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Übersicht:

Titel:Der Weg nach Innen - Teil I
Drogen:Mischkonsum von Kratom und LSD (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:souljacker
Datum:06.01.2021 21:27
Set:Kratom-Entzug, körperlich und psychisch sehr angeschlagen, bisschen ängstlich, aber entschlossen
Setting:Alleine in schnuckeliger Hütte im Wald
Nützlichkeit:9,57 von 10 möglichen   (7 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Aufgrund der Zeichenbeschränkung ist der Bericht in zwei Teile unterteilt: Der erste Teil beschreibt im Endeffekt ausführlich die Ausgangssituation und mein Set und ist eher ein Kratom-Langezeitbericht, der zweite Teil ist dann der eigentliche 1p-LSD-Tripbericht. Have fun!

Der Weg nach Innen

Prolog

Ich schreibe diese Geschichte heute in dem Versuch, die Gefühle und Wahrnehmungen des vergangenen Tages zu reflektieren, sie nochmal zu erleben, sie greifbarer zu machen für mich und für andere, um den Gefühl der Wahrheit ein kleines bisschen näher zu kommen, als wenn ich nur darüber nachdenke. Durch mein Schreiben über diesen einschneidenden LSD-Trip schaffe ich eine Geschichte, die mit jedem weiteren geschriebenen Buchstaben in meinem Kopf wieder zur Realität aufflackert. Die Erinnerung wird dadurch – nicht nur für mich - real. Sie wird greifbar. Unendlich weit weg ist das Gefühl von gestern und ich werde es nie schaffen, mit meinen geschriebenen Worten auch nur ansatzweise an manche Empfindungen ran zu kommen. Aber ich will es versuchen.

Die Gelegenheit, meinen Weg nach innen zu finden, zu öffnen und zu begehen ergab sich an einem wunderschönen Ort Natur, rum um eine urige, rustikale Holzhütte mit rudimentärer Ausstattung, die ich mit ein paar Freunden für einige Tage gemietet hatte. Die ersten beiden Tages des Ausflugs war super schön, easy und entspannt. Es wurde viel gelacht und viel getrunken. Außerdem war ich noch auf 2-Methyl-Ap-237, ein recht starkes Opioid-Research-Chemical. Es sollte eigentlich mein letzter Konsum gewesen sein – für unbestimmte Zeit. Lange schon hatte ich mir vorgenommen, meine Kratom-Abhängigkeit besser in den Griff zu bekommen, was für mich in erster Linie heißt, mal wieder eine wirklich längere Zeit damit und mit allen anderen Opiaten aufzuhören – womöglich es auch nie wieder zu konsumieren? Nie wieder ist eine ganz schön lange Zeit. Wer weiß das schon, ich werde ein Leben lang mit dieser Sucht kämpfen müssen und ich werde mein Bestes dafür geben, trotzdem ein gutes, gesundes und vor allem ein erfüllendes Leben zu leben.

Teil I: Der schmale Grad zwischen Wärme und Verbrennung

Um meine Ausgangslage vor meiner Reise ins Innere besser verstehen zu können, will ich an dieser Stelle einen größeren Rückblick auf meinen aktuellen Beziehungsstatus zu meiner Dauerromanze mit Kratom geben. Für mein letzten paar Versuche des kalten Entzugs hatte ich mir immer Urlaub genommen – einige Tage, meistens ein Woche, oder noch ein bisschen länger. Nie war es genug. Immer ist irgendetwas dazwischen gekommen. Zum Beispiel eine letzte verzweifelte Lieferung 2-Methl-Ap-237. Dieses wurde immer bestellt an einem schwachen und unsicheren (oder eher zu sicheren!) Tag in einem impulsiven, nicht durchdachten Vorgang. Ich hatte mich verrechnet. Nochmal drei Tage auf 2-Methyl-ap-237 hauen einen nach ein paar Tagen Nüchternheit nicht nur wieder zurück an den Anfang des Entzugs, sie setzen für die kommenden Tage auch noch eine ganze Latte körperliches uns psychisches Unwohlsein obendrauf. Mein größter Erfolg war, dass ich im vergangenen Jahr – das erste meines Dauerkonsums von Kratom – einmal fünf Tage nüchtern überstanden hatte, bevor mich die Müdigkeit und Lethargie am sechsten Tag einknicken ließ. Dazu an spätere Stelle noch mehr. Erstaunlicherweise blieb die depressive Grundstimmung selbst nach dem Wiedereinstieg in den Kratomkonsum noch einige Tage erhalten. Selbstmitleid, Selbstverachtung, große Enttäuschung und vor allem: So viel unnötiges Leid, was ich mir während meinem „Erholungsurlaub“ von der Arbeit selbst zugefügt habe. Ich war gebrochen und plante für den nächsten Urlaub es anders anzugehen. Zu diesem Gefühl ein Auszug aus meinem „Entzugstagebuch“:

14:20 UHR: Ich spüre das Kratom und spüre wie eine große Last von mir fällt. Ich will morgen auf jeden Fall wieder nüchtern weiter machen. Vielleicht sieht es ja nach einem guten erholsamen Schlaf (auch wenn durch Kratom – fuck it, ich brauch das) morgen alles schon viel rosiger aus. Die Wirkung ist gut, aber auch nicht umwerfend. Wie zu erwarten, etwas hohe Erwartungen vielleicht gehabt.
14:45 UHR: So, das ist es also. Toll, echt unspektakulär. Diese Wirkung gerade steht in keinem Verhältnis zu dem Abfuck der letzten Tage. Absolut unverhältnismäßig. Ich bereue es gerade ein bisschen, aber versuche dagegen anzukämpfen, denn das bringt jetzt auch nichts mehr. Einfach weiter durchbeißen und es bei dieser einen Dosis lassen, heute Abend nicht mehr nachdosieren, das wäre schon ein kleiner Erfolg wieder. Ich fiebere nämlich jetzt schon auf die abendliche Dosis hin. Grauenhaft. Andererseits wäre eine Nacht guter Schlaf echt mal wieder ganz nett...


Wir es daraufhin dann weiter ging, könnt ihr euch ja sicherlich denken: Back to Business…

Ich hatte Kratom schon lange Zeit, immer mal wieder täglich für maximal 3-4 Monate konsumiert, meistens mehrere Wochen am Stück mit Tagen oder Wochen Pausen dazwischen. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich meinen ersten Entzug von Kratom tatsächlich selbst verspürte. Ich wusste stets, auf was ich mich damit einlasse, aber die Absetzerscheinungen war zwar mies, aber immer aushaltbar und nach spätestens einer Woche fühlte ich mich geistig und körperlich wieder einigermaßen auf dem Damm. Zu dieser Zeit war ich im Studium und hatte dementsprechend sehr viel Freizeit – und somit auch viele Gelegenheiten mich für einige Tage oder Wochen aus der Gesellschaft rauszunehmen und wieder klarzukommen und eine Weile ein nüchterne(er)s Leben zu führen. Seitdem ich nun seit fast einem Jahr arbeite, gestaltet sich das Ganze allein schon dadurch sehr viel schwieriger und bindet mich , mehr als mir vorher bewusst mehr dadurch auch stärker an die Droge. Meine Sucht wurde stärker und ich merkte, dass ich vermehrt daran scheiterte, mich nicht wieder den süßen Tränen Morpheus hinzugeben. Ich wollte aufhören, weil ich merkte, dass der Punkt, an dem es mir mehr gibt als es mir nimmt nun schon einige Wochen überschritten war. Der Punkt an dem ich früher immer eine erfolgreiche mehr oder weniger Lange - aber immer ausreichend lange genug, um mich frei von Entzugserscheinungen jeglicher Art zu fühlen -Konsumpause einlegte.

Wodurch äußert sich bei mir persönlich diese Grenze? Es ist wie der Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Wärme und Verbrennung. Kratom gibt mir – gerade in der Anfangszeit nach einer Pause so viel. Es lässt mich aktiver werden, mehr soziale Kontakte zu pflegen, meinen Hobbys nachzugehen, mir Durchhaltevermögen für Studium und Arbeit zu pushen und vor allem das Gefühl, das alle opiatabhängigen Menschen immer wieder wollen und suchen: „Es ist alles gut. Alles ist okay. Die Erde ist ein schöner und warmer Ort – radikal und ohne Vorbehalte. Ich hab mein wunderbares Leben voll im Griff.“ Je länger man täglich konsumiert, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Waage von der Seite der beschrieben Vorteile des Konsums auf die immer deutlicher zu spürenden Nachteile kippt. Die anfängliche gesteigerte Energie und Motivation kehrt sich zunehmend um zu einer Trägheit und generellen Motivationslosigkeit. Dann dachte ich mir beispielsweise: „Jetzt am Wochenende was mit Freunden machen? Ja, wenn es sein muss, Geburtstag oder so, aber ansonsten, hm. Ich weiß ja nicht. Ich kann ja auch einfach Kratom nehmen und noch ein Film schauen, ist auch cool. Und außerdem auch viel weniger „stressig“.

Ich spürte, dass ich zunehmend weniger Antrieb bekam und auch der Konsum an sich gab mir immer weniger – hauptsächlich erlöste er mich von den täglichen auftretenden Anfängen meiner Entzugserscheinungen. Jeden Morgen wachte ich mit einem absolut miesen, Gefühl auf, ich quälte mich aus dem Bett, obwohl ich ausgeschlafen hatte. Meine Nase lief, ich hatte keinen Bock aufzustehen und wollte einfach nur liegenbleiben. Irgendwann raffe ich mich dann täglich mit gefühlt letzter Kraft auf, nehme meine morgendliche Dosis Kratom, springe unter die Dusche und komme nicht nur sauber, sondern auch vor allem entzugsfrei und – mehr oder weniger – fit für den Tag als neuer Mensch aus der Dusche heraus. Ich nahm Kratom, um zu funktionieren, um normal zu sein. Die anfängliche Euphorie verspürte ich kaum noch. Selten mal, wenn ich einen besonders guten Strain erwischt hatte, verspürte ich sowas, wie einen richtig erfüllenden und starken Opiat-Rausch. Hauptsächlich machte mich die morgendliche Dosis also wieder normal. Ein weiteres klares Zeichen, dass ich dringend eine Pause brauche. Die letzten fehlgeschlagenen Entzugsversuche befeuerten meine tendenziell immer depressiver werdende Grundstimmung zusätzlich. Ich muss was ändern, aber ich schaffe es einfach nicht. Mit diesem Gefühl Kratom zu nehmen ist einfach nicht so geil wie mit dem Gefühl: „Ja fett, da habe ich jetzt richtig Bock drauf!“.

Lange rede kurzer Sinn: Ich hatte den schmalen Grad mal wieder überschritten, bin in die Flammen gestürzt und habe mich verbannt. Nun merkte ich jedoch: „Shit, das wird ja immer heftiger, je länger man mit dem Konsum dabei ist.“ No Shit…

Meine letzten Entzugserscheinungen bei den letzten Absetzvorhaben in diesem Jahr waren wesentlich heftiger, als noch einige Jahre zuvor, obwohl meine tägliche Dosis über die Zeit einigermaßen stabil geblieben ist. Sie bewegte sich immer in einem Rahmen von 16-20 Gramm, an seltenen tagen mal bis zu 25 oder 30 Gramm (absolute Ausnahmetage, da ich merkte, dass dann das Kratom am nächsten Morgen spürbar schwächer wirkt). Der Druck, durch die vorgegeben Urlaubszeit wieder „voll funktionsfähig“ und fit für meine psychisch fordernde Arbeit zu sein, führte wohl zusätzlich zu der längeren Konsumdauer von nun schon etwa 10 Monaten zu heftigeren Entzugserscheinungen wie in den Jahren zuvor. Diese äußerten sich nun zudem zusätzlich in massiven Schlafproblemen, ein Symptom, welches mir während meiner vorherigen Entzüge glücklicherweise stets erspart geblieben ist. Um einen Einblick in meine auftretenden Symptome und meine geistige Verfassung zu geben zitiere ich an dieser Stelle erneut einen längeren Ausschnitt aus meinem Entzugstagebuch:

TAG 2
Beim Aufwachen merke, ich dass ich mich ziemlich ähnlich wie ich mich vorige Woche an Tag 1-2 fühlte. Runny Nose, Lethargie und Motivationslosigkeit, Cold-Hot Flashes und starkes Schwitzen. Ich machte mir bis zum Mittag nicht allzu viele Gedanken darüber, dachte ich ja, dass ich mit den drei Tagen letzte Woche schon ein bisschen „vorgearbeitet hatte“. Falsch gedacht. Gegen Mittag wurden die Symptome immer stärker, Abends bin ich dann in einem Akt aus purer Verzweiflung noch zu meiner Freundin gefahren, da sie etwas Hasch bekommen hatte und ich unbedingt irgendetwas konsumieren wollte, um diesen Zustand zumindest ein wenig erträglich(er) zu gestalten. Auf halbem Weg etwa, in der U-Bahn, breche ich komplett in Schweißausbrüchen aus, es regnet und ist scheiße kalt. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich in dem Zustand irgendjemand bei mir haben wollte und überlege auf halbem Wege, wieder nach Hause zu fahren. Ich habe mich dann aufgerafft und bin bei ihr komplett durchnässt und fröstelnd angekommen. Ein heißes Bad war für einige kurze Momente entspannend, wurde dann aber zunehmend anstrengender, weshalb ich raus musste. Ich kroch unter die Bettdecke und für die nächsten zwei Tage sollte ich diese auch nur zum Pinkeln, Essen und gelegentlichem Hasch rauchen verlassen.

TAG 3
Die Nacht über habe ich keine Sekunden schlafen können, die Restless Legs und die innere Angespanntheit und Unruhe haben mich dermaßen an den Rand der Verzweiflung getrieben, dass ich keinerlei Schlaf abbekommen habe. Der ganze Tag war wie ein Bad in purer Agonie. An diesem Punkt merkte ich, dass ich Donnerstag unmöglich wieder arbeiten kann.

TAG 4
Ähnlich wie am dritten Tag , die Hitze Kalt Gefühle körperlich waren etwas besser (An Tag drei auch bereits besser als an Tag zwei), aber ich hatte die zweite Nacht in Folge keine Sekunde schlafen können. Diese zwei Nächte Schlaflosigkeit machten mich ganz schön fertig. Zusammen mit der mentalen Trübheit und Depression des Entzugs war das Gefühl so schlimm, dass ich zu meiner Freundin auch gemeint habe, dass es mir noch nie in meinem Leben so schlecht ging. Konsumieren wurde ab diesem Tag plötzlich wieder eine valide, erwägenswerte Option. Ich weiß gar nicht wie ich den Zustand beschrieben soll. Es war doch erst gestern, aber da sieht man auch, dass es mir doch schon besser geht, auch wenn man das immer nicht so sehr sehen will oder kann, wenn der Geist so dermaßen gerädert ist von den schlaflosen Nächten. Abends mit meiner Freundin zusammen war es dann fast wie ein normaler Fernsehabend, ich habe Kratom kaum vermisst und fühlte mich sogar zeitweise „ganz ok“. Zwischendurch musste ich aber auch immer wieder mal heulen. Weil einfach alles so schlimm war. Weil einfach alles so schlimm ist. So düster. So trostlos. So kalt.

TAG 5
Gestern dann bis 2 Uhr nachts Orphan Black geschaut und dann versucht zu schlafen. Ich hatte eigentlich einen positiven Mindset, da ich mich schon auf dem Weg der Besserung zum ersten Mal nachmittags/Abends fühlte. Nach 1,5 Stunden wälzen im Bett habe ich dann 50 mg Seroquel genommen, das ähnlich wie das Atosil keine Hilfe dargestellt hat, eher im Gegenteil, mich noch matschiger gemacht hat. Ich bin kurz eingeschlafen, bin dann aber nach etwa 30 Minuten wieder aufgewacht und war nun völlig braindead in diesem ekligen Neuroleptika Feeling. Nach ein paar Minuten Wälzen im Bett stand ich auf und ging unter die Dusche, wo ich eine halbe Stunde das heiße Wasser auf meinen geschundenen Geist und Körper prasseln ließ. Danach wieder ab ins Bett und tatsächlich konnte ich immer wieder für kurze Momente – nunja, nicht direkt einschlafen, aber zumindest mein Bewusstsein nicht mehr wahrnehmen. Effektiv geschlafen hatte ich in dieser Nacht insgesamt vielleicht eine Stunde
Ich habe immer noch Gänsehaut am Körper und ein permanentes Kältegefühl, außerhalb meines Bettes, das ich aber ab heute tagsüber versuche so weit wie möglich zu meiden. Viel besser, als vor ein paar Tagen, aber immer noch nervig. Aber am schlimmsten ist natürlich die psychische Ausgezehrtheit, Lethargie und Depression. Ich warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich morgens aufwache, nach sieben oder acht, hey, lass es fünf oder sechs Stunden Schlaf sein und voller Energie und Tatendrang in den Tag starte und irgendwie glaube ich gerade nicht daran, dass dieser Tag allzu schnell kommen wird. An Tag neun muss ich wieder arbeiten. Bis dahin habe ich noch Zeit, mich zu erholen.

Kratom war heute den ganzen Tag wieder eine valide Option. Gestern hatte ich mit mir noch vereinbart, dass ich heute eine kleine Dosis nehme, falls ich immer noch nicht schlafen konnte. Tja, so eine Stunde hab ich bestimmt geschlafen, also kein Kratom heute. Wäre auch unnötig, dumm, dämlich und ach keine Ahnung. Ich fühle mich doch schon besser, zwar noch alles andere als on top of my game, aber definitiv besser als die letzten Tage. Sich auf die positiven Dinge fokussieren isst harte Arbeit, genauso wie es der Spaziergang gestern und das Einkaufen heute war. Habe mir jetzt ein wenig Phenibut bestellt, das hoffentlich vor dem WE noch kommt, um zumindest einigermaßen sicher vor der Arbeit nochmal ordentlich durchschlafen zu können. Ich weiß nicht, wie klug das ist, aber hier ein Reminder an mich: Nie wieder, wirklich nie wieder Kratom-Entzug ohne irgendein zuverlässiges Mittel zum Schlafen. Ich denke mit ein paar Benzos wäre das alles sehr viel weniger drastisch gewesen und diese dann langsam ab Tag fünf bis sieben absetzen/ausschleichen. Gras bringt irgendwie nur bedingt etwas. Es lindert die körperlichen Symptome und lenkt auch geistig gut ab, aber macht in Verbindung mit dem Entzug auch extrem träge und bettlägerig. Ein zweischneidiges Schwert irgendwie. Heute der erste Tag ohne Hasch, dass ich die letzten 2-3 Tage mehr oder weniger durchgeraucht habe.

Ich weiß ja selber, dass nach einer Woche alles besser wird. Also noch 1-2 Tage durchalten, dann sollte ich das Licht wieder sehen können. Es wird ja schon besser mit jeder Minute, die ich keine Opiate in meinem System habe. Es geht nur noch aufwärts ab jetzt. Auch wenn es extrem schwierig für mich ist, wahrhaftig daran zu glauben gerade. Eine Aufgabe für heute wäre zum Beispiel noch, Zimmer aufräumen, abspülen, eventuell Wäsche machen. Das volle Haushalts-Zuhause-Programm, ohne Einkaufen. Vielleicht kann ich mich dazu noch aufraffen, bevor ich den Abend mit Orphan Black sanft ausklingeln lasse. Morgen dann vielleicht mit 20 mg Ritalin starten, falls notwendig, als Testlauf und mögliche kurzfristige Alternative für die Arbeit…

TAG 6
Wie fühle ich mich? Ausgelaugt, erschöpft, depressiv, motivationslos. Ich konnte die Nacht ein bisschen länger schlafen, aber es war insgesamt wieder eine ganz schöne Qual. Ich habe vielleicht so drei bis vier Stunden effektiv geschlafen wenn es hochkommt, aber nicht am Stück, sondern mit vielen Unterbrechungen im Zeitraum von acht bis neun Stunden. Dieser Schlafentzug raubt mir sämtliche Energie. Körperlich fühle ich mich unverändert. Immer noch Gänsehaut und Kälte-Gefühle, aber das ist echt das geringste Problem. Das viel größere Problem ist, dass ich enormen Suchtdruck habe und kurz davor bin, eine Dosis zu nehmen Alternativ könnte ich Ritalin probieren. Das sind meine beiden Optionen gerade. Nüchtern halte ich das nur schwer noch länger aus. Fünf Tage Pause waren das jetzt. Von Kratom selbst sogar eher um die 15, aber das zählt natürlich kein Stück… Ich werde jetzt eine Dosis nehmen und hoffe, dass ich es bei diesem einen Ausrutscher belassen kann. Ich brauche diesen Tag, diesen guten Tag. Gleichzeitig weiß ich, wie wichtig es wäre, dass ich Erfolge auch ohne Kratom hinbekomme. Aber gerade geht es einfach (noch) nicht. Ich hoffe einen Tag konsumieren schmeißt mich nicht komplett wieder auf Tag eins zurück, das wäre traurig und bescheuert. Ich habe nicht vor, das Wochenende weiter zu konsumieren, beim besten Willen nicht. Denn dann wäre wirklich alles für die Katz gewesen, bis auf den kleinen Toleranz Break – aber der war all die Qual sicherlich kaum wert...

13:40 Uhr – 8 Gramm Green Tekudag
14:20 UHR: Ich spüre das Kratom und spüre wie eine große Last von mir fällt. Ich will morgen auf jeden Fall wieder nüchtern weiter machen. Vielleicht sieht es ja nach einem guten erholsamen Schlaf (auch wenn durch Kratom – fuck it, ich brauch das) morgen alles schon viel rosiger aus.




Das war er also, der ambitionierteste Entzugsversuch des letzten Jahres. Übrigens, als unterstützende Hilfsmittelchen hatte ich folgende Sachen
- Vitamin C
- Vitamin B-Komplex
- Schwarzkümmelöl
- Baldrian Abends – meistens aus Verzweiflung ziemlich viel – Effekt: Noch keiner :/
- Passionsblume, Baldrian, Melissen Blätter – Kombipräparat 3 x täglich
- 5-http: Zwischen 150- und 300 mg täglich, meistens morgens eine 150er
- Johanniskraut 300 mg: 2-3 x täglich, mit Pausen, wegen unangenehmen Nebenwirkungen
- Magnesium + Vitamin D
- Melatonin 2 mg vor Schlafen

Ich kann nicht sagen, ob irgendwas davon wirklich spürbar was gebracht hat. Ich habe mich so schlecht wie noch nie in meinem Leben gefühlt, aber wer weiß, vielleicht wäre es komplett ohne Supplements noch viel schlimmer gewesen (unvorstellbar, aber bestimmt möglich).
Der neue Urlaub stand nun also vor der Tür und dieses Mal wollte ich etwas anderes probieren. Zunächst einmal hatte ich dieses Mal Phenibut zur Unterstützung und Überbrückung der ersten zwei Tage besorgt. Da dies jedoch selbst scheinbar extrem schnell körperlich abhängig machen kann, wollte ich es auch maximal drei Mal in einer Woche nehmen. Außerdem habe ich aber einen Kurztrip mit Freunden in eine abgelegene Waldhütte geplant. Entzug im Wald. Unter Freunden. Mal was anderes als weinend allein daheim im Bett.

Fortsetzung: Der Weg nach Innen- Teil II