Auswirkungen auf mein Leben hat. Denn der Drogenkonsum macht mein Leben interessant und bunt. Klar, es gibt auch andere Dinge, die mein Leben spannend machen, aber ehrlich gesagt habe ich bisher außer reisen noch nichts gefunden was ähnlich interessant und faszinierend ist wie Drogen. Genau genommen hatte ich bevor ich begonnen habe zu reisen und Drogen zu nehmen keine Ahnung, was ich mit meinem Leben soll. Ich dachte mir so in etwa: "Es ist zwar auszuhalten und ganz ok, aber ich wüsste nicht warum ich noch etliche Jahrzehnte weiter leben sollte, wenn es immer so weiter geht." Als ich begann die Welt zu bereisen war das Leben plötzlich spannend und interessant. Als ich dann - wieder in Deutschland - begann regelmäßig Drogen zu nehmen war auch das Leben hier plötzlich spannend. Drogen haben mir zwar nie das geben können, was mir reisen gibt, aber um die Zeit zwischen den Reisen spannender zu gestalten sind sie durchaus geeignet. Auf Reisen konsumiere ich auch vergleichsweise wenig, da reicht es mir paar Mal die Woche zu kiffen (und ich habe so gar gegen paar Wochen Pause nichts einzuwenden, was in Deutschland allenfalls auf Grund äußerer Zwänge passiert) und alle paar Monate mal Psychedelika zu nehmen. Andere Drogen nehme ich dann kaum.

Das von vielen Usern hier beschriebene "Leben in zwei Welten" kenne ich zur Genüge. In meinem Job muss ich meinen Konsum auch komplett verheimlichen. Vermutlich werde ich, wenn ich denn jemals Probleme auf Grund meines Drogenkonsums bekomme diese auch durch die Strafverfolgung und dadurch bedingte Probleme im Job bekommen und nicht durch übermäßigen Konsum. Ich finde es wichtig das zu unterscheiden. Denn wenn ich der Meinung wäre, dass das Problem der Konsum an sich ist, dann wäre das ein Grund für mich den Konsum zu reduzieren oder einzustellen. Wenn das Problem nur die Strafverfolgung ist, dann ist das lediglich ein Grund eine perfekte Fassade zu kultivieren wo sie gebraucht wird. Denn letztlich kann ich einen Staat, der mir vorschreiben will welche Drogen ich konsumieren darf und welche nicht kein Stück Ernst nehmen, um so mehr als die Festlegung welche Drogen legal sind und welche nicht völlig willkürlich ist.
So lang ich die Möglichkeit dazu habe werde ich weiterhin versuchen parallel in beiden Welten zu leben, einerseits mein berufliches, angepasstes ich zu haben und anderseits mein ich als Konsumentin. Wenn ich auf Grund der Verfolgung eines Tages dazu gezwungen sein sollte mich für die eine oder die andere Welt zu entscheiden würde ich vermutlich eher auf das bürgerliche Leben verzichten als auf den Konsum. Denn ich wäre zwar traurig nicht mehr in meinem Beruf arbeiten zu können, aber ich könnte wohl auch glücklich sein, wenn ich z.B. im Bauwagen lebe und von Gelegenheitsjobs lebe und ansonsten viele verschiedene Drogen konsumiere oder als Hippie durch die Welt ziehe und davon lebe selbst gebastelten Schmuck zu verkaufen. Wie ich aber mit einem total langweiligen Leben ohne Drogen (und nur mit paar Wochen Urlaub im Jahr, ohne ausgedehnte Reisen) glücklich sein sollte ist mir völlig schleierhaft.
 
Ex-Träumer



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2 Tripberichte

  Geschrieben: 09.03.19 10:32
Schön, was du schreibst, schattengewächs! Du scheinst deinen Weg gefunden zu haben, darüber kann ich mich immer sehr mitfreuen.

Wollte nur kurz noch anmerken, dass ich persönlich mit den beiden Welten nicht die beruflich angepasste und als Gegenpart die als Konsument meinte, denn die beiden konnte ich auch immer sehr gut miteinander vereinen. Wie du ja auch sagst, ich nehme mir meine Rechte schon selber heraus, egal was die Gesetzgeber mir vorschreiben wollen, besonders eben was meinen Konsum angeht.

Die beiden Welten die ich meine und die mir schwer fallen zu vereinen, sind eher die unbewusste (nur ein kleines Rädchen im System zu sein, um es erhalten zu können) und die bewusste Welt (also die spirituelle). Und je bewusster ich werde, umso schwerer tu ich mir auch mit dem umzugehen, was ich nicht erstrebenswert halte und wofür ich nicht mein Leben hier auf Erden "verschwenden" möchte.

Der einzige Ausweg scheint in meinem Fall zu sein, mir etwas selbst aufzubauen, um anderen Menschen behilflich und dienlich sein zu können auf ihrem Weg. Also mich mehr in den bewussteren Gefilden aufzuhalten und damit meine Brötchen zu verdienen und nicht weiter irgendwelche Jobs zu machen, damit ich Kohle habe. Denn das raubt mir meine Energien, die ich gerne anderweitig einsetzen würde.

Vielleicht kannst man das nachvollziehen, was ich meine?
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit

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