Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Seelen haben keine Zähne und können nicht weinen
Drogen:Mischkonsum von Psilocybinhaltige Pilze und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Dion Ysos
Datum:17.05.2018 16:35
Set:Aufbruchsstimmung, Motivation
Setting:nachts im Wohnzimmer dann Schlafzimmer
Nützlichkeit:5,86 von 10 möglichen   (14 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort

Seit meinem ersten Piltz Trip, trotz einiger Turbulenzen, ist mein Interesse für Psychedelika zu einer Leidenschaft geworden. Wann immer ich Freizeit hatte, war mein erster Gedanke eine “Zeremonie“ abzuhalten. Meistens ergab sich eine Gelegenheit in den Sommermonaten während meines Urlaubs, wie auch ende August 2015.

Umstände

Eines Nachts, als ich nicht einschlafen konnte und mich die halbe Nacht hin und her wälzte. Kam mir der Gedanke, vielleicht will dir das Schicksal damit sagen, diese Situation zu nutzen und ein paar Pilze zu essen. Also stieg ich aus dem Bett, ging ins Wohnzimmer wog ca. sechs Gramm getrocknete Psilocybe Cubensis ab. (Bei der Dosierung achte ich, neben einer bestimmten Mange, darauf eine gerade Anzahl an Pilzen zu essen, so wie es die Schamanen handhaben). Während ich ausgiebig an den Pilzen kaute drehte ich mir der paar Joints denn bei meinen letzten Trips habe ich festgestellt, dass sich diese Kombi bei mir sehr gut verträgt.

Bin mir dabei wie ein Abenteurer vorgekommen und die Joints waren wie eine Art ultimative Expeditionsausrüstung die mir in der Geisterwelt helfen sollte.
Große Erwartungen hatte ich keine denn die Pilze waren schon etwas älter und ich dachte die Wirkstoffe seien verflogen.

Der Trip

Es war mittlerweile gegen zwei, drei Uhr am Morgen, ich legte mich auf die Couch, zündete eine Kerze an, legte Goa Musik auf, um die Zeit zu überbrücken rauchte ich einen Joint mit der Überlegung ob ich überhaupt etwas merken werde. Lange musste ich nicht warten, denn die Wirkung setzte zügig ein. Zuerst änderte sich meine Wahrnehmung für Musik. Die Klänge wurden dynamischer und aggressiver, als würde ich ein zusätzliches Klangspektrum wahrnehmen welches man während des Alltagsbewusstseins nicht wahrnehmen kann. Die Ganze Stimmung im Raum wurde etwas Gespenstisch vor allem wegen der Kerze und der Licht und Schattenspiele die sie erzeugte. Meine optische Wahrnehmung änderte sich stetig, als würde alles im Raum langsam zum Leben erwachen und zu pulsieren beginnen.

Bedenken hatte ich keine, ich war ja ein Eingeweihter, ein Erleuchteter, ein Stammgast, Ehrengast in der Geisterwelt, habe ich zumindest gedacht. Während ich so da lag “sagte“ mir Etwas (nicht hörbar) hey bete doch das Vater Unser. Ok dachte ich und fing an. Mit jedem Wort des Gebets das ich leise ausgesprochen habe wurde die Kerze größer und heller bis sie fast zur Decke reichte und den ganzen Raum erhellte. Dabei hatte ich das Empfinden die ganze Bude würde abheben, den alle Wände pulsierten mit der mit der Kerze, alles war in Bewegung. Innerlich kam es mir vor als würde ich einen Raketencountdown aufsagen. Sämtliche Energien fingen an sich zu bündeln einzupendeln, meine Anspannung war kaum noch auszuhalten.

In diesem Gebet passte einfach alles, jedes Wort, als sei das Gebet für diese Zwecke verfasst worden, z. B darin enthaltene Ausdrücke wie Vater unser der du bist im Himmel (...) dein Reich komme (...)wie im Himmel so auch auf Erden usw. Bis ich bei dem Gebet zu der Stelle kam wo es heißt ...und vergib uns unsere Schuld wie auch Wir vergeben unseren Schuldigen. Vor allem beim zweiten Teil des Satzes kam ich plötzlich ins Stottern. Dabei fiel mir ein, dass das nicht immer bei mir der Fall war, einer Seitz betete ich um Vergebung von Seiten Gottes für meiner Schuld anderer Saits, habe ich mich persönlich nicht immer daran gehalten und mir fiel ein, dass ich meinen Mitmenschen nicht immer ohne weiteres vergeben habe und meine Mitmenschen manchmal wegen irgendwelcher Nichtigkeiten angepisst habe usw.

Mir wurde es richtig peinlich als hätte man einen Buben beim klauen erwischt und ich habe es voll eingesehen. Erschreckender weise wurde in diesem Moment, auch meine Kerze auf einmal ganz klein und drohte aus zu gehen. Aber für mich, war das in diesem Augenblick nicht nur eine gewöhnliche eine Kerze sondern Alles was ich hatte alle meine Hoffnungen, mein Leben als würde das ganze Universum an dieser Kerze hängen. Die Flamme drohte tatsächlich zu erlöschen obwohl die Kerze völlig in Ordnung war. Ich begann noch einmal von Vorne, das Vater Unser aufzusagen und die Kerze begann wieder größer zu werden. Diesmal kam ich bis zu der stelle wo es heißt: und führe uns nicht in Versuchung war aber nicht in der Lage diesen Satz auszusprechen als hätte ich den Text vergessen. Habe versucht noch einige Male das Gebet aufzusagen, aber es wollte mir nicht gelingen. Da viel mir ein, dass ich immer noch nicht ganz im Reinen, bei gewissen Dingen, mit mir bin und sehr Empfindlich auf spezielle Versuchungen reagiere, dass ich immer noch anderen Frauen hinter her schaue und Pornographischen Darstellungen meine Aufmerksamkeit geschenkt habe. jedenfalls hatte mein Sexualtrieb einen immer noch zu großen Einfluss auf mich.
Aber in so einer Situation in der ich war sind Schuldgefühle das letzte was man gebrauchen kann, gerade diese aber haben mein Gemüt erfasst.

Mir wurde es zunehmend kalt und ungemütlich. Da betrat meine Frau das Wohnzimmer und sprach mich an, sie fragte ob ich wieder etwas genommen hätte.
Zum glück reagierte sie sehr gelassen als hätte der Zauber des Pilzes auch auf sie Einfluss genommen und sie gebeten sie solle einen Emotionsausbruch vermeiden. Denn meine Frau hat keine Duldung und Verständnis für meine Aktivitäten. Sie sprach mit mir, hat mich dazu bewogen mich ins Bett zu legen denn ich zitterte vor Kälte und mir lief kalter Schweiß. Der Höhepunkt war noch nicht einmal erreicht und ich war bereits total überfordert.

Im Bett angekommen kuschelte ich mich an meine Frau wie ein erschrockenes Kind an seine Mutter. Zwischen meiner Frau und mir lagen Welten, sie wirkte ganz ruhig als ob nichts währe, machte sich sogar lustig über meinen Zustand, und ich stand an der Pforte zur Hölle. Kurz danach schlief meine Frau ein und ließ mich allein.

Der Trip nahm seinen weiteren Verlauf. Doch wegen dieses Missgeschickes mit dem Gebet waren meine Stimmung und mein Selbstbewusstsein auf dem Nullpunkt. Ziemlich aufdringlich wurde ich insbesondere von einem Gedanken verfolgt, mit dem der Pils mich ständig konfrontierte nämlich ich solle an Etwas Unmögliches denken, an das unmöglichste was sich ein Mensch vorstellen kann. (Diesen Gedanken hatte ich übrigens auch bei meinem ersten Trip da kam der aber nicht so aufdringlich). Da ich mich mit etwas leichterem beschäftigen wollte habe ich diesen Gedanken abzuschütteln versucht indem ich an andere Sachen dachte. Die Pilze hatten sehr viel Geduld mit mir wollten mich langsam an die Sache heranführen. Aber ich war unfähig mit diesem Flow mitzugehen.

Irgend wann gab der Pilz auf und ich bekam zu verstehen: wenn du nicht willst dann must du zusehen wie du alleine zurecht kommst und dann flog der Pilz in der Gestalt einer Fledermaus oder Krähe davon und ich fühlte mich wirklich allein und einsam wie das letzte Waisenkind.
Was geblieben ist waren meine Erinnerungen an Taten die ich in meinem ganzen Leben getan oder nicht getan habe und ich musste mich Stück für Stück daran abarbeiten.

Es wurde sehr kompliziert und anstrengend, bis zuletzt kam es nicht zum Durchbruch und weiter als über mein Gehirn hinaus bin ich nicht gekommen. In diesem Zusammenhang eine persönliche Katastrophe. Als hätte ich mich in meinem eigenem Gehirnzellengeflecht wie in einem Gestrüpp verheddert, als hätte ich den Karren so richtig in der Graben gesetzt es ging weder vor noch zurück. Die ganze Anspannung von der Transformation ist geblieben. Diesmal komme ich nicht so einfach aus der Sache raus, das wird richtige Konsequenzen haben, jetzt hast du es endgültig geschafft, dieser Zustand wird nicht mehr nachlassen und du landest für immer in die Klapse, war die Botschaft des Augenblicks.

Meinen Körper spürte ich zwischenzeitlich kaum noch als hätte sich mein ganzes Bewusstsein, in meine Kiefern und Zähne verlagert, ich war nichts als Zähne und Gebiss die unaufhörlich am klappern waren. Dabei wurde mir bewusst, dass ich paar Amalgamplomben habe, wie ich habe so etwas zulassen können und wie schädlich das doch sei. Dieser Fakt trübte meine Stimmung zusätzlich.

Während ich mich abquälte mich hin und her wälzte und nicht einmal fähig dazu war vernünftig zu liegen ist mir ein Spruch aus der Bibel eingefallen, darin heißt es: ...da werdet ihr heulen und mit den Zähnen Knirschen. Zuvor dachte ich, bei dieser Aussage würde es sich um eine Beschreibung dessen handeln was Seelen in der “Hölle“ empfinden/ erfahren werden.
Dabei fiel mir ein, dass wir, nach unserem Tod, nur Seele, somit nichts als Geist sind und deshalb keine Zähne haben und aus sämtlichen anatomischen Gründen nicht heulen können. Dabei ist mir eingefallen, dass sich diese Aussagen nicht auf die Zeit beziehen nachdem wir gestorben sind. Sondern es sind Empfindungen bzw. Reaktionen die sich beim Horrortrip bemerkbar machen.

Draußen dämmerte es langsam. Doch dieser schöne Morgen in all seiner Pracht galt diesmal nicht mir er zog an mir vorbei. Ich befand mich mit meinem Bewusstsein in einer zwischen Welt und bin mir dabei wie ein dahingeworfener Kadaver, von Leichenschändern penetriert und verstümmelt, vorgekommen. Alles was ich wollte war einfach nur einzuschlafen ich war völlig kraftlos und müde, aber dennoch hellwach.

Es wurde Tag, als meine Frau erwachte schüttelte sie über meine Lage nur ihren Kopf und hatte nichts als Spott für mich übrig, nach dem Motto wie kann man sich so etwas nur antun, meine Pupillen waren immer noch riesig und mein mir vertrautes Bewusstsein wollte sich nicht einpendeln. Alles was ich anschaute formte sich zu unschönen anstrengenden Mustern oder Symbolen die mich eher abschreckten und überforderten als faszinierten.

Es war nicht auszuhalten ich habe vergeblich gefleht, bitte lass nach ich kann nicht mehr. Quälende Gedanken begleiteten mich bis zuletzt. Erst gegen 13 Uhr kehrte mein “Normalzustand“ ein. Mein Befinden war frustrierend es fühlte sich an als hätte ich Sex gehabt ohne zum Höhepunkt gekommen zu sein. Zudem hatte ich Angstzustände, war lichtempfindlich und war nicht in der Lage dazu alleine zu bleiben.

Meine Frau musste einige Erledigungen machen und sagte, dass sie nicht ständig bei mir bleiben kann. Da habe ich sie gebeten mir zu erlauben egal wohin sie geht sie zu begleiten. Sie gestattete es mir und so lief ich stunden lang mit meiner Frau durch die Gegend an Orte an die kein Mann sich freiwillig begeben würde. Normalerweise habe ich nichts dagegen alleine zu sein und bin froh meine Ruhe zu haben wo ich ungestört meinem Laster frönen kann.
Ohne Schlaf richtig deprimiert und niedergeschlagen schleppte ich mich durch den Tag, dieses Gefühl hielt einige Tage an.

Erkenntnisse, Ansichten, Fazit

Obwohl dieser Trip dermaßen anstrengend war möchte ich diese Erfahrung nicht missen, denn es war für mich sehr lehrreich. Es musste geschehen jetzt weiß ich wie sich ein Horrortrip anfühlt. Dabei habe ich auch verstanden, dass das was ich erlebt habe nur die Vorstufe eines Horrortrips war und, dass es noch viel heftiger und tiefer gehen kann.

Begriffe oder Vergleiche aus religiösen Schriften wie z. B. “Himmel und Hölle“, könnten demnach aus Empfindungen entstanden sein die ein Mensch im Umgang mit Psychedelika Erfährt... Im Koran z. B. stolpert man über folgenden Spruch: ...ihr werdet liegen/weilen in paradiesischen Gärten in denen Ströme fließen...Nach der Einnahme von Psychedelika sehen wir auch Ströme fließen nur wir nennen sie heute z. B. optics usw.

In diesem Zusammenhang verhält es sich in etwa so, dass einige meinen in das Paradies gelangt man nur wenn man im Leben auf sämtliche Freuden verzichtet und für diese Überzeugung wenn möglich über Leichen geht. Im Paradies wird man dafür belohnt indem man das Alles nachholen kann und die Party geht erst dann richtig los. Mit einigen Duzend junger Menschen im geschlechtsreifen Alter ohne sexuelle Erfahrungen und möglicher weise wird dabei Alkohol getrunken.

Bedenken wir, dass Seelen genauso wenig wie sie mit Zähnen knirschen, können sie liegen oder weilen, denn es sind wenn überhaupt, nur Geister. Die ganzen Freuden können wir nur im Leben erfahren. Nur in einem menschlichen Körper haben Seelen die meisten Optionen und Handlungsspielräume. Demnach ist das Beste was einer Seele passieren kann, das Leben in einem Menschlichen Körper insbesondere in einem der Psycheselika einnimmt. Wie in der Weisheit wo es heißt: du hasst keine Seele, du bist Seele die einen Körper hat.

Es könnte demnach sein, dass das besagte Paradies hier auf Erden, beim Menschen im hier und jetzt stattfindet, kein Ort ist an den Seelen gelangen können, sondern es ist ein Bewusstseinszustand. Um welchen Bewusstseinszustand es sich dabei handeln könnte, wissen Menschen die eine psychedelische Erfahrung gemacht haben.
Das haben bereits unsere Uranen herausgefunden und versucht das Wissen darüber, in die Zukunft zu tragen indem sie es in Religionen und Legenden verpackt haben.

Durch die Einnahme von Psychedelika können wir erfahren, dass das was die Religionslehrer für unsere Seelen nach dem Tod voraussagen bzw. auslegen, nur zu unseren Lebzeiten erfahrbar ist...sowohl den Himmel/Paradies wie auch die Hölle die nennen wir heute Horrortrip.

Danke fürs lesen.

...über Eure Kritik, Kommentare, Meinungen und Anregungen würde ich mich sehr freuen.