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Titel:Morpheus Urteil I
Droge:Heroin
Autor:Psy Wordex
Datum:13.02.2012 13:09
Nützlichkeit:9,45 von 10 möglichen   (105 Stimmen abgegeben)

Bericht::

In diesem LZ gehts um Morphium; Heroin habe ich ausgewählt da hier in der Drogeninfo damit sowieso auch Morphium gedeckt wird



Morpheus Urteil



Morpheus, der Gott des Traumes und sein Bann

Gefesselt an sein Gefühl das doch nur Illusion war

Eine Gefangenschaft der ich entkam






Vorwort



Interesse an Opiaten/Opioiden hatte ich zwar schon immer aber ich nahm sie nur wenn ich durch Zufall daran kam. Erfahrung hatte ich zwar nur mit niederpotenten Opioiden wie Dihydrocodein, Tramadol, etc. Ich hatte schon sehr viel von den Stoff gehört, der dich zerstören kann und zugleich auf Wolke Sieben schweben lassen kann. Morphium - Hier in Österreich schon längst gängig als Substitutionsmittel, denn seitdem eine Substitution mit retardierten Morphinen möglich ist, vertrugen alle die Nebenwirkungen von Methadon/Buprenorphin nicht mehr und stiegen auf Morphium um.



Mittlerweile gibts nen zweiten Teil der die Fortsetzungen dieses Langzeitberichtes darstellt:

Morpheus Urteil II





Die Anfänge (Februar 2011)



So nun wieder zu mir, wie ich dazu kam das ich mir so was in die Venen jage? So erschreckend es auch ist, die Wahrheit ist ich hätte es schon immer getan, nur bot sich nie die Gelegenheit. Auch hatte ich keine Probleme mit der Überwindung zum intravenösen Konsum, denn kurz bevor ich (durch Zufall) Morphium probierte fing ich schon mit dem intravenösen Konsum von Amphetamin an. Ein paar Tage bot sich mir die Gelegenheit Morphium zu probieren, dabei ging die Initiative zu 100% von mir aus. Etliche male hatte ich die Warnungen ignoriert. Mir war zu diesen Zeitpunkt schon klar das es nicht bei diesen einen mal bleiben wird. Wenn mir der Rausch so gut gefalle, werde ich auch weiter konsumieren. Vorher wurde mir zwar x mal davon abgeraten, aber mein Wille war stärker als die Angst das ich irgendwann als Junkie enden konnte.



Nun saß ich da, am Boden eines WCs, meinen Arm abgebunden und eine Spritze mit an die 50mg Morphium in der Hand. Ohne noch viel darüber nachzudenken drückte ich mir die klare bittere Flüssigkeit in die Vene und zog die Spritze wieder aus meinen Arm. Dann als ich begann alles wegzuräumen kam auch sogleich der Flash. Ein angenehmes sehr intensives stechen überall im Körper, wie Tausend Nadelstiche. Kurz gefolgt von einem ebenfalls angenehmen Juckreiz. Eine warme euphorische Welle durchfuhr meinen Körper. Das Gefühl "In Watte gebettet" trifft es ziemlich gut. Ich war von einen auf den anderen Moment total von der Außenwelt ab-isoliert. Es war eine Art warmer Schleier der sich um mich legte und rein gar nichts von dem Leid dieser Welt zu mir durchdringen ließ. Abgelenkt vom Rausch bemerkte ich gar nicht das Blut aus meinen Arm auf den Boden tropfte. Ich schwebte in diesen Moment in absoluter Glückseligkeit.



Das war es also das berüchtigte erste Mal mit dem alles beginnen sollte. Das eine erste mal das für so viele eine starke Veränderung in ihren Leben bedeutete - Auch für mich. In dieser Woche konsumierte ich noch 2x Morphium. Auch diesen beide male war der Rausch wunderschön. Danach hatte ich nicht mehr diese Gelegenheit an das Morphium zu kommen. Anfangs vermisste ich den Rausch zwar, aber ich wäre nie soweit gewesen das ich von selbst in die nächste Stadt auf die Szene gehe und mir was hole. Jedoch blieb meine Erfahrungen mit diesen wunderbaren Stoff nun für immer in meinen Kopf. Es war nun fest in mein Gehirn gebrannt wie ich den stärksten mir bekannten Glückszustand erreichen konnte.



Einen ganzen Monat hatte ich nun kein Morphium mehr konsumiert, als ich durch Zufall wieder an eine Gelegenheit kam - Diesmal 70mg. Es war schon knapp an der Grenze aber durch die fehlende Toleranz und der Menge war es mit den 50mg anfangs nicht zu vergleichen. Ich war wieder voll in meinen Element. Da es nun wieder ohne Probleme möglich war konsumierte ich auch wieder öfters. Ungefähr 2 Wochen lang/ 2 bis 4x pro Woche 50 bis 80mg. Mit diesen Mengen war ich immer jedes mal ganz gut draufgeschickt. Obwohl es kein Problem gewesen wäre wollte ich nicht jemand anderen auf der Tasche liegen und bekam ein ungutes Gefühl.



Danach wollte ich mir selbst mal was holen, eben wegen den oben genannten Grund aber eben auch weil ich nicht immer auf die Gelegenheit warten wollte. Also ging ich auf die Szene und in nicht einmal 5 Minuten hatte ich eine Kapsel Substitol erworben ohne jemanden dort zu kennen. Von nun an kaufte ich mir immer selber mein Zeug. Anfangs immer nur für Freitag und Samstag. Aber mit der Zeit begann ich meinen Konsum nicht mehr aufs Wochenende einzuschränken sondern auf die ganze Woche zu erweiterten. Es war das typische hineinschlittern in die Sucht. Der Wochenendkonsum war nicht mehr genug und der Rausch war so schön das ich schon Donnerstags begann und statt bis Samstag, dann bis Sonntag oder Montag. Es wurden immer mehr Tage am Stück konsumiert. Ich war dann nach 1 1/2 Wochen nun gut 4 bis 5x in der Woche mit je 80 bis 100mg drauf. Auch an meinen Arm machte sich das bemerkbar. Die Einstichstellen wurden immer besser sichtbar, allerdings verwendete ich immer die zwei selben Stellen an der linken und rechten Armbeuge (später nur noch an der rechten).





Die erste Überdosis



An dieser Stelle möchte ich mal eine kurze Geschichte (kleiner TB) von meiner ersten (fast) Überdosis einbringen.Oft hatte ich von meiner Kapsel Substitol immer die Hälfte rausgegeben so das ich zwei mal 100mg hatte. Einmal passierte mir hierbei ein kleines Missgeschick. Ich hatte anscheinend nicht ganz die Hälfte herausgeschüttelt, sondern nur 70 bis 80mg. Als ich mir diese 70 bis 80mg drückte merkte ich nicht wirklich das es weniger als 100mg waren, da ich schon auf Benzos und Alkohol ziemlich unterwegs war. Somit waren in der Kapsel noch 120 bis 130mg drinnen. Diese wollte ich mir dann am Tag darauf reinschießen. Anfangs war noch alles normal, ich hatte alles reingedrückt und es kam ein Flash der mir für 100mg normal vorkam. Nach 15 bis 25 Sekunden als das meiste vom Flash abgeklungen war Stand ich auf um am Waschbecken meine Spritze zu säubern , alles wegzuräumen und so weiter. Während ich so dastand überkam mich auf einmal totaler Schwindel und mir wurde schwarz vor Augen. Das war das erste mal das mir "Schwarz vor Augen wurde". Es war sehr seltsam ich hatte deutlich die Augen offen und schaute umher, aber ich sah nur Schwarz. In diesen Moment brach ich auch zusammen und lag am Boden. Ich hatte hier das Glück das ein Kumpel mit auf dem Klo war da er sich kurz vor mir seinen Schuss gesetzt hatte. Ich sagte so etwas wie:"Fuck ich seh’ nichts mehr, ich seh’ nur mehr schwarz". Es dauerte allerdings ungefähr 10 Sekunden bis ich das rausbekam. Vorher schien es mir unmöglich zu sprechen. Mein Kumpel fragte dann sofort ob er die Rettung rufen sollte. Da ich mich bis auf den Schwindel und das "schwarz-Vor-Augen-Sein" eigentlich gut fühlte, war ich so naiv und sagte das er keinen Krankenwagen rufen brauche und das es schon gehe. Mein Kumpel machte relativ viel Papierhandtücher nass und legte es mir an die Stirn und setze mich aufrecht auf den Klodeckel. Auf einmal verging das Schwarze Blickfeld und ich konnte auf einmal die besorgten Augen meines Kumpels vor mir erkennen. Allerdings sah ich noch alles extremst verschwommen, es waren nur grobe Umrisse zu erkennen. Er fragte mich ob es schon bessere wäre und ob er wirklich nicht einen Krankenwagen holen solle. Mir ging es aber im Vergleich zu vorhin schon besser, der Schwindel war auch schon ein wenig zurückgegangen. Wir beschlossen dann raus aus dem stickigen Klo an die frische Luft zu gehen. Er half mir beim Aufstehen, ich merkte noch deutlich das ich sehr wacklig auf den Beinen war. Als wir bei der Tür herauskamen blendete mich erst mal das helle Sonnenlicht. Wenn ich auf einen hellen Fleck schaute, so wurde alles in meinen Blickfeld weiß. Mein Kumpel brachte mich zu einer Bank und setzte mich hin. Mir war sehr heiß und laut meinen Kumpel war ich auch extrem rot im Gesicht. Die frische Luft tat mir allerdings sehr gut ich merkte nach und nach wie der Schwindel geringer wurde bis er nach ein paar Minuten total verschwunden war. Die verschwommene Sicht jedoch hatte sich noch kein bisschen gebessert und ich konnte die Umgebung noch immer nicht richtig erkennen. Da mein Schwindel weg war und meine Beine auch wieder ihren Dienst taten, beschlossen wir das wir uns auf eine Bank im Schatten zu setzte. Hier, direkt im Sonnenlicht zu sitzen war für mich zu diesen Zeitpunkt dann doch noch etwas zu anstrengend. Hier im Schatten ging es mir nochmals deutlich besser. Mein Kumpel hatte mir dann eine Flasche mit kalten Wasser gebracht aus der ich regelmäßig einen großen Schluck nahm. Nach ungefähr 5 bis 10 Minuten wurde auch mein Sichtfeld wieder vollkommen normal. Ich konnte wieder alles wie gewohnt scharf sehen. Ich hatte ab jetzt den ganzen Tag über eine sehr starke Wirkung, in der ersten Stunde waren jedoch leichte Kopfschmerzen vorhanden die danach aber wieder verschwanden. Das ganze dürfte gegen 14:00 bis 15:00 passiert sein, jedenfalls musste ich mich bis ca. 22:00 im 30 Minutentakt übergeben, was durch den starken Rausch und den Mengen an Wasser in meinen Magen recht angenehm war. An diesem Tag hatte ich den stärksten Opiatrausch bis heute. Obwohl es eigentlich verantwortungslos ist es so zu nennen, finde ich das war der absolut schönste Flash den ich in meinen bisherigen Leben erleben durfte.





So schnell geht es



Nun gehörte mein Schuss schon zum normalen Tagesablauf. Die 2 Tage in der Woche an denen ich nicht konsumierte, hatte ich damals noch keinen Entzug jedoch ging es mir psychisch nicht sehr gut und ich verbrachte den Tag meistens nur im Bett. Im Gegensatz zu anderen Morphinisten hatte ich nie Probleme mit den Essen wenn ich drauf war. Ich bekam sogar richtig Hunger nach den ich mir meinen Schuss gesetzt hatte. Es gab sogar spezielle Semmeln die ich auf Morphium besonders gern aß. Auch hatte ich sogenannte "Trinkflashs" - ich bekam eine extreme Lust auf viele verschiedene Getränke. Das ging dann meist soweit das ich mit 3 bis 5 verschiedenen Getränken da saß und alle durcheinander trank. Mein Tagesablauf hatte sich bis dahin nur soweit verändert das eben nun ein Schuss dazu gehörte. Alles andere wurde bis dahin nicht dadurch gestört und ich aß gleichviel wie in meiner Zeit ohne Morphium.



Nach ungefähr 1 bis 2 weiteren Wochen merkte ich nach 5 Tagen am Stück schon wie am 6ten Tag der Entzug kam. Anfangs äußerte er sich nur durch erträglichere Symptome. Ich hatte eine sehr unangenehme innere Unruhe, ich schwitzte und mir lief die Nase. Ich musste auch überdurchschnittlich oft gähnen und manchmal (meist am Abend beim Einschlafen) kamen mir einfach so die Tränen, also nur Tränen ohne jetzt zu weinen. Diese Symptome wären zwar zu dieser Zeit noch gut auszuhalten gewesen aber da ich genau wusste wie ich sie wieder loswerden konnte, machte ich dies auch. Aus dem konsumieren zum Zweck des Rausches wurde dann teilweise schon das konsumieren mit dem Zweck der Entzugssymptome entgegen zu wirken. Nun wurde das Arbeitslosengeld das ich zu dieser Zeit bekam zu 100% in Morphium investiert. Aber das dieses Geld nicht ganz ausreichte, arbeitete ich 2 bis 4 mal die Woche schwarz für 4 Stunden/Tag. Mit diesen Geld konnte ich meine Sucht schon besser finanzieren. Allerdings reichte es nur für 6x die Woche - Somit musste ich mich immer einen Tag mit den Entzugssymptomen herumschlagen. Irgendetwas kriminelles zu drehen um 24/7 drauf zu sein kam für mich absolut nicht in Frage. Es kamen zu dieser Zeit war keine anderen als die oben genannten Symptome hinzu, jedoch wurden diese innerhalb des Tags immer intensiver. Am nächsten Tag kurz bevor ich mir meinen Schuss setzte war es schon wirklich schwer auszuhalten.



Etwa einen Monat hatte ich dann folgendes Konsummuster: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag je 100mg am Tag in einen Schuss. Den Sonntag lag ich dann wieder den ganzen Tag mit Entzugssymptomen im Bett und konnte auf Montag nie richtig schlafen. Am Montag hatte ich dann wieder meinen heißgeliebten Schuss. Mit diesen Konsummuster war ich mehr oder weniger zufrieden. Zum Schluss deutlich weniger, denn die 100mg waren mittlerweile keine Rauschdosis mehr. Wenn ich mir den Schuss setzte hatte ich zwar anfangs den Flash aber danach war ich eigentlich ganz normal. Diese Dosis unterdrückte dann lediglich die Entzugssymptome und weiter brachte es mir nichts. Also war ich dann irgendwann soweit das ich meine Dosis auf 150mg am Tag steigerte, somit hatte ich wieder meinen Flash. Jedoch ging es mit den 150mg/Tag nicht all zulange gut, denn logischerweise brauchte ich nun auch wieder mehr Geld. Die paar Wochen in denen ich auf 150mg war konnte ich finanzieren in dem ich Meine Playstation 3 mit Spielen und ein paar andere Sachen von mir verkaufte (Das waren Sachen die ich ohnehin nur mehr selten verwendete). Als ich dann nichts mehr hatte was ich verkaufen wollte (ein paar Sachen wie z.B. mein Notebook, Musik-Anlage und so weiter waren mir so wichtig das ich sie nie verkauft hätte um meine Sucht zu finanzieren). Auch zu diesen Zeitpunkt Beschaffungskriminalität ein absolutes No-Go wie schon zuvor. So ging ich nun gezwungenermaßen wieder auf 100mg pro Tag runter. Das ging eigentlich ziemlich Problemlos, lediglich die ersten paar Tage musste ich mich mit leichten Entzugssymptomen herumschlagen. Danach war es kein Problem - Allerdings war es wieder wie vorhin: Ich hatte keinen Rausch, nur eben keinen Entzug.



Die nächsten Monate vegetierte ich nun mit meinen 100mg am Tag dahin. Die ganze Zeit konsumierte ich auch öfters Alkohol und Benzodiazepine zu meinen Morphium dazu. Mit den Benzos (vor allem Rohypnol) wurde der mittlerweile monotone Morphiumrausch etwas interessanter gestaltet und wirkte auch irgendwie wärmer. Auch niedrig-dosierter Alkoholkonsum zum Morphium- (und Benzo) Rausch war sehr angenehm. Dadurch konnte ich mich auch gut in die Trinkgelage meines Freundeskreises intrigieren. Bei solchen Räuschen hatte ich immer wieder heftige Blackouts, pennte einfach so weg (oft sogar im stehen) und sah auch ziemlich fertig aus. Laut Aussagen von anderen schaute ich da oft wirklich wie ein totaler Junkie aus. Tiefblaue Lippen und Zunge, ein blauer Rand weit um die Lippen herum. Doppelte oder dreifache Augenringe waren auch keine Seltenheit. Zudem natürlich immer stecknadelgroße Pupillen. Die meiste Zeit lag ich irgendwo im Park auf einer Bank, rauchte Zigaretten oder schlief vor mich hin. Viel mehr tat ich zu dieser Zeit wirklich nicht mehr, wenn ich nicht gerade schlief konnte ich mich allerdings gut mit anderen unterhalten. Wie ich finde bin ich durch meinen Morphiumkonsum viel toleranter geworden was andere Leute betrifft. Ich verstand mich einfach mit jedem gut und verstand alle. Und auch meine Gedanken waren großteils nur positiv, und das war bevor ich Morphium konsumierte noch ziemlich das Gegenteil (die meiste Zeit). Doch mit der Zeit ertrug ich die Anwesenheit von fünf Personen aufwärts nicht mehr, es wurde mir einfach alles viel zu stressig. Alles nervte mich und das Gerede der anderen störte mich stark. Aus diesem Grund war ich dann sehr oft alleine irgendwo oder nur mit einer kleineren Gruppe von Leuten.



Die Monate vergingen und alles ging immer wie gewohnt monoton dahin. Mit der Zeit wussten auch immer mehr meiner Freunde das ich nun an der Nadel hänge. Früher wussten es maximal der engster Freundeskreis (unter 5). jetzt waren schon so ziemlich alle über meinen Zustand informiert. Auch Leute die ich nicht mal kannte. Es spricht sich eben ziemlich schnell herum, da so was in meinen Freundeskreis doch sehr selten ist und die meisten ihren Drogenkonsum auf Alkohol, Cannabis und gelegentlich was Schnelles beschränken. Zu diesen Zeitpunkt war mir das alles komplett egal. Ich vegetierte einfach vor mich her. Hauptsache ich hatte meine 100mg sechs mal die Woche - Der Rest war mir egal. Was ich seltsam finde ist das der Sonntag an dem ich kein Morphium hatte von den Entzugssymptomen her immer gleich blieb, sie wurden auch nicht stärker. Somit war das alles am Sonntag sowieso Routine und sehr gut zu ertragen.



Irgendwann packte ich es nicht mehr den regelmäßigen Termin beim Arbeitsamt nachzukommen und meine Sachbearbeiterin hinzuhalten. Das Ergebnis war eben das mir mein Geld gestrichen wurde. Nun stand ich da mit einer mittlerweile recht stark ausgeprägten Opiatsucht und zu wenig Geld um sie zu befriedigen. Ich zerbrach mir den Kopf darüber wie ich nur an Geld kommen konnte. Ich hatte noch genug Selbstbeherrschung das es nicht in Frage kam etwas von mir zu verkaufen, ebenso kam Kriminelles und Geld borgen nicht in Frage. Im nachhinein wusste ich was für ein Glück ich damit hatte, denn wenn ich auf die Art weitergemacht hätte dann wäre es nur mehr eine Frage der Zeit gewesen bis mein Leben endgültig verhaut war. Ich ging so oft ich konnte Schwarzarbeiten. Eine richtige Arbeit kam für mich nicht in Frage, da ich eine solche Regelmäßigkeit bzw. Verpflichtung zu dieser Zeit einfach nicht nachkommen konnte und auch psychisch wäre der Druck der dadurch auf mir lasten würde, viel zu stark gewesen. Ich stellte mich schon mal auf den Entzug ein da Morgen Sonntag war und ich kein Geld mehr am Konto hatte und ich hatte erst Mittwoch wieder die Gelegenheit zu arbeiten.





Der erste richtige Entzug



Der Sonntag und Montag verlief zuerst von den Entzugssymptomen her eigentlich wie immer doch dann am Montag gegen 12:15 Wo ich mir spätestens meinen Schuss gemacht hätte begannen die Symptome schlimmer zu werden. Ich konnte kaum noch auf den Beinen stehen, da in meinen Ober- und Unterschenkel so ein heftiger Schmerz vorhanden war. Ein extrem brennendes ziehen in den Muskeln, und es schien als als ob meine Knochen gesplittert wären. Der Schmerz bohrte sich so durch meine ganze untere Körperpartie. Als ich in den Spiegel schaute erschreckte ich direkt. Ich hatte riesige Teller, mein ganzer Körper war am Zittern und ich hatte an den Armen und Beinen eine Art Gänsehaut. Enorme Hitzewellen durchdrangen meinen Körper immer und immer wieder. Es fühlte sich so an als wäre ich von ein auf den anderen Moment in einer Sauna mit 1000°C. Ich hielt es nicht mehr aus. Zuerst wollte ich etwas trinken und dachte das es mir danach besser gehen würde. Allerdings brachte ich grade mal ein paar Schlücke Wasser runter. Irgendwie war mein Hals wie zugeschnürt. Beim Essen war es dasselbe nur das ich hier nicht mal einen Biss runterbekam. Ich lag stundenlang im Bett rollte mich hin und her und wickelte meine Bettdecke dutzende Male um mich warf sie auf den Boden. Dann fror ich auf einmal wieder und wickelte mich wieder in meine Decke ein. Dieser Zustand war schrecklich, die Unruhe war das was mich auf Dauer am meisten störte. Ich brachte die ganze Nacht keine Auge zu. Es war die schrecklichste Nacht meines Lebens. Irgendwann gegen 7 Uhr Morgens schaffte ich es dann das ich zumindest kurz einschlief. Gegen 8 oder 9 Uhr wurde ich dann wieder schweißgebadet wach. Ich stieg aus dem Bett um mich kalt abzuduschen, doch als ich Aufstand merkte ich erst wieder die unerträglichen Schmerzen in meinen Beinen. Außerdem lief mir die ganze Zeit die Nase. Schnäuzen brachte hierbei nichts, da meine Nase eigentlich komplett frei war. Jedoch lief mir dauernd der Schleim runter und ich konnte ihn alle 10 Sekunden mit einen Taschentuch wegwischen. Als ich geduscht hatte ging es mir ein bisschen besser, jedoch nicht viel. Nach langen Versuchen hatte ich es geschafft ein wenig Joghurt zu essen was meinen Magen deutlich gut tat.



Die Symptome hielten die ganze Zeit an und schienen kaum aufzuhören. Ich verbrachte die Zeit bis zum Abend wieder im Bett mit den üblichen Beschwerden. Am späten Nachmittag kam dann auch noch Fieber hinzu, oder zumindest kam es mir so vor wie Fieber. Mein Herz Schlug mittlerweile auch rasend schnell und ich konnte jeden Herzschlag an meiner Brust spüren. So gegen 23 Uhr hab ich es geschafft einzuschlafen. Ich wurde zwar die ganze Nacht über wach und musste mich mit dem schwitzen, der laufenden Nase, den Fieber, den Muskelschmerzen, den Herzschlag und dem ganzen anderen fiesen Symptome rumschlage aber zumindest bin ich immer wieder kurz eingeschlafen. Nur gegen 5:00 Morgens so konnte ich gar nicht mehr einschlafen. Die Symptome waren jetzt schon leicht besser geworden und ich fing mich an psychisch darauf vorzubereiten das ich um 8:00 ganze vier Stunden arbeiten müsse. Diese 4 Stunden arbeiten an diesen Tag waren der reinste Horror, ich sah alle paar Sekunden zu Uhr rüber und die Zeit verging einfach nicht, aber mich motivierte der Gedanke das ich nach der Arbeit wieder genug Geld zusammenhatte um mir mein geliebtes Morphium zu besorgen. Die Symptome wurden während der Arbeit kurzzeitig intensiver, aber im allgemeinen waren sie dann doch etwas besser als am Tag zuvor. Nach der Arbeit dauerte es dann noch ungefähr 1 Stunde bis ich auf der Szene war, mein Zeug hatte und mir meinen Schuss gesetzt hatte. Der Flash ist wenn man so einen schlimmen Entzug hat gleich nochmal um einiges schöner. Wenn innerhalb von wenigen Sekunden wieder alles wunderschön ist und man sich einfach nur prima fühlt. Das war also das berüchtigte "krochn" und ich muss sagen das ich mir das keinesfalls so heftig vorgestellt hatte. Aber wenn ich zurückdenke war der Benzo-Entzug dann doch noch um eine Spur intensiver.



Apropos Benzos: Während meiner ganzen Morphium-Zeit habe ich immer recht oft Mischkonsum mit Benzodiazepinen und Alkohol betrieben. Meistens mit Flunitrazepam in Unmengen. Da ich meine Rohypnol immer gelutscht habe sah ich natürlich immer dementsprechend aus. Diazepam und Oxazepam waren hin und wieder auch dabei aber hauptsächlich eben Flunitrazepam und das Streifenweise. Ein paar Bier kamen natürlich auch immer dazu. Obwohl ich von den Gefahren dieses Mischkonsums wusste betrieb ich ihn immer weiter. Zum Glück ist mir nie etwas passiert. Ich bin bei solchen Kombos natürlich sehr oft einfach total weggepennt und das auch oft einfach so im stehen während ich mit jemanden redete. Mischkonsum mit Benzos hatte ich zirka ein bis dreimal die Woche und Alkohol eventuell ein paar mal unter der Woche und am Wochenende sowieso, allerdings war das nie ein exzessives Saufen sondern lediglich ein paar Bier/Becher. Am liebsten trank ich auf Morphium immer diesen Gletschereiswodka in den 0,33 Flaschen. Ich kann von Glück reden das bei diesen leichtsinnigen Mischkonsum nie etwas passiert ist.





Aufnahme im Substitutionsprogramm (Juli 2011)



Durch einen Zufall bin ich dann wieder an ein bisschen mehr Geld gekommen und konnte somit wieder länger durchhalten. jedoch ließ ich keine Möglichkeit zu arbeiten aus um die Zeit noch ein wenig hinauszuzögern. Erst jetzt begann ich nachzudenken was dann sein würde wenn mein Geld wieder alle ist. Ich musste mir was überlegen. Das wollte ich eigentlich früher unter keinen Umständen machen aber ich wollte mich nun für das Substitutionsprogramm anmelden. Es hat mal ewig gedauert bis ich mal einen Arzt gefunden hatte der noch Substitution-Patienten aufnimmt. Die meisten hier sind schon überfüllt und nehmen gar keine mehr auf. Jedenfalls hatte ich dann doch einen gefunden. Dieser gab mir eine Überweisung an die Drogenambulanz einer Psychiatrie (Landesklinik Sigmund Freud). Dort hatte ich in 2 Wochen einen Termin, es hieß also noch mindestens diese 2 Wochen durchzustehen.



In diesen zwei Wochen war es ein auf und ab, mal war mein Geld alle und ich hatte wieder 1 bis 3 Tagen einen heftigen Entzug oder ich hatte Geld und war solange drauf bis das Geld wieder alle war. Jedenfalls ging es sich dann mit den Termin ganz gut aus. Der Termin war am Montag am späten Nachmittag, das letzte mal hatte ich am Vortag konsumiert. Also hatte ich beim Termin nur die "leichten" Symptome. Nach einen 40-Minütigen Gespräch über mich und mein Konsumverhalten unterschrieb ich einen Zettel und ließ mich auf eine Behandlung mit Suboxone (Buprenorphin + Naloxon) ein. Der Arzt war wirklich sehr verständnisvoll und kompetent, zudem machte er einen sympathischen Eindruck auf mich. Er merkte auch sofort das ich schon im Anfangsstadium des Entzugs war und gab mir 2mg Suboxone mit, ich solle sie am Abend nehmen. Zuhause angekommen hielt ich es aber nicht mehr bis Abend aus um sie zu nehmen. Das ist ziemlich schwer wenn man die Tablette schon neben einen liegen hat. Ich wusste das die 2mg viel zu wenig waren um alle Entzugssymptome zu lindern, deshalb entschied ich mich für die nasale Aufnahme da so das Buprenorphin eine höhere Bioverfügbarkeit hatte. Zwar kam die Wirkung vom Buprenorphin erst nach 2 Stunden wegen des Naloxons. Auch war die 2 Stunden dadurch die Symptome ein wenig intensiver. Das war allerdings wirklich nur leicht und es war es mir wert. Jetzt waren die Symptome soweit gelindert das es ganz gut auszuhalten war.



Am nächsten Tag war ich dann wieder in der Drogenambulanz und bekam drinnen 4mg Suboxone zum sofort nehmen und nochmals 4mg bekam ich mit und ich solle sie je nach Bedarf nehmen. Die 4mg (sublingual, also richtige Anwendung) linderten die Symptome zwar recht gut aber sie waren noch vorhanden. Am Nachmittag wurde es dann wieder ein wenig schlimmer und ich nahm die andere 4mg Tablette. Dann ging es mir wieder bis zum späten Abend ganz gut. In der Nacht wurde es dann wieder schlimmer und das Schlafen viel mir schwer. Am nächsten Tag bekam ich dann gleich 10mg. Anfangs dachte ich die 10mg wären jetzt genug, doch falsch gedacht gegen Abend wurde es schon wieder leicht unangenehm. Am nächsten Tag meinte der Arzt dann er gebe mir 16mg die würden bestimmt ausreichen und man könne sie im nachhinein wieder soweit es möglich war runter-dosieren. Mit den 16mg ging es den ganze Tag über (und auch die ganze Nacht über) sehr gut. Gar keine Entzugssymptome. Somit hatte ich meine Dosis an Suboxone gefunden: 16mg (2x 8mg Sublingualtabletten). Diese musste ich solange unter der Zunge behalten bis diese sich auflösten. Das war aber manchmal gar nicht so leicht, denn wenn sie sich auflösten produzierte mein Mund recht viel Speichel der sich dann mit den Tablettenbrei vermischte und ich durfte in dann ja nicht hinunterschlucken (Im Magen würde das Naloxon aufgenommen werden, sublingual so gut wie gar nicht). Also hatte ich meist 7 bis 10 Minuten meinen Mund voller bitteren Speichel mit Tablettenbrei drinnen. Ein sehr ekelhaftes Gefühl. Denn der Lemonengeschmack der Tabletten konnte das bittere nicht annähernd überdecken.



Zu diesen Zeitpunkt wollte ich nicht wirklich aufhören. Das Substitutionsprogramm war für mich einfach die Alternative da ich die Sucht nicht mehr selber finanzieren konnte. Auch hatte ich nicht vor auf Suboxone zu bleiben ich wollte mich auf retardiertes Morphium umstellen lassen um nachher Substitol oder noch besser Compensan zu bekommen. Ich gehörte also zu den 90% die nicht im Programm sind um aufzuhören, sondern lediglich um ihren Geldbeutel zu schonen. Also begann ich mit der Zeit über Übelkeit durch das Buprenorphin zu klagen (Da Übelkeit die häufigste Nebenwirkung ist). Genau, bevor das noch vergesse. Ich bekam kein Rezept für mein Suboxone sondern musste jeden Tag in die Drogenambulanz kommen und es abholen. Das fand ich allerdings doch viel vorteilhafter da ich jeden Tag einen Pfleger oder Arzt sagen konnte wenn irgendwas nicht passt. Außerdem musste ich da jeden Tag früh aufstehen und mit dem Zug dahin fahren. Das ich wieder eine gewisse Regelmäßigkeit in meinen Tagesablauf hatte, tat mir sichtlich gut. Ich hatte überhaupt keine Probleme damit um halb sieben aufzustehen. Ganz im Gegenteil, mir gefiel es sogar. So zurück zur angeblichen Übelkeit. Ich klagte fast jeden Tag darüber, aber die Pfleger und die Ärzte hielten mich immer damit hin das sich das mit der Zeit legen würde. Ich war jetzt schon zwei Wochen auf Suboxone. In diesen 2 Wochen hatte ich mich eigentlich auch schon vom Morphium getrennt. Also nie dazu konsumiert. Auch jeglichen anderen Beikonsum lies ich bleiben. Keine Ahnung warum ich das tat. Jedenfalls war nun der nächste Schritt an der Reihe...



Wegen der Übelkeit wurde ich schließlich auf Methadon umgestellt. Ich bekam 40mg und freute mich da ich meinen geliebten Morphium nun einen Schritt näher war. Die 40mg Methadon wirkten erstaunlich gut, ich hatte gar keine Entzugssymptome und mir ging es blendend. Also nicht im Sinne das ich jetzt vom Methadon einen Rausch hatte sondern in dem Sinne das alle Symptome perfekt gestillt waren. Lediglich das Schwitzen war am Anfang sehr extrem. Jedoch war es auch auszuhalten. Am 2ten Tag klagte ich über das Schwitzen und fälschlicherweise das die 40mg zu wenig wären. Gegen das Schwitzen sagte der Arzt, hätten sie früher ein Medikament gehabt, das ist aber mittlerweile nicht mehr zulässig. Zu Meiner Aussage das die 40mg zu wenig seien meinte er nur das die Effekte von Methadon 36h anhielten und sich somit erst innerhalb der ersten Tage der Spiegel bildet. Heute danke ich ihn dafür das er mich nicht hochdosiert hatte. Gut eine Woche war ich dann mit den 40mg zufrieden, nur jammerte ich immer wieder mal wegen des Schwitzens. Jedoch hatte ich es aus einen mir selbst unbekannten Grund gelassen die Dosis steigern zu wollen. Vermutlich weil ich so gerade ziemlich zufrieden war.





Die vermutlich beste Entscheidung meines Lebens



Gut eine Woche war ich nun schon auf 40mg/Tag und ich konnte nicht klagen. Das Schwitzen war auch schon immer weniger geworden - welch ein Glück! Doch nun kam ein entscheidender Moment in meiner Opioid-/Opiatdabhängigkeit. Denn ich beschloss auf Methadon zu bleiben und sogar damit runter-dosieren zu wollen um letztendlich aufzuhören. Keine Ahnung was mich damals zu dieser Entscheidung gebracht hatte, jedenfalls kann ich von Glück reden das es dieses "Klick" in meinen Gehirn gab, und ich beschloss wirklich endgültig aufzuhören. Auch danach wollte ich kein Morphium konsumieren.Dieses "Klick" haben manche erst wenn es schon längst zu spät ist, oder manchmal auch gar nicht. So begann dann mit einer Top Motivation clean zu werden die zweite Woche mit Methadon. Ich hatte allerdings durchs Methadon ziemliche Verstopfungen, dagegen bekam ich allerdings vom Arzt ein Magnesiumcitrit Getränkepulver das einigermaßen gut half. Die zweite Woche verging so dann auch ganz gut. Der Arzt hatte zu Beginn beim Gespräch bei der Einstellung sowieso gemeint ich wäre im Vergleich zu seinen anderen Patienten noch relativ kurz abhängig und meinte das es gut möglich wäre das ich es schaffe innerhalb von 3 Monaten runterzukommen.



Die 2 Wochen waren nun vorbei und ich gab am Montag den Pfleger Bescheid er solle dem Arzt sagen das ich ab Dienstag mit dem runter-dosieren beginnen will. Der Pfleger erschien positiv überrascht über meinen Wunsch. Ich glaube so etwas bekommen die da, doch recht selten zu hören. Am Dienstag hatte ich dann auch kurz mit meinen Arzt darüber geredet und auch auch er war sehr positiv überrascht. Nun bekam ich nur mehr 35mg - Und ich merkte beim Übergang von 40 zu den 35mg gar keinen Unterschied. Es verlief ganz fließend und ohne Probleme. Mit der Zeit merkte ich auch das ich wieder "normal" im Kopf funktionierte. Also immer weniger unter dem Einfluss von Opioiden/Opiaten. Auch alle meine Freunde freuten sich total das ich so entschlossen dazu war aufzuhören. Die Unterstützung von ihnen hat sicher auch einen beachtlichen Teil dazu beigetragen das ich mich so entschieden habe. Ich war allerdings auch noch öfters mit jemanden unterwegs der noch drückte, er bot mir auch relativ oft an das ich mir von seinem Zeug einen Schuss machen kann. Aber jedes mal lehnte ich dankend ab. Ich bin so dankbar dafür das ich mit so einer starken Selbstbeherrschung geboren wurde. Beikonsum war auch absolut kein Problem. Ich nahm nichts illegales, trank nicht mal Alkohol lediglich am Wochenende gönnte ich mir diverse RCs von denen für mich absolut kein Suchtpotenzial besteht (4-MEC, 4-FMC, 2C-E). Dieser Konsum war auch mehr auf experimenteller Basis.



Die 4te Woche auf Methadon begann und am Montag wurde die Dosis auf meinen Wunsch hin wieder um 5mg gesenkt und somit war ich bei 30mg. Auch hier verlief der Übergang wieder fließend und es gab keine Beschwerden. Ich hatte schon sehr große Hoffnungen das ich in nicht allzu ferner Zukunft meine Abhängigkeit hinter mir habe.



Noch eine Woche später war ich dann auch schon auf 25mg herunter. Ich merkte dabei wie auch sonst gar keinen Unterschied. Es schien also gut möglich das ich bald von dem Zeug ganz weg bin. Doch so wie der Arzt anfangs meinte das es gut möglich wäre das ich es innerhalb von drei Monaten schaffe clean zu werden weil ich eben zum Glück noch nicht solange auf Morphium war. Es ging nun auch ganz gut weiter und wieder einen Montag darauf ging ich auf 20mg runter. Diesmal wollte ich sogar schon am Mittwoch auf 15 runtergehen. Obwohl ein paar Leute meinten das ich das nicht zu schnell angehen solle, war ich fest davon überzeugt das ich das nun so durchziehe da ich im nächsten Monat eben wieder mit einer Schule (Chemie und Naturwissenschaft) anfange und ich da auf jeden Fall ganz clean sein sein möchte.



Mich packte immer mehr der Ehrgeiz und ich ging nun schon 2x die Woche um 5mg runter. Meistens immer Dienstag und Donnerstag. Auch dies ging immer ohne jegliche Probleme. Nach ein paar weiteren Wochen war ich dann schon auf 5mg herunten und es waren nur mehr ein paar Wochen bis die Schulbeginn. Ich war davon nicht mehr wegzubringen mich nun in der nächsten Zeit auf 0mg runter holen.



Diese ganze Zeit seit beginn der Substitutionstherapie hatte ich gar nichts i.V. Konsumiert. Dies sollte sich dann aber jetzt ändern. Ich genehmigte mir eben an Wochenenden diverse RCs intravenös. Jedoch kam es mir nie in den Sinn mir Opiate/Opioide auf diese Weise einzuverleiben. Keinesfalls wollte ich rückfällig werden, ich wollte allen beweisen das ich zu den wenigen hier gehören die es mittels der Therapie schaffen von Morphium wegzukommen. Somit verblieb mein i.V. Konsum bei den paar RCs.



Vorher stand auch noch eine entspannende Woche in Kroatien an, hierbei sollte ich eine Mitgabe mit Auslands-Einfuhrgenehmigung bekommen. Bisher beschränkte sich die Mitgabe immer nur auf Sonn- und Feiertage. An allen anderen Tagen war ich immer morgens in die Drogenambulanz gefahren und hab mein Methadon dort genommen. 35mg waren es die ich für den Urlaub mitbekam, lächerlich denn im Vergleich lag das anfangs sogar unter meiner Tagesdosis.





Runter auf 0 – im Urlaub



Im Urlaub lief es dann wie folgt: Ich war den ersten Tag noch auf den ganzen 5mg und an den zweiten Tag bin ich auf die Hälfte runter, also knappe 2,5mg. Am Dritten Tag ging ich dann auf 0mg. Ich wollte es diesmal durchziehen. Hier und Jetzt – nicht mehr hinausschieben. Gegen Mittag merkte ich dann schon das ich recht schlecht gelaunt war, dabei waren auch kurze depressive Phasen dabei. Gegen Abend kamen dann auch die Muskelschmerzen dazu die ich allerdings nicht den Entzug zuordnete. Es kam mir nicht mal in den Sinn. Es dürfte dann gegen 19:00 gewesen sein als ich beim Essen war, die Muskelschmerzen wurden unerträglich und mir war nun sofort klar das es vom Methadon kommt. Aber irgendwann musste ich ja dadurch. Nur wollte ich mir die nächsten Stunden mit etwas 4-FMC angenehmer gestalten. Als ich auf den Weg ins Hotelzimmer war wurde alles unerträglich. Kälteschauer verbunden mit Gänsehaut kam in Schüben alle paar Sekunden über mich. Die vorbeigehende Menschenmassen waren mir enorm unangenehm. Ich überlegte dauernd ob ich nicht irgendwo Besteck auftreibe und mir das Methadon reinballer. So ein starker Drang wie seit Monaten nicht mehr, meine Gedanken sprangen hin und her. Als ich nach den mir endlos vorkommenden 15 Minuten endlich im Hotelzimmer war nahm ich gute 70mg 4-FMC und die meisten Entzugssymptome waren weg. Erstaunlich wie gut mir das half. Während das 4-FMC noch wirkte war ich zwar innerlich nicht mehr so unruhig jedoch fand ich die ganze Nacht keinen richtigen Schlaf.



Die nächsten Tage waren dann der reinste Horror für mich. Diese Trägheit hatte ich zwar den ganzen Tag über jedoch kamen die Muskelschmerzen und die heftige Unruhe erst gegen Abend in Schüben wieder. Ich lag immer die ganze Nacht wach und wälzte mich im immer ungemütlicheren wirkenden Bett. Essen ging mit ein wenig Überzeugung eigentlich noch ganz gut, zumindest zwei normale Mahlzeiten waren immer drinnen. Die Tage bis Samstag vergingen verdammt langsam und vor allem die sechsstündige Autofahrt bei voller Hitze zerrte an meinen Kräften. Als ich endlich wieder in meinen gewohnten Umfeld war fühlte ich mich dann doch deutlich wohler und vor allem der Kontakt mit meinen Freunden lenkte mich deutlich vom Entzug ab. Von Samstag bis Montag fand ich dann wie auch in der Woche zuvor so gut wie keinen Schlaf.



Am Montag schaffte ich es trotz der fehlenden Kraft morgens in die Drogenambulanz zu fahren und dort mit dem Arzt abzusprechen wie es weiter geht. Medikamentös hätte ich mir mehr erwartet aber ich bekam dann lediglich Seroquel (100mg) zum Schlafen und Magnesium gegen die Muskelschmerzen. Obwohl ich diese Neuroleptika hasse fragte ich gar nicht erst nach Benzos und wollte es eben mit den Seroquel probieren. Beim raus fahren nahm ich gleich eine Seroquel in der Hoffnung zuhause dann sofort schlafen zu können. Doch falsch gedacht – Ich bekam zwar die volle Wucht der anderen Neuroleptika-typischen Wirkung zu spüren jedoch unmöglich einzuschlafen. Nun fehlte es mir wirklich an Kraft und Motivation am nächsten Tag nochmal zum Arzt zu gehen und zu sagen das die Seroquel nichts bringen. Ich holte mir sechs Somnubene mit denen die nächsten Tage mit einer Dosierung von 1mg pro Abend perfekt schlafen konnte. In dieser Woche wurden dann diese Schübe an Unruhe und Muskelschmerzen immer weniger. Nachdem diese 6 Somnubene weg waren konnte ich auch ohne die zumindest ein wenig schlafen. Auch die ganzen Kleinigkeiten des Alltags wurden immer erträglicher.





8 Monate – Endlich Frei?



Knappe 8 Monate war es her als ich das erste mal Morphium nahm. Und nun war ich also wieder weg davon. Irgendwie schien das ganze nicht wirklich real. Diese Zeit ist so rasant an mir vorbei gezogen und doch erscheint es mir manchmal wie eine Ewigkeit. Opiate/Opioide werde sicher mal eine Zeit lang nicht mehr anfassen (wenn überhaupt). Ich kann wieder schlafen und im großen und ganzen geht’s mir gut. Phasenweise bin ich zwar sehr depressiv aber das hält sich dann doch meist im Hintergrund. Ich konsumiere noch intravenös, wenn auch nur Upper aber diese Konsumform an sich kann ich nicht wirklich mehr sein lassen (oder will ich nicht). Morgen beginnt für mich schon die Schule – nach 2 Jahren wieder. Manchmal habe ich so meine Zweifel daran ob ich es schaffe das ganze durchzuziehen. Mal mehr, mal weniger. Aber mal sehen wie es dann so laufen wird. So hofft man das Beste...







Meine Geschichte beende ich mit folgenden Gedanken zu dieser Droge:



Anfangs gab es mir alles was ich wollte, doch mit der Zeit nahm es mir alles was mir lieb war – Ein fairer Ausgleich?



Grüße



Psy Wordex





Aktueller Stand: Montag, 24.10.2011



Ich lag falsch,

Ich hab mich geirrt

Wie konnte ich bloß denken das ich es geschafft hätte.

Am Nachdenken wielange ich von Opioide runter war,

Es will mir nicht einfallen,

Da brauche ich eine kleine Hilfe,

Einen Brief mit mehreren Zetteln darin!

Er war immer versteckt aufbewahrt,

denn jeder Blick auf ihn löst den Gedanken

"Wie sehr hab ich mich selbst und andere enttäuscht?"

aus. Und jetzt liegt er vor mir:




Zitat:
Substitutionsbestätigung

Herr Psy Wordex hat vom 27.06.2011 bis 09.09.2011 in der Drogenambulanz einen ambulanten Entzug absolviert und positiv abgeschlossen

Für die Zukunft wünschen wir ihm alles Gute





Ich hatte es geschafft.

Anfangs 2011 begann mein Morphiumkonsum.

Im obrigen Zeitraum hatte ich Erfolg

Erfolgreich den Ambulanten Entzug absolviert,

Mittels Substitutuionsmitteln.

Und nun stehe ich wieder am Anfang

Dabei verlief es doch so gut:




Zitat:
27.06.2011 - Suboxone 2mg

28.06.2011 - Suboxone 8mg

29.06.2011 - Suboxone 10mg

30.06.2011 - Suboxone 16mg

07.07.2011 - Methadon 40mg

23.07.2011 - Methadon 35mg

25.07.2011 - Methadon 30mg

01.08.2011 - Methadon 25mg

08.08.2011 - Methadon 20mg

10.08.2011 - Methadon 15mg

kA.08.2011 - Methadon 10mg

kA.08.2o11 - Methadon 5mg

29.08.2011 - Methadon 5mg

30.08.2011 - Methadon 5mg

31.08.2011 - Methadon ~2,5mg

01.09.2011 - Methadon 0mg






Die Zeit vom 29.08. bis 03.09 war ich ja im Urlaub. Am 05.09 war ich nach den Urlaub erstmals wieder in der Drogenambulanz:




Zitat:
05.09.2011,08:50 Uhr

Pat. auf Null





Ich war so froh das ich es geschafft hatte - Zwei Wochen noch leichten Affen - Danach zufrieden auf 0mg - Runter vom Morph und Metha - Sauber - Aber danach ging es so schnell - Während des Programms nie geballert - Doch gerade aus den Urlaub zurück, gerade zurück und dann wieder Flephe i.V.







Am 12.September ging es dann mit der Schule los - jetzt fällt mir auch das ungefähre Datum ein. Irgendwann um den 20 bis 26 September machte ich einen fatalen Fehler und genehmigte mir wieder Morphium. Bis dahin war ich beim intravenösen Konsum vom 4-FMC verblieben. Eine lächerliche Menge - 2 Kautschuks Ausgedrückte Compensan mit geringen Morphinresten) - etwa 10mg. Durch Zufall am Boden meines Rucksacks gefunden und noch aus Spaß meinte ich bei eisiger Kälte im Freien "Ja zwei Kautschuks damit mir nicht mehr so kalt ist, geht schon klar"





Ich wusste es.

Ich wusste es genau!

Würde ich mir diese

- auch noch so kleine -

Menge geben dann,

dann beginnt alles von Vorne

Es war mir sowas von bewusst,

"Geregelter Konsum - Klar"

dieser Gedanke im Unterbewusstsein,

dieser brachte doch Überzeugung.

Doch ich wusste es

Doch ich wusste es genau!





Innerhalb 1 1/2 Monaten oder so steigerte ich mich von Wochenendkonsum auf täglichen Konsum. Diesen konnte ich allerdings dann recht schnell auf 67mg (Drittelte 200er Substitol) einpendeln. Schon beim Wochenendkonsum dachte ich mir "Mach dir doch nichts vor, du bist wieder drauf und so ist das eben" und damit fand ich mit ab. Die 67mg am Tag ließen sich Prima finanzieren und somit verschwendete ich garkeinen Gedanken daran aufzuhören und mir das alles nochmal anzutuen. Momentan bin ich immer noch auf den 67mg/Tag und ein manchmal wenns auf der Straße Benzos gibt, dann futter ich die auch immer wieder. Aber zum Glück sind sie (zurzeit) sehr selten verfügbar.





Hier noch etwas für mich persönlich momentan sehr wichtiges:



Aber meine Psyche ist in gewissen Punkten -Momentan- deutlich schwach. Ich schaffe es zwar das Ding mit der Schule durchzuziehen Obwohl mir aus diversen Nichtsubstanz-bezogenen Gründen daran auch die Motivation verschwunden ist. Teilweise sind das sogar verständliche Gründe wie z.B. das ich ja in nen naturwissenschafftlichen Zweig gehe und Momentan die Chancen sehr gering sind das ich in einem naturwissenschafftlichen Fach maturieren kann. Das heißt ich müsste in irgendwelchen Fächern maturieren wo es mir an Interesse und Motivation fehlt. Allerdings habe ich jetzt mir wieder gedacht eine Lehre in Richtung Naturwissenschaft mache und eventuell die Abendmatura mache und somit in einem Wunschfach zu maturieren. Dazu hab ich noch ein paar Gedanken die ich allerdings nicht mehr erläutern werde, da es hier eigentlich um etwas anderes geht.



Denn den letzten Absatz habe ich nur geschrieben um für folgendes Problem ein perfektes Beispiel zu haben. Immer bin ich von etwas total begeistert und rede davon, mache es schließlich eine Zeit und schaffe es nicht es bis zum Ende durchzuziehen. Dazu gibt es etliche Beispiele. Jedenfalls kommt es mir vor als würde ich Unterbewusst immer diese (Zukunfts-)pläne schmieden damit ich vor anderen nicht als "Nichtstuer" oder so dastehe. Ich finde eigentlich das dies absolut nicht zutrifft jedoch geben mir diese sich immer wieder wiederholende Muster (Anfangen-Abrechen) sehr zu denken. Allerdings muss ich noch dazu sagen das sich dies auf vieles anwendet wie zum Beispiel irgendwelche Hobbys wie nicht zuende geschriebene Texte, unfertige übersetzte chemsische Verfahren, an Dingen rumschrauben und solches eben.



Abgesehen von dem geht es mir Psychisch total gut; meistens gut gelaunt; geregelter Tagesablauf Wochentags - Einfach gut eben :)

Nur eine oben erwähnte Sache gibt mir zu denken...



WEITER GEHTS IM ZWEITEN TEIL:

Morpheus Urteil II



Grüße



Psy Wordex