Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Nennen wir es Seele.
Drogen:Mischkonsum von Salvia Divinorum und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Svastika
Datum:13.03.2012 19:19
Set:absolut Perfekt. Ferien, Freunde und Joints - was will man mehr?
Setting:In meinem gemütlichen Zimmer in dem schon den ganzen Tag gechillt wurde
Nützlichkeit:8,84 von 10 möglichen   (44 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Gerade bin ich in den IC gestiegen und habe mir einen Platz mit Tisch in einem vierer Abteil erkämpft, da zeigt der mir schräg gegenübersitzende Herr auf seinen Kopf. Ich werte das mal als nette Bitte ihm zuzuhören und nehme meine Kopfhörer ab. In einer pseudoautoritären, heuchlerischen Stimme bittet er mich dann die Musik etwas leiser zu stellen. Kein Problem.

Nichtsdestotrotz befinde ich mich jetzt auf 20mg Methiopropamine in diesem Zug und werde euch nun von meiner Salvia-Erfahrung vor ein paar Tagen erzählen. (Außerdem würde ich dem Herrn von gegenüber gern sagen er solle seine Backwaren nicht essen als lägen sie in einem Trog. Kein Problem.)





Es ist ein gemütlicher Tag, die üblichen Verdächtigen und Ich hängen schon eine Weile in meinem Zimmer rum und zelebrieren den Marihuana-Konsum, während ich schon den ganzen Tag an das Salvia dachte dass ich mir kurz zuvor besorgt hatte. Ich habe Dissoziativa lieben gelernt, nur diese angeblich sehr charakteristische Droge fehlte mir noch. Schnell haben mich die Neugier und das Verlangen dann überzeugt und ich bereite mir einen Kopf mit 100mg Salvia 10x Extrakt zu, wie es die Packung empfiehlt. Ich erwarte mir nicht viel von diesem Kopf, anscheinend sind 100mg nicht wirklich viel und auch die Höhe des Extrakts liegt nicht am Limit. Also auf die Couch gesetzt, noch schöne fernöstliche Klänge in die Anlage gehauen und los geht’s.

Als sich der Rauch dann in meiner Lunge befindet ist mein erster Gedanke, „so widerlich ist der Rauch auch wieder nicht“. Ich stelle die Bong ab, behalte den Rauch in der Lunge und blicke mit erwartenden Augen in das Gesicht eines Freundes. Nach ungefähr zwanzig Sekunden nicke ich ihm fragend zu, und er nickt zurück. Mit einem Stoß atme ich aus und – nichts.

Nichts. Es Existiert nichts. Aber.. Doch hier scheint etwas zu existieren. Ich fühle „mich“, aber nicht meinen Körper – sondern „mich“ in mir drin. Nennen wir es Seele. Es ist ein Start „von null“. Der Bodyload den ich zu diesem Zeitpunkt erreiche ist bombastisch. Ohne jeglichen Aufbau explodiert er in meinem Körper und übersteigt sogar die Intensität des Bodyloads von 2c-e..Ich habe keinerlei Erinnerungen was vor diesem Zustand war, ebenso wenig weiß ich dass ich eben Drogen konsumiert habe, ebenso mein Wissen in die Zukunft, mein gesamter Horizont – es ist nichts da. Aber es scheint weiterzugehen. Ich spüre wie meine Seele in meinem Körper vibriert, pulsiert – und anscheinend nach draußen will. Es beginnt links an meinem Hals – es scheinen sich Risse aufzutun, also würde ein Messer von innen die Haut aufschneiden. Dies geschieht jedoch alles ohne jeglichen Schmerz. Als ich das realisiert habe versuche ich mich sogar weiter aus meiner körperlichen Hülle zu reißen indem ich mich zu winden versuche. Es scheint als sei ich erfolgreich, ausgehend von dem großen Riss an meinem Hals schaffe ich es meine Seele zu befreien. Mein Eigenaufwand scheint jedoch nur nebensächlich gewesen zu sein, es fühlt sich eher danach an als würde ich „von außen“ aus meinem Körper gezogen werden. So, das wäre also erledigt. Erst jetzt realisiere ich dass ich ja gerade Salvia konsumiert habe und schaffe es halbwegs dies mit dem gerade ablaufenden Trip zu verknüpfen.



fqdgqtj5kpro.jpg



Doch was nun vor mir liegt ist von so großer Absurdität.. mehr als Lachen ist hier nicht möglich. Ich lache mir die Seele aus dem Leib, jedoch ohne das Betrachten der Landschaft vor mir zu vergessen. Ok, also.. – beruhig dich.



Der Raum in dem Ich mich befinde hat ungefähr die gleichen Maße wie der Raum in dem ich mich in der anderen Realität befinde (mein Zimmer). Es ist jedoch nach rechts und links unendlich weit und in der Mitte durch eine Konkave getrennt die ein wenig links neben mir enden müsste. Ein „Links neben mir“ scheint jedoch gerade auch nicht zu existieren, meine Seele existiert nur noch in diesem einen Blick nach vorne.



897c4hsq6c.jpg



Auf der rechten Seite befindet sich eine Comic-Wüste, ja wirklich eine Comic-Wüste. Wie man sie aus den alten Lucky Luke Comics kennt, ja sogar ein Kaktus steht inmitten dieser Wüste. Ein grüner leuchtender Kaktus inmitten einer knallgelben Wüste, das obligatorische Skelett darf natürlich auch nicht fehlen.



sw2vdfwrwmj.jpg



Dann sehe ich die linke Seite – genau hinter der Konkave die durch mein Zimmer verläuft befindet sich ein mystischer, dunkler Wald. So eine Art Wald in dem schon nach der zweiten Baumreihe pure Dunkelheit herrscht. Wie aus dem Nichts befindet sich genau auf dieser Konkave das Gesicht von einem Freund. Er scheint mein Interesse bemerkt zu haben und als er mich ansieht kann ich wieder nichts anderes tun als loszulachen. Ein Grund gibt es dafür eigentlich nicht, es scheint nur unfassbar komisch zu sein dass sich sein Gesicht genau auf dieser Grenze in meinem Zimmer befindet. Sein Blick ist jedoch auch so absurd und grotesk komisch, dass ich mich schon anfange zu fragen ob er das mit Absicht macht. Während das Gesicht von der hellen, klaren Comic-Sonne der Comic-Wüste angestrahlt wird, verschwindet der Rest seines Körpers in der mystischen Dunkelheit. Aber dieses Lachen ist unglaublich. Wenn Euphorie bedeutet große Glücksgefühle zu verspüren, wie soll man dann diesen Zustand nennen? Während des Lachens verspürte ich so viel Euphorie, aber nicht die richtige Euphorie, sondern pure „LACH“-Euphorie. Die Musik, die in der anderen Realität etwas rechts von mir aus den Boxen klingt, scheint auch in dieser Realität „von rechts“ zu kommen. Aber wie? Die Musik bewegt sich quasi nur in eine Richtung, sie kriecht und wabert durch mein Zimmer, so langsam dass man sie mit bloßem Auge verfolgen kann. Sie scheint „eindimensional“ zu sein“.

Aber dann fangen beide Realitäten wieder an sich übereinanderzulegen. Ich fange an meine Freunde im Raum wieder zu visualisieren, der Raum selbst transformiert wieder langsam in seine alten Formen zurück. Wie sollte es anders sein: Auf eine kurze Rückfrage erfahre ich dass ich wesentlich länger „weg“ war als ich es dachte. Die stark visuelle Phase des Trips hat an sich vielleicht sieben Minuten gedauert, aber auch jetzt war es noch nicht vorbei. Ich kann mich (halbwegs) richtig artikulieren und beginne wieder Zusammenhänge zu verstehen, jedoch „fühlt“ sich immer noch alles komisch an. Wenn ich mich bewege habe ich das Gefühl mich mathematisch, oder eher geometrisch durch die Luft zu kämpfen, deren Widerstand ich eindeutig spüre. Auch fünfzehn Minuten später ergreifen mich noch kurze „Schauer“ an den Armen oder dem Rücken die Gänsehaut auslösen.

Aber am nächsten Morgen stelle ich die in meinen Augen seltsamste Nebenwirkung fest: An der Stelle an der mein Hals am Vortag aufgerissen ist um meine Seele herauszulassen habe ich nun eine leichte Zerrung.





Nennen wir es Seele.