Tripbericht lesen

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Titel:Trip im Trip
Drogen:Mischkonsum von Research Chemical und Lachgas (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Voller Liebe
Datum:04.02.2018 00:43
Set:Entspannt, in freudiger Erwartung auf die Reise, psychisch ausgeglichen
Setting:Bei mir zu Hause, Balkon
Nützlichkeit:8,89 von 10 möglichen   (19 Stimmen abgegeben)

Bericht:

1A-LSD (ALD-52) + N2O
Meinen trippartner V. nenne ich im Folgenden Morpheus.


Dieser Bericht handelt von meinen Erlebnissen in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 2018.

"Hast du Lust auf Lachgas?" fragt Morpheus mich, als ich mich in den bunt wabernden Raum bewege, zurückkommend von meiner Quest, den Gehalt an Sauerstoff im Raum zu erhöhen. Es ist schon erstaunlich, wie so etwas Banales wie Lüften den Trip verändert, das Körpergefühl, die Gedanken, wenn man die Stunden zuvor, die das Hochkommen auf LSD in Anspruch nimmt, mit dem Trippartner unter eine Decke gekuschelt auf dem Bett liegend verbracht hat, einzig in der Lage zu bewundern, wie die Farben sich intensivieren, der Kontrast sich um 50% erhöht und sowieso alles anfängt zu wabern und zu zwirbeln, während einem das Herz bis zum Hals schlägt, weil das Körpergefühl einfach so....seltsam ist.

Nun, Sauerstoff ist dennoch essentiell und die Außenwelt ist auf Acid besonders interessant (so wie alles andere auch), und so hatten wir uns entschlossen, die Sauerstoffversorgung zu gewährleisten und die äußere Welt mal einer Betrachtung zu unterziehen. Der plötzlich steigende Sauerstoffgehalt im Blut, verbunden mit dem Settingwechsel beim Heraustreten, hatte sich bei mir in diesem Fall so geäußert, dass alles, was sich außerhalb der Wohnung befindet, mit einer dicken Schicht aus Kälte belegt war. Wie ein wabernder, atmender Belag aus Glas. Eiskalte Luftmoleküle wanderten durch meinen Respirationstrakt in meine Lunge, während sich jedes einzelne kleine Härchen durch die Wölbung einzelner Poren aufrichtete - man nannte es auch Gänsehaut. Alles bekam einen geheimnisvollen Charakter, ich fühlte mich ein bisschen wie ein Wurm im Apfel, den keiner sieht. Musste an meine Nachbarn denken, die da gegenüber jetzt vermutlich ihr Leben lebten, während ich auf meinem Balkon unter dem Einfluss eines Psychedelikums den Realitätsverlust (oder doch Zuwachs?) genoss. Die Wolken hätten epischer nicht aussehen können. Ich wusste, in nüchternem Zustand wären sie nicht ansatzweise so spektakulär gewesen, wie ich sie zu dem Zeitpunkt wahrnahm. Die dicke, dunkelgraue Schicht aus öliger Watte hatte einen rötlichen Schein inne, wie Glut einer Schmiede im Innern der Wolkenberge; sie hatten etwas Diabolisches, Düsteres, als würde Lucifer persönlich dahinter lauern.

Leider waren wir beide nicht gerade dem Wetter entsprechend angezogen und noch dazu barfuß, was uns dazu bewegte, uns wieder zurückzuziehen.

Zurück in unserer kleinen, warmen Höhle namens Wohnzimmer, frisch vitalisiert durch die kalte Nachtluft, um mich herum morpht und schlingert alles fröhlich vor sich hin und die Frage nach meinem Zu- oder Abgeneigtsein Lachgas gegenüber überfordert mich ein bisschen. Will ich das? Über die Kombination LSD+N2O habe ich schon viel gehört, oft ist mir davon erzählt worden, doch auf diese Erinnerungen habe ich jetzt keinen Zugriff. Auch nicht auf die Tatsache, dass ich heute zum ersten Mal die Dosis auf 125µg erhöht habe und noch dazu ein anderes Analogon ausprobiere: 1A-LSD, oder auch ALD-52. Eigentlich denke ich in diesem Moment ohnehin nicht wirklich viel. Es gibt gerade nur eins, das mir mit unumstößlicher Sicherheit klar ist: ich bin gut aufgehoben. Ich vertraue Morpheus voll und ganz und habe keinerlei Bedenken, mein Wohlergehen in seine Hände zu legen.

Ich setze mich also aufs Bett neben ihn, scheitere an dem Versuch, die Kapsel in einen Ballon zu leeren und überlasse diese höchst komplizierte Aufgabe lieber meinem Mitreisenden. Wenig später halte ich einen knallgrünen, prall gefüllten Luftballon in der Hand, bin ganz ohne Erwartungen, aber ziemlich aufgeregt. Morpheus' Worte kommen mir in den Sinn: "Ein Trip im Trip."
Ich lehne mich zurück.

Das Gas passiert meine Luftröhre und strömt in meine Lunge, ich nehme vorerst nicht alles auf, halte kurz inne, atme wieder in den Ballon und muss gar nicht lange warten, bis meine Haut taub wird, ich spüre ein innerliches Flimmern, meine Lippe und mein Atem zittern kurz, und plötzlich scheint alles zu stocken, die Luft um mich herum, das Blut in meinen Adern, so wie wenn man mit fettigen Fingern über trockene Haut reibt, oder wenn man zu lange in einer Position sitzt und bei Bewegung die Gelenke knirschen. Vollkommen erstaunt richte ich mich auf, selbst mein Körper scheint zu stocken, während die Farben intensiver werden, das Wirbeln um mich herum stärker. Ich nehme noch einen Zug. Fassungslos sehe ich mich um und bin kurz vollkommen verwirrt, ich drehe doch meinen Kopf, warum bewegt sich das Bild nicht? Es braucht ein paar Momente, bis es langsam nachgezogen kommt - stockend, versteht sich. Ich bin mehr als fasziniert, dieser Zustand ist das mit großem Abstand verrückteste, das mir je passiert ist, was ich auch durchaus zum Ausdruck bringen möchte, doch die Worte fehlen, und so kann ich nur immer wieder sagen, wie verrückt und krass das ist und begreife in dem Moment auch eigentlich gar nicht richtig, was passiert. Irgendwann ist der Ballon leer und die Wirkung flacht langsam, sehr langsam ab. Direkt nach Abklingen der stärksten Wirkung fühle ich mich etwas überfordert, gestresst, spüre, wie anstrengend das war.

Ich bin derart überwältigt, dass ich erst durch Morpheus' Nachfrage bemerke, wie viel stärker der ganze Trip auf einmal ist.

Nach mir inhaliert Morpheus ebenfalls den Inhalt einer Sahnekapsel und ich kann nicht anders, als ihn dabei zu betrachten. Ich sehe bei ihm auch recht deutlich das anfängliche Zittern, er inhaliert natürlich viel mutiger als ich und ich kann regelrecht spüren, wo er den Höhepunkt der Wirkung erreicht. Ein erst leicht erstauntes und dann unfassbar friedliches Lächeln zuckt über sein Gesicht, von dem ich mich gern anstecken lasse.

Wir liegen weiterhin unter der Decke eingekuschelt, ich fühle mich sehr geborgen, mein Blick wird weich und wandert über die Kunstfelldecke: Die einzelnen Strähnen des weißen Fells wiegen hin und her, ganz organisch und im Einklang miteinander, wie hohes Gras im Wind, fast als wären sie lebendig, es ist ein wunderschönes Schauspiel. Das Licht, das auf die Decke fällt, gibt dem Ganzen etwas Dramatisches, die Schatten fallen lang und wabern im Gleichtakt zu ihren Erzeugern, die Hügel in der Decke tanzen mit. Dazu die Wärme und entspannte aber tiefe Musik - ich bin im Himmel.

Irgendwann kommt mir die Idee, dass ich malen könnte. Also hole ich mir eine kleine Leinwand und meinen Aquarellkasten auf's Bett und male einfach drauf los. Ganz ohne Intention oder Plan wähle ich zufällige Farben aus und beobachte, wie mein Pinselstrich Kontraste und Übergänge erschafft. Wie die Farben ineinanderlaufen, ist einfach nur wunderschön. Ich finde ohnehin, dass sich die Visuals bei LSD wie ein entstehendes Ölgemälde verhalten - das Malen bekommt somit für mich einen ganz neuen Charakter, ich erfreue mich sehr daran, wie organisch die Farben sich vermischen, zu kleinen Bächen und Seen werden, psychedelische Landschaften bilden. Ich kippe die Leinwand und Morpheus und ich beobachten fasziniert das Herunterlaufen und Ineinandermischen.

Gedanklich kaue ich immer wieder an dieser Lachgas-Erfahrung. Es dauert bestimmt eine Stunde, bis die letzten Nachwirkungen der Kapsel vorüber sind. Das Erlebte spukt mir im Kopf herum, innerlich bin ich sehr aufgewühlt, während ich ruhig auf dem Bett liege und die Visuals genieße, denn ich habe noch nicht so richtig verstanden, was genau ich da jetzt eigentlich wahrgenommen habe, ich könnte es in dem Moment auch nicht ansatzweise in Worte fassen. Doch mir wird eines klar:


Das muss ich nochmal machen.


Diesmal achtsamer. Ich weiß nun so in etwa, was auf mich zukommt und sehe es auch als notwendig an, diesen Zustand noch einmal aufmerksamer zu beobachten, um das Erlebte integrieren zu können, denn bisher bekomme ich das alles noch nicht so richtig zusammengerafft in meinem Hirn und spüre da eine starke Diskrepanz zwischen Erlebthaben und Verstehenwollen.

Die nächste Kapsel bekomme ich dann auch selbst geöffnet, ich begebe mich wieder in die entspannt an die Wand gelehnte Position neben Morpheus, der mich bedeutungsvoll ansieht:

"Bist du bereit für deinen Egotod?"

Ich schließe die Augen, nehme das Gas in meine Lunge auf und warte kurz, atme in den Ballon und beobachte besonders aufmerksam, wie mich wieder dieses stockende Zittern durchfährt, die Betäubung von Haut und Geist, die optische Verlangsamung, die Veränderungen in der akustischen Wahrnehmung. Ich nehme sofort noch einen Zug von dem Gas, das Gefühl wird stärker, ich kann nicht mehr denken, es ist als würde ich meinen eigenen Gedanken hinterherhinken, als wäre alles in Zeitlupe und gleichzeitig so schnell, dass ich kaum mithalten kann. Ich schaue Morpheus wieder vollkommen fassungslos an, begeistert von diesem Gefühl und diesem ganzen Zustand und äußere, dass das ja schon ziemlich krass ist.

"Du hast es so gewollt," sagt er, ich gebe ihm Recht und setze den Ballon nochmal mutig an, nehme zwei tiefe Züge hintereinander weg und was dann passiert, ist nicht in Worte zu fassen. Ich will's trotzdem versuchen.

Das Gefühl, dass die Zeit und der Raum um mich herum so dickflüssig sind, dass man sich nur stockend hindurchbewegen kann, wird so stark, dass die Abstände zwischen den einzelnen "Zitterern" immer größer werden, als würde jeder Moment auseinandergezogen. Die Zeit verlangsamt sich unendlich und gleichzeitig vergeht sie ganz normal. Die Musik verzerrt sich so stark, dass ich schon gar nicht mehr erkenne, welches Lied gerade läuft. Darunter mischten sich Töne, die nicht zur Musik gehören, eine Art sphärischer, heller Klang, den man wohl mit einem akustischen Wabern und Glitzern beschreiben könnte. Er erinnert mich an Videospiele wie Zelda, wenn man eine Feenhöhle betritt, die Heilung verspricht. Mit einem Mal strahlen mir alle Farben nur so entgegen und während ich fasziniert an die gegenüberliegende Wand starre und der Feenklang immer lauter wird, ziehen sich plötzlich bunte Spiralen und Mandelbrot-Fraktale über die Wand, sie treten richtig aus dem Putz hervor in den Raum hinein und in diesem Moment passiert etwas mit meinem Denken. Plötzlich halte ich diese Muster der heiligen Geometrie für den Beweis, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, eine Ordnung hinter den Dingen, ich spüre, ich stehe kurz vor einer Grenze, hinter der es kein Zurück mehr gibt und ich weiß genau, wenn ich diese Grenze übertrete, werde ich meine Realität so sehr in Frage stellen, dass ich vielleicht verrückt werde oder sterben will! Ich denke, Menschen die diese Grenze überschritten haben, wissen "wie der Hase läuft" und Morpheus wäre einer dieser Menschen. Das Gefühl das ich dabei habe, ist das selbe wie in Träumen, in denen ich weiß, dass ich gleich sterben werde.

"Das ist gemein!" rufe ich aus, schließlich will ich wissen, was da hinter dieser Grenze liegt, unbedingt, ich kann mich kaum halten, doch ich habe so große Angst vor dem Tod und vor dem was hinter der Grenze liegt, dass ich hin und her gerissen bin, nur noch sagen kann wie gemein ich das finde - ohne mir bewusst zu sein, dass Morpheus gerade nicht das Selbe wahrnimmt wie ich! Der blickt mich währenddessen mit einem scheinbar wissenden Lächeln und so unfassbar klaren Augen an, dass ich überzeugt bin, er weiß wovon ich rede, auch wenn er (meiner Meinung nach näckisch) fragt: "Wieso ist das gemein?"
"Ja weil das gemein ist!"

Ich rutsche hin und her, wie ein ungeduldiges Kind, noch immer zerrissen und lasse schließlich den noch halb gefüllten Luftballon los, entscheide mich gegen die Grenzüberschreitung und sinke wieder zurück, während die Wirkung langsam abflacht. Ich kann auch gar nicht formulieren, warum genau ich das jetzt gemein fand und vertage die Antwort darauf lieber auf später. Ich kann's mir selbst nicht mehr so richtig erklären. Langsam wird mir klar, dass ich kein Teil einer geheimen Gesellschaft von Eingeweihten werde, sondern schlicht am trippen bin.

Morpheus geht auf die Toilette und während ich noch immer vollkommen geflasht und sprachlos bin, geht's mir plötzlich gar nicht mehr gut. Mein Kreislauf sackt komplett ab und meine Hände fangen an, leicht zu krampfen, wie bei Dehydrierungserscheinungen. Als Morpheus aus dem Bad zurückkommt, teile ich mich mit, trinke was, beruhige mich. Der unangenehme Zustand geht nach ein paar Minuten vorbei. Das war wohl etwas zu heftig.

Lange nachdenkliche Phasen ziehen sich durch den restlichen Trip. Während Morpheus und ich in der Musik und der Wärme versinken , frage ich mich immer wieder, was das war. Ich komme mir rückblickend selbst psychotisch vor mit meinen Gedanken an eine "geheime" Gesellschaft von Psychonauten, die alle diese Grenze überschritten und das Universum verstanden haben. Der Gedanke daran jagt mir Angst ein. War das wirklich psychotisch? Wahrscheinlich ja, mein Hirn konnte diese Erfahrung nicht verarbeiten, hat nach einer Erklärung gesucht, hat sich Geschichten ausgedacht. Was wäre passiert, hätte ich den Schritt über die Grenze gewagt? Wäre ich wieder zurückgekommen?

Ich bin froh, in so einer geborgenen Umgebung zu sein, bei mir zu Hause, mit einem Menschen, dem ich vertraue und bei dem ich mich sicher und gut aufgehoben fühle. Wir hören hauptsächlich Musik, reden gar nicht viel und tun auch nichts Besonderes, essen nur etwas Obst und Joghurt, unterhalten uns zwischendurch über die Musik und den Trip.

Morpheus äußert sich öfter über seine Nackenschmerzen, also biete ich ihm eine Nackenmassage an. Mit meinen Fingern über seine Haut und Muskeln zu streichen ist unglaublich angenehm und ich fühle mich ihm sehr verbunden, beinahe geehrt, dass es mir gestattet ist, seine Haut zu berühren, die wirkt, als wäre sie transparent und ich könne die darunterliegende Schicht sehen. Mir fallen die ganzen feinen Äderchen direkt unter der Haut auf. Mir wird bewusst, was für ein atmendes Wunder wir bewohnen und bin dankbar unseren Körpern gegenüber. Ich massiere viel intuitiver, planloser, neugieriger als sonst, entdecke all die kleinen Wölbungen und Täler. Da wir sitzen, geht mir leider recht schnell die Kraft in den Armen aus.

Immer wieder versuche ich, meine Gedanken über mein Lachgas-Erlebnis zu verbalisieren, doch das fällt sehr schwer bei den tausend Gedanken, die mir gleichzeitig durch den Kopf schießen. Will ich einen davon formulieren, fallen mir noch zig Nebenaspekte ein, die damit zusammenhängen und wichtig wären, um zu verstehen was genau ich meine. Darüber reden ist im Moment einfach nicht wirklich möglich. "Du hast daran scheinbar echt zu kauen," erkennt Morpheus. Mir wird klar, dass ich über dieses Erlebnis schreiben MUSS, verzweifle aber innerlich ein wenig daran, weil es mir schwer fällt zu glauben, dass ich Worte dafür finden werde.

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O
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Im Nachhinein kann ich nur immer wieder betonen, wie wertvoll es ist, psychedelische Erfahrungen in einem geeigneten Setting und -wenn überhaupt- mit einem vertrauten Menschen zu erleben. Das Ausbleiben von Unsicherheiten bezüglich seines Umfelds lässt einem mehr Raum und Gelassenheit, um erfahren und integrieren zu können.

Auch während dieses Trips war ich gedanklich viel mit meinem Körper beschäftigt, auch wenn dieses Thema diesmal weniger Raum eingenommen hat.

Die Grenze möchte ich irgendwann gerne überschreiten.



Vielen Dank, dass du mit mir gereist bist.

Namasté