Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:HBHR - Das Bergwerk der Ereignisse und Emotionen
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:20.08.2012 15:04
Set:Leichte Nervosität, Zufrieden
Setting:WG und Feier einer guten Freundin
Nützlichkeit:8,30 von 10 möglichen   (46 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hawaiianische Baby-Holzorsen Samen stellen meine erste Erfahrung mit psychedelischen Drogen dar, gleichzeitig handelt es sich auch um den bisher intensivsten Trip, wenn nicht sogar um eins der intensivsten Erlebnisse in meinem Leben.
Seit dem Trip sind drei Tage vergangen, und es fällt mir noch schwer das erlebte in Worte zu fassen und anderen davon berichten.
Ich versuche hier das erlebte so genau und sortiert wie möglich wiederzugeben und erhoffe mir dadurch auch etwas mehr Klarheit in meinem Kopf.

Ich bestellte mir in einem Botanikhandel thailändische HBHR Samen und wartete gespannt auf das eintreffen.
Ich entschloss, einen Wasserauszug zu machen und den Samenbrei mitzutrinken.
Ich zerstampfte vier Samen mit einem Fleischhammer, und lies sie für sechs Stunden in einem Glas Wasser liegen und rührte regelmäßig um.

Gegen 18:00 Uhr trank ich das unangenehm riechende Gebräu und kaute noch etwas auf den Samen herum. Ich war vom Geschmack positiv überrascht, es war leicht erdig und holzig.
Ich stöberte etwas im LdT, auf Youtube und chattete mit Freunden um mir die Zeit bis zum Wirkungseintritt zu vertreiben.
Da ich seit 11 Uhr morgens nichts gegessen habe, rebellierte mein Magen mit durchdringendem Knurren, ich entschloss mich eine Scheibe Brot zu essen.
Sofort beim aufstehen bemerkte ich einen stechenden Schmerz und ein unangenehmes Ziehen in meinem Oberschenkel. Es fühlte sich an als währen die Sehnen und Adern zu kurz für meinen Oberschenkel. Trotz dieses unangenehmen Gefühls freute ich mich, da die HBHR Samen erste Wirkungen zeigten.
Ich quälte mich in die Küche um eine alte Brotscheibe vorzufinden und schlang sie gierig herunter.
Mein Magen beruhigte sich, die Kirchenglocke schlug 19:00 Uhr, und noch immer spürte ich keinerlei Wirkung außer eine angenehme Wärme in mir.
Da die Schmerzen nachließen entschloss ich mich nach draußen zu gehen um eine Zigarette zu rauchen.
Auf dem Weg nach draußen warf ich noch einen Blick in den Spiegel und konnte noch keine Veränderung meiner Pupillen feststellen.

Kaum umhüllte die Flamme des Feuerzeuges das Filterpapier fiel mir die unglaubliche Schönheit der Glut und des Rauchs in die Augen.
Der aufsteigende Rauch wirkte unglaublich plastisch während er durch die warme Nachtluft nach oben stieg.
Ich hatte das Gefühl er bleibt stehen und ich könnte ihn gleichzeitig von allen Seiten betrachten, es erinnerte mich an den künstlichen 3D Effekt in Kinos.

Ich war nun wieder in meiner Wohnung, ein Blick in den Spiegel verriet mir das meine Iris nun fast vollständig unter meinen tiefschwarzen Pupillen verschwunden war.
Eine Freundin schrieb mich an, ob ich nicht bei ihr vorbeischaun will. Ein paar Freunde und Bekannte sind da(etwa sieben Leute), sie feiern den Abschied einer Bekannten.
Ich begab mich trotz Schmerzen nach draußen und lief fasziniert von der Schönheit der Natur etwa 500 Meter zu einer kleinen Feuerstelle.

Kleine Zweifel kamen auf ob ich mich wirklich in meinem Zustand zu außenstehenden Personen begeben will, diese Zweifel wurden allerdings schnell durch eine einsetzende Euphorie verdrängt und ich kam mit breitem Grinsen in der Runde an.
Die Freundin bemerkte recht schnell dass ich anderst war, als wir uns begrüßten wurde sie schnell auf meine gigantischen Pupillen aufmerksam.
Die grinste und dachte wohl ich stehe nur dem Einfluss von THC.
Ich saß mich zu den Leuten und wir unterhielten uns, im Laufe der nächsten 30 Minuten fiel es mir immer schwerer dem Gesprächsverlauf zu folgen und teilweise sagte ich etwas zu Themen die schon lange besprochen wurde.
Ich wusste, dass es Zeit ist zu gehen da das LSA nun wohl beginnt meinen Körper und Geist zu umgarnen.

Ich verabschiedete mich und begab mich auf den Rückweg zu meiner WG, auf dem Weg machte sich ein leicht unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend bemerkbar, grinsen musste ich trotzdem weiter.
Vor meiner Wohnung fiel mir das brennende Licht auf, allerdings dachte ich mir nichts dabei und steckte den Schlüssel in das Schloss.
Ich zog meine Schuhe und Jacke aus, betrat den Flur und sah 2 ältere Menschen mit meinem Mitbewohner Thorsten am Esstisch sitzen.
Es muss sich um die Eltern von Throsten handeln...

Es war als würde eine gigantische Welle in meinem Kopf zusammenbrechen, ich spürte das kalte Stoßen in meinem Kopf.
Meinen gesamten Körper durchfuhr eine Panikwelle, Angst schoss von meinem kleinen Zehen hoch bis in das letzte Zelle meiner Ohren.
Ich überlegte wie ich vorgehen soll, ich habe gigantische Pupillen und Gespräche fallen mir schwer.
Ich öffnete unsicher die Glastür zum Flur und blickte meinen Mitbewohner an. Ich war erstarrt, diese 3 Gesichter waren böse.
In diesem Moment waren sie das übel der Welt für mich. Ich stammelte etwas von müde sein und verzog mich schnell aufs Klo.
Dort angekommen fragte mein Spiegelbild mich: "Wieso das Klo du nutzloses Wesen?", ich erschrank. Das im Spiegel war nicht ich.
Ich hatte mehr Angst, und wandte meinen Blick schnell vom Spiegel ab, hatte aber das Gefühl es würde mich immer noch beobachten.

Als Alibi betätigte ich die Klospühlung, ging nochmal mit unsicherem Gang an den 3 bösen Fratzen vorbei und verzog mich in mein Zimmer am Ende des Ganges.
Die Kirchenuhr verriet mir dass es nun 23:00 Uhr ist.
Mein Herz raste, ich bekam Schweißausbrüche und zitterte am ganzen Körper.
Die Angst hängen zu bleiben überfiel mich.

BITTE KEINE PSYCHOSE!

Ich lag mich in mein Bett und schloss die Augen, Ängste beherrschten meine Gedanken. Was, wenn sie bemerkt haben dass ich etwas genommen habe.
Was wenn sie die Polizei rufen. Ich hatte Existenzängste, mein Leben drohte vor meinen Augen zu zerfallen.
Ich verfluchte meine gute Informationslage in bezug auf Dinge die passieren könnte, alles erschien zu verdammt "nah" zu sein.
In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als einen Tripstopper.
Ich versuchte klare Gedanken zu fassen und redete mir selbst gut zu. Ich versuchte mir meinen LSA Konsum deutlich zu machen.
"Du darf nicht vergessen dass es das LSA ist!"
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit in der ich diese Höllenqualen erleben musste. Ich blickte auf meinen Wecker.
"23:01 Uhr" EINE MINUTE!

Der Fernseher erschien mir als geeignete Möglichkeit mich abzulenken. Ich stand auf und saß mich auf die Couch und machte den TV an.
Es lief Sechserpack, und ich bekam Angst. Sie sprachen normal, das Bild wirkte aber so schnell und böse auf mich.
Es war als würde man ein Video vorspulen der Sound wurde aber nicht beeinflusst.
Ich stand kurz davor den Verstand zu verlieren...

KOTZEN! Es durchschoss mich wie eine Gewehrkugel, ich muss jetzt kotzen!
Ich steckte mir fast meinen gesamten Arm in den Mund und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich nach zahllosem Würgen endlich die Erlösung fand.
Ein oranger Brei breitete sich über meinen Teppich aus. Es war schön. Das dort am Boden war ich. Mein Erbrochenes erschien mir noch nie so nahe.
Ich fasste es an, spürte die Struktur und Wärme die sich darin verbarg und fragte mich wieso man Erbrochenes eigentlich als ekelhaft empfindet.

Kurz darauf spürte ich wie es mir besser ging, mein Herz pulsierte langsamer, ich wusch mir das Gesicht und ich beruhigte mich etwas.
Die Gedanken mit dem Zusammentreffen der Eltern meines Mitbewohners konnte ich zwar nicht vollständig ausblenden aber es störte mich nicht mehr.

Ich legte mich auf meine Couch, zog die Kopfhörer über mein Ohr und lauschte Cerro Largo von Apparat. Diese Ruhe und Tiefe zog mich in seinen Bann.
Ich war glücklich, fühlte mich sortiert.
Nun wusste ich dass LSA mir nichts böses wollte. Es will spielen, wir sollten gemeinsam meine Gedanken erkunden.
Ich schloss meine Augen und Städte zogen in 2D an mir vorbei. Es war als würde ich in einer Straßenbahn sitzen, ich erkannte lose Strukturen von Gebäuden und Menschen.
Mein Zeitgefühl war total durcheinander, ich stand auf da ich einen extremen Harndrang verspürte.
Warum sollte ich mich eigentlich nicht anpinkeln? Auch zu meinem Urin empfand ich in diesem Moment eine extreme Verbundenheit.
Der Gedanke an die Sauerei hielt mich (im nachhinein betrachtet) zum Glück davon ab und ich verrichte mein Geschäft wie normal auf einer Toilettenschüssel.
Beim Blick in den Spiegel wurde mir immer noch unwohl. Es war ähnlich einer Trennung von Körper und Geist. Ich erkannte nicht mich darin sondern eine leere Hülle die in diesem Moment auch ziemlich kaputt aussah. (Ich habe einige Fotos gemacht und erstarre immernoch bei dem Anblick)
Wir hatten nun 23:15, ich fühlte mich aber als würde ich schon mein ganzes Leben in diesem Zustand verbringen.

Das Bergwerk und die Relativität

Ich entschloss, mich wieder auf mein Bett zu legen da ich mich nach etwas Wärme sehnte.
Musikalisch wurde ich auf meiner Reise von Ellen Allien begleitet.

Ich schloss die Augen und ein Bergwerk tat sich vor mir auf. Es war kein normales, eher eine abstrakte Darstellung mit einem Querschnitt(ähnlich dieser Ameisenglaskästen).
Das nun folgende beschreibt für mich den bedeutsamsten Teil des Trips. Leider fällt es mir sehr schwer das Folgende in Worte zu fassen.

Bisherige Entscheidungen, Emotionen und Erlebnisse in meinem Leben wurden in einzelne Minenwägen geladen und fuhren durch den Stollen.
Ich befand mich dabei in einer Art Schwebe und konnte bewusst einzelnen Wägen folgen.
Das LSA brachte mein Unterbewusstsein diese Ereignisse neu zu bewerten, einige wurden in ein gigantisches Feuermeer gefahren, andere wiederrum gesammelt und noch feiner sortiert.
In diesem Moment erschien mir das alles so schlüssig und ich fragte mich wieso es nicht immer so klar sein könnte.
Es half mir bewusst Erinnerungen und Vergangenes neu einzusortieren.
Verlorene Zeit durch "unwichtige Ereignisse" erhielt auf einmal eine wichtige Bedeutung, andere (für mich bis dahin wichtige Erlebnisse) erschienen leicht ersetzbar und irrelevant.
Werte, Konventionen und Beziehungen wurden von mir in Frage gestellt und umgeworfen. Es war ein Stück Selbstfindung.

Die Musik endete, durch die plötzliche Ruhe machte ich die Augen auf und das Bergwerk verblasste und ließ mich mit vielen neuen Eindrücken zurück.
Es war inzwischen 3:40 Uhr und ich freute mich dass mich mein Zeitgefühl diesmal nicht ganz im Stich ließ.
Ohne Musik fühlte ich mich verletzlich und unruhig. Mein Geist war müde.
Ich versuchte einzuschlafen, was mir irgendwann auch gelang.

Der nächste Morgen:

Ich schlief bis etwa 14:00 Uhr, und wachte sehr erholt auf.
Geistig fühlte mich mich rundum wohl und zufrieden.
Das Erlebte war aber noch stark präsent und ich musste mich bewusst damit beschäftigen.
An diesem Tag mied ich andere Menschen und konzentrierte mich ganz auf mich, ich würde sogar soweit gehen und sagen, auf mein neues Ich.
Der leichte Schmerz im Oberschenkel war immer noch präsent und sollte mich auch 2 Tage danach noch nicht vollkommen in Ruhe lassen.
Evtl. ein Zeichen einer Überdosis?

Fazit:

Es war ein einschneidendes Erlebnis.
Es war ein Trip, aber ein geistig anstrengender Trip, durch die Konfrontation mit den Eltern von Thorsten war er auch von einer ständigen Unruhe begleitet.
Ich werde in naher Zukunft nochmal eine Reise unter besserem Setting antreten.

Ich hoffe mein Tripbericht hat euch gefallen und ich konnte euch die Welt der HBHR Samen etwas näher bringen.

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