Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Dr. Mary-Jane or: How I Learned to Stop Worrying and Love Drugs!
Drogen:Mischkonsum von Cannabis und Tabak (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:08.05.2014 20:08
Set:ziemlich angespannt, aber dennoch neugierig, sehr auf Wirkungseintritt fokusiert
Setting:Campingplatz nahe eines hölländischen Dorfes, direkt am Meer
Nützlichkeit:8,62 von 10 möglichen   (13 Stimmen abgegeben)

Bericht:

ZULETZT AKTUALISIERT am 24. Mai 2014 um 18:58 Uhr hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik!


Einleitung

Da ich mich zurzeit mal wieder in einer kreativen Phase befinde und ein neuer (freier und unverplanter) Tag angebrochen ist, will ich diese beiden Eigenschaften verbinden und sinnvoll nutzen, indem ich euch von meiner ersten Begegnung mit Cannabis (oder generell mit Drogen) berichten will.

(Anmerkung: Ich werde in diesem Bericht keine "typische" Cannabis-Wirkung schildern! Vielmehr werde ich, während der Darstellung des Erlebten, auf die Konsequenzen des Trips, welcher einige entscheidende Veränderungen in meinem Leben nach sich zog, zusammen mit den Hintergründen, welche zu jenem Ereignis führten, ausführlich eingehen.)

An jenem Tag wurde ein Prozess in meinem Gehirn eingeleitet, welcher den einst so konservativen und angepassten Jungen in einem Zeitraum von knapp vier Jahren in einen selbst- und gesellschaftskritischen jungen Mann, welcher mit der "Person aus der Vergangenheit" nur noch wenig gemein hat, verwandeln sollte.

Jeder, der schon mindestens einen meiner anderen Tripberichte gelesen hat, weiß, dass ich stets versuche meine Standpunkte dem Leser sehr umfangreich und ausführlich, sowie gut strukturiert darzustellen. Dabei schweife ich auch gerne mal vom Thema ab, was zu einer großen Menge an Text führt, welcher für manche Leser auf den ersten Blick möglicherweise "erdrückend" wirkt.

Sollte euch dies nicht davon abhalten sich den Gedankengängen eines jungen Menschen zu widmen, dann wird euch dieser Bericht hoffentlich gut unterhalten und manch einen vielleicht zum Nachdenken anregen!

Nehmt euch also ein bisschen Zeit und macht es euch an eurem Schreibtisch, eurer Leseecke, oder wo immer ihr gerade seid, gemütlich (vielleicht mit einer Decke und/oder einem heißen Kakao?) und lasst die folgenden Zeilen einfach auf euch wirken. Meiner Meinung nach ist es am Besten für das Kontextverständnis, wenn man den Bericht in einem „Rutsch“ durchliest. Aber die Entscheidung überlasse ich natürlich euch!

Und damit viel Spaß beim Lesen :)

(Anmerkung: Wer die Anspielung im Titel nicht verstanden hat, sollte mal hier vorbeischauen!)



DER TRIP


Sag NEIN zu Drogen

Meine Einstellung zum Thema Rausch und Substanzen war, bis zu jenem Urlaub relativ konservativ (also ablehnend). Das hatte mehrere Gründe, wozu ich, zum Einen natürlich die Drogenpolitik von "Vater Staat", welche sich auf Verteufelung und Todschweigen hinsichtlich der Drogenproblematik innerhalb der Gesellschaft beschränkt, und zum Anderen die Einflüsse aus dem Umfeld (Erziehung durch Eltern, Schulunterricht, Medien, Freunde) zähle.

Ich denke, dass viele von euch Lesern eine vergleichbare Kindheit/Vergangenheit erlebt haben. Dennoch sind wir alle (davon gehe ich bei einem Besucher des LdT-Forums aus) mit Rauschmitteln in Kontakt gekommen.

"Wie ist es möglich, dass man sich zu einem Menschen entwickelt, welche man früher, verabscheut und bemitleidet hat?"

Diese Frage habe ich mir persönlich schon sehr oft gestellt. Aus heutiger Sicht hat sich meine Meinung dazu komplett verändert. Stand ich einst dem Konsum berauschender Substanzen (dazu zählen auch Alkohol und Nikotin. Ausnahme: Koffein) ablehnend und distanziert gegenüber, so habe ich, in den folgenden vier Jahren nach diesem Trip eine eigene (individuelle) Meinung zum Thema: Drogen entwickelt. Durch Recherche, eigene Erfahrungen und intensiver Auseinandersetzung mit der Materie entwickelte ich ein großes Interesse in die Psychologie. Speziell Aufbau und Struktur der menschlichen Psyche, Bewusstsein & Unterbewusstsein, Tiefenpsychologie und den Einsatz von Drogen (LSD) als Heilmittel ("Psycholytische Psychotherapie") faszinierten mich

(Anmerkung: An dieser Stelle verweise ich auf einen älteren Bericht meinerseits, wo ich einige Gedanken und Meinungen zu diesem Thema erläutere.)


Goodbye Germany

Alles begann im Sommer vor vier Jahren an jenem Morgen, welchen ich schon seit Wochen sehnsüchtig erwartete. Es war der Tag der Abreise. Die folgenden zwei Wochen sollte ich mit meinen beiden Freunden (T. und D.) an der holländischen Küste verbringen. Die Koffer waren gepackt und bereits im Kofferraum verstaut (alter VW Passat von T.s Mutter, Baujahr geschätzt auf 1994). T. und D. rauchten noch eine Zigarette, während ich meine Mutter in unserer Einfahrt zum Abschied umarmte. "Passt auf euch auf", rief sie mir zum Abschied hinterher, bevor es losging. (Anmerkung: Ein einfacher Satz mit wichtiger Aussage, was ich jedoch erst später realisierte!).

Während der Autofahrt beschäftigte sich jeder, die meiste Zeit, nur mit sich selbst (nur selten gab es ein längeres Gespräch), was mich nicht weiter störte. Während T. den Klängen seines MP3-Players lauschte und D.s Aufmerksamkeit seinem Buch galt, nutzte ich die Zeit, und dachte über alles nach, was mich in den nächsten zwei Wochen erwarten könnte und wie ich damit umgehen würde.

(Anmerkung: Ich würde heute glatt sagen, dass Nachdenken und sich Gedanken machen zu einer Art "Hobby" von mir wurden. Klingt zwar eigenartig, trifft aber doch zu :D) .

Dabei dachte ich zuerst an meine (heute Ex-)Freundin, da unser "halbjähriges Jubiläum" (6 Monate Beziehung) genau während des Urlaubs war. Auch wenn wir diesen Tag eigentlich zu zweit verbringen wollten, so akzeptierte sie (wenn auch nicht sonderlich begeistert), dass ich an diesem Tag außer Lande war.

Außerdem war da noch dieser eine Gedanke, der mich seit ein paar Tagen, seit jenem Moment, wo ich von dieser „Sache“ erfuhr, permanent durch den Kopf ging. Ich habe versucht ihn von da zu vertreiben, was mir, für kurze Zeit, auch gelang. Aber er kehrte immer wieder zurück. Die Rede ist von Marihuana und gemeint war der Moment, an dem ich erfuhr, dass T. und D. vor kurzem das erste Mal Marihuana konsumiert hatten. Jener Gedanke ließ mich einfach nicht los und bereitete mir ein ungutes Gefühl, welches meine Vorfreude ein wenig trübte. Doch ich ließ mir nichts anmerken.

Äußerlich gab ich mich gelassen und gut gelaunt, aber in meinem Inneren wirbelte ein Sturm von Gedanken zum Thema Drogen und Konsum. T. und D. gehörten zu meinen besten Freunden (und das schon seit einiger Zeit!), aber ihre (durchweg begeisterte) Erzählung über ihrem ersten "Grastrip" und der Vorstellung, es erneut zu probieren, stellte diese Freundschaft in Frage, da ich es, aufgrund meiner (noch) konservativen Einstellung zu dieser Zeit, nie akzeptieren könnte, wenn meine Freunde sich zu "Junkies" entwickeln würden.

Da ein Konsum ihrerseits sehr wahrscheinlich war, freundete ich mich schon mal mit dem Gedanken an, dass ich es in diesem Urlaub akzeptieren muss, ohne mir dadurch die Stimmung vermiesen zu lassen. Da ein Konsum meinerseits sowieso nicht in Frage kam, wollte ich wenigstens die Wirkung von Gras bei meinen Freunden beobachten um das Bild über Drogen, was mit seit frühester Kindheit vermittelt wurde, zu bestätigen. Im festen Glauben, dass es so kommen wird, lenkte ich meine Gedanken in eine andere Richtung.

(Anmerkung: Dass ich in diesem Urlaub (ob ich wollte oder nicht) das erste Mal mit einer Droge in Kontakt kommen würde, war mir dabei nicht bewusst. Und noch weniger war mir bewusst, welche Konsequenzen das nach sich ziehen sollte. Eins war jedenfalls schon vorhanden, nämlich die Neugier!) .


"Welkom in Oostkapelle"

Nach einer langen Autofahrt (T.s Mutter fuhr anschließend wieder zurück) erreichten wir schließlich den Campingplatz, welcher sich zwischen dem wunderschönen Sandstrand der Niederländischen Atlantikküste und einer kleinen verschlafenen Ortschaft namens "Oostkapelle" befand. Dieser Ort diente uns als erste Anlaufstelle, um die nötige Ausrüstung und Verpflegung, welche überlebenswichtig für die nächsten zwei Wochen war, zu besorgen. Da es in unmittelbarer Nähe viele Freizeitmöglichkeiten gab (neben dem Campingplatz befand sich ein Vier-Sterne-Hotel, welches für abwechslungsreiche Gesellschaft gesorgt hat) sah ich keinen Grund, mich allzu weit vom Campingplatz zu entfernen.

T. und D. konnten mich dennoch für einen Ausflug nach Middelburg, der nächst größeren Stadt, begeistern, obwohl mir ihre "Absichten" natürlich bekannt waren. Während wir durch die Fußgängerzone im Stadtzentrum spazierten und dabei die warmen Temperaturen und den angenehmen Wind genossen, entdeckte T. einen kleinen Coffeeshop in einer schmalen Seitengasse. Er trug den Namen "Bazar" und wirkte von außen sehr versteckt und unscheinbar, fast schon so, als wollte der Besitzer, dass er bewusst "übersehen" wird. (Anmerkung: Vielleicht kennt ihn ja der eine oder andere von euch und versteht, was ich meine).

Ich wurde zunehmend unruhiger bei dem Gedanken an die Personen, die sich im Inneren des Ladens aufhielten. Meine Vorstellung eines Drogendealers (oder von Drogen generell) verband ich stets mit der organisierten Kriminalität und malte mir die verrücktestes Horrorgeschichten in meinem Kopf aus. Da keiner von uns volljährig war (ich war 17, die anderen Beiden 16 Jahre alt) mussten wir „improvisieren“. Da ich als Einziger von uns einen Ausweis ("Schülerausweis", aus Pappe, Daten mit Kugelschreiber notiert) dabei hatte, den man (einigermaßen) überzeugend fälschen konnte, war schnell klar, wer den Laden betreten sollte. Ich war zuerst gar nicht begeistert von dem Vorschlag, willigte schlussendlich jedoch ein, nachdem D. mich durch langes Zureden überzeugt und T. mir genau erklärt hat, was ich sagen sollte (ich hatte absolut keinen Plan davon). Gesagt, getan, war mein gefälschter Ausweis fertig, welchen mir T., zusammen mit einem 20€ Schein, in die Hand drückte. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und betrat, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, den Laden.

Die folgenden zwanzig Minuten sollten meine Nerven aufs Äußerte strapazieren!


Ich bin kein Junkie! Holt mich hier raus!

Der "Verkaufsraum" stellte sich als umgebautes Wohnzimmer heraus, welches komplett frei von natürlichem Tageslicht war, da der Eingangs- und "Schaufenster“-Bereich mit Brettern und Decken komplett abgedunkelt wurde (weshalb der Laden auch so "versteckt" wirkte). Lediglich ein paar Kerzen, eine abgedunkelte Stehlampe in der einen und ein alter Röhrenfernseher in der anderen Ecke dienten dem Raum als Lichtquelle, was dem Ganzen einen düsteren und mystischen Touch gab, welchen ich beängstigend fand. (Anmerkung: Heute stehe ich auf düstere Undergroundschuppen. Wie viel sich doch geändert hat...). Der dunkelhäutige Verkäufer erhob sich, nachdem er von meinem Erscheinen Notiz nahm, aus seinem Sofa, von wo aus er das niederländische Fernsehen verfolgte, und bewegte sich in meine Richtung. Ich schluckte als er näher kam und im nächsten Moment reichte er mir die Hand und hieß mich, auf äußerst "kumpelhafte" Weise, per Handshake und Faust-an-Faust und einem breiten Lachen im Gesicht in seinem Laden willkommen. Seine Art war traf wirklich zu 100% meine Vorstellung von einem Rastafari, der, mit jeder Menge Weed, auf Jamaika lebt und am liebsten Bob Marley hört (Stereotyp, ich weiß). Trotz seiner freundlichen Art, war ich immer noch angespannt als er mich durch eine Handbewegung in eine Ecke, welche zwei Sessel und einen Tisch, welcher in der Mitte stand, beherbergte, wies.

(Anmerkung:
Ich möchte mit dieser Aussage in keiner Form die Kultur der Rastafari, oder einzelne Personen oder Gruppen, welcher dieser angehören, beleidigen, noch sonst irgendwie negativ darstellen)
.

Nachdem wir uns niedergelassen hatten, rückte der Moment der Wahrheit immer näher.

"Was passiert, wenn er die Täuschung bemerkt? Was würde er dann mit mir anstellen?"

Diese Frage schweifte immer wieder meine Gedankengänge. Nachdem ich dem Verkäufer erklärt hatte, was ich haben wollte (Anmerkung: „Two gramm of middle-class weed“, genau wie T. es mir erklärt hat), griff er unter den Tisch und holte eine Plastiktüte (kein Witz!), welche voller Gras war, hervor und hielt sie mir geöffnet hin. Ich roch kurz dran und sagte nur: “Yeah, that’s good stuff!“, was der Verkäufer mit einem Lächeln erwiderte (Anmerkung: Aufgrund meiner damaligen Unwissenheit zu Cannabis hätten irgendwelche Kräuter in der Tüte sein können und ich hätte es nicht gemerkt :D).

Sein Englisch hatte einen starken Akzent und war (da bin ich sicher) für jeden, der Englisch nicht als Muttersprache bzw. mit der Englischen Sprache nicht zu 100% vertraut ist, nur sehr schwer zu verstehen, da ich seine Art zu sprechen als sehr zügig und undeutlich empfand. Die Kommunikation wurde dadurch doch erheblich erschwert und führte schließlich dazu, dass ich meine verbale Kommunikation auf ein Minimum beschränkte. Obwohl ich mit der englischen Sprache vertraut war, überforderte mich diese Situation. Es viel mir nie schwer, mich mit einem "Native Speaker" (Muttersprache: Englisch) flüssig zu unterhalten, aber die Tatsache, dass ich hier dauernd nachfragen musste, weil ich erneut nix verstanden hatte, empfand ich als sehr unangenehm und so war ich heilfroh, als ich den Laden mit den gewünschten zwei Gramm Weed endlich verlassen konnte, nachdem der Verkäufer eine gefühlte halbe Stunde versucht hat, mir, auf verständliche Weise zu erklären, dass ich zwei Euro zu wenig (20€, anstatt 22€) bezahlt hatte. Aufgrund T.s Aussage, das Ganze würde nur 20€ kosten, meiner Unwissenheit zum Thema Cannabis und der Angespanntheit, welche seit Betreten des Raumes über mir lag, zog sich das Ganze derart in die Länge, da mich eine gewisse Hilflosigkeit hinsichtlich der aktuellen Situation überkam, welche nicht gerade den Grundbaustein für eine funktionierende Kommunikation darstellte.

(Anmerkung: Wenn ich heute auf jenen Moment zurückblicke und versuche, mich an meine wahrgenommenen Eindrücke von damals zu erinnern, so nehme ich die Erinnerung als äußerst „fremd“ war. Obwohl ich mich zwar genau an jedes Detail erinnern kann, wirkt es, wie die Erinnerung einer fremden Person. Selbst in Anbetracht der Veränderungen, ich in den letzten vier Jahren durchgemacht habe, bin ich immer noch stark verwundert, dass mir meine eigene (!) Erinnerung, die aus meinen persönlichen Erlebnissen und Empfindungen, die ich zu jenem Zeitpunkt empfand, entstand, derart unvertraut ist. Was mir fehlt ist der persönlicher Bezug zu dieser Erinnerung, da sich mein Verhalten und meine Meinung zu dieser ganzen Sache, aus heutiger Sicht, so drastisch verändert und entwickelt hat, dass ich keine Parallelen mehr zum "alten Ich“ herstellen kann.).

Als ich den Laden verlassen hatte, wurde ich direkt vom starken Sonnenlicht, welches einen starken Kontrast zum düsteren Shop war, geblendet. D. und T. beäugten zugleich die „Ware“, welche ich zuvor gekauft hatte. Auch ich zeigte ein gewisses Interesse gegenüber dem, dessen Beschaffung mir fast einen Herzstillstand verpasste. Rein äußerlich wirkte es eigentlich ziemlich harmlos auf mich. Natürlich hatte ich Cannabis schon vorher bereits auf Bildern oder im Fernsehprogramm gesehen, aber dennoch stellte ich es mir in der Realität „bedrohlicher“ vor. (Anmerkung: Ich kann mich nicht mehr erinnern, warum ich damals Angst vor Gras hatte. Gras hat eigentlich kein bedrohliches Aussehen. Vermutlich lag es an meiner generellen Angst vor Drogen, wozu natürlich auch Gras zählte).


Das erste Date

Auf dem Rückweg machte ich mir viele Gedanken zu Gras und kam zu der Erkenntnis, dass mein erstes „Date mit Mary-Jane“ (Anmerkung: Es sollte eine lange und komplizierte Ehe werden.) bisher ganz gut lief. Seit ich sie aus der „Höhle des Löwen“ befreit hatte, hinterließ sie einen sehr positiven Eindruck bei mir. Etwas Gefährliches an ihr konnte ich, zumindest bis jetzt, nicht erkennen. Dies waren die ersten positiven Eindrücke, die ich ihr gegenüber empfand, und sie sollten, wie sich in den folgenden Stunden herausstelle, nicht die letzten sein!

Durch mein gesteigertes Interesse gegenüber „ihr“, dieser mir völlig unbekannten Substanz, bildeten sich viele Fragen in meinem Kopf. Ich bat D., während der Busfahrt zurück zum Campingplatz, darum, mir „sie“ mal zu geben, damit ich „sie“ mir genauer anschauen kann. D. tat wie ihm geheißen und kurz darauf beäugte ich „sie“ bereits mit scharfem Auge. Was ich sah erinnerte an Oregano (Schnittreste, dunkelgrün) und die Blüten irgendeiner „exotischen“ Pflanze, welche ich allerdings nicht kannte. Ich öffnete das Tütchen, zog sie mit viel Gefühl heraus und tastete sie vorsichtig mit den Fingern ab. Ich bemerkte schnell, dass sich auf meiner Haut ein dünner Film aus Harz, an welchem nun die kleinen Pollen kleben blieben, gebildet hatte. Im Anschluss daran vernahm ich auch das erste Mal diesen süßlichen Cannabisgeruch, der sich inzwischen im ganzen Bus ausgebreitet hatte. Aber das schien hier niemanden wirklich zu stören. (Anmerlung: Auch wenn ich dies erst später erkennen sollte, so hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits in „sie“ verliebt).

Gegen Nachmittag erreichten wir wieder den Campingplatz. Dort stießen wir (ja, ich zähle mich hier bereits hinzu) auf unser erstes Problem: Keiner konnte Joints bauen!

So begann T. mit der mühseligen Arbeit eine Kippe auszuleeren, den Tabak mit Gras zu vermischen und die Kippe wieder zu befüllen. Fertig war unser erster „Joint“. Ich war als Dritter an der Reihe. Nach langen Überlegungen bin ich doch tatsächlich zu dem Entschluss gekommen, es einmal selber zu probieren. „So schlimm kann das doch nicht sein“, dachte ich mir. Die ersten Züge gingen mächtig schief. Da ich vorher noch nie geraucht hatte, zog ich den Rauch direkt in die Lunge, anstatt ihn erst im Mundraum zu stauen und anschließend in die Lunge zu ziehen. D. erklärte mir anschließend, wie man es richtig macht.

Nach einigen Minuten spürte ich ein leichtes Kribbeln unter der Haut. Es fühlte sich ungewöhnlich, aber durchaus angenehm an. (Anmerkung: Damals ging ich von einer Cannabis-Wirkung aus. Wie sich später heraus stellte, spürte ich lediglich das Nikotin). T. und D. wurden schnell „richtig“ breit, während ich eine Art „Placebo-breit“ Zustand angenommen hatte. Wir lachten und hatten viel Spaß.

In der Zeit freundeten wir uns mit unseren holländischen Zeltnachbarn an. Zwei Kerle und eine Frau, jeweils Mitte Zwanzig und sehr sympathisch. Sie rauchte lediglich Zigaretten, aber die beiden Kerle waren begeisterte Weed-Smoker. Das wurde uns bewusst, als sie uns ihren „letzen Rest Gras“, wie sie es nannten, zeigten, welcher locker aus 5 Gramm bestand! Sie waren sogar so freundlich, uns die Joints zu drehen. Einmal luden sie uns auch zum “Eimer rauchen“ ein, was sich als Highlight des Urlaubs herausstellte.

Obwohl ich während des Urlaubs stets eine Menge Spaß hatte, verspürte ich keine Cannabis-Wirkung, obwohl ich fest davon überzeugt war. Lediglich das Nikotin machte meinem Körper zu schaffen, was sich durch ein ständiges Kribbeln unter der Haut zeigte.

Der Urlaub endete, wie er begann: Mit einem Haufen Fragen in meinem Kopf! Dies war der erste Kontakt mit einer Droge. Wie sollte mein Leben nun weitergehen? Eine große Ungewissheit stand mir bevor. Doch ich sollte erst 15 Monate nach diesem Ereignis wieder mit Cannabis in Kontakt kommen.



FAZIT

Ich habe häufig und viel über jene Ereignisse (welche heute nur noch als Information (bzw. Erinnerung) irgendwo tief Unterbewusstsein existieren) nachgedacht, die mein Leben in diese Richtung gelenkt haben und so meine Zukunft beeinflussten. Es war mir wichtig, die Gedanken und Erinnerungen mal ein bisschen zu ordnen um ein Gesamtbild zu bekommen, was ich euch in Form von niedergeschriebenen Gedanken, Impressionen, Eindrücken oder auf durch den Griff zum Zitat gut verständlich schildern will, in der Hoffnung, sie können den Einen oder Anderen zum Nachdenken bringen! In diesem Bericht will ich auf eben diese Veränderung (hinsichtlich meines Charakters und meiner Persönlichkeit) eingehen und diese, mit Bezug auf die Hintergründe, die zu jenem Ereignis führten und welche (entscheidenden) Konsequenzen jenes Erlebnis nach sich zog. Dabei möchte ich besonders auf die Veränderung meines Charakters in Bezug auf Drogen, welcher den Beginn einer ganzen Ära von Veränderungen bedeutete, die sich, in den nächsten knapp vier Jahren nach meinem ersten Kontakt mit einem Betäubungsmittel als "Klette" herausstellte, da sie mir zu keinem Zeitpunkt während meines Daseins von der Seite wich.

Auch wenn ich meine endgültige Berufung noch nicht gefunden habe, so habe ich bereits jetzt viele Eindrücke von der Welt bekommen, welche mir gezeigt haben, dass viele Dinge im Leben geschehen, welche man sich zunächst nicht erklären kann. Doch die Zeit bringt stets die Antworten! Diesbezüglich verweise ich auf folgendes Zitat:

"Der Sinn des Lebens ergibt sich immer erst rückblickend" (Verfasser unbekannt)

Dieser Satz sollte sich vor fast vier Jahren, im Sommer 2010, während eines Campingurlaubs mit meinen Freunden (T. und D.), das erste Mal bewahrheiten

WENN EUCH DIESER BERICHT GEFÄLLT: http://www.land-der-traeume.de/trip_lesen.php?id=13948